Sonntag, 6. Mai 2007
Gestern Abend hatte Doris noch die Geierwally geguckt, geschluchzt, furchtbar sagt sie. Ja, so sans, die DVDs (aus dem PC), man kann sich einen Film wirklich intim zu Herzen führen.
Sonntag gleich in der Früh die schwierige Entscheidung, mit Stroblmairs auf ihrem Badegrundstück am Kalterer See Picknick zu machen oder klassisch nach Kohlern hinaufzufahren – amtlich noch einem teil von Bozen. Weil es draußen nur zehn Grad hatte, bei bewölktem Himmel, entschieden wir uns am Telefon gemeinsam für Kohlern.Dann ein schnelles Frühstück mit schön hergerichteten Kindern – Doris durfte hier bleiben, wir fuhren in die Kirche. Heute war wohl Florianstag, die Feuerwehr stand schon am Gries, aus der deutschen Schwestergemeinde war die fromme Wehr im Bus angereist gekommen. Alles passte, nur das Wetter nicht. Die Kirche war voll – nun, sagen wir, fast so voll wie in alten Zeiten –, der Kirchenchor sang (zeitsparend schon vor Beginn der Messe, ich meine das Gloria), das Orchester geigte, alles vom Feinsten. Der Priester – ein anderer als gewohnt – zog mit Geleit und Weihrauch durch das Kirchenschiff ein, Schlag 9.30 Uhr. Neben mir Monique und Carla, die sich sehr brav hielten, nur ein wenig im Gotteslob blätterten. Sie durften dann auch mit mir zur Kommunion vorgehen und empfingen vom Pfarrer einen Sondersegen – nachdem er bei der Predigt ganz auf Liebe, Ehe und Gemeinschaft abgehoben hatte, sogar mit gezieltem Dialekteinsatz bei Ansprache an die Kleinsten. Es war schön.
Ein wenig eilig fuhren wir dann – bei leichtem Regen – auf den Hof zurück, Doris abholen, und dann schnell nach Bozen (zuerst war Monique schlecht, dann Carla, dann keiner mehr – alles schön folgenlos). Wir querten Bozen über den Zwölfmalgreinplatz (den mit Daniel in der Löwengrube), dann die alte Brennerstaße hinauf zur Rittnerbahntalstation, weiter durch den Bozner Boden und hinüber über den Eisack (nicht »die« Eisack) zur Talstation der Welt ältester Personenseilbahn, der nach Kohlern hinauf (»Erste Personenschwebebahn der Welt, 1908«). Wir hatten uns dort für die 11.30er-Bahn mit Helmut und Jana verabredet. Doris war schon in Ängsten, die Fahrt dann aber kurz, steil und schmerzlos. Keine Schluchten, keine Gletscher, kein Uhuhh über hohe Böcke bei flacher Fahrt. Oben – Kohlern liegt auf 1135 m.ü.d.M., Bozen auf 260 – haben wir nach einem halbherzigen Spaziergangsversuch – die Sonne war inzwischen herausgekommen, die fernen Berge einschließlich der Sarner Scharte und dem Rittner Horn zeigten sich im Neuschnee – ganz vornehm à la Luftkurort-Sommerfrische gespiesen, mit besten Weinen, Stroblmair-traditionell. Ein bekannter Bozner Arzt gesellte sich zu uns, für mich eine neue, erfreuliche Bekanntschaft. Jörn-Müllers versuchten ohne Vorspeise auszukommen, was dank der eher unvollständigen Esserei der zugehörigen Kinder nur teilweise gelang. Jedenfalls war’s edel und schön mit unvergleichlichem Blick über Rosengarten, Ritten (samt Erdpyramiden), Etsch-, Eisack- und Sarntal, unten Bozen, der Moloch. Im Foto der Fernblick auf die Sarner Scharte (2460 m), vorne links die Wangener Kirche und rechts daneben Dorf Wangen (1081 m), dahinter wäre unser Hof, stattdessen sieht man ein Tal weiter und hoch unter der Scharte den Jöchler von Windlahn (ca. 1500 m) und rechts oben, weiter vorn, oberhalb von Wangen den Sulfertaler (ca. 1400 m). Wir sind dann noch ein gutes Stünderl spazierengegangen, nach Geschlechtern getrennt. Mit Helmut ergaben sich Gespräche über High-Speed-Internet für Berggemeinden und deutsche Sprachinseln im Trentino. Vielseitig. Und dann riet er mir zu einem Fachmann für geschlossene Höfe in Meran, den ich 1998 schon einmal aufgesucht hatte, auch auf seinen Rat damals. Um ½4 sind wir wieder hinuntergebremst – oder wie sagt man da? – und heim auf den Hof gefahren. Leider musste ich feststellen, dass mir ein hellblaues Auto rechts vorne eine Beule hinterlassen hat.
Nach kurzer Rast am Hof gings weiter zur Pizzeria beim Sportplatz, Albert und Linda treffen. Es war wieder nett, die Kinder konnten draußen spielen, bekamen ihre Nudeln. Albert spielte seinen gerne etwas abgleitenden Humor aus, wie immer, was denn aber durch intime Kenntnis unseres Waldes und fast aller Intrigen wieder wettgemacht ward. Derweil hielten draußen Doris und Linda (wie aus dem Ei gepellt, wie immer) ihre fraulichen Gespräche bei kurzweiligem Kickerspiel (Monique gewinnt gegen Carla, Doris gegen Linda und schließlich Carla gegen Monique) und kessem Schaukeln.
Inzwischen, kurz nach neun, bringt Doris die Kinder ins Bett, und ich habe hier trotz klammer 14 Grad draußen ordentlich gegen den Zigarettenrauch gelüftet – Erfolg: 14,7 Grad herinnen. Aber keine Angst: Die Tage werden wieder laufend wärmer, schöner, und bis wir am Donnerstag zurückfahren, wird wieder Sommer sein.
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