19. März 2019

Radio Beromünster und alte G’schichten

Unlängst brachte die NZZ eine Radio-Reminiszenz. Da erinnert sich »der Schriftsteller Alain Claude Sulzer an frühe Erfahrungen mit dem Radio. Als Hörspiele das Publikum in ihren Bann zogen und das Land sich in Gotthelfs Berndeutsch wiedererkannte.«
   Das schöne alte 6×6-Foto eines »Siemens Club RK 92« aus den Siebzigerjahren »zitiere« ich mal hier rechts. (Es gab noch schönere …). So spielte es (danke Zsolt Tikász):

Da stand, wie sich’s gehörte, links drauf »Berom.« (sendete 1931–2008) bei 531 kHz, Mittelwelle (Foto Mathia Calabotti?, Graz)
»Die Schweiz« kannte Großvater wohl aus dem Krieg aus Brünn, ebenso wie »Schwarzenburg« (sendete 1939–1998) auf dem Neunundveirzigmeterband (6165 kHz, Signet der SRI: Luegit vo Bärg und Tal ...). In Südtirol haben wir das dann weiter gehört, zumal das prognostizierte Wetter für die schweizer Alpensüdseite einen Tag später in Südtirol vorbeikam.
   Am Hof hatte sich Großvater eigens auf der Talseite des Hauses in den Obstbäumen eine (wohl 49 Meter lange) Antenne spannen lassen. Die Zuleitung führte über einen einfachen Blitzschutz am Fenstersims – nie nötig – zum Radio in der oberen Stube, wo wir aßen und hörten.
   Täglich lauschten wir zweimal den Nachrichten, nach dem damals noch wichtigen Zeitzeichen in den drei schweizer Landessprachen: « Au troisième top, il sera exactement … » (nicht « stop »). Es gab das »Echo der Zeit«. Da berichtete meist »Heiner Gautschi aus New York«, der sich richtig mit y schrieb, unhörbar, Gautschy, mittags hoch- und abends schweizerdeutsch, oder umgekehrt. Die Familie musste schweigen dazu. So war das meist gegen Ende des Essens.
   Hier, auf Wikipedia zu finden, berichtet er über das Kennedy-Attentat.
   Hier Heiner Gautschy hochdeutsch, im damals noch nicht üblichen Fernsehen:

Schweizerdeutsch hört man ihn in einem Gespräch mit Max Frisch.
   Zu alldem gehört die Geschichte der New York Herald Tribune am Hof (mit dem Auto damals nicht erreichbar), die Mittags etwa zu gleicher Zeit, kurz vor eins, mit den Nachbarskindern als Kurieren ankam.
    Wie manches, das uns früher wichtig war, sind inzwischen Mittel- und Kurzwellensender verschwunden, das Bankgeheimnis, die Grenzen – die Großeltern …

Nachruf der NZZ auf Heiner Gautschy

Permalink hierher: http://j.mp/2UKEFvQ
   = https://blogabissl.blogspot.com/2019/03/radio-beromunster-und-alte-gschichten.html

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