29. Dezember 2013

Suche im Blog – eine Raparaturanleitung


Seit einem halben Jahr geht das offizielle »Gadget« von Blogger bezw. Google nicht mehr, ein vorprogrammierter, optionaler Einschub in den Kopf eines Blogs. Schande über Google!
   Geht man in »Blogger« angemeldet über »Meine Blogs« und klickt rechts »Zur Post-Liste«, so kommt man zur Liste der Blogs. Links auf »Layout« kann man das Aussehen des Blogs verändern und an verschiedenen Stellen ein »Gadget hinzufügen«. (Unter »Vorlage« kommt man an den HTML-Kode heran.)
   Ich habe nur zwei »Gadgets« eingebaut, eines für die automatische E-Mai-Benachrichtigung von Lesern bei neuen Blogeinträgen, und eines eben zur Suche in meinen Blogs. Darum geht es hier.

Das Gadget heißt »Suchfeld. Ermöglichen Sie Besuchern die Suche in Ihrem Blog, in Ihrer Blogroll und allen Inhalten, die Sie verlinkt haben. Von Google Benutzerdefinierte Suche«. – Dieses Standard-Gadget geht nicht. Es sucht anscheinend, findet aber nie etwas.

Hier eine funktionierende Lösung. Man gehe auf 

http://www.theblogwidgets.com/2008/01/blogger-search-bar-form_24.html
– Link tot, siehe Kommentare. Jan. 15 –

Dort findet sich eine Suchlösung vonJames Morgan mit einem Knopf: »Add to my blogger«. – Achtung: Danach müssen Sie noch was tun, folgt sogleich!


Darauf klicke man. (Sie können auch hier bei mir klicken.) Es erscheint
Der Name des Blogs war in meinem Fall bereits eingeblendet. Ich also mutig »Widget hinzufügen« geklickt, eine Fehlermeldung ignoriert, und schon ging’s.
   Ich empfehle noch vielleicht den Titel »Search« in »Suche im Blog« zu ändern und im HTML-Kode (Inhalt), der eingebaut wird:

searchThis > Suche im Blog
Search this Site > Suchbegriff

Link zu diesem Blog: http://blogabissl.blogspot.com/2013/12/suche-im-blog-eine-raparaturanleitung.html
Englischer Dialog zum Thema: http://productforums.google.com/forum/#!topic/blogger/ZqrTNLa1No0[1-25-true]

evangelii gaudium

IHS: «Iesum habemus Socium»,
Jesus unser Gefährte,
»mitfühlend und auserwählend«
Franziskus’ Wappen.
Mehr hier
»Evangelii Gaudium«, Freude über das Evangelium, so heißt die erste große Botschaft von Papst Franziskus, datiert vom 24. November 2013, noch aus dem Jahr seiner Ernennung. Und das ist schon fast das Beste, was man zu diesem »apostolischen Schreiben« sagen kann: Der Titel ist erfreulich. Sonst ist der Schrieb eine Katastrophe. Was sich aus Ehrfurcht vor dem beeindruckenden Mann und seiner Position keiner zu schreiben traut. Doch schon seine gutgemeinte Umfrage war dilettantisch gewesen#).
   Am Besten, man macht sich erst einmal mit Sekundärlitertaur über Evangelii Gaudium schlau. Ich empfehle die amerikanische Wikipedia: https://en.wikipedia.org/wiki/Evangelii_Gaudium, für weiterführende (deutsche) Links auch die deutsche. Den endlosen Text selbst zu lesen, ist eine Qual. Nicht, weil zwischendrin aufmunternde, ja fröhliche und heitere Stellen fehlten, aus denen ein frischgebliebener Glaube spricht, sondern weil sich die dort unter fünfzigtausend Worten verstecken.
   Der offizielle deutsche Text findet sich beim Vatikan+), ist aber inzwischen schon als Taschenbuch erschienen*). Ich hab’ mir ihn noch selbst ganz ausgedruckt, dreispaltig und in kleinster Schrift (8 Punkt), und da waren’s 35 Seiten!
   Ich will hier nicht versuchen, selbst den Inhalt zusammenzufassen; könnte ich gar nicht. Dafür empfehle ich die kritische Würdigung von Bellavite, hier, oder beispielsweise die Badische Zeitung. Meine persönlichen Anmerkungen sind sporadisch.

Franziskus bleibt bei Fragen zum Katholizismus vage oder strikt beim Alten. Frauenordination gibt’s nicht (Absatz 104. »Das den Männern vorbehaltene Priestertum als Zeichen Christi, des Bräutigams, der sich in der Eucharistie hingibt, ist eine Frage, die nicht zur Diskussion steht … « – Was für eine schwache Plausibilisierung!). Das Zölibat wird überhaupt nicht angesprochen. Kommunion für Protestanten oder für wiederverheiratete Geschiedene könnte man aus der Passage in Absatz 47 herausinterpretieren: » ... die Türen der Sakramente dürften nicht aus irgendeinem beliebigen Grund geschlossen werden«, folgte ihr nicht direkt: »Das gilt vor allem, wenn es sich um jenes Sakrament handelt, das ›die Tür‹ ist: die Taufe.« Dennoch: »Die Eucharistie [d. h. die Kommunion, fj] ist, obwohl sie die Fülle des sakramentalen Lebens darstellt, nicht eine Belohnung für die Vollkommenen, sondern ein großzügiges Heilmittel und eine Nahrung für die Schwachen.« Mag also jeder herauslesen, was er will. Zur Empfängnisverhütung kein Wort, zur Homo-Ehe auch nicht, wenn ich nichts übersehen habe. Strikt und entschieden abgelehnt wird die Abtreibung (Absatz 213). Schön, dass Franziskus die Beichte noch erwähnt: »Die Priester erinnere ich daran, dass der Beichtstuhl keine Folterkammer sein darf, sondern ein Ort der Barmherzigkeit …« (Absatz 44). Neu war mir, dass beim Jüngsten Gericht Priester besonders streng beurteilt werden werden, denn: »Der Apostel Jakobus mahnte: ›Nicht so viele von euch sollen Lehrer werden, meine Brüder. Ihr wisst, dass wir im Gericht strenger beurteilt werden‹ (Jak 3,1)« (Absatz 150).
   Eine Aufforderung an andere Religionen, ebenfalls die Liebe und den Frieden als das Wichtigste öffentlich herauszustellen, fehlt mir. »Der wahre Islam und eine angemessene Interpretation des Korans stehen jeder Gewalt entgegen«, schreibt Franziskus (Absatz 253), fordert mir das aber nicht deutlich genug ab.
   Dafür übernimmt Franziskus Unsinn aus Bereichen, in denen er Laie ist, und lässt sich von populistischen, ja kommunistischen Meinungen einfangen. In seinem »Nein zur Wirtschaft der Ausschließung« (Abschnitte 53ff https://bit.ly/fj3CQew3Z ) schreibt er: »Es ist unglaublich, dass es kein Aufsehen erregt, wenn ein alter Mann, der gezwungen ist, auf der Straße zu leben, erfriert, während eine Baisse um zwei Punkte in der Börse Schlagzeilen macht« – was Blödsinn ist: Zwei Punkte machen noch keine »Baisse«, und Schlagzeilen schon gar nicht. Hier entpuppt sich seine (gern genüsslich zitierte) Kapitalismuskritik als platte Polemik. Ich will dazu nur sagen: Wie viele denkt er bloß an die (»gerechte«) Verteilung, nicht an die Produktion, die die heutige Wirtschaftsordnung sehr wohl angeregt hat. Wo nichts ist, kann auch nichts verteilt werden. Kein Kind in Afrika hat ein Brot (mehr), wenn es bei uns eine ganze Brotsorte weniger gäbe. Die »westliche« Warenfülle sollten wir inzwischen wie die Fülle der Natur sehen und uns hüten, Bescheidenheit gesetzlich vorschreiben zu wollen. Moralisch ja, wobei wir dann wirklich wieder bei der Kirche wären.
   Sehr viel Raum nimmt die »Homilie« ein (ab Absatz 135), wobei ich erst gar nicht wusste, dass damit die Predigt gemeint ist. Sie muss kurz sein (Absatz 138), herzlich und warm (140), einfach und klar, direkt (158) und »niemals auf Fragen antworten, die sich keiner stellt« (155). Das hätte er in seinem »Gaudium« selbst beherzigen sollen. Oder weiß wer, was eine »kerygmatische und mystagogische Katechese« ist (163)?
   Dazwischen immer wieder Polemik. Da wird unsere Zivilisation gebrandmarkt als eine, »die an der Anonymität leidet und paradoxerweise zugleich, schamlos krank an einer ungesunden Neugier, darauf versessen ist, Details aus dem Leben der anderen zu erfahren … « (Absatz 169). Ist das wirklich so? Liest Franziskus nur die Bildzeitung? (Polemisch gesagt: Dann wüsste er, wie man stilistisch wirkungsvoll schreibt.)
   Genug. Mit viel Mühe mag man aus Evangelii Gaudium alles Mögliche herauslesen. Ich mag’s nicht.

+) Papst Franziskus im Vatikan: http://www.vatican.va/holy_father/francesco/
Evangelii Gaudium über http://www.vatican.va/holy_father/francesco/apost_exhortations/index_en.htm
auf http://www.vatican.va/holy_father/francesco/apost_exhortations/documents/papa-francesco_esortazione-ap_20131124_evangelii-gaudium_ge.html
Dort auch als PDF (256 Seiten, 1 MB): http://www.vatican.va/holy_father/francesco/apost_exhortations/documents/papa-francesco_esortazione-ap_20131124_evangelii-gaudium_ge.pdf

*) Der deutsche Text in Buchform:
• »Die frohe Botschaft Jesu«, Evangelii Gaudium, Verlag St. Benno, 184 Seiten, 11 x 19 cm, gebunden, ISBN 978-3-746-24080-0, € 6,95
• »Die Freude des Evangeliums«, Verlag Herder, 320 Seiten, 12 x 19 cm, kartoniert, ISBN 978-3-451-33492-4, € 10

#) zur Papstumfrage siehe bei mir
3. 11. 13 http://blogabissl.blogspot.com/2013/11/die-umfrage-des-papstes.html
3. 12. 13 http://blogabissl.blogspot.de/2013/12/katholische-fragebogen-schieen-ins-kraut.html

Link zu diesem Blogeintrag:  http://j.mp/2HVe888 =
http://blogabissl.blogspot.com/2013/12/evangelii-gaudium.html
(Sondereinstieg zu wirtschaftspolotischen Themen: #Unsinn)

28. Dezember 2013

Elektronikstürmer in der Schule

Ich will ganz ehrlich sein. Einen Rosenkranz beten kann ich nicht, selbst mit Anleitung nicht. Da laufen mir die Gedanken hoffnungslos weg. Ein einzelnes Vaterunser, Satz für Satz mit Sinn bedacht, das geht; das trainiert man ja gelegentlich. Dann: Eine lange Autofahrt ohne Autoradio oder sonstige Beschallung, das schaffe ich, genieße es oft sogar; ich hattte das auf meiner Santiagofahrt 1999 probiert. Ansonsten bin ich computersüchtig, wie man an diesem Blog sieht.
   Jetzt ging’s unlängst in der Plenarsitzung aller Elternpflegschaftsmitlieder (»Schulpfegschaftssitzung«) »meines« Gymnasiums um das Thema Handy in der Schule. Die Regelung sieht vor, dass während des Unterrichts alle elektronischen Geräte ausgeschaltet sein müssen, wie bis dato im Flugzeug bei Start und Landung. Bei Schularbeiten und Prüfungen sind sie dem Lehrer abzugeben – oder später von den Eltern im Schulsekretariat abzuholen, extra peinlich.
   Zwischendurch muss man wissen, dass eine »Elternpflegschaft« nichts mit der Pflege der Eltern zu tun hat. Das sind in der Schule die Elternvertreter, also engagierte Eltern. Die haben vielleicht viel zu sagen, aber gar nichts zu entscheiden. Dennoch: Plädoyers werden gerne gehalten. Diesmal sollte uns die Handyregelung nahegebracht werden. Sie war hinter den Kulissen aus- und umgearbeitet worden. Nun sollte das elternvertreterliche Placet folgen.
   Doch dann hielt eine junge Mutter ihren Ipad hoch: Ob denn die Nutzung von elektronischen Notizbüchern verboten sei? – Ja, natürlich, hieß es. Später hab’ ich dann noch gefragt, ob man von der Tafel was abfotografieren darf oder eine Folie: Gewiss doch nicht! Schon, weil da nicht jeder kommen könnte. Elektronik ist teuer, das kann sich nicht jeder leisten, und dann wären die Chancen nicht gleich. (Wobei für die allgemein begrüßte Skiwoche unserer Klasse, ich meine, 380 Euro als Sonderausgabe der Eltern vorgesehen sind.)
Kindle-Werbung von Amazon
Bei Klassenfahrten hätte sich elektronische Abstinenz so schön bewährt, die Kinder hätten wieder mit sich gespielt, man habe wieder gesungen und so weiter. Jugendbewegung kam in die Herzen, Lagerfeuer, Stockbrot. Die Diskussion lief Gefahr, Handys et cetera ganz aus der Schule zu verdammen. Technikaffinität hielt sich deutlich in Grenzen, ja in Bastionen. Warum gibt es keine Schulbücher auf Kindle (ab € 50)? Das werden uns wohl erst einmal die Schwaben vormachen müssen, zu denen der Begriff »Kindl« passt. Unsere Lehrer hier weigern sich zum Teil, überhaupt E-Mail-Adressen bekanntzugeben, andere wiederum halten ihre Telefonnummer geheim. Der Datenschutz macht’s möglich. Und die deutsche Schulordnung, bei der das höchste Entscheidungsgremium in einer Schule nicht ein Direktorium ist, schon gar nicht ein Direktor, sondern die Mehrheit der Lehrer, ist nicht dazu angetan, einem Mitwirkenden Zwang anzutun.
Kindle in der Oberstufe? Ebenfalls aus der Amazon-Werbung
Link zu diesem Eintrag: http://blogabissl.blogspot.com/2013/12/elektroniksturmer-in-der-schule.html

20. Dezember 2013

Brünn in Mähren

Villa Tugendhat, Schwarzfeld 45       Bild aus der Wikipedia
Wenn ich sage, ich sei in Brünn geboren, ja, wenn das sogar an­stands­los und weiter un­spe­zi­fi­ziert in meinem deut­schen Aus­weis steht, so ist mir das ganz recht.
   Lebt man im Süden, so stellt man sich Brünn irgendwo im Nor­­den vor. Kommt man dagegen aus dem Norden, so vermutet man’s in den Bergen. Alte Leute mögen an irgend­eine Stadt im Osten denken.
   Nur bei der Commerzbank will’s der Computer bei der Stamm­da­ten­an­la­ge nicht ohne Weiteres nehmen.
   »Wo ist Brünn?«, fragt mich der Schalterbeamte und blickt in seinen Flachbildschirm.
   Ich sage, wie immer bei dieser Frage: »In Mähren.«
   »Wo liegt das?«, fragt er.
   »Na ja«, sag’ ich, »Böhmen und Mähren …«.
   »In welchem Staat ist das?« fragt er weiter, misstrauisch geworden.
   Ich sage: »Damals war das ein Protektorat vom Deutschen Reich, davor Tschechoslowakei, vorher Altes Österreich – was möchten’s denn?«
   Er: »Wo liegt das heute?«
   Ich aber rede immer noch gegen den Commerzbankcomputer an: »Heute? Ich bin vor 72 Jahren geboren, ich bitte Sie!« Doch weiter: Tschechei wollte ich nicht sagen, das klingt modernen Menschen in Deutschland politisch unkorrekt fast wie Zigeuner, und Tschechien klingt wiederum mir ungewohnt und gekünstelt, ich sag’ ja auch nicht Tirolien, nur, weil das »früher« Tirol hieß. Also sage ich unwillig: »Tschechische Republik«.
Mein Gott, da verliere ich doch nicht wegen Brno meinen ge­­schätz­­ten Ge­burts­ort Brünn, nur um politisch brav zu sein. Was vor siebzig Jahren meine Heimat hätte werden sollen (die ich allerdings erst gar nicht kennen­­lernen sollte), das halte ich doch nicht nur deshalb hoch, damit mich ein Typ von der Commerzbank fragt, wo Brünn heute liegt!

NB. Ich bin kein Revanchist, will die Geschichte nicht rückgängig machen, empfinde auch gar nichts gegen oder für Tschechen, kenne Brünn überhaupt nicht außer aus alten Stadt­an­sich­ten, und habe mein Leben lang gemieden, es weiter kennenzulernen. Prag hat mir schon gereicht. Für mich sind das tempi passati, mir ist ein Brünn wie zur Zeit meiner Geburt nicht mehr existent.

PS. Die deutsche Wikipedia schwankt bei Brünn zwischen politischer Korrektheit und passabler Lesbarkeit. Beispielhaft die Bildauswahl: So sieht man zuallererst einen »Blick auf Brünn von der Festung Špilberk«, was mir doch sehr nach Spielberg klingt. Der Einmarsch der deutschen Truppen ist gleich zu sehen, weiter unten kommt dann doch noch ein »Mährisches Landesmuseum« und die Villa Tugendhat, siehe hier oben Wikipedia-historisch: »1277 ist zum ersten Mal die Festung Špilberk, damals als Burg, erwähnt.« – Guter Link zum Spielberg hier. Interessant Brünn im Meyers 1905-1909.

Link zu diesem Blog: http://blogabissl.blogspot.com/2013/12/brunn-in-mahren.html

Zur Situation in Brünn im Protektorat aus den persönlichen Erinnerungen meines sel. Großvaters: http://joern.de/hoedl.htm#Hitler  

1936 – Familiäres und Politisches: http://blogabissl.blogspot.com/2016/06/1936.html