8. Juli 2012

FAZ, Dienstag, 3. Juli 21012

Das Elend des römischen Zentralismus’

Die größte Religionsgemeinschaft der Welt wird von einem kleinen Kreis alter Männer regiert, die sich jeder menschlichen Verantwortung im Namen Gottes entziehen und unbedingten Gehorsam für ihre Entscheidungen verlangen, ohne Rücksicht auf deren Plausibilität am Ort. Das stellt die Glaubwürdigkeit der kirchlichen Botschaft selbst zunehmend in Frage.
Von Professor Dr. Franz-Xaver Kaufmann
Der Verfasser ist emeritierter Professor für Sozialpolitik und Soziloge der Universität Bielefeld. Von 1972 bis 1995 gehörte er der Gemeinsamen Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland an. – soweit die FAZ.
   Dieser Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ist (mit ein paar bunten Heckenrosen von Hinnerk Bodendieck, Öl auf Leinwand) eine volle Seite lang. Ich habe versucht, den Artikel online zu finden, was mir nicht gelang (»0 Treffer zu "Das Elend des römischen Zentralismus" auf 0 Seiten«). Die FAZ will ’nen Euro dafür, ohne Registrierung mindestens fünf. Das Geld geht an den Verlag. Der Autor hat nichts davon. Das nur nebenbei. Ich kann meinen PT Lesern den Artikel hier also nicht zur Verfügung stellen.
   Inhaltlich ist der Artikel, soweit ich mich noch daran erinnere, voll historischem Wissen, gut analysiert und gescheit. Recht hat er, der Professor. Allerdings interessiert mich die Kirchenführung in ihrer Effizienz, in ihrer mangelnden Demokratie und Anpassungsfähigkeit an Weltliches und jeweils Kontinentales, Lokales und Ländliches nur am Rande. Gegen die Unkontrollierbarkeit des Staates, gegen die Verschwendung unserer Demokratien ist das rein gar nichts. Die Kurie mag man nach Effizienz- und Demokratiekriterien verurteilen, so, wie man einen schlecht geführten Verein kritisiert und den Vorstand abzuwählen versucht, oder austritt und oder sich der Konkurrenz anschließt. Bei Kirchen kann man das wenigstens, aus Staaten nicht. Im Ganzen gesehen hat sich die Kirche als Institution (wieder im Gegensatz zu unseren Staaten) eher lange gehalten. Was freilich nicht sagt, dass sie nie wird scheitern können. Außer man glaubt daran.
   »Ich aber sage dir: Du bist Petrus und auf diesen Felsen [griech. petra] werde ich meine Kirche [ecclesia] bauen und die Mächte [pulae, wörtlich Tore] der Unterwelt [hades] werden sie nicht überwältigen.« – eigentlich eine göttliche Bestandsgarantie, ein himmlischer Rettungsschirm. Mehr dazu hier in der Wikipedia.
   Wie dem auch sei. Ich bin alt. Mir geht es um den Glauben. Ob die Kirche ein effizienter, sparsamer Verein ist, ist mir eher egal. Mich interessiert die Lehre. Eine russische Klavierlehrerin ertüchtigt die Schüler zu schönen persönlichen Leistungen, wie ich jüngst erlebte, ein deutscher Gitarrenlehrer versagt teuer mangels Motivation.
   Zurzeit beobachte ich zwei Stellen in der Messe. Erstens das pro multis, das laut Auskunft des Pfarrers vom Bistum (noch) nicht angeordnet wurde, also nicht geändert wird. Der jüngst geäußerte Wunsch des bibelfesten Papstes nach einer wortgenauen Übersetzung in für manche ist doch wohl keine undemokratische Überheblichkeit der Kurie in Rom? Zweitens stört mich bei Brieflesungen aus der Bibel die frech eingefügte Anrede: »Liebe Schwestern und Brüder!« Da könnte man, politisch noch etwas korrekter, doch auch uns Alte nennen: »Liebe Schwestern und Brüder, liebe Seniorinnen und Senioren!«, oder, lasset die Kinderlein zu mir kommen: »Liebe Schwestern und Brüder, liebe Seniorinnen und Senioren, liebe Kinder!«. Aus einer Lektorenhilfe des katholischen Bildungswerks: »Die Anrede ›liebe Brüder‹ ist Bestandteil des Textes und schließt Frauen ein, da der Brief sich an die aus Frauen und Männern bestehende Gemeinde in Korinth richtet. Daher ist die Anrede ›liebe Schwestern und Brüder‹ (wenn Männer den Text vorlesen) oder ›liebe Brüder und Schwestern‹ (wenn Frauen den Text vortragen) zu verwenden«. In Wirklichkeit beginnt der zweite Paulusbrief aus dem Jahr 56 mit den Worten: »Paulus, ein Apostel Jesu Christi durch den Willen Gottes, und Bruder Timotheus der Gemeinde Gottes zu Korinth samt allen Heiligen in ganz Achaja: Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus!« Da steht nichts von Brüdern. Satz 8 sagt dann aber den lieben Brüdern: »Denn wir wollen euch nicht verhalten, liebe Brüder, unsre Trübsal, die uns in Asien widerfahren ist, da wir über die Maßen beschwert waren und über Macht, also dass wir auch am Leben verzagten und bei uns beschlossen hatten, wir müssten sterben«. Mein Vorschlag: Man lasse die Anrede weg, zumal die Lesung meist mitten »aus« dem Brief ist.
Papst Benedikt 2007
vor dem Kolosseum

   Das mögen Kleinigkeiten sein. Der zeitgemäß angepasste Umgang mit der Bibel. Mich bewegen in der Tat wichtigere Fragen, wie bekannt. Auf keinen Fall aber der Wunsch nach einer moderneren Vereinsverfassung der katholischen Kirche.
   PS. Inzwischen kann ich Hobby-Vatikanbeobachtern doch einen Artikel zum Thema empfehlen, aus der Neuen Zürcher Zeitung vom 9. Juli 2012, die mit ihren Artikeln weniger restriktiv umgeht und bescheidener mit den akademischen Titeln seiner Autoren: »Ein Bandenkrieg der Karinäle von Franz Haas«, hier schlicht und handylesbar und hier zeitungsähnlicher, auch im St. Galler Tagblatt.
   Gleichzeitig lese ich »16 Milliarden Dollar Wirtschaftshilfe für Afghanistan. Afghanistan wird auch nach dem Abzug der ausländischen Truppen 2014 weiter Wirtschaftshilfe in Milliardenhöhe erhalten. Die Geberstaaten äusserten sich an einer Konferenz in Tokio jedoch besorgt über die grassierende Korruption am Hindukusch.« Das macht die Intrigen im Vatikan nicht besser, sollte unser Augenmerk aber relativieren.

Ich hab’ mal bei Bistum nachgefragt. Hier die prompten Antworten. Hervorhebungen und Links von mir.
Messbuch, Missale (Wikipedia)
   Die neue Übersetzung der Einsetzungsworte wird mit dem Erscheinen des neuen deutschen Messbuches, das sich derzeit in der Erarbeitung befindet, Eingang in die Liturgie finden. Es ist immer die letzte Fassung des Messbuchs verbindlich. – Das Datum des Erscheinens des deutschen Messbuchs steht unseres Wissens noch nicht fest. Vor allem die Rücksprachen mit der zuständigen Kongregation in Rom benötigen ihre Zeit. Doch haben wir keine näheren Informationen über die terminlichen Perspektiven, da wir als Einzeldiözese nicht in diesen Prozesse involviert sind. Vielleicht ist hier das Deutsche Liturgische Institut in Trier näher informiert.
   Die Anrede „Schwestern und Brüder“ (ohne „liebe“) wird nicht gestrichen. Die Deutsche Bischofskonferenz hat 1993 diese Einleitung empfohlen, weil das griechischen Originalwort „adelphoi“ in der Bibel nicht nur die Brüder, sondern alle Geschwister im Glauben meint (vgl. Gal 3,27f.). Insofern es sich um eine Entscheidung der Bischöfe handelt, ist diese Formulierung im kirchlichen Sinne nicht „eigenmächtig“, insofern sie exegetisch abgesichert ist, keine „Verfälschung“, und nach mehrheitlicher Meinung aus pastoralen Gründen nicht „leicht verzichtbar“. – Lesungen werden öfters nicht eins zu eins aus der Bibel genommen, sondern im Rahmen der Perikopierung werden schon einmal Verse ausgelassen und zusammengestellt. Schon die Frage, wo beginnt die Lesung, und wo lässt man sie enden, ist eine Entscheidung, die sich auf das Verständnis niederschlägt und bisweilen von Exegeten und Liturgiewissenschaftlern im Einzelfall kontrovers diskutiert wird. Die hinzugefügte Anrede – die nicht dem Sinn des Briefes widerspricht – gibt der Lesungen einen Kontext. Bei Evangelien ist das nicht anders: Auch sie beginnen in der Bibel nicht stets mit „In jener Zeit …“. Ansonsten handelt es sich um eine Entscheidung der deutschen Bischöfe, auf die ein einzelnes Bistum keinen Einfluss hat. Insofern wären die Diskussionspartner entweder auch im Deutschen Liturgischen Institut als Arbeitsstelle der Bischofskonferenz oder im Sekretariat der letzteren zu suchen.

5. Juli 2012

Ex Oriente Lux






Dünn ist das Morgenblau, als zögere der Himmel, sich von seinem nächtlichen Grau zu verabschieden. Spuren von Rosa verziehen sich in Wolken, die dadurch langsam Gestalt annehmen in dem sonst makellosen Luftreich. Das ist kein Zelt, das sich über uns spannt. Die Welt ist ein Cabrio. Oben nichts. Unten schon zwanzig Grad.
   (Und der Bildschirm meines alten X60s hell genug für’s Freie, noch!)
   Tauben gurren im nahen verfallenden Haus gegenüber Beethovens Geburtshaus. Straßen rauschen. Frühe Amseln flattern zur »Morgentoalette« (sic!) an unserer Wasserschale unter den … – und schon wieder fällt mir ein Name nicht ein*).
   Im Bett hatte ich zu lesen versucht, musste aber im Abstand von ein paar Minuten immer wieder dieselben Zeilen lesen. Dazwischen Schlafversuche, Kleinschlaf. Nicht ärgerlich, erst recht nicht verzweifelt, einfach matt und müde und wohlig. Aber halt nicht »nachhaltig«.
   Ich esse den erweichten Rest von Carlas gestrigem Schulbrot, heller Toast nur mit Pilzwurst dazwischen, und sitze tippend im Garten. Die Rosen, die Blumen alle wie in einem dreidimensionalen Foto, ungerührt, unbeweglich. Auch nicht der leiseste Luftzug kommt vorbei. Heute wird es wieder heiß werden. Bewegung nur durch die Vögel in der Luft, die so dünn ist, dass ich mich frage: Wie geht das da, das Fliegen?
   Nachher gibt’s Schulausflug in die Rheinauen. Diese letzten Wochen tun die Schüler eh nichts (mehr?) in der Schule. Die Bücher sind abgegeben, die Noten, die Versetzungen liegen fest, wozu also? Scolae, non vitae discimus. Die Kinder lernen Lernen möglichst zu meiden, Interesse richte(t) sich auf Filme und Eis und Entspannung. Vielleicht gibt es aber doch noch wo die engagierten Lehrer, deren Freude am Fach, an »ihrer« Sache, an Einzelheiten, Kuriositäten vielleicht die Kinder mitreißt, mitnimmt zum Herausfinden, Wissen, Lernen letzlich.
   Gestern Abend waren drei Eltern zum Treffen im »Stiefel« gekommen, dazu Carla und ich. Und dann ging Carla brav heim, kurz vor neun, ins Bett, um die Ecke. Durfte in Mamas Bett schlafen, weil die verreist ist nach Hamburg und drüberhinaus.
   Genug gelabert. Vielleicht finde ich noch ein Hinguckerbild. Das will aber nicht richtigherum landen; ich will es später über ein Kommando für die Browser drehen. Jetzt piepst der Wecker.
Hummel im Anflug auf Hortensie, bei uns im Garten
   Fortsetzung am Nachmittag. Das »Browser-Drehen« hatte ich schon in http://blogabissl.blogspot.de/2012/02/porsche-blackberry-gerade-den-kommentar.html erwähnt. In den Browserbefehl mit dem Bild, das anderswo im Netz anders gedreht steht, wird noch die Anweisung style="-moz-transform: rotate(90deg); -o-transform: rotate(90deg); -webkit-transform: rotate(90deg); transform: rotate(90deg); filter: progid: DXImageTransform. Microsoft. BasicImage(rotation=1)" eingefügt. Ganz so einfach war’s leider nicht, er drehte zunächst falsch herum. Also 90 mit 270 und 1 mit 3 ersetzen. Umlaufenden Text habe ich gar nicht hinbekommen, das ginge nur bei quadratischen Bildern, und die sind eh schöner. Oder mit noch mehr Fummeln im HTML. Keine Zeit! Später, sollte ein PT Kunde das Bild anklicken, wird’s auch nicht gedreht und erscheint groß aber im Liegen. Man sollte sein Bild also möglichst an der Quelle drehen, so man sie denn hat.
*) … unter den Hortensien!