30. Januar 2014

E-Mail-Server will’s Passwort, immer wieder

Meine Mail rufe ich nicht über’s Internet mit dem jeweils zugehörigen Webmailer im Browser auf, ich hole und sende sie altmodisch über Outlook mit Pop bezw. SMTP.
   Dabei versucht Outlook alle fünf Minuten (einstellbar*) neue Mails zu holen, geschickt werden sie bei stehender Netzverbindung sofort.
   Gelegentlich kriege ich – ganz unerwartet, und ohne, dass ich was geändert hätte – »Netzwerk-Kennwort eingeben. Geben Sie Ihren Benutzernamen und Ihr Kennwort ein. Server. Benutzername. Kennwort. Das Kennwort in der Kennwortliste speichern. OK. Abbrechen« (zur »Kennwortliste« s. u.#):

Immer wiederkehrende Frage des Mailservers, pop, smtp o. a.
Hat sich plötzlich das Kennwort geändert? Ist mir mein Server böse? Hat da wer gehackt? Das BSI mein Passwort weitergegeben und jemand es verändert? Jedenfalls kommt die Frage immer wieder und wieder, und selbst bei »Abbrechen« mindestens bei jedem automatischen Versuch, Mail zu holen oder zu senden.

Das liegt meist nicht am Passwort, auch nicht am falschen Benutzernamen. 
   Mögliche Ursachen:
• Der Mailserver ist sauer, weil er in zu kurzen Abständen aufgerufen wird. Passiert bei Billigmail-Diensten, die schreiben oft eine bestimmte Karenzzeit vor, bevor man wieder nach Mail fragen darf. So lese ich, dass bei GMX eine Minute gewartet werden musste. Ist ja auch laienhafter Quatsch, minütlich abzurufen. (Da nehme man einen alten Blackberry-Pushdient, solange es das noch gibt.)
• Der Mailserver ist überlastet.
• Der Maildienst hat (aus Populismus) auf verschlüsselte Übertragung, SSL, umgestellt, und man hat das beim Abruf noch nicht berücksichtigt. Dann muss in (altem) Outlook über Extras, E-Mail-Konten, Vorhandene … bearbeiten, Ändern, Weitere Einstellungen, Erweitert, Server erfordert eine verschlüsselte Verbindung (SSL) aktiviert werden.
   Meist hilft also einfaches Warten. Kommt einem die Frage zu oft, kann man eine Zeit lang auf Mailabruf verzichten (Extras, Senden/Empfangen, Übermittlungseinstellungen, Planmäßige Übermittlung deaktivieren), später nicht vergessen, den gewohnten Zustand wiederherzustellen. Und bloß nicht am Passwort herumdrehen oder am Mailkonto.

–––––––––––––––––––––––––––––
*) Einstellen der Abfragehäufigkeit in Outlook: Extras, Senden/Empfangen, Übermittlungseinstellungen, Übermittlungsgruppen definieren, Automatische Übermittlung alle (z. B.) 5 Minuten. – Oder man ruft von Hand ab, wenn es einem passt. Bei mir beim Thinkpad, da will ich nicht dauernd von Mail gestört werden.
#) www.nirsoft.net/utils/pspv.html: “The Protected Storage information is saved in a special location in the Registry. The base key of the Protected Storage is located under the following key:
"HKEY_CURRENT_USER\Software\Microsoft\Protected Storage System Provider"
You can browse the above key in the Registry Editor (RegEdit), but you won't be able to watch the passwords, because they are encrypted. Also, some passwords data are hidden by the operating system.” Das dort angebotene Hilfsprogramm pspv ging bei mir nicht (Windows 7),
 aber mailpv von http://www.nirsoft.net/utils/mailpv.html, danke Nir Sofer! Allerdings stehen dem Virenscanner dabei die Haare zu Berge; ich sehe aber nicht ein, warum ich mir nicht auf meinem eigenen »persönlichen« PC die bewusst von mir gespeicherten Passwörter ansehen können sollte.

Link zu diesem Post: http://blogabissl.blogspot.com/2014/01/Mailfehler.html

Google-Bildersuche

Ausschnitt aus dem Suchergebnis
Die populäre Suche nach Bildern mit Google ändert sich. Wurden zunächst jahrelang kleine Bilder gezeigt, die beim Anklicken sofort die (hoffentlich gleichgebliebene) Webseite mit dem jeweiligen Bild zeigte, sieht man nun beim An­klicken eines (größer gewordenen) Vor­schau­bil­des erst einmal einen Streifen aus der Original­seite und rechts von Google (Beispiel: Suche nach Ruth Orkins berühmten Bild) den klickbaren Hin­weis auf die »Website mit diesem Bild«. (Ganz richtig ist das nicht, man kommt wunschgemäß ganz durch zur Sebseite - page - mit dem Bild, nicht nur zur Site. Aber das ist nur im Deutschen ein feiner Unterschied.)
Zur vollen Webseite mit dem Bild
kommt man erst nach einem weiteren Klick.
   Jedenfalls muss man in dieser rechten Spalte klicken, um die gesuchte Seite ordentlich voll zu sehen. Schade. – Ich hab’ den doofen Streifen »Google bilder« noch nicht wegbekommen.
   In Amerika hat Google nun die Bil­der­suche so umgestellt, dass oben Vor­schau­bil­der und unten bei Klick bereits ein einzelnes Bilde groß heraus­ge­zogen wird. Deutsche Urheber­rechts­verteidiger laufen Sturm, was aus der Sicht des Urhebers der Site vielleicht verständlich sein mag (mehr Traffic, weniger Traffic?), uns etwas zahlreichere Betrachter aber außen vor lässt.
   Die »amerikanische« Bildersche ist zu kriegen, wenn man im Link (URL) zur Google-Bildersuche das .de/ in .com/ ändert und den Link nochmal losschickt, hier also statt

https://www.google.de/search?q=american+girl+in+italy&tbm=isch&tbo=u

https://www.google.com/search?q=american+girl+in+italy&tbm=isch&tbo=u

bezw. als dann »aktuelle Seite« neu lädt. Sie können’s ja mal probieren. Vielleicht ist das praktischer, schöner auf jeden Fall.

Zum Thema Bilder im Netz siehe auch www.Siebenfahr.com/Handreichung.pdf.

Link zu diesem Eintrag: http://blogabissl.blogspot.com/2014/01/Bildersuche.html

27. Januar 2014

Cupertino dreaming

A basket of dried California fruit by Mariani,
a traditional gift
Just googled around in Cupertino this morning.
   We used to joke about the name: “cup ’a tea now”. But the name comes from Copertino in Lecce in the “heel” of Italy, or directly from its saint.
   So I found our apartment of 1970, or was it 71 and on, at Parkwood Drive, “Glenwood Apartments” for the childless old, an “adult community” with swimming pools not for children. Where ’s Apple today, Mariani grew apricots (with thousands of ladybirds). The Mariany family with their sales wagon at North Stelling Road (long gone?) stems from the Croatian island of Lemnos, now Vis, you find their fine family history here. (For me this Internet is still a living miracle with capial I, better than Saint Josef of Copertino’s levitation could ever have been.)
   Back in the 70s people stopped on Stevens Creek and offered to give you a ride when they saw you on foot; no public transport then. We often walked, despite our small beetle or our company “full sized sedan”. When people unserstood that we just came from Germany, they asked us if we now would speak English at home?
  On the crossing of Stevens Creek and Saratoga-Sunnyvale Boulevard – now “De Anza“ – an old cement work offered its very non-electronic products, and in the small mall up front a barber shop gave me regular haircuts. Now I think there is the “city center”, as depicted in Wikipedia.
   In local TV every night an agressive car dealer destroyed a car with his heavy hammer, “slashing” prices as he shouted, always ending in: “This is you Uncle Sam (?), saying nottin’ but thanks!”.
   The parking lot of  De Anza College, where we crushed used cans for recyling with hand made levers, it’s still there. Recyling used to be a community affair on Saturday mornings, like picknicks in national forests. You could even swim in Dea Anza, we saw water balleys with synchronous figures. Now I guess there’s no pool any more, looking at it from outer space. I never noticed their modern museum though.
St. Josef (of  Copertino) in Cupertino
 Still, my favourite place was south of Cupertino: Montalvo.

I notice that all memory is just episodal.

Link to this: http://blogabissl.blogspot.com/2014/01/cupertino-dreaming.html

23. Januar 2014

The man who knew Davenport

Near Bonny Doon beach
Sure, Google knows where Davenport is: in Iowa, across the Mississippi from Illinois.

That’s not my Davenport, mine is here on California’s highway one (State Route 1, “Cabrillo” Highway).
   George, my old friend, he knew: about the old cement factory there – I had remembered it too – he even knew a restaurant – I didn’t, hadn’t even thought of eating in the wilderness of hippie times. George: “It was once a whaling station. Good little eatery for breakfast or lunch. If you continued north, you would come to Half Moon Bay.”
   Reminiscenses. 1970 on the beach, age 29. No pictures available, just glossy analog prints from Safeway, slowly yellowing with my fine divorced wife of then. Cliffs and cold foamy Pacific stored in my memory stick, called head, no USB plug available yet. Even Google shows just a foggy remembrance of the place (well, there’s Panoramio!) – So thank you, George, for remembering in person!

From Davenport Cove Beach
Davenport is some 12 miles (19 km) north of Santa Cruz, 17 minutes by bus. Look at California Beaches for a map.

The “tunnel” I remember seems to have survived the tidings of the time. In my memory it was shorter, further out to the sea, but offering a fine frame for pictures as well. Look here.

Link to this blog: http://blogabissl.blogspot.com/2014/01/the-man-who-knew-davenport.html

Deutsch mehr z. B. auf http://blogabissl.blogspot.de/search?q=KQED 

Davenport 2017 see http://blogabissl.blogspot.com/2017/06/california-revisited.html#531 

22. Januar 2014

Gleich ausführen, nicht speichern von Downloads

Alle Nasen lang will sich irgendwelche Software runderneuern, update genannt. Klick drauf – oder automatisch – schon poppt so ein Schildchen auf. Jetzt am Beispiel Acrobat-Player:

Die Datei, die da kommen soll, möchte man aber nicht dauerhaft auf seinem Rechner verrotten lassen oder nach Gebrauch händisch wieder löschen, zumal es sie stets fabrikfrisch im Netz gibt. Man möchte sie nur ausführen, sonst nichts.
   Also holt man sich – beim Firefox – das beliebte Add-On »Open Download« (von »Tuxproject«) von hier und installiert es. Nach dem Neustart des Firefox kriegt man dann stets wunschgemäß zu sehen:
 Schon wird an erster Stelle die Möglichkeit »Ausführen« angeboten! Das war’s.

Noch ein paar Eigenheiten im Gebrauch:
• Wenn der Download länger braucht, tut sich auch länger gar nichts. Nicht ungeduldig werden!
• Wenn nach getaner Tat mmer noch das Schildchen herumsteht, einfach wegklicken. 

Link zu diesem Eintrag: http://blogabissl.blogspot.com/2014/01/gleich-ausfuhren-nicht-speichern-von.html

19. Januar 2014

Alte Texte bearbeiten

Ein paar Tipps zum Versäubern alter Texte hatte ich versprochen. Vor allem frisch gescannte Texte mit Lesefehlern meine ich, egal ob aus Fraktur oder aus Antiqua. (Wie man Fraktur scannt, steht hier.)
   Als Beispiele gerade erst von mir bearbeiteter Texte darf ich anführen: für Antiqua einen Zeitungsartikel mit der Bearbeitung auf Seite 2 und folgenden, und für Fraktur das schöne Sarner Bauernjahr

Arbeitsumfeld. Zunächst forme man sich in seinem bevorzugten Textverarbeitungsprogramm, etwa Word, den Rohtext aus der OCR so um, dass man ihn optisch gut erkennen kann. Normale Zeilenabstände, normale Schrift (Ich arbeite mit gängiger Times New Roman), normale Buchstabengröße (meist 12 Punkt), genug Rand, das gibt kurze, leicht überschaubare Zeilen. Ich habe mir für dieses Umformen ein Word-Macro gemacht, dann geht das auf einen Schlag.
   Überhaupt empfehle ich, typische Korrekturen immer nebenher mitzunotieren. Dann kann man sich später ein Macro machen mit allen üblichen maschinell möglichen Änderungen.
   Mit Blick auf das Original wird dann der Text Wort für Wort gelesen, spannend oder nicht, und Fehler werden korrigiert. (Der Korrekturmodus ist nicht angesagt, wozu auch?)

Zeilenwechsel und Absätze. Gescannte Texte haben meist am Ende jeder Zeile einen »Absatzwechsel« (»Absatzbuchstabe«), zu sehen als ¶ bei eingeschalteter Anzeige der Formatierungszeichen. Die bekommt man bei Word, indem man in der üblichen Symbolleiste ¶ anklickt. (Word meint außerdem: »Sie können zum Ausblenden von Formatierungszeichen auch im Menü Extras auf Optionen und anschließend auf die Registerkarte Ansicht klicken. Aktivieren oder deaktivieren Sie die Kontrollkästchen unter Formatierungszeichen.«)
   Ich empfehle überhaupt, das Versäubern mit derart eingeschalteter Sonderzeichenanzeige zu machen.
   Die störenden Absatzmarken bekommt man mit Suchen und Ersetzen weg, in drei Schritten.
   Erstens ändert man alle echten Absätze, zu sehen als ¶¶ in die Buchstabenfolge QWERTZ oder sonst eine Zeichenfolge, die im Text gewiss nicht vorkommt. (Das Absatzzeichen bekommt man in Words Suchen und Ersetzen über (unten) Sonstiges als Absatzmarke oder ^p.)
   Zweitens ändert man alle verbliebenen einzelnen Absatzmarken ¶ in garnichts, löscht sie damit also heraus. Jetzt ist der Text ein durchgehend fließender Block. Doch keine Angst:
   Als Drittes ersetzt man am Schluss alle QUERTZ zurück in "¶   " – Absatz und drei Leerstellen! Noch besser sind drei geschützte Leerzeichen, ^s. In Words Suchen und Ersetzen sieht das Einzusetzende dann so aus: ^p^s^s^s, wobei wohl p für paragraph, Absatz, und s für space, Leerstelle steht. Das hat den Vorteil, dass Absätze gleich mit einem Einzug beginnen, was fürs Lesen sehr wichtig ist.
   Schriftsatzregel: Absätze durch Leerzeile (Durchschuss) oder Einzug. Ganz am Anfang also keinen Einzug. Tabs und dergleichen besondere Einzüge meide ich, weil sie bei weiterer Bearbeitung leicht verschwinden.

Umlaute. Besonders die gescannte Buchstabenfolge ii ist verdächtig, auch il und dergleichen. Das sind oft kleine ü. Die Tremapunkte (Bin ich nicht ein Angeber!) gehen beim Scannen gern verloren.

Das lange
(kleine) S
Das lange S. In Fraktur, aber auch in Antiqua, in Deutschland und anderswo, wurde früher im Wort das ſ verwendet, eine lange Geſchichte. Dazu gab’s Ligaturen, also »zusammengeklebte« Buchstaben wie st (st), sogar ein rundes kleines R hat es gegeben, etwa in rc, relinquo cetera, heute etc. bezw. &, schön im Typeforum dargestellt.
   Jedenfalls müssen das lange ſ und die Ligaturen raus, schon damit der Text maschinell durchsuchbar bleibt. Beim OCRen wird ſ leicht zu f, Oſtfriesland zu Oftfriesland – Sie sehen, wie unlesbar das im Gegensatz zu Ostfriesland ist.
   Weitere Schriftkürzel erwähnt Andreas Hauser in seiner lesenswerten (englischen) Magisterarbeit zu unserem Thema: OCR Postcorrection of Historical Texts, in Tabelle 2.1
   Schön die Geschichte mit den Tironischen Noten. Zu Ligaturen in HTML hier.
   Das c kommt im Deutschen nur in Verbindung mit h als ch vor, sonst sind’s höchstens Fremdwörter. Vagadundierende cs kann man suchen und dann oft zu o ändern, oder das h dahinter wurde falsch gelesen. Zitat: Da wir, gleich den Griechen und Slaven, die tenuis des gutturallauts mit K ausdrücken, so ist dafür das aus dem lateinischen Alphabet entnommene C ganz überflüssig, fehlt darum auch der gothischen und altnordischen schrift, die Slaven verwenden es für S, die Polen und Böhmen für Z. (…) unentbehrlich aber bleibt, solange wir für die kehlaspirata kein einfaches Zeichen, wie die Gothen das gr. X, annehmen, C in CH. (aus dem Grimmschen Wörterbuch, übernommen aus der Wikipedia
Statt AH steht da aber FH.

Großbuchstaben. Die waren früher oft besonders schmuck – und damit unlesbar –, oder gar als Initiale gesetzt. Das kann man zwar mit Word nachbilden, Format, Initial…, besser ist, man  lässt es sein. Der neue Text soll nicht schön, er soll normal zu lesen sein. Wie man Initiale (engl. auch dropcap) in HTML setzt, steht z. B. hier.
  Berühmt ist der Fall der falschen Frakturgroßbuchstaben (in vergoldetem Plastik) auf den falschen Hitlermemoiren, FH statt AH, noch dazu gesetzt in pompöser “Engravers’ Old English” vom Amerikaner Morris Fuller Benton 1901.

Trennungen. Als Trennzeichen am Zeilenende stehen oft =, jedenfalls in Fraktur. Die OCR-Leser verwechseln das dann mit Bindestrichen und Leerzeichen. Vielleicht empfiehlt es sich da, von vorne herein "- " (also Bindestrich+leer) herauszuwerfen. Schaden kann das wenig.
   Ein Sonderfall ist die alte Trennung von ck in k-k, etwa recken in rek-ken. Da muss man das ungetrennte Wort einsetzen.
   Im Ergebnis sollten jedenfalls keine Trennungen vorkommen, und Binde-Striche sollten echte solche sein.

Orthographie. Ich schlage vor, dezent auf die neue deutsche Rechtschreibung umzusetzen. Der Leser soll nicht unnötig an Ungewohntem hängenbleiben, und Suchmaschinen sollen Gesuchtes mit der üblichen Schreibweise finden können. Die neue Worttrennung setze ich nicht ein, wohlfühen bleibt bei mir ein Wort – in der neuen Rechtschreibung übrigens auch, keine Angst. Wenn alte Schreibweisen allerdings typisch sind, sagen wir Ribl statt Riebl oder Riebel, so lasse ich das. So etwas erkläre ich sowieso in einer Fußnote und erwähne dort moderne, unterschiedliche Schreibweisen. Hauptsächlich das daß mache ich zu dass, das reicht oft schon, um den Text modern lesbar zu machen. Und das geht mit Suchen und Ersetzen.
   Übrigens: Das ß ist durchaus noch da im Deutschen, Straße ist so geblieben, Fluss nicht. Weil durch generelles Ersetzen von ß zu ss unwiederbringlich etwas verloren geht (etwa bei Maßnahme zu Massnahme), würde ich das auch für noch so geschätzte Schweizer nicht machen. (Siehe auch unten.)
   Zu Einzelheiten siehe:
 http://blogabissl.blogspot.com/2015/01/mild-auf-neue-rechtschreibung-andern.html

Gedankenstriche sind länger als Bindestriche und haben bei uns vor und hinter sich eine Leerstelle. Auch alte, ganz lange Streckstriche ersetze man durch Gedankenstriche, die sind nicht mehr üblich.

Fußnoten. Originalfußnoten ändere ich entweder in Endnoten oder bringe sie am Ende des zugehörigen Absatzes, weil der originale Seitenumbruch ja verlorengeht beim Transcribieren. Eigene Fußnoten baue ich zahlreich ein, und zwar immer dort, wo sich der typische Leser etwas nicht erklären kann. (Fußnoten samt ihrem Inhalt lassen sich später in Word durch Ersetzen über Sonstiges, dann Fußnotenzeichen (^f) restlos weglöschen, wenn einer mein Gequassel nicht mag.)
   Bei der Suche nach mir Unbekannten im Text entdecke ich selbst für mich ganz neue Sachen, die sogar die Wikipedia nicht kennt, eine Furgel zum Beispiel. Das aber ist ein anderes Thema.

S p e r r u n g e n und andere Auszeichnungen im Text. Natürlich könnte man eine Sperrung durch größeren Buchstabenabstand darstellen, in Word Format, Zeichen, Zeichenabstand, Laufweite. Bei weiterer Verarbeitung eines Textes geht dergleichen mühsame Finesse aber verloren. Ich ersetze Sperrungen durch die heute übliche mildeste Auszeichnung, Kursivschrift, oder ich lasse Sperrungen ganz unberücksichtigt. Sie dienten der Lesehilfe und sind dann halt jetzt weg.
   Mehr zum Thema Auszeichnungen von mir auf www.Joern.De/satz.htm.
Wenn mir noch etwas einfällt, schreibe ich es später dazu: Segen korrigierbarer Blogs!*)
Sie können mir ruhig mailen zum Thema, Fritz@Joern.De

Permanentadresse diesen Blogs:  http://blogabissl.blogspot.com/2014/01/alte-texte-bearbeiten.html

*) Die einzige Fraktur, »Old English Text MC«, die Microsoft mitgibt (keine Ahnung, wie die bei Apple erscheint), ist eine ganz fürchterlich überladene Schrift. Standardfraktur ist Bauhaus dagegen. Allerdings gibt’s in Unicode (und damit in HTML, wenn’s gut geht) keine Frakturzeichen. Fraktur ist eine Schriftvariante, keine eigene Schrift. Trotzdem gibt’s ein paar mathematische Zeichen, etwa das ℜ, siehe die gelb markierten Zeichen hier.

Als PS ein Stück aus »Zweiundfunfzig Altfranzösische Lieder und Leiche«, »aus Handschriften zu Bern und Neuenburg«, 1846, wieder einmal dank Google Books! Dort sogar gratis als E-Book zu haben.
Ein altfranzösisches Lied (oder Leich?)
Schon im Vorwort stets æ-Ligatur statt ä, Ue für Ü, natürlich langes ſ, und, wie wohl bis zur ersten deutschen Rechtschreibreform 1901 (oder passierte das schon 1876?) üblich: muss mit ss. Und hinter dem Titel ein Punkt, den man längst nicht mehr setzt. Was hier meine gesuchten Leiche sind, weiß ich wieder einmal dank Wikipedia, Stichwort Leich.
    Zur Geschichte u. a. des dass hier die Geschichte der Rechtschreibreformen, besagend:
   »1879: In Österreich wird nach kurzem Vokal die ss-Schreibung statt ß eingeführt.«
   »1901: … wird die Heysesche ss-Schreibung abgelehnt und daraufhin 1902 in Österreich wiederabgeschafft.«

Kürzel. Hier eine weitere Rarität, aus der Wikipedia: »In vielen mittelalterlichen, aber auch in neuzeitlichen Dokumenten findet man ein dem ß gleichendes Zeichen als Abkürzung für sch, wie etwa als Einzelzeichen für die Währung Schilling oder die Abkürzung „ßo“ für das Zählmaß Schock
· Mittelhochdeutsche Kürzel hier.

Link zu diesem Eintrag: http://blogabissl.blogspot.de/2014/01/alte-texte-bearbeiten.html

17. Januar 2014

Fraktur lesen

Mit lesen meine ich nicht mit dem Auge, sondern mit dem Computer;
mit Fraktur meine ich generell gebrochene Schriften im Gegensatz zu Antiqua.
Katholische Messbücher, Schott 1953, Gotteslob 1975
Zur Klarstellung. Die ganz linke Spalte im Bild (klickbar), die lateinische, und das Buch darunter sind in Antiqua gesetzt, unserer heutigen normalen Druck­schrift. Die rechte Spalte des alten Messbuchs (deutsch) und das noch aktuelle »Gotteslob« sind in Fraktur gesetzt. Kein Wun­der, dass man Fraktur eine alte deutsche Schrift nennt, was sie zwar war, aber längst nicht aus­schließ­lich. Fraktur wurde in vielen nordischen Ländern verwendet, auch in England, weil sie so schön ist, dort dann aber schon eher abgeschafft als in Deutschland, wo sie ein nationalsozialistischer Erlass 1941 verbot. Genug »frakturiert«. (Mehr zum abgebildeten Thema »pro multis« hier.)
   Will man Fraktur heutigen Lesern und vor allem Computern lesbar machen, und damit durchsuchbar und auffindbar, so muss man sie einscannen (300 dpi sind recht) und optisch lesen. Der Vorgang heißt OCR, optical character recognition, und wird für Antiqua (diese Schriftart hier) häufig angeboten – eben weil die heute allein gängige Antiqua für Mensch und Maschine so einfach zu lesen ist. Fraktur aber macht Probleme. Ein schönes Beispiel finden Sie in der NZZ-Suche auf http://blogabissl.blogspot.com/2017/09/online-suche-nach-nzz-artikeln.html.

Online mit “FineReader” von “Abbyy” – Update 2020,  kursiv
Fraktur-OCR macht man am besten für wenig Geld online, sprich »in der Wolke«. Dort findet man den Fachmann für Frakturlesen und OCR, “Abbyy” aus Moskau, mit seinem “FineReader”. Aktuell (Mai 2016) kosten z.B. 200 Seiten fünf Euro, zu zahlen im voraus mit Paypal oder Kreditkarte. Link https://finereaderonline.com/en-us/Store#store-period-month, dort …
 … eventuell den grünen Schiebeschalter anklicken und nach links schieben, um die preiswerten Monatsabonnements zu sehen! Probieren ist gratis: Eine »Trial-Seriennummer« für 50 Seiten normale OCR und 50 Seiten Fraktur anfordern.
   Die Fraktur-Seiten müssen als Bilddateien oder pdf am eigenen Rechner vorliegen. Dann geht man online und auf
   https://finereaderonline.com/en-us/Tasks/Create – klappt weiter gut!
Gleich oben “Recognize” anklicken.












Dort erklärt sich alles fast von selbst. Oben gibt man die Quelldatei an. In der Mitte unter Punkt 2 die Eingabesprache: German. Dann muss unbedingt auf “black-letter typeface” „Enable Fraktur“ umgestellt werden (bei “Click here”), so wie im Bild. Sonst kommt Mist heraus.

Also Punkt 1: Hochladedatei auswählen – eine Bilddatei, z.B. JPG
Sollte unter Punkt 2 Deutsch links als Sprache fehlen, macht nichts, einfach gleich rechts Enable Fraktur OCR [?] wählen!

Hier muss man neben dem Wort document auf „Enable Fraktur OCR [?]“ klicken:
 – und sieht dann diese, so für Fraktur einzig richtige Einstellung:

Unten wählt man das Ausgabeformat. Ich nehme gern .rtf. Klappt prima, 20 bis 50 Sekunden je Seite. Die Russen merken sich Ihre Voreisstellungen.

Exportieren ließ ich mir das Ergebnis nicht, klickte gleich auf die RTF-Datei Sprachwandel.P …7.rtf. 
   Das war das Original gewesen. Ich verdanke es Professor Schlosser in Frankfurt:

 Und hier das Ergebnis, das als RTF kam, hier ebenfalls als Bild (Screenshot) dargestellt:
Und hier korrigiert, aber in der alten Schreibung belassen:




Das Pfeiferauchen ändert die Sprache  
   Der bekannte englische Sprachforscher Ernest Curzon veröffentlicht jetzt eine Broschüre, in der er die Ergebnisse seiner langjährigen Studien über die Entwicklung der englischen Sprache bekannt gibt. Curzon kommt nun in bezug auf die Entwicklung der englischen Sprache und besonders auf ihre typische Kürze in Wort und Satz zu überraschenden Ergebnissen. So schreibt er dem Pfeifenrauchen einen maßgebenden Einfluß auf die Tendenz zur sprachlichen Kürze zu. Weil der Pfeifenraucher gezwungen ist, nicht nur schnell, sondern auch in möglichst kurzen Wendungen zu sprechen, um die während des Sprechens im Munde gehaltene Pfeife nicht ausgehen zu lassen, hätten sich die Endungen der Worte im Englischen nach und nach immer mehr abgeschliffen und sind dann in der verkürzten Form in die Umgangssprache eingegangen. Bisher hat sich die wissenschaftliche Sprachwissenschaft zu dieser Behauptung Curzons noch nicht geäußert.


Normalerweise würde ich den alten Text leicht modernisieren, damit dem modernen Leser nicht Sachen auffallen, die der Schreiber nicht hatte hervorheben wollen, hier etwa »Pfeifenrauchen« statt »Pfeiferauchen«. Texte sollen sich glatt lesen. Also erst [Link:] »Mild auf neue Rechtschreibung ändern«.  

Ein anderer Online-Service, der mit Tesseract arbeitet, “OCRextrAct”, ist kostenlos: http://www.ocr-extract.com/ (noch nicht probiert, mehr unten und im PS).
   Von Abbyy gibt’s auch eine Off-line-Suite zum Installieren am PC oder verteilt im eigenen Netz, 460 MByte, ein Hammer, die sich nur empfiehlt, wenn man massenhaft und vielleicht sogar zu mehreren Fraktur einlesen möchte. Ich bin damit auf Anhieb nicht zurechtgekommen. Der Online-Dienst ist da viel besser.

Offline mit “Tesseract”

“Tesseract” hat eine lange Geschichte; jedenfalls ist es ganz kostenlos.
   Hier, wie ich’s auf meinem Rechner zum Laufen bekommen habe.
   Ich verwende dazu “FreeOCR” von http://www.paperfile.net/. “Download” bringt einen auf http://www.paperfile.net/download.html bezw. auf http://www.paperfile.net/download2.html.
   Danach installiert man mit der heruntergeladenen Datei freeocr.exe (405 kB) das Programm “FreeOCR”. Es holt dabei weitere Software aus dem Netz und installiert sich normalerweise im Ordner C:\FreeOCR (nicht unter C:\Programme). Aufpassen: Beim Installieren wird einem allerlei zusätzliches Zeug angeboten, nichts Böses, aber hier für uns unnötig.
   Patch. Bevor man Fraktur erfolgreich scannen kann, muss noch die kleine Datei deu-frak.traineddata (z. Zt. 808 kByte) in den Ordner C:\FreeOCR\tessdata gespeichert werden, zu den anderen ähnlichen Dateien. Die Datei ist für deutsche Fraktur zuständig und hier zu finden: http://code.google.com/p/tesseract-ocr/downloads/detail?name=deu-frak.traineddata.gz&can=2&q=language+data&sort=summary, gezippt. – (Man sieht, Google ist schon dran, ein gutes Zeichen.)
   Die Datei “deu-frak.train…” benenne man vor dem Punkt um, etwa in “frk-train…”. Denn später in der Quellsprachauswahl (Klappmenü) von FreeOCR werden nur die ersten drei Zeichen gezeigt, also müssen bereits die unterscheidend sein.
   Jetzt ist man bereit zum Aufruf von “FreeOCR”. Entgegen alten Gerüchten ist das kein Kommandozeilenprogramm wie wohl Tesseract früher, sondern schön mausgeführt.
Echter Kamera-»Screenshot«
Wenn ich das (mit Gadwin Printscreen) direkt vom Bildschirm schaffe, baue ich’s noch ein.
“Open” und “Scan” erklären sich von selbst. Wichtig ist, wie gesagt, die “OCR Language: frk”. Die Testseite stammt von hier, das bereinigte und überarbeitete Ergebnis finden Sie hier.
   Die Bilder mit der Ausgangsschrift sollten schön gerade stehen, damit sich das Leseprogramm nicht mit den Zeilen vertut, sonst gibt es erstaunlich schlechte Ergebnisse, einfach keine. JPGs sollten möglichst mit bester Qualität abgespeichert worden sein. Schwarz-weiß und guter Kontrast sind besser als bunte Vorlagen. 
   Nach dem digitalen Lesevorgang kopiert man sich das Ergebnis hinein in eine Word-Datei – im Beispiel hier ist alles schon blau markiert (Strg+a Strg+c) –, oder lässt sich gleich eine Word-Datei ausgeben.
   Danach beginnt die eigentliche, schöne Arbeit: Das Versäubern von Fraktur-Text in Antiqua. Darüber ein andermal, Sie können sich ja schon einmal ein Beispiel, wei ich’s meine, ansehen: http://siebenfahr.com/Bauernjahr.pdf. – Inwischen mehr dazu gleich hier im nächsten Blog.

Kommentare und Danksagungen an mich: Fritz@Joern.De

Direkter Link zu diesem Eintrag: http://j.mp/2IwzoRK =
 http://blogabissl.blogspot.com/2014/01/fraktur-lesen.html

PS. Hier eine schöne (englische) Beschreibung, wie man PDF-Dateien mit Fraktur im Bild mit dem maschinenlesbaren und damit durchsuchbaren Inhalt hinterlegt.

Zugabe: Unbezahlte Werbung, sozusagen Productplacement, für Treventus.
Ein Buchscanner bei der Arbeit

Besucherzaehler 

15. Januar 2014

Baobab

Über einen anderen Blog war ich zum hiesigen Museum Koenig gekommen, zum künstlichen Affenbrotbaum dort, und war dann natürlich bei der Wikipedia gelandet. Botanisch und poltisch (–:) korrekter heißt der wohl Baobab, was, man sehe gleich nach, angeblich von arabisch bu-hubub kommt. Hubub scheint da aber nur Trubel zu sein. Das wiederum klingt englisch und mag aus dem Gälischen kommen, meint das Farlex-Lexikon hier. Ein To­hu­wa­bo­hu. Wissen’s die Franzosen hier genauer, mit ihrer Afrikaerfahrung: « Son nom vient de l’arabe bu hibab, fruit à nombreuses graines. En effet, chacun de ses fruits ovales contient souvent plusieurs centaines de graines. ». Hunderte Körner in einer einzigen Affen­brot­baum­frucht! Diese Frucht mit vielen Körnern kann man sich vom Google-Übersetzer sogar arabisch vorlesen lassen, الفاكهة مع العديد من البذور, nach Baobab klingt’s mir immer noch nicht …
   Bevor ich weiter von Hundertsten ins Arabische komme – da wollte ich doch wen fragen, der Arabisch kann. Carlas Turnlehrer aus der Sportlersippe der Dziri (Dziri, du berbère Tiziri qui signifie « clair de lune ».)? Hab’ ich mich einstweilen noch nicht getraut.
   Dann hab’ ich so nebenher meine zwei »Nach­hilfe­schüler« gefragt, Mitschüler Carlas in der 7. Klasse, ob sie Arabisch könnten? Aber natürlich doch! Der eine legte gleich los mit den Unterschieden zwischen persischer und arabischer Schreibweise, zwei Punkte scheint’s da nicht zu geben. Nicht zu halten waren sie mit Fachsimpeln. Sogar Fritz Jörn wollten sie mir aufschreiben – nur leider gibt es kein Z. Ja, bitte? Also S.
   Wahnsinn, was Leute kennen, die man nicht kennt, und seien es Kinder, Respekt! Dagegen ist die Wikipedia langweilig. Einmal in der Woche vier, fünf Stunden extra Unterricht, Lernen, etwas Hilfe von zu Hause. Toll. Heute kurz nach zwei bin ich wieder in der Aula und warte auf meine »Zöglinge«, die so viel mehr wissen als ich …

13. Januar 2014

Lamy-Füller reparieren

Die Lamy-Modelle »AL-star«, »vista«, »safari« und »joy«, hier zu sehen, gehören zu den beliebtesten Füllfederhaltern Deutschlands. Rechts ist ein roter »safari«.
   Die Feder lässt sich austauschen, sodass man aus einem »joy«-Kal­li­gra­fie­schrei­ber mit breiter Feder leicht einen normalen »sa­fa­ri«-Schü­ler­fül­ler machen kann, oder sich einfach eine breite Feder nachkauft. Sogar die Kappen lassen sich ersetzen.

Die Kappe meines Lamy hielt nicht mehr.

Ich wusste, dass dafür ein Einsatz tief im Inneren der Kappe verantwortlich ist. Nur: Wie drankommen?
Das »schwarze Kreuz« – ganz schön verkratzt, nicht?

Ganz oben auf der Kappe sitzt eine schwarze Schraube mit kreuzförmigen Schlitzen, ich nenn’s mal das »schwarze Kreuz«. Das ist keine Schraube, das Ding lässt sich nicht herausschrauben. Versuche verkratzen es nur.
Lamy mit zerlegter Kappe
Kappe ohne das »schwarze Kreuz«

Im rechten Bild liegt dieses kleine (Mist-)Stück oben in der Mitte, daneben ein kleiner Gummiring in der Art eines Schießgummis, der das Teil wie ein O-Ring in der Kappe hält. (Die Bilder sind alle von mir und zum Vergrößern klickbar.)
   Im linken Bild blickt man von oben in die offene Kappe. Die schwarzen Drahtfedern des Clips lassen sich relativ leicht nach vorne herausziehen. Sie stecken mit ihrer kleinen Biegung am Ende in Löchern in der Kappe – rechts im Bild zu sehen.
   Die entscheidende Haltehülse, das schwarze Ding in der Mitte des rechten Bildes, ist ebenfalls nur von unten eingesteckt und hält durch den Endknubbel im schwarzen Kreuz. Jedenfalls bekommt man die Geschichte mit mehr oder weniger Gewalt auseinander – dann aber nicht wieder zusammen, jedenfalls ich nicht. Ich hatte mit einem Essstäbchen innen in die Haltehülse gedrückt, schon war das »schwarze Kreuz« herausgepoppt
   Zum Wiederzusammenbauen habe ich dann eine einfache Schraube genommen, das geht auch, siehe links. Die Schraube kann man vorher oder nachher kürzen.
   Übrigens steht die ganze Operation nicht dafür. Eine Ersatzkappe kostet Euro 7,80 – nur hatte ich keine rote bekommen.

Aber warum hatte die Kappe nicht mehr gehalten, war bei jeder Gelegenheit vom Füller gerutscht? Sicher so eine berühmt-berüchtigte Sollbruchstelle, die die Hersteller einbauen, damit ihre Produkte rechtzeitig kaputtgehen, und man nachkaufen muss. Lamy-Lumpen? Mitnichten! Ich hatte beim Reinigen der Kappe Küchenpapier verwendet, es eng zusammengerollt, und da war davon ein Stück, tintengetränkt, genau vorne drin in der Haltehülse steckengeblieben. Jetzt ging der Füller natürlich nicht mehr ganz zu, aber ohne, dass das auffiel. Nachdem ich den Pfropfen entdeckt und entfernt hatte, war alles wieder perfekt.
   Merke: Füllerkappen höchstens mit Q-Tips (Wattestäbchen für’s Ohr) reinigen, bei denen man merkt, wenn nachher Watte fehlt, oder am besten nur mit Wasser und vielleicht ein wenig Pril, und bissl Zeit.
   Zeit heilt die hartnäckigsten Füller.

Link zu diesem Eintrag: http://blogabissl.blogspot.com/2014/01/lamy-fuller-reparieren.html

7. Januar 2014

Alte Zeiten

Alte Zeiten interessieren mich. Eigentlich sind sie unvorstellbar wie die Zukunft, für die ich aber zu wenig Phantasie habe. Ab also in die Vergangenheit.
   Zu Weihnachten schickte mir ein elektronischer Brieffreund, wenn die Bezeichnung gestattet sei, einen Gruß mit dieser Zeichnung:
http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=oav&datum=1926&pos=37&size=45
Das hat mich natürlich neugierig gemacht, zumal unser Bauernhof im Sarntal liegt. Also bin ich dem Link gefolgt und fand 45 Seiten aus dem Jahr 1926, die die Verhältnisse im Tal im 19. Jahrhundert beschreiben, gerne auch davor.
   Was ist ein Samer? Oder eine Furgel? Beim Lesen des alten Berichts kommt man auf dergleichen Fragen.Weil ich aber lieber schreibe als lese – jetzt auch – habe ich mir die digitalisierte Form des Artikels gesucht, wurde durch Glück und Zufall fündig (weil schon der Titel elektronisch falsch gelesen worden war als »Bauernjahr im Garntal«, ja, Fraktur ist eine schnörkelige Sache …), und habe gleich losgelegt zu korrigieren, zu erklären, mitzudenken und zu -leben.
http://www.modellbau-sporer.at/kr/index.php?cat=c80_Schubkarren-Furgeln-Schubkarren-Furgeln.html
   Ein Samer, das ist nicht der moderne Tierarzt mit der langen Spritze für die Kuh, das ist ein »Sherpa der Alpen«, um es modern auszudrücken:
»Eingang in’s Sarnthal, bei Botzen, mit der Aussicht auf’s Etschtal.
Entrée du Sarnthal, près de Botzen, avec la vue de la valée d’ Adige.
Lithographisches Institut der Wagner’schen Buchhandlung in Innsbruck«
Diese Lithografie hing übrigens immer im Schlafzimmer meines seligen Großvaters Hödl, bis sie mein Mitbesitzer beim Verlassen des Anwesens mitgehen hat lassen. Zum Glück gibt’s die digitale Fotografie und mein Web-Eintrag www.Joern.De/wege.htm, noch aus der alten Zeit, bevor Blogs aufkamen.
   Die Furgel, die ich meine, versteckte sich in einem schönen Satz über Bergwiesen: »… das Gras [wird] gemäht, und in die Heudillen eingetragen, was in großen Leintüchern und mittels Furgeln geschieht.« Furgel steht (noch) nicht in der Wikipedia, die dabei nur auf Flügel verweist. Die allgemeine Google-Suche nach Furgel-Bildern hat mich dann aufgeklärt. Modellbau Sporer aus Innsbruck zeigt als Krippenbedarf Schubkarren und eben Furgeln, zweiräderige Handkarren für alles Mögliche, bei Sporer sogar mit Heu, ab 5,50 Euro.

So kommt man drauf, was ein Furgler einst war, den es heute, wie den Meyer oder Müller fast nur mehr als Familiennamen gibt: Ein Straßenhändler mit seinem Handkarren.
   Fragt sich vielleicht noch, was Heudillen sind? Auch die nicht in Wikipedia. Man findet sie rasch auf der Seiser Alm: 400 Heudillen (Heustädel) soll es da um 1600 gegeben haben, berichtete einst Marx Sittich von Wolkenstein, der wirklich Marx hieß und nicht Max. Steht hier. (Inzwischen klärt mich mein Freund Hannes auf: »Marx … ist nichts anderes als die Kurzform von Markus«, und – siehe unten *).
   Selbst das Marienmonogramm IXXR (auch IXXI) hab’ ich gefunden, das ein Gefangener auf Schloss Reinegg 1670 an die Wand gekritzelt hat. Hier eine moderne gestickte Version: 

Und so ging’s weiter. Das Ergebnis finden Sie auf www.Siebenfahr.com/Bauernjahr.pdf. Ich hab’s »bei mir« eingestellt, damit ich noch weiter basteln kann daran, wenn ich mag.

Übrigens hat Chefredaktor Markus Spillmann zum Jahresende 2013 in der Neuen Zürcher Zeitung einen Leitartikel geschrieben: Nicht Touristen, aber Reisende. Dort mögen Sie weiterlesen. Er sagt’s viel schöner, wie schön es anderswo ist, wenn man sich Zeit lässt.
http://www.modellbau-sporer.at/kr/index.php?cat=c80_Schubkarren-Furgeln-Schubkarren-Furgeln.html

Adresse dieses Eintrags: http://blogabissl.blogspot.com/2014/01/alte-zeiten.html

Schön auch  http://www.bolzano-scomparsa.it/1853.html von Ettore Frangipane.
©Teßmann, http://bit.ly/1FZblTk
Und natürlich die Sammlung der Teßmann-Bibliothek, etwa diese fesche Sarnerin.

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*) Hannes leitet mich weiter zu Marx’ zitiertem Buch, digitalisiert hier:
http://dza.tessmann.it/tessmannPortal/Buch/13004/. Gut suchen lässt sich dort nicht, das muss man wohl noch großteils mit dem Auge tun, eine »Herausforderung«.
   Hier also die Stelle mit den Heudillen auf der Seiser Alm:
Schon in den 1930er-Jahren hat der Transcribent Josef Reinthaler Wolkensteins heythillen erklären müssen, in Fußnote 30 unten auf derselben Seite 256 (in der Digitalisierung Seite 274/347):
»Heudi(e)len = Heustadeln.«
   Wieweit eine teitsche meil, eine deutsche Meile, damals ging, hat er sich wohl nicht gefragt. Ich vermute, so um die siebeneinhalb Kilometer, siehe hier und hier. Google Maps zeigt jedenfalls 7,2 km von Kastelruth bis zur Seiser Alm, zehn Minuten, das aber wissen erst wir.
   Gut, dass der Innsbrucker Universitäts-Verlag Wagner diese »Festgabe zu Hermann Wopfners sechzigstem Lebensjahr, 21. Mai 1876« 1936 schon in Antiqua gesetzt hat, nicht in der damals üblichen Fraktur: »Landesbeschreibung von Südtirol, verfaßt um 1600, erstmals aus den Handschriften herausgegeben von einer Arbeitsgemeinschaft von Innsbrucker Historikern; Festgabe zu Hermann Wopfners sechzigstem Lebensjahr (21. Mai 1876) - 1936, Schlern-Schriften, 34«
   Was ich nicht gefunden habe, ist ein Original von Marx Sittich von Wolkenstein aus dem 16. Jahrhundert. Ich weiß aber dank Wikipedia, dass er mit Blick ins Sarntal geschrieben hat: »Um 1600 verfasste auf Rafenstein Marx Sittich von Wolkenstein wichtige Teile seiner ›Landesbeschreibung‹.« Die Burg hatte er 1599 gekauft.
   Damit sind wir wieder bei mir.
Blick von Rafenstein ins Sarntal                           Foto Jörn
s. www.Joern.De/siebenf.htm