mit Fraktur meine ich generell gebrochene Schriften im Gegensatz zu Antiqua.
Katholische Messbücher, Schott 1953, Gotteslob 1975 |
Will man Fraktur heutigen Lesern und vor allem Computern lesbar machen, und damit durchsuchbar und auffindbar, so muss man sie einscannen (300 dpi sind recht) und optisch lesen. Der Vorgang heißt OCR, optical character recognition, und wird für Antiqua (diese Schriftart hier) häufig angeboten – eben weil die heute allein gängige Antiqua für Mensch und Maschine so einfach zu lesen ist. Fraktur aber macht Probleme. Ein schönes Beispiel finden Sie in der NZZ-Suche auf http://blogabissl.blogspot.com/2017/09/online-suche-nach-nzz-artikeln.html.
Online mit “FineReader” von “Abbyy” – Update 2020, kursiv
Fraktur-OCR macht man am besten für wenig Geld online, sprich »in der Wolke«. Dort findet man den Fachmann für Frakturlesen und OCR, “Abbyy” aus Moskau, mit seinem “FineReader”. Aktuell (Mai 2016) kosten z.B. 200 Seiten fünf Euro, zu zahlen im voraus mit Paypal oder Kreditkarte. Link https://finereaderonline.com/en-us/Store#store-period-month, dort …
… eventuell den grünen Schiebeschalter anklicken und nach links schieben, um die preiswerten Monatsabonnements zu sehen! Probieren ist gratis: Eine »Trial-Seriennummer« für 50 Seiten normale OCR und 50 Seiten Fraktur anfordern.
Die Fraktur-Seiten müssen als Bilddateien oder pdf am eigenen Rechner vorliegen. Dann geht man online und auf
https://finereaderonline.com/en-us/Tasks/Create – klappt weiter gut!
Gleich oben “Recognize” anklicken. |
Dort erklärt sich alles fast von selbst. Oben gibt man die Quelldatei an. In der Mitte unter Punkt 2 die Eingabesprache: German. Dann muss unbedingt auf
Also Punkt 1: Hochladedatei auswählen – eine Bilddatei, z.B. JPG
Sollte unter Punkt 2 Deutsch links als Sprache fehlen, macht nichts, einfach gleich rechts Enable Fraktur OCR [?] wählen!
Hier muss man neben dem Wort „document“ auf „Enable Fraktur OCR [?]“ klicken:
– und sieht dann diese, so für Fraktur einzig richtige Einstellung:
Unten wählt man das Ausgabeformat. Ich nehme gern .rtf. Klappt prima, 20 bis 50 Sekunden je Seite. Die Russen merken sich Ihre Voreisstellungen.
Exportieren ließ ich mir das Ergebnis nicht, klickte gleich auf die RTF-Datei Sprachwandel.P …7.rtf.
Das war das Original gewesen. Ich verdanke es Professor Schlosser in Frankfurt:
Und hier das Ergebnis, das als RTF kam, hier ebenfalls als Bild (Screenshot) dargestellt:
Und hier korrigiert, aber in der alten Schreibung belassen:
Das Pfeiferauchen ändert die Sprache
Der bekannte englische Sprachforscher Ernest Curzon veröffentlicht jetzt eine Broschüre, in der er die Ergebnisse seiner langjährigen Studien über die Entwicklung der englischen Sprache bekannt gibt. Curzon kommt nun in bezug auf die Entwicklung der englischen Sprache und besonders auf ihre typische Kürze in Wort und Satz zu überraschenden Ergebnissen. So schreibt er dem Pfeifenrauchen einen maßgebenden Einfluß auf die Tendenz zur sprachlichen Kürze zu. Weil der Pfeifenraucher gezwungen ist, nicht nur schnell, sondern auch in möglichst kurzen Wendungen zu sprechen, um die während des Sprechens im Munde gehaltene Pfeife nicht ausgehen zu lassen, hätten sich die Endungen der Worte im Englischen nach und nach immer mehr abgeschliffen und sind dann in der verkürzten Form in die Umgangssprache eingegangen. Bisher hat sich die wissenschaftliche Sprachwissenschaft zu dieser Behauptung Curzons noch nicht geäußert.
Normalerweise
würde ich den alten Text leicht modernisieren, damit dem modernen Leser
nicht Sachen auffallen, die der Schreiber nicht hatte hervorheben
wollen, hier etwa »Pfeifenrauchen« statt »Pfeiferauchen«. Texte sollen sich glatt lesen. Also erst [Link:] »Mild auf neue Rechtschreibung ändern«.
Ein anderer Online-Service, der mit Tesseract arbeitet, “OCRextrAct”, ist kostenlos: http://www.ocr-extract.com/ (noch nicht probiert, mehr unten und im PS).
Von Abbyy gibt’s auch eine Off-line-Suite zum Installieren am PC oder verteilt im eigenen Netz, 460 MByte, ein Hammer, die sich nur empfiehlt, wenn man massenhaft und vielleicht sogar zu mehreren Fraktur einlesen möchte. Ich bin damit auf Anhieb nicht zurechtgekommen. Der Online-Dienst ist da viel besser.
Offline mit “Tesseract”
“Tesseract” hat eine lange Geschichte; jedenfalls ist es ganz kostenlos.
Hier, wie ich’s auf meinem Rechner zum Laufen bekommen habe.
Ich verwende dazu “FreeOCR” von http://www.paperfile.net/. “Download” bringt einen auf http://www.paperfile.net/download.html bezw. auf http://www.paperfile.net/download2.html.
Danach installiert man mit der heruntergeladenen Datei freeocr.exe (405 kB) das Programm “FreeOCR”. Es holt dabei weitere Software aus dem Netz und installiert sich normalerweise im Ordner C:\FreeOCR (nicht unter C:\Programme). Aufpassen: Beim Installieren wird einem allerlei zusätzliches Zeug angeboten, nichts Böses, aber hier für uns unnötig.
Patch. Bevor man Fraktur erfolgreich scannen kann, muss noch die kleine Datei deu-frak.traineddata (z. Zt. 808 kByte) in den Ordner C:\FreeOCR\tessdata gespeichert werden, zu den anderen ähnlichen Dateien. Die Datei ist für deutsche Fraktur zuständig und hier zu finden: http://code.google.com/p/tesseract-ocr/downloads/detail?name=deu-frak.traineddata.gz&can=2&q=language+data&sort=summary, gezippt. – (Man sieht, Google ist schon dran, ein gutes Zeichen.)
Die Datei “deu-frak.train…” benenne man vor dem Punkt um, etwa in “frk-train…”. Denn später in der Quellsprachauswahl (Klappmenü) von FreeOCR werden nur die ersten drei Zeichen gezeigt, also müssen bereits die unterscheidend sein.
Jetzt ist man bereit zum Aufruf von “FreeOCR”. Entgegen alten Gerüchten ist das kein Kommandozeilenprogramm wie wohl Tesseract früher, sondern schön mausgeführt.
Echter Kamera-»Screenshot« Wenn ich das (mit Gadwin Printscreen) direkt vom Bildschirm schaffe, baue ich’s noch ein. |
Die Bilder mit der Ausgangsschrift sollten schön gerade stehen, damit sich das Leseprogramm nicht mit den Zeilen vertut, sonst gibt es erstaunlich schlechte Ergebnisse, einfach keine. JPGs sollten möglichst mit bester Qualität abgespeichert worden sein. Schwarz-weiß und guter Kontrast sind besser als bunte Vorlagen.
Nach dem digitalen Lesevorgang kopiert man sich das Ergebnis hinein in eine Word-Datei – im Beispiel hier ist alles schon blau markiert (Strg+a Strg+c) –, oder lässt sich gleich eine Word-Datei ausgeben.
Danach beginnt die eigentliche, schöne Arbeit: Das Versäubern von Fraktur-Text in Antiqua. Darüber ein andermal, Sie können sich ja schon einmal ein Beispiel, wei ich’s meine, ansehen: http://siebenfahr.com/Bauernjahr.pdf. – Inwischen mehr dazu gleich hier im nächsten Blog.
Kommentare und Danksagungen an mich: Fritz@Joern.De
Direkter Link zu diesem Eintrag: http://j.mp/2IwzoRK =
http://blogabissl.blogspot.com/2014/01/fraktur-lesen.html
PS. Hier eine schöne (englische) Beschreibung, wie man PDF-Dateien mit Fraktur im Bild mit dem maschinenlesbaren und damit durchsuchbaren Inhalt hinterlegt.
Zugabe: Unbezahlte Werbung, sozusagen Productplacement, für Treventus.
Ein Buchscanner bei der Arbeit
1 Kommentar:
Hi, danke für diesen sehr interessanten Post! Wenn man Tesseract nicht selbst installieren will, kann man auch eines der vielen Online OCR Dienste verwenden. Die funktionieren in der Regel auch schon ziemlich gut und flott :-)
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