IHS: «Iesum habemus Socium», Jesus unser Gefährte, »mitfühlend und auserwählend« Franziskus’ Wappen. Mehr hier |
Am Besten, man macht sich erst einmal mit Sekundärlitertaur über Evangelii Gaudium schlau. Ich empfehle die amerikanische Wikipedia: https://en.wikipedia.org/wiki/Evangelii_Gaudium, für weiterführende (deutsche) Links auch die deutsche. Den endlosen Text selbst zu lesen, ist eine Qual. Nicht, weil zwischendrin aufmunternde, ja fröhliche und heitere Stellen fehlten, aus denen ein frischgebliebener Glaube spricht, sondern weil sich die dort unter fünfzigtausend Worten verstecken.
Der offizielle deutsche Text findet sich beim Vatikan+), ist aber inzwischen schon als Taschenbuch erschienen*). Ich hab’ mir ihn noch selbst ganz ausgedruckt, dreispaltig und in kleinster Schrift (8 Punkt), und da waren’s 35 Seiten!
Ich will hier nicht versuchen, selbst den Inhalt zusammenzufassen; könnte ich gar nicht. Dafür empfehle ich die kritische Würdigung von Bellavite, hier, oder beispielsweise die Badische Zeitung. Meine persönlichen Anmerkungen sind sporadisch.
Eine Aufforderung an andere Religionen, ebenfalls die Liebe und den Frieden als das Wichtigste öffentlich herauszustellen, fehlt mir. »Der wahre Islam und eine angemessene Interpretation des Korans stehen jeder Gewalt entgegen«, schreibt Franziskus (Absatz 253), fordert mir das aber nicht deutlich genug ab.
Dafür übernimmt Franziskus Unsinn aus Bereichen, in denen er Laie ist, und lässt sich von populistischen, ja kommunistischen Meinungen einfangen. In seinem »Nein zur Wirtschaft der Ausschließung« (Abschnitte 53ff https://bit.ly/fj3CQew3Z ) schreibt er: »Es ist unglaublich, dass es kein Aufsehen erregt, wenn ein alter Mann, der gezwungen ist, auf der Straße zu leben, erfriert, während eine Baisse um zwei Punkte in der Börse Schlagzeilen macht« – was Blödsinn ist: Zwei Punkte machen noch keine »Baisse«, und Schlagzeilen schon gar nicht. Hier entpuppt sich seine (gern genüsslich zitierte) Kapitalismuskritik als platte Polemik. Ich will dazu nur sagen: Wie viele denkt er bloß an die (»gerechte«) Verteilung, nicht an die Produktion, die die heutige Wirtschaftsordnung sehr wohl angeregt hat. Wo nichts ist, kann auch nichts verteilt werden. Kein Kind in Afrika hat ein Brot (mehr), wenn es bei uns eine ganze Brotsorte weniger gäbe. Die »westliche« Warenfülle sollten wir inzwischen wie die Fülle der Natur sehen und uns hüten, Bescheidenheit gesetzlich vorschreiben zu wollen. Moralisch ja, wobei wir dann wirklich wieder bei der Kirche wären.
Sehr viel Raum nimmt die »Homilie« ein (ab Absatz 135), wobei ich erst gar nicht wusste, dass damit die Predigt gemeint ist. Sie muss kurz sein (Absatz 138), herzlich und warm (140), einfach und klar, direkt (158) und »niemals auf Fragen antworten, die sich keiner stellt« (155). Das hätte er in seinem »Gaudium« selbst beherzigen sollen. Oder weiß wer, was eine »kerygmatische und mystagogische Katechese« ist (163)?
Dazwischen immer wieder Polemik. Da wird unsere Zivilisation gebrandmarkt als eine, »die an der Anonymität leidet und paradoxerweise zugleich, schamlos krank an einer ungesunden Neugier, darauf versessen ist, Details aus dem Leben der anderen zu erfahren … « (Absatz 169). Ist das wirklich so? Liest Franziskus nur die Bildzeitung? (Polemisch gesagt: Dann wüsste er, wie man stilistisch wirkungsvoll schreibt.)
Genug. Mit viel Mühe mag man aus Evangelii Gaudium alles Mögliche herauslesen. Ich mag’s nicht.
+) Papst Franziskus im Vatikan: http://www.vatican.va/holy_father/francesco/
Evangelii Gaudium über http://www.vatican.va/holy_father/francesco/apost_exhortations/index_en.htm
auf http://www.vatican.va/holy_father/francesco/apost_exhortations/documents/papa-francesco_esortazione-ap_20131124_evangelii-gaudium_ge.html
Dort auch als PDF (256 Seiten, 1 MB): http://www.vatican.va/holy_father/francesco/apost_exhortations/documents/papa-francesco_esortazione-ap_20131124_evangelii-gaudium_ge.pdf
*) Der deutsche Text in Buchform:
• »Die frohe Botschaft Jesu«, Evangelii Gaudium, Verlag St. Benno, 184 Seiten, 11 x 19 cm, gebunden, ISBN 978-3-746-24080-0, € 6,95
• »Die Freude des Evangeliums«, Verlag Herder, 320 Seiten, 12 x 19 cm, kartoniert, ISBN 978-3-451-33492-4, € 10
#) zur Papstumfrage siehe bei mir
3. 11. 13 http://blogabissl.blogspot.com/2013/11/die-umfrage-des-papstes.html
3. 12. 13 http://blogabissl.blogspot.de/2013/12/katholische-fragebogen-schieen-ins-kraut.html
Link zu diesem Blogeintrag: http://j.mp/2HVe888 =
http://blogabissl.blogspot.com/2013/12/evangelii-gaudium.html
(Sondereinstieg zu wirtschaftspolotischen Themen: #Unsinn)
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