27. Mai 2007

Maien. Der protestantische Pfingstgottesdienst um zehn Uhr hier in der Auricher Pauluskirche begann mit dem Lied: »Schmückt das Fest mit Maien ...« (Text von Benjamin Schmolck, s. ev. Gesangbuch 135). Ich hatte mich sehr geärgert, weil Carla nicht mitgekommen war, obwohl wir bequem die Kirche nur ein paar Hausnummern weiter in der Kiebitzstraße haben. Carla selbst mochte nicht, Gisela hatte es ihr zudem noch ausgeredet. Den Feiertag mitnehmen, ja, das mögen die säkularen modernen Deutschen, aber dafür dem hl. Geist eine Stunde die Ehre zu erweisen, da hapert’s! Dazu die übliche Erziehung zur Bequemlichkeit ...
Das Lied hat mich dann erfreut, wie mich halt der Altar Gottes erfreut von Jugend auf. Ich habe mich nur gefragt, was das denn für »Maien« sind, mit denen wir das Fest schmücken sollen. Bei der protestantisch-persönlichen Verabschiedung an der Kirchentür wusste es Pastor Tatjes: So Zweige halt.
Also zu den Maien: vgl. www.Heimat-Bayern.De/brauch/bdm/mai/maien.html: »Unter ›Mai, Maien oder Mayen‹ verstand man einen belaubten Zweig, wenn er im Frühjahr sein erstes frisches Grün zeigt«, und »der Begriff ›Maien‹ taucht bereits 1491 in Rechnungen der herzoglichen Rentmeisterei in München auf.« Genug der Besinnung, auf, auf, »Schmücket die Hüte mit grünenden Maien«.

12. Mai 2007

Blog-Technik, die ist doch zum Mäuse melken! Erstens werden Blog-Inhalte nicht von Google durchsucht, das Geschriebene ist also nicht auffindbar, und damit praktisch nicht vorhanden. Zweitens kommt man mit »Nächstes Blog« sonstwo zu wildfremden Blogs, statt zum nächsten Eintrag des gleichen Autors. Wieso kann keiner meine Tagebucheinträge der Reise nach Südtirol von Anfang bis Ende hintereinander weg lesen? (War schon eine Kunst, diese Direktadressen herauszufinden – sind sie stabil?) Statt eines brutalen »<< Home« könnte am Ende eines Eintrags doch weiter zum nächsten verwiesen werden. Oder kann man das einstellen? Muss ich am HTML basteln? Geht das überhaupt? Nach x angezeigten Einträgen verschwindet ein Eintrag aus dem Vormonat im Archiv – wer erkennt das schon? Und warum sind Blog-Archive immer noch rückwärts chronologisch sortiert? Ist das denn nötig? Ich bin doch kein Japaner, der die Bücher von hinten her liest ... Schad, dass die neue Zeit so viel auf tolle Technik und weniger auf Brauchbarkeit gibt. Das musst’ ich schnell × sagen.

11. Mai 2007

Donnerstag, 10. Mai 2007 – lange Rückfahrt, Ende dieser Geschichte

Wir wollten ja früh los. Wecken um sechs. Dann kein Frühstück, dafür Betten abziehen, Kühlschrank räumen, Vorräte fotografieren, alles abstecken und Stromzählerstand ablesen (37524,45 kWh), Essen packen – und vor allem das Auto. Nach zwei Schlichtungsversuchen hatten Kiste und die großen Taschen im Kofferraum Platz, zudem noch eine riesige rundes Scheibe Lärche (Rest vom Trog), deutsche Pfandflaschen zurück (Almdudler, gibts jetzt beim Plus in Bonn), Kinderspiele, Schuhe, die restlichen Semmeln. Es blieb aber noch genug für den Fahrgastraum – Proviant, Spielzeug für zwei Kinder, weitere Reisetaschen bis hin zum riesigen Restmüllbeutel, den sich Doris wie einen (stinkenden ...) Airbag bis hinunter zur Staatsstraße vor den Leib hielt.

Jedenfalls waren wir ab 8.30 Uhr (km 201192) »on the road«, bei Kaiserwetter, fuhren aber noch brav zum Friedhof. Wo wir doch den ganzen Hof und viel, viel mehr den Großeltern verdanken. Und da haben wir noch die Haselbrunnerin mit Sohn getroffen, grabpflegend – sie haben vier Gräber dort. Neun Uhr ab Friedhof Sarnthein, mit leuchtender Tankanzeige. Also ohne Extraspurts bis Österreich, das Auto war eh träg und schwer. Ohne Halt über den Pass, leichte Anzeichen von Reisekrankheit bei den Kindern bei der (schnelleren) Abfahrt, Gottlob ohne Folgen, Sterzing, Brenner, in Gries am Brenner tanken (62,92 l à € 1,209 gleich € 76,07) und luftholen (2,2 und 3,0 hinten), dann in Ruhe ein letztes Frühstück im Antlitz der Berge. Schade, dass der sonst so erfrischende hölzerne Brunnen abgeschaltet war.

SMS-Kontakt zu Birte in Rosenheim, die um ½2 eine Vorlesung hatte. Wir erreichten aber Downtown Rosenheim (Max-Irgendwer-Platz, Weber tät ich ja kennen) um ½1, sodass wir mit ihr noch in der knallen Sonne bayrisch Mittagessen konnten. Ab Rosenheim um zwei (km 201409), jetzt Doris am Steuer, nachdem ich mir ein Helles (gibts nur in Bayern) nicht hatte verkneifen können. Wo genau die 15 km Stau zwischen Nürnberg und Würzburg waren, haben wir nicht so genau mitbekommen, schade, denn sonst hätte wir engräumiger umfahren können. So empfahl ich an Nürnberg die Strecke nach Heilbronn, nicht ahnend, dass vor dem Rheintal ebenfalls eine Baustelle für einen endlosen Stau sorgte. Der Verkehr ist inzwischen so dicht, dass jede kleine Verengung Rückstaus von Kilometern bringt – oder umgekehrt: Unsere Verleugnung der automobilen Wirklichkeit ließ uns viel zu wenig Straßen bauen. Und wenn es einmal ginge in einsamen Gegenden, sind endlos 130 km/h vorgeschrieben. Deutschland du Kopfsteinpflasterland mit Fachwerkhausromantik, du Hüter und Bewahrer, gern auch Neuentwickler von Ineffizienz. (Eben hat mir eine junge Mutti erzählt, sie hätte für den Kinderausweis ihres Zweimonatigen biometrische Passfotos anfertigen lassen müssen – für einen Flug nach Österreich! Sogar die augenblickliche Körpergröße des Babys ist festgehalten. Das scheint jetzt international gegen Terroristen so nötig.) Die Klimaanlage blies so kalt, dass Doris sie immer wieder ausgemacht hat, was sie beim nächsten Mal noch giftiger blasen ließ. Ich reiste mit Stirnband, ja Stirnbändern: um Haupt und rechte Fessel, damit ich mit klarem Kopf schmerzlos am Gas bleiben konnte.

In Büttelborn, das ich noch aus meiner Darmstädter Zeit kannte, haben wir dann wieder getankt (56,77 l à € 1,399 gleich € 79,42) und beim Spargelbauern mitten im Dorf frischen Spargel (das Kilo 5 Euro) gekauft. Die Kinder durften die Spargelschälmaschine »mit 24 Messern« bewundern. Bis wir so in Bonn waren – das letzte, kurvenreiche Stück durch den Westerwald nur mehr mit 110 Stundenkilometern und rauschend offenem Fenster, weil es Monique schlecht war – war es ½10 (km 202082). Erst wurden Doris, Monique und deren Gepäck in Beul ausgeladen, danach gelang es mir trotz Baustelle in unsere Friedrichstraße einzufahren: zehn Uhr Abends (km 202086) nach 894 km (Hinfahrt nur 835). Alles raus, Endstation. Carla und Mama glücklich, anschließend freilich beim detaillierten Auspacken Ärger über den verwirrenden Wäsche- und Kleiderverbrauch. Hat sich gelegt, dank Waschmaschine und ruhiger Nacht.

Das war eine schöne Reise, vom Wetter nicht immer begünstigt (eher wie »Ostern in Südtirol«), für Doris und Monique eine erholsame, schöne Zeit, bereits mit Erinnerungen, für mich mit Sorgen um den Hof, für Carla mit engem Vateranschluss und viel Wald und Wiesen und Tieren.

P.S. Ich weiß jetzt, warum die Bilder so lang »hochlaufen«: Es werden die vollen Fotos ins Web kopiert. Man sieht’s, wenn man sie anklickt. So kann man am Grabkreuz das Bild der Großeltern wie in den Memoiren erkennen.

9. Mai 2007

Hoftagebuch 9.5.2007

vorher: https://blogabissl.blogspot.com/2007/05/dienstag-1.html

Mittwoch, 9. Mai 2007 – letzter Tag
   In der Nacht anlässlich Pipi Carla (5) hinaus auf den Hof getragen, Sterne gucken. Sie erkannte gleich von sich aus den Großen Wagen. Hier in den Bergen sieht man sogar die Milchstraße!
   Frühmorgens habe ich mich dann allein aufgerafft, das Protokoll der Hofversammlung vom 30. April zu schreiben. Birte simste um 5.50 Uhr aus Rosenheim [wo sie studierte]: »Einen guten Morgengruß nach Südtirol. Hier regnet’s Bindfäden, und ich muss gleich zum Bahnhof, mim Radl natürlich – na ja ...«. Und auf meine Frage, ob sie bei unserer Rückfahrt da sei, dann um 6.05 Uhr: »Ja, bin da, allerdings von 13.30—16.45 Vorlesung. Meldet euch doch mal, wenn ihr in der Nähe seid. Vielleicht gehts ja aus, einen schönen Tag.« Soviel zur Jörnschen Synchronisation. 
   Dafür begrüßte mich heute – nach 14 Tagen! – T-Mobile im Netz der Telecom Italia Mobile, und Helmut Seethaler, der arme Wiener Zettelpoet, sandte eine Brand-Schnorr-SMS mit Postscheckkonto (7 975 059, 1200 Wien, Wasnergasse 43/8, von +436643369572), ein »letzter Versuch, seine Zettelei zu retten«.
Der Tag ist warm, 21 Grad am Hof, aber ¾ bedeckt. Die Damen sind wie gewohnt mit der Sonne aufgestanden (bitte zurückblättern, wann die hier aufgeht!), und dann haben wir schön am Holztisch draußen am Hof gefrühstückt, mit Ei sogar (fünf Minuten, Doris’ sieben), da, wo ich jetzt am Nachmittag dies tippe (und froh bin, dass keine Sonne scheint, sonst sehe ich nichts im Display). Bilder: links Carla auf der Ebenwies, rechts Monique morgens am Hof.
   Um zehn erreichte ich Hauptforstrat Dr. Broll telefonisch im Büro und sprach meine Enttäuschung über das amtliche Durchforsten an. Er will der Sache nachgehen.
   Weil bei uns die Semmeln zur Neige gingen, entschloss sich Doris zu einer letzten Fahrt ins Dorf. Ich wollte zum Gampenrieder unten in Niederwangen. Monique wollte mit Doris, Carla mit mir mit. Also hat uns Doris zum Gampenrieder gefahren und kam dann noch rechtzeitig für Besorgungen ins Dorf, Speck zum Beispiel. Unser Geld geht zur Neige, zeitlich passend. Sie hat noch das Grab gewässert, ein Licht angezündet, und kaufte ansonsten beim neuen Despar ein, der mittags offen hat und abends bis um sieben. Schade, eigentlich ...
   Carla und ich haben uns beim Gampenrieder (920 m, wir liegen gleich hoch) – eine Landkarte und ein früherer Wanderbericht von mir müssten eigentlich im Internet zu finden sein. Warum diese Blogs nicht von Google indiziert werden, weiß ich nicht) – erst einmal mit dem Altbauern unterhalten, der gerade Erdäpfel sortierte. Der Mann sieht alt aus, ist aber hellwach, wusste mein Geburtsjahr, das ich ja selbst fast verdränge. Gute, langsame Unterhaltung. Ich rede gern mit den Alten, es braucht nur Ruhe und Zeit dafür. Gestern war der Fitscher da, kolportierte, dass mein sel. Großvater ihm gestanden hatte, er müsse wohl betrunken gewesen sein, als er ihm sein Grundstück unten im Tal verkauft hatte – »wenn er jemals betrunken war« [Die Fietsch, oder Fitsch, hatte zu Siebenfahr gehört]. Ich gönn’s ihm gern, dem Fitscher. Er erinnerte sich noch, wie er uns oft die Koffer in den Milchaufzug hob, der von dort aus auf unseren Hof ging, bevor man mit dem Auto heraufkam. Aber ich schweife ab.
   Der Weg vom Gampenrieder zum Haselbrunner (1050 m) geht zunächst direkt oberhalb seines Hofes hinauf. Das nächste Tal dazwischen ist das schluchtartige Rotwandtal, aus dem schon die Lentsch und Schlögg ihr Wasser haben. Man muss also erst einmal hinauf, um die Schlucht zu umgehen und kommt dann auf einen breiten Güterweg, der bis zur Haselbrunn-Grenze geht. Ein Plan, den Weg befahrbar weiterzuführen, wurde bis jetzt nicht verwirklicht. Wir haben dabei natürlich allerlei erlebt. Hier punktweise:
· den alten Bauern
· die Schlucht (»Carla, gib mir die Hand!«)
· eine Quelle im Rotwandtal, das frische Wasser mit dem Universal-Frisbee aufgefangen
· eine kleine Schlange, tot, eine Eidechse, viele Vögel, Grillen u. a. Getrier
· eine Spinne am Weg, die sich spontan aus dem Netz auf den Weg fallen ließ und dann, beruhigt, mit aufzugartiger Geschwindigkeit senkrecht wieder am Faden hochfuhr und sich wieder in die Mitte ihres Netzes setzte.
· einen Ameisenbaum, also ein Ameisennest in einem lebenden Baum
· zwei Ameisenstraßen, eine oben entlang einem Zaun als Hochstraße
· schöne Schmetterlinge
· eine Eibe
Auf dem Weg öfters sehr schönen Blick auf den Hof und ins Tal hinein. Das Foto zeigt den Hof und dahinter das Sägewerk – vielleicht sogar mit unserem Holz –, den Weiler Bundschen und die Sarner Berge (wers genauer weiß, bitte melden!). Rechts oben die Sefen (1016 m), ein Hof angeblich mit uraltem Heiligtum. Ideal ist wohl der Rundweg oben über Haselbrunn hin zum Gampenrieder und dann unten über die alte Römerstraße zurück.
   Bei Haselbrunn machte niemand auf, dafür kam uns später die Haselbrunnerin mit dem Sohn im Auto entgegen. Sie hatte ihn vom Kindergarten in Sarnthein abgeholt. Nächstes Jahr soll er in die Schule, dann gibts Schulbus. Hier am Hof noch den neuesten Ansitz am Raut beim Etzel bewundert: fast eine Gartenhütte mit Bozen-Talblick und Hochklappfenstern. (Dass man Martina und Igor ins Schlafzimmer gucken kann, ist bereits negativ aufgestoßen.)
   Dann ein spätes Mittagessen mit Tomatensuppe. Die Kinder stellen mit großen Zaunpfählen und Wackersteinen einen Burgbrunnen mitten im Hof auf und haben überhaupt ihr Allotria. Doris musste den bösen König spielen – bequemerweise aus der Campingliege. Der Vater des Bienenzüchters kam vorbei. Sie holen 46 Stöcke aus Graz, dort seien sie bis zur Hälfte billiger. Morgen sollen sie installiert werden.
   Jetzt wollen wir noch wagenwaschen, packen. Doch Carla haut ab, beleidigt, weil ich ihr energisch sage, sie dürfe Moniques Bürste nicht über den Hof werfen: »Ich gehe jetzt weg und komme nicht wieder ...«. Ich habe sie mit Monique dann tatsächlich auf dem Weg nach Bonn gesucht, während das schlaue Kind schon wieder hinterrücks heimgekehrt war. Dumm, und dennoch erschreckend.
   Am Abend hat sich Michl angemeldet – der inzwischen zur Gaudi der Kinder hier war, bis zwanzig nach acht, mit und Abend aß. Fritz versuchte aus frischen Haselnusszweigen Pfeifen zu schnitzen. Mehr als ein »Proof of Concept«, tesafilmgeflickt, kam nicht heraus, die Zweige stehen zu wenig im Saft, und man bekommt die Rinde nicht runter. Jetzt angeln die Kinder am Trogabfluss Kaulquappen, der Fotoapparat will sie aber in der Emailleschüssel nicht recht scharfstellen. Es wird kühl, 13 Grad. Eine Amsel singt Gut Nacht, Grillen zirpen – ein Städter hielt’s für Tinnitus, so ausdauernd. Ein Süd-Nord-Jet zieht noch Kondensstreifen in der Sonne. Ich werde den Platz hier vermissen, wo man die Augen vom »Schreibtisch« aus sozusagen ins oberste Bücherregal heben kann und sieht immer noch den eigenen Berg, die eigenen Bäume. Hoffentlich kann ichs erhalten.
   P.S. Juhu. Gestern kam wieder einmal eine Leserrückmeldung: »Lieber Fritz, vielen Dank für die tägliche Morgenlektüre! Und einen angenehmen Aufenthalt wünscht Michael« – Habe mich sehr gefreut, und bringe sie hier der kuriosen Zeichen halber.

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8. Mai 2007

Dienstag, 8. Mai 2007

Ich mache das ja so: Zuerst schreibe ich Tagebuch wie üblich in Word 2003, ohne Auszeichnungen, ohne Bilder – aber mit laufender Rechtschreibkorrektur, die ich im Onlinebetrieb nicht hätte, ganz zu schweigen von der extensiven Verbindungszeit. (»Meran« kennt Microsoft nicht, empfiehl »Merian«. Banausen!) Dann kümmere ich mich um die Bilder des Tages. Die SD-Karte aus der Kamera, eventuell auch die von Doris, wird direkt in diesen Laptop Modell Thinkpad X60s gesteckt. Frische Bilder kopiere ich in das entsprechende Unterverzeichnis. Dort werden sie dann nach Bedarf gedreht und vor allem gruppenweise umbenannt, auf dass ich sie später wieder einmal finden kann. Jetzt werden auch Panoramabilder elektronisch zusammengefügt, weil ich später oft vergessen habe, wo ich ein »Panorama« aufgenommen habe. Zugleich läuft das Bildbearbeitungsprogramm Picasa, mit dem ich mir die wichtigsten Bilder dann groß ansehe und probiere, ob eine Bildverbesserung was bringt. Bei Aufnahmen in schwierigen Lichtverhältnissen, etwa bei Gegenlicht oder Dunst, ist das oft der Fall. Hernach werden die verschönerten Bilder über die Originale drüberkopiert. Die Originale gehen dabei verloren, außer ich rette mir sie unter einem anderen Namen. Möchte ich ein Bild im Tagebuch veröffentlichen, so wird es eventuell beschnitten. Erst wenn alles fertig ist, Text und Bilder, gehe ich online, um das Tagebuch als »Blog« zusammenzustellen, Tag für Tag. Dabei muss ich die wenigen zum Text passenden Bilder erst mühsam hochladen – wie schon geschrieben eine Sache von langen Minuten – und sie dann im Text an die richtige Stelle platzieren. Die »Vorschau« gibt einen ungefähren Anhalt, wo die Bilder hinterher landen. Änderungen wie Breite des Weißrandes um ein Bild oder rechtsbündige Positionierung mache in im Blog direkt im HTML-Kode, kein Problem. Ganz zum Schluss wird »veröffentlicht«, was dann ganz schnell geht, befinden sich die Inhalte doch bereits beim Blog-Dienstleister – bei »Blogspot« Google. Jetzt kann ich mir ansehen, wie der Blogeintrag wirklich aussieht, wobei die Ladezeiten wieder recht lang sind, denn die Blogwiedergabe ahnt nicht, dass ich die Bilder auch am Rechner habe. Macht nichts, der neueste Eintrag ist oben und erscheint als erster. – Soweit zur Technik, nun zum Tag.

Heute musste ich schon um neun Uhr in Algund sein, das ist hinter Meran, wo es eine Steilstufe aus dem von Bozen bis dorthin platten Etschtal hinaufgeht ins Vintschgau. Von Bozen nach Meran, ja fast bis zum Ziel, führt die »Mebo« (Meran—Bozen), eine autobahnartige Schnellstraße, historisch sich der Etsch entlang schlängelnd, auf dass ja nicht zuviel Kulturgrund dem mobilen Moloch geopfert werde. (Zur Zeit sind die Südtiroler vehement gegen eine dritte Autobahnspur von Trient nach Bozen.) Also bin ich kurz vor sieben aufgestanden, einsam, und habe mich, wie man so schön sagt, um halb acht vom Hof gemacht. Der Tag war schön, mein Blackberry-Navigationssystem Marke Telenav hat sogar die Straße in Algund gekannt, Ort und Straße sogar deutsch, was in Südtirol für Navigationssysteme eine Nagelprobe ist. Wir Tiroler bestehen darauf, auf korrekte mehrsprachige Toponomastik! Nur die Hausnummer wollte Telenav vor dem Straßennamen haben, südländisch. Auf dem Weg vom Hof zur Hauptstraße empfahl die Blackberry-Stimme erst einmal richtig, 1,8 Kilometer zu fahren, wurde dann aber zweimal unsicher und empfahl »wenn möglich bitte wenden«. Dass es links nach Süden und nach Bozen geht, wusste sie aber sicher. In Bozen kamen wieder kleine Positionsunsicherheiten auf, aber da fuhr ich ohnehin Schleichwege bis zur Mebo-Auffahrt. Danach hatte ich Ruhe, teils, weil die Autobahn durch das herrliche Etschtal mit seinen Burgen und Ansitzen, mit den Apfel- und Weinanbauflächen immer weiter zu durchfahren war, und dann, weil sich das Navigationssystem kurz vor der entscheidenden Ausfahrt heimlich abschaltete. Die Dinger lassen einen einfach hängen. Und bevor man sie wieder aktiviert hat – das ist ja nicht so einfach wie Uhraufziehen und stellen – ist man mit ein wenig Fragen eh schon dort, wo man hinwollte. In meinem Fall bei einem Rechtsanwalt mit Blick auf Schloss Tirol. Glückliches, schönes Südtirol. Die Auskunft war auch nicht so schlecht: Das nur hier gültige, altösterreichische Höfegesetz, wurde 2002 den Zeitläuften angepasst. Ziel bleibt die Erhaltung der Höfe.

Gegen zehn (9.42 Uhr) bin ich wieder zurückgefahren, und empfahl Doris, mir mit den Kindern vorne, die Sonnseite herunter, entgegenzugehen. »Sorry, haben bis gerade geschlafen«, war die Antwort um 10.15 Uhr. »Dann bitte ich um ein gescheites Frühstück (mit Ei) draußen in 15 Minuten«, simste ich um 9.42 Uhr schon aus dem Sarntal zurück. Auch das musste warten, denn um 10.29 hieß es: »Das schaffe ich nicht, müssen uns noch anziehen.« So sind’s, die Urlauber! Es sei gegönnt. Die Eier hab halt dann ich gemacht.

Zwischendurch kam Luis, unser primärer Holzarbeiter, auf Visite vorbei, warum, weiß ich eigentlich gar nicht. Ein wenig hört man dann immer gegenseitige Kritiken heraus, in dem Fall zum bei der Holzversteigerung erzielten eigentlich guten Preis, der angeblich noch besser hätte sein können. Pichler aus dem Eggental soll 110 Euro gezahlt haben. ’s ist wie bei der Börse, hinterher meint man stets klüger zu sein.

Danach ein wenig »Geschäftliches«: über Mail war ein Auftrag hereingekommen, den ich erst einmal verstehen musste, und eine freundschaftliche Überarbeitung einer Bewerbung. Doris und die Kinder haben derweil draußen gespielt. Um halb drei hatte sich Albert, Jagdaufseher und Faktotum, angemeldet mit Linda. Mein geschäftlich aufklärender Anruf aus Deutschland kam korrekt kurz davor. Ich werde spätestens am Wochenende bissl arbeiten müssen, ganz ungewohnt ...

Während Linda und meine Damen am Hof Kaffe kränzten, ging ich mit Albert in den Wald, schon zwecks Bewunderung seiner Bauten. Der Springer-Bildstock ist bis auf den Jesus tatsächlich ganz sein Werk. Ein Genie mit Holz. Zurückgekehrt haben wir noch ein wenig am Hof herumgebastelt, Doris bügelte, mir gelang es, die Gatterschließung hinzubekommen, und die Kinder genossen den Tag in Luft und Kleidchen, machten Plastelinmodelle und gaben den Pferden heu und Äpfel. Sie haben sogar geheiratet, sichtbar an einem Walzer über den Hof – leider mit bloß gedachter Musik. Jetzt, um halb neun, haben sie ausgiebig gebadet (»Knisterbad«) und löffeln am Stubentisch Quarkspeise mit rotem »Lampone«. Kurz, die Stimmung ist gut.

Morgen, an unserem letzten Tag, wollen wir auf der Sonnseite hinunter zum Gampenrieder wandern – nur: wie zurück? Das Wetter soll wieder schlechter werden; der Luftdruck sinkt schon wieder. So, jetzt schiebe ich das mal hoch, ohne nochmal zu lesen. Wems nicht passt oder wer was findet, der möge sich melden.

7. Mai 2007

Montag, 7. Mai 2007

Ein erster, wieder schöner Tag, mit Draußen-Leben. Weil wir weiter kein Programm hatten, keine Termine oder Leute, die sich angemeldet hatten in der hier zeitlich dehnbaren Form, konnten wir endlich hinauf in den Wald gehen. Den Schlag und die Aufforstung unten auf der Schattseite (»Schwammerlweg«) hatten wir ja schon gesehen, nicht aber die Hauptstrecke hinauf. Also sind wir, nach gutem, spätem Frühstück und dem Start einer Waschmaschine hinaufgefahren bis zum Vorderen Stall vor den Schranken. Schon dabei Sonne, warm, wie sich’s hier eigentlich gehört. Weiter wanderten wir zu Fuß. Fichten mit ungeheuer viel Blütenstaub. Am Mittleren Stall bei »Alberts Werkstatt« die Reste des neuen, lärchernen Troges (der übrigens leider schon wieder rinnt, da Spalten), schönes, rotes Holz, gespalten, nicht gesägt, denn ein Trog will gezimmert werden.

Weiter oben bei der Abzweigung des Spöglerwegs das neue Marterl für unseren Dr. Paul Springer, ein schöner Bildstock am Wegesrand. Den hat Albert aufgestellt. Im Sommer wollen wir ihn unter Anwesenheit geistlicher, weidmännlicher und weltlicher Honoratioren dann fromm einweihen.

Dann haben wir uns getrennt. Monique und Doris, schon ihrer schwachen Schuhe halber, gingen den Paradeweg zum Oberen Stall, Carla und ich durch eine frische Durchforstung vom Spöglerweg aus, direkt und weglos. Carla will immer ihre neuen Bergschuhe ausprobieren, und dazu muss sie natürlich ab vom Weg. Zudem finden wir immer wieder etwas Besonderes, eine Eichelhäherfeder, verwitterte kleine Knochen in einem Loch unter einer Wurzel, Marmorsteinchen. Welches Stadtkind kennt schon das Zirpen der Grillen? Reife Staubpilze zum ausstäuben?

Am Oberen Stall haben wir die neue hohe Hütte für den Traktor bewundert – so groß, damit dessen Kran mit unter Dach passt – ein bisschen gerastet und gespielt. Dank Michl haben wir den Schlüssel zum dortigen geheimen Gesellschaftshaus. Dann stürzte Monique ordentlich von der Leiter zum Kinderhochsitz und schürfte sich die rechte Backe auf und etwas die linke Hand und bissl Kinn, Nase, Stirn und Hals. Sonst blieb alles heil. Am schönsten fanden die Kinder die Schmetterlinge am Weg.

Zu einem späten Mittagessen waren wir wieder am Hof. Wir klappten Tisch und Bänke herunter – die wir bei Regen immer hochstellen – und aßen vom Aufgewärmten: Risotto con Penne, würzig saturiert mit Hähnchengeschnetzeltem. Und dazu servieren wir knackigen Gurkensalat – auf dass halt wieder was übrigbleibt ...

Nachmittags zur freien Verfügung, ein bisschen Haflingerreiten auf Samantha (die andere heißt Mera), Wäsche auf- und abhängen, Garten gießen (automatisch), basteln (einen Gandgriff an eine alte, aber messerscharfe Runkel [kleine Krummhacke]). Das machte ich mit Carla, las ihr auch noch etwas vor, und wir gingen dann Doris und Monique die Straße hinunter entgegen, pflichtgemäß mit manuellem Wasserspulenauskehren, bis zur ehem. Noag Wies. Doris hatte Koflers im Dorf besucht, unsere frühern Pächter, wieder die fleißige Helga nicht angetroffen, dafür Monika, die Gymnasiastin. Sehr nett, sagt sie. Sie bekam sogar eine Führung durchs Dorf samt neuem Despar und Besichtigung des kommenden Hauses von Koflers.

Danach Abendessen am Hof, bei einbrechender Dunkelheit bis umma Neune, wann dann selbst der Kuckuck schweigt, der hier sonst den ganzen Tag ruft. Immer noch 16 Grad, Tagebuch, Fotobearbeitung, Doris am Telefon, Kinder mit Überraschungseiern von Koflers, gleich je drei ... Dann vor dem Zubettbringen freilich noch die gewohnte Zigarettenpause – für Nichtraucher wie immer unverständlich.

Übrigens, um Punkt neun Uhr früh rief das Forstamt an und schickte und dann einen freundlichen Herren vorbei, Heinrich Gasser aus Jenesien (Birnbaum 29, Tel. mob. 3335954231), ein alter, langjähriger Mitarbeiter des sel. Dr. Springer, der immer schon Bienen im Wald gehabt hatte. Nun bat er um Erlaubnis, ca. 11 Stöcke vor der Schranke am Vorderen Stall aufzustellen. Ich will’s ihm gern gestatten, werde aber noch Igor darüber verständigen. Der Platz scheint mir gut, öffentlich zugänglich ohne weitere Störungen, bei einer Quelle (heute war sie allerdings strohtrocken) und umgeben von gutem Wald.

6. Mai 2007

... und die beiden werden doch gebadet!

Sonntag, 6. Mai 2007

Gestern Abend hatte Doris noch die Geierwally geguckt, geschluchzt, furchtbar sagt sie. Ja, so sans, die DVDs (aus dem PC), man kann sich einen Film wirklich intim zu Herzen führen.

Sonntag gleich in der Früh die schwierige Entscheidung, mit Stroblmairs auf ihrem Badegrundstück am Kalterer See Picknick zu machen oder klassisch nach Kohlern hinaufzufahren – amtlich noch einem teil von Bozen. Weil es draußen nur zehn Grad hatte, bei bewölktem Himmel, entschieden wir uns am Telefon gemeinsam für Kohlern.

Dann ein schnelles Frühstück mit schön hergerichteten Kindern – Doris durfte hier bleiben, wir fuhren in die Kirche. Heute war wohl Florianstag, die Feuerwehr stand schon am Gries, aus der deutschen Schwestergemeinde war die fromme Wehr im Bus angereist gekommen. Alles passte, nur das Wetter nicht. Die Kirche war voll – nun, sagen wir, fast so voll wie in alten Zeiten –, der Kirchenchor sang (zeitsparend schon vor Beginn der Messe, ich meine das Gloria), das Orchester geigte, alles vom Feinsten. Der Priester – ein anderer als gewohnt – zog mit Geleit und Weihrauch durch das Kirchenschiff ein, Schlag 9.30 Uhr. Neben mir Monique und Carla, die sich sehr brav hielten, nur ein wenig im Gotteslob blätterten. Sie durften dann auch mit mir zur Kommunion vorgehen und empfingen vom Pfarrer einen Sondersegen – nachdem er bei der Predigt ganz auf Liebe, Ehe und Gemeinschaft abgehoben hatte, sogar mit gezieltem Dialekteinsatz bei Ansprache an die Kleinsten. Es war schön.

Ein wenig eilig fuhren wir dann – bei leichtem Regen – auf den Hof zurück, Doris abholen, und dann schnell nach Bozen (zuerst war Monique schlecht, dann Carla, dann keiner mehr – alles schön folgenlos). Wir querten Bozen über den Zwölfmalgreinplatz (den mit Daniel in der Löwengrube), dann die alte Brennerstaße hinauf zur Rittnerbahntalstation, weiter durch den Bozner Boden und hinüber über den Eisack (nicht »die« Eisack) zur Talstation der Welt ältester Personenseilbahn, der nach Kohlern hinauf (»Erste Personenschwebebahn der Welt, 1908«). Wir hatten uns dort für die 11.30er-Bahn mit Helmut und Jana verabredet. Doris war schon in Ängsten, die Fahrt dann aber kurz, steil und schmerzlos. Keine Schluchten, keine Gletscher, kein Uhuhh über hohe Böcke bei flacher Fahrt. Oben – Kohlern liegt auf 1135 m.ü.d.M., Bozen auf 260 – haben wir nach einem halbherzigen Spaziergangsversuch – die Sonne war inzwischen herausgekommen, die fernen Berge einschließlich der Sarner Scharte und dem Rittner Horn zeigten sich im Neuschnee – ganz vornehm à la Luftkurort-Sommerfrische gespiesen, mit besten Weinen, Stroblmair-traditionell. Ein bekannter Bozner Arzt gesellte sich zu uns, für mich eine neue, erfreuliche Bekanntschaft. Jörn-Müllers versuchten ohne Vorspeise auszukommen, was dank der eher unvollständigen Esserei der zugehörigen Kinder nur teilweise gelang. Jedenfalls war’s edel und schön mit unvergleichlichem Blick über Rosengarten, Ritten (samt Erdpyramiden), Etsch-, Eisack- und Sarntal, unten Bozen, der Moloch. Im Foto der Fernblick auf die Sarner Scharte (2460 m), vorne links die Wangener Kirche und rechts daneben Dorf Wangen (1081 m), dahinter wäre unser Hof, stattdessen sieht man ein Tal weiter und hoch unter der Scharte den Jöchler von Windlahn (ca. 1500 m) und rechts oben, weiter vorn, oberhalb von Wangen den Sulfertaler (ca. 1400 m). Wir sind dann noch ein gutes Stünderl spazierengegangen, nach Geschlechtern getrennt. Mit Helmut ergaben sich Gespräche über High-Speed-Internet für Berggemeinden und deutsche Sprachinseln im Trentino. Vielseitig. Und dann riet er mir zu einem Fachmann für geschlossene Höfe in Meran, den ich 1998 schon einmal aufgesucht hatte, auch auf seinen Rat damals. Um ½4 sind wir wieder hinuntergebremst – oder wie sagt man da? – und heim auf den Hof gefahren. Leider musste ich feststellen, dass mir ein hellblaues Auto rechts vorne eine Beule hinterlassen hat.

Nach kurzer Rast am Hof gings weiter zur Pizzeria beim Sportplatz, Albert und Linda treffen. Es war wieder nett, die Kinder konnten draußen spielen, bekamen ihre Nudeln. Albert spielte seinen gerne etwas abgleitenden Humor aus, wie immer, was denn aber durch intime Kenntnis unseres Waldes und fast aller Intrigen wieder wettgemacht ward. Derweil hielten draußen Doris und Linda (wie aus dem Ei gepellt, wie immer) ihre fraulichen Gespräche bei kurzweiligem Kickerspiel (Monique gewinnt gegen Carla, Doris gegen Linda und schließlich Carla gegen Monique) und kessem Schaukeln.

Inzwischen, kurz nach neun, bringt Doris die Kinder ins Bett, und ich habe hier trotz klammer 14 Grad draußen ordentlich gegen den Zigarettenrauch gelüftet – Erfolg: 14,7 Grad herinnen. Aber keine Angst: Die Tage werden wieder laufend wärmer, schöner, und bis wir am Donnerstag zurückfahren, wird wieder Sommer sein.

5. Mai 2007

P.S. Über die Nächte. Da fällt Monique aus dem Bett, tut sich aber nichts, weil sie schon die Decke vorausgeworfen hat. Da liest Fritz Carla Gedichte vor über Riesen, die im Schlafe nachts verschluckten ’ne Maus (Timpetu), über schwere Ritter, die, pardauz, Rheinbrücken zum Einsturz bringen (Ritter Kauz vom Rabensee) oder über Landsknechte mit Maus im Rock (Ladislaus). Und da träumt er selbst davon, im Wald Schafe zu entdecken, und vom Schäfer nur Rock und Rucksack. (Kein Bild)

Samstag, 5. Mai 2007

Ein »Frauentag«, sagt Doris. Weil sie mit den Kindern den ganzen Tag unterwegs war, während ich hier am Hof blieb, vormittags ein wenig Igor mit Umschichten von Brettern half, von draußen unter Dach in den Stadl.

Aber zunächst gabs wieder Sonne und etwas besseres Wetter, nach den nun doch ergiebigen Regenfällen in der letzten Nacht. Heute dann diese schöne Stimmung mit glasklarem Blick, sich auflösenden Wolken über dem Tal, und immer wieder Sonne. Leider zieht es jetzt am Abend wieder zu.

Doris ist mit den Kindern – und ohne ihren Fotoapparat ... – ins Tal gefahren, erst Blumen fürs Grab kaufen, dann Schloss Runkelstein besichtigen. Eine Führung haben sie wohl verpasst, nicht aber einen Imbiss dort. Dann zurück und durch ins Dorf, wo sie das Grab gerichtet haben und auf besonderen Wunsch von Doris die Koflers, unsere früheren Pächter, besucht haben. Sie war nicht da, weil sie wohl den ganzen Tag arbeitet, er aber und ein Sohn hatten Zeit und scheint’s auch recht gute Laune für sie. Albert hatten sie getroffen, der zu mir fahren wollte, sich aber hier nicht hat sehen lassen. Nun, vielleicht hat er sich auch nicht getraut, laut nach mir zu rufen.
Abends gibts Hendlgeschnetzeltes mit Reis à la Chef (: Des bin i).

4. Mai 2007

Freitag, 4. Mai 2007 – Nebelreißen

Der Tag fing schon kühl an: drin 16, draußen 17 Grad und Wolken. Nach einem späten und gemütlichen Frühstück – Doris Kaffee, klassischen, Fritz Tee, ebenso, Carla Kakao und Monique, die Toastmeisterin, gelbe Fanta; erst Semmeln, dann Joghurt »und dazu träufeln wir eine Spur Lampone (Himbeersirup) drüber«.

Im Dorf genauso kühl, mittags 12 Grad. Wir sind herumgewandert, haben hauptsächlich Brot und die Zeitung eingekauft. Beim Bäcker habe ich ein altes Foto abfotographiert, man beachte die Ziegen. Meinen Umwerfer wollte der Schlosser im Radshop nicht machen. Beim Höllriegl ein frühes Suppenmahl, Zwiebel- und Nudelsuppe.

Nachmittags veritablen Schlaf mit den jeweiligen Kindern. Zum Einschlafen bei mir Fotoroman und dann Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland – Carla begeistert. Wir sind dann aber doch eingeschlafen.

Für mich danach ein kurzer Ausgang mit Kamera in den hochsteigenden Nebel – der Regen leider eher unergiebig. Die nasse Hängematte gerettet, auf den Dachboden. Die Kinder spielen auf Doris’ Laptop »Die Maus II«: »Aller Anfang ist schwer, versuch’s noch mal!«, »Ganz schön schwer, was?« – immer wieder.

3. Mai 2007

Donnerstag, 3. Mai 2007

Heute bin ich extra früh aufgestanden, war schon um sieben draußen am Hof, gewaschen, rasiert und angezogen – doch da war im Gegensatz zu gestern, wo man mich um acht im Bademantel erwischt hat, überhaupt nichts los. Der Tag fing klar an, 12,6°. Ich habe dann die Zeit genutzt und noch mit Carla und Monique im Bett ein wenig gelesen: Fotoroman, italienisch, und dann Kindergedichte, von Brittings geschenkt (Reclam, »Die Wundertüte«). Doris schlief aus.

Nach dem Frühstück tauchte auf einmal Igor auf, er wolle zu den Pflanzern gehen. Das haben wir uns nicht zweimal sagen lassen und sind ihm nachgefolgt. Da waren Werner, Florian und Igor beim Bäumepflanzen, schöne verschulte (d. h. einmal umgepflanzte, 2 + 2 Jahre alte) Fichten aus Welschnofen und ein paar Lärchen, am frischen Schlag am Ende des Schwammerlweges mit Blick auf Hugo, die Säfen und Windlahn. Die Kinder durften auch pflanzen, ganz echt, nicht nur wie in der »Vorschule«. Um zwölf sind wir dann mit Igor zurück zum Hof. Leichtes Mittagessen draußen.

Fritz dann kurz vor zwei ab nach Bozen zu Dr. Karbacher vom Bauernbund. Es stellte sich heraus, dass seine Frau aus Köln ist, sie beide öfters hinfahren. Stippvisite bei Helmut Stroblmair in der Raiffeisenzentrale, der mir seinen Chef vorstellt. Danach habe ich vergeblich versucht, den Fahrradkettenumwerfer zu bekommen und musste dazu quer durch Bozen stapfen, erst in die Cavourstraße – Heimatgefühle –, dann zum Bianchi-Vertreter am Verdiplatz, südlich Waltherplatz, da, wo die alte Straße nach Trient abzweigt (Bicishop des Gonella Pasquale, Verdiplatz 17, Tel. 0471-971084). Ein Campagnolo «veloce» für 35 Euro hätte vielleicht gepasst, war mir aber zu klobig. Die grüne Bianchi-Farbe in Dosen war ihnen auch ausgegangen. In Bozen stickig, 21°, am Hof dann 16°. Das Wetter soll regnerisch(er) werden.

Die Kinder haben derweil den Nachmittag mit Spielen verbracht. Albert war vorbeigekommen.

Martina fährt sich mit dem Auto beim Zurücksetzen in den neuen Carport unter der Stadlbrücke in der Böschung fest, wird von Albert und Doris wieder flottbekommen.

Abends großes gemeinsames Abendessen mit Igor und Martina, von zwei Köchinnen zubereitet: panierte Schnitzel, Kartoffel (Doris), Graupensuppe (Martina), in dieser Reihenfolge. Nett, aber dann wollten die beiden wieder weiterarbeiten, im Garten, im Stadl. Jetzt hinter mir allgemeines Vollbaden (außer mir natürlich)!

Blick vom Langacker zu Haselbrunn, Schlögg und Sam (841 kByte, in nur 5 Minuten »oben«)

2. Mai 2007

Mittwoch, 2. Mai 2007 – Bozen-Tag

Vormittag schön, ab Spätnachmittag kalt und regnerisch am Hof, kurz vor sechs am Abend hinterm Stadl 12 Grad. Die Berge oben in Wolken, das verregnete Grün darunter desto satter. Vom Vollmond werden wir nichts sehen – nachdem er sich gestern hinter wallenden Wolken über dem Sam geheimnisvoll vervollständigt hatte.

Früh um acht wurde ich erst einmal von Doris aus dem Haus gescheucht. Draußen stehen Leute, wollen was und machen Lärm ... Unser Auto steht im Weg zum Haselbrunn, woher Durchforstungsholz geholt werden soll, das wir gestern am alten Weg gesehen haben.

Nach dem Frühstück sind wir dann nach Bozen gefahren. Zuerst zur Altstadt, Parken Hotel Mondschein. Ich erkundige mich in der Bindergasse im Messergeschäft nach einer Fahrradwerkstatt und werde in die Cavourstraße verwiesen, zu einem »Engel«, gegenüber unserer alten Wohnung; »der früher Motorräder hatte«, sag ich. (Laut Telefonbuch: Engl, Cavour-Str. 29, Tel. und Fax 0471-978114, www.Zweirad-Engl.It, Zweiradengl@DNet.It) Ich brauche ja noch einen vorderen Simplex-Kettenumwerfer (derailleur) aus den fünfziger Jahren, siehe http://bianchi.com/community/forums/post/1512.aspx.

In Bozens ältestem Schuhgeschäft (»Palma«, Lauben 18A, klein, schöne Gewölbe) bekommen die Kinder für 55 Euro feine Bergschuhe, gleiches Modell, nur Größe 32 für Monique und 33 für Carla. Monique passen sie angeblich nicht, Doris schafft es trotzdem, zum Glück. Die Dame, die uns bediente, erzählt uns, sie verkaufe hier schon sechzig Jahre lang Schuhe, und erkannte mich als Einheimischen. »Dann muss ich nach einem Rabatt fragen«, sag ich darauf, und bekomme. Ich hätte fragen sollen, ob sie sich noch meiner sel. Großeltern erinnert und dann indirekt mir, wie so mancher hier. Sponsor your local dealership! Im Elektronia-Palast am alten Rathausplatz ist ja jetzt der »Sportler«. Dort waren uns die Schuhe zu teuer – zu unrecht vermutlich. Dann Eis am Waltherplatz, neue Fotoromane für mich. Spontan bin ich zu unserem Steuerberater im vormaligen Hotel Greif gegangen, wirklich nur zwanzig Schritte von unserem Stammkaffeehaus am Waltherplatz entfernt. Er war da, hatte Zeit. Interessantes, langes Gespräch zu Max’ gewünschtem Ausscheiden – bloß auch keine Patentlösung. Morgen Nachmittag bin ich beim Bauernbund angemeldet.

Monique bekam in der Madonnen-Apotheke – der schönsten des Landes – vorschriftsmäßig einen Schiefer gezogen. Beim Warten fragte ich vermutlich den Seniorchef – erkennbar als einzigen in Zivil statt weiß – nach dem »ung« auf den alten Arzeneien, das sei wohl Latein. Wie ich hat er aber wohl nicht gleich gewusst, was das heißt (unguentum, Salbe, Salböl – Google findt’s!).

Bozen in dieser kühlen Jahreszeit mit wenig Fremden ist halt einfach schön, »triestartig« schön. Die Mondscheinstube ist fertig renoviert. Wir haben aber dann ambulant gespiesen, zwei Leberkässemmeln und ein halbes Hendl, erstanden beim Bäcker gegenüber dem Messergeschäft in der Bindergasse, verzehrt auf Treppen des Rathausplatzes.

Danach der Standard-Großeinkauf beim Spar in der Industriezone und zurück zum Hof. Nachmittagsspaziergang den Schwammerlweg hinein. Zu Anfang sind die Kinder schnell noch gemeinsam die Wegböschung am hinteren Weizacker hinuntergestiegen, ihre neuen Schuhe testen. Am hinteren Ende des Wegs, oberhalb der Straße, wurde jüngst Holz geschlagen. Die Kinder durften die Keilstücke der gefällten Stämme zum jeweiligen Stock puzzeln und dann raten, in welche Richtung der Baum gefallen ist. Einen haben wir ausgezählt: hundert Jahre, ab dem zwanzigsten rasantes Wachstum, klimabedingt? Schließlich Aufstieg zum Hochstand auf der Ebenwies – nur die Kinder – und abenteuerlicher Rückweg für sie. Sie halten sich gut! Dann noch etwas heuhüpfen, Montage der blauen Hängematte oben beim ehemaligen Göpel (Fritz sagt nein, Carla versuchts trotzdem, Doris vollendets).

Werner, unser Holzarbeiter von gegenüber, kommt vorbei, will Igor sprechen, wo die Setzlinge sind und wo er ab morgen pflanzen soll. Ich weiß das auch nur teilweise. Wir erreichen Igor am Telefon. (Und ich muss aufpassen, dass ich hier nicht Werner mit Luis usw. durcheinanderbringe.)

Zu Abend gibt es Quarkspeise. Jetzt basteln die Kinder aus den Schuhkartons Häuser für ihre neuen Stofftiere, Zweizimmerchalets (weils ja jeweils einen Deckel gibt, s. Bild), spielen voller Freude und Phantasie – Doris mag sie gar nicht ins Bett bringen.

Technisch noch ein Wort zu dieser Bloggerei als Tagebuch. Ich weiß nicht, ob die Leser wissen, dass man sich benachrichtigen lassen kann, wenns da Neues gibt. Dazu kommt, dass die Lesereihenfolge »rückwärts« läuft, und die Zäsuren mehr davon abhängen, wann ich Zeit habe, wieder ein Stück ins Web zu stellen, als vom Ende eines Kapitels. So muss ich mich bemühen, feste Tagesportionen zu bieten. Mühsam ist für mich hier das Hochladen von Bildern, ätzend langsam wegen dem Analogmodem (dabei 20 bis 30 kbit/s). So brauchte das Bild vom alten Strohhächsler oben (mit neuem Motor, ursprünglich war er transmissionsgetrieben, siehe am Hof vor 1950), 1,07 MByte, 7 Minuten (das wären 2,55 kByte/s oder etwas über 20 kbit/s). Ich weiß nicht einmal, ob die Bilder vor oder erst nach dem Hochladen komprimiert werden, ob es also hilft, sie nur klein zu veröffentlichen. Ich will später einmal ein extra Bilderalbum zum Tagebuch machen.

1. Mai 2007

1. Mai 2007 am Hof

M. und Carla (6) hoch zu Ross
Dienstag, 1. Mai 2007
   In der Walpurgisnacht schlecht geschlafen, wie sichs gehört – aber nicht der Hexen halber, sondern aus Sorge um den Hof nach Max’ (An-)Kündigung [Er wollte aus dem Hof ausscheiden, seinen Waldanteil abtrennen und vekaufen. Er schied 2010 aus dem Geschlossenen Hof (Haus und Landwirtschaft) aus, blieb aber am Wald beteilift. 2019]. Meine »Hexen« hier sind höchstens die Protagonistinnen aus den Fotoromanen, triviale Nachtlektüre. Dass die Nacht des 30. April die Walpurgisnacht ist, dieses Wissen verdanke ich dem auch sonst sehr vielseitigen Tiroler Bauernkalender 2007. »Viel Gewitter im Mai, sagt der Bauer Juchhei!« Und hinten ist eine Formelsammlung, vorne eine Auffrischung christlicher Sitten. Die Formeln mögen meiner P. T. städtischen Leserschaft bekannt sein, die alten Regeln will ich zitieren:

Die geschlossene Zeit dauert vom 1. Adventsonntag bis zum 25. Dezember einschließlich und vom Aschermittwoch bis zum Ostersonntag einschließlich. Katholiken ist die Teilnahme an öffentlichen Lustbarkeiten und Tanzveranstaltungen verboten. Die Kirche wünscht, sich auch von privaten Veranstaltungen dieser Art fernzuhalten.
Fastenordnung [Das Wort kennt nicht einmal mehr Microsofts Rechtschreibprüfung ... fj] Grundsätzlich: Zur Erinnerung an Tod und Begräbnis des Herrn sind alle Katholiken verpflichtet, am Freitag als Bußübung einen Verzicht auf sich zu nehmen. Die Art des Verzichtes kann jedoch selbst gewählt werden. Etwa Nikotin und Alkohol; auf Eis und Süßigkeiten; maßvoller Gebrauch von Radio und Fernsehen; am Besten verzicht auf jedes Gut, das die Gefahr der Süchtigkeit mit sich bringt. In gleicher Weise kommt die Übung von guten Werken in betracht, etwa das Caritasfreitagsopfer, ein Kameradschaftsdienst, für Autofahrer besonders rücksichtsvolles Fahren und anderes mehr.
Während der Fastenzeit ist außerdem verpflichtend a
m Aschermittwoch und am Karfreitag Fleisch- und Abbruchsfasten vorgeschrieben, also Enthaltung von Fleischspeisen und einmalige Sättigung. Im Laufe der Fastenzeit ist überdies eine größere karitative Gabe zur Linderung der Not in der Welt empfohlen.
Soweit die Ermahnungen. Unser Nachbar gegen Gießmann, der Nörderer, kommt übrigens auch vor im Jahrbuch. Nun aber zu uns.

   Die Sonne geht um fünf nach neun auf. Da war Fritz schon im Stall am Ersetzen einer Schukodose. Igors Eltern kamen aus Toblach, wollten bald weiter zu einer Freizeitmesse in Bozen. Er ist Konditor, sie Verkäuferin, ursprünglich Italienerin, aber perfekt in Deutsch. Ich habe dann zu Martinas Bewunderung noch den Kaltwasserzulauf zur M3-Dusche repariert. Ein Sieb an der Mischbatterie war verlegt. Später bin ich mit Max noch zum Winterwasser gewandert, man müsste das einmal probieren, sehen tut man nichts außer einem Tattermandl (Feuersalamander). Schöne Wanderung, Sonnseite. Die Bienenstöcke sollen an die untere Grenze des Lehen, denn die Förster wollen »ihre« Ebenwies ganz ungestört.
Inzwischen hatte Doris das Haflingerpferd geritten, leider ohne Bild, und dann durften die Kinder (im Bild mit Igor)! Danach die Frauen zur allgemeinen Gartenarbeit, die Männer zum Zäunen: Wir haben bequem den Elektrozaun um den halben Hof herumgespannt. In der alten Kapelle fehlt die 10. Station des Kreuzwegs, dumm. Wie können Leute nur ein Bild klauen. Die Dolomiten, das Tagblatt der Südtiroler, berichten über einen Einbrecher in Nordtirol, der mit dem Kopf in einem Lüftungsgitter hängengeblieben ist – mit Bild desselben in seiner misslichen Lage ...
   Max fuhr vor dem allgemeinen Mittagessen (Spaghetti mit Fleischsauce) weg, wollte in Salzburg die Kinder (6 und 8) bei ihrem Vater abholen und sie nach Wien zu sich und seiner Freundin mitnehmen, hatte es eilig. Und wir dafür ein gemütliches Mittagessen mit Igor und Martina im Freien am Hof.
Am Nachmittag sind die beiden weggefahren, nutzen aus, dass wir das Haus hüten. Doris hat Anweisung bekommen, den Pferden morgens Heu zu geben. Am Donnerstag wollen sie wieder hier sein. Wir sind relativ spät zum Nachbarn, zu Haselbrunn gewandert, unten hin, oben zurück. Es ist heuer so trocken, dass ein großes Stück Wiese, das der Haselbrunner eingeebnet hatte, immer noch brach liegt. Am Weg hinauf zwei Schlangen, tot und lebendig. Bei den Nachbarn nett wie immer. Am Rückweg »kluger« Regen. (»Kluag« regnet es hier, wenn es mild und gleichmäßig niederschlägt.)
Ein schöner, gemütlicher Tag. Zum Schluss ruft noch Gisela an. Sie hat Angst. Musste der Einbruch auch passieren, wie wir weg sind ...

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