Wir wollten ja früh los. Wecken um sechs. Dann kein Frühstück, dafür Betten abziehen, Kühlschrank räumen, Vorräte fotografieren, alles abstecken und Stromzählerstand ablesen (37524,45 kWh), Essen packen – und vor allem das Auto. Nach zwei Schlichtungsversuchen hatten Kiste und die großen Taschen im Kofferraum Platz, zudem noch eine riesige rundes Scheibe Lärche (Rest vom Trog), deutsche Pfandflaschen zurück (Almdudler, gibts jetzt beim Plus in Bonn), Kinderspiele, Schuhe, die restlichen Semmeln. Es blieb aber noch genug für den Fahrgastraum – Proviant, Spielzeug für zwei Kinder, weitere Reisetaschen bis hin zum riesigen Restmüllbeutel, den sich Doris wie einen (stinkenden ...) Airbag bis hinunter zur Staatsstraße vor den Leib hielt.
Jedenfalls waren wir ab 8.30 Uhr (km 201192) »on the road«, bei Kaiserwetter, fuhren aber noch brav zum Friedhof. Wo wir doch den ganzen Hof und viel, viel mehr den Großeltern verdanken. Und da haben wir noch die Haselbrunnerin mit Sohn getroffen, grabpflegend – sie haben vier Gräber dort. Neun Uhr ab Friedhof Sarnthein, mit leuchtender Tankanzeige. Also ohne Extraspurts bis Österreich, das Auto war eh träg und schwer. Ohne Halt über den Pass, leichte Anzeichen von Reisekrankheit bei den Kindern bei der (schnelleren) Abfahrt, Gottlob ohne Folgen, Sterzing, Brenner, in Gries am Brenner tanken (62,92 l à € 1,209 gleich € 76,07) und luftholen (2,2 und 3,0 hinten), dann in Ruhe ein letztes Frühstück im Antlitz der Berge. Schade, dass der sonst so erfrischende hölzerne Brunnen abgeschaltet war.
SMS-Kontakt zu Birte in Rosenheim, die um ½2 eine Vorlesung hatte. Wir erreichten aber Downtown Rosenheim (Max-Irgendwer-Platz, Weber tät ich ja kennen) um ½1, sodass wir mit ihr noch in der knallen Sonne bayrisch Mittagessen konnten. Ab Rosenheim um zwei (km 201409), jetzt Doris am Steuer, nachdem ich mir ein Helles (gibts nur in Bayern) nicht hatte verkneifen können. Wo genau die 15 km Stau zwischen Nürnberg und Würzburg waren, haben wir nicht so genau mitbekommen, schade, denn sonst hätte wir engräumiger umfahren können. So empfahl ich an Nürnberg die Strecke nach Heilbronn, nicht ahnend, dass vor dem Rheintal ebenfalls eine Baustelle für einen endlosen Stau sorgte. Der Verkehr ist inzwischen so dicht, dass jede kleine Verengung Rückstaus von Kilometern bringt – oder umgekehrt: Unsere Verleugnung der automobilen Wirklichkeit ließ uns viel zu wenig Straßen bauen. Und wenn es einmal ginge in einsamen Gegenden, sind endlos 130 km/h vorgeschrieben. Deutschland du Kopfsteinpflasterland mit Fachwerkhausromantik, du Hüter und Bewahrer, gern auch Neuentwickler von Ineffizienz. (Eben hat mir eine junge Mutti erzählt, sie hätte für den Kinderausweis ihres Zweimonatigen biometrische Passfotos anfertigen lassen müssen – für einen Flug nach Österreich! Sogar die augenblickliche Körpergröße des Babys ist festgehalten. Das scheint jetzt international gegen Terroristen so nötig.) Die Klimaanlage blies so kalt, dass Doris sie immer wieder ausgemacht hat, was sie beim nächsten Mal noch giftiger blasen ließ. Ich reiste mit Stirnband, ja Stirnbändern: um Haupt und rechte Fessel, damit ich mit klarem Kopf schmerzlos am Gas bleiben konnte.
In Büttelborn, das ich noch aus meiner Darmstädter Zeit kannte, haben wir dann wieder getankt (56,77 l à € 1,399 gleich € 79,42) und beim Spargelbauern mitten im Dorf frischen Spargel (das Kilo 5 Euro) gekauft. Die Kinder durften die Spargelschälmaschine »mit 24 Messern« bewundern. Bis wir so in Bonn waren – das letzte, kurvenreiche Stück durch den Westerwald nur mehr mit 110 Stundenkilometern und rauschend offenem Fenster, weil es Monique schlecht war – war es ½10 (km 202082). Erst wurden Doris, Monique und deren Gepäck in Beul ausgeladen, danach gelang es mir trotz Baustelle in unsere Friedrichstraße einzufahren: zehn Uhr Abends (km 202086) nach 894 km (Hinfahrt nur 835). Alles raus, Endstation. Carla und Mama glücklich, anschließend freilich beim detaillierten Auspacken Ärger über den verwirrenden Wäsche- und Kleiderverbrauch. Hat sich gelegt, dank Waschmaschine und ruhiger Nacht.
Das war eine schöne Reise, vom Wetter nicht immer begünstigt (eher wie »Ostern in Südtirol«), für Doris und Monique eine erholsame, schöne Zeit, bereits mit Erinnerungen, für mich mit Sorgen um den Hof, für Carla mit engem Vateranschluss und viel Wald und Wiesen und Tieren.
P.S. Ich weiß jetzt, warum die Bilder so lang »hochlaufen«: Es werden die vollen Fotos ins Web kopiert. Man sieht’s, wenn man sie anklickt. So kann man am Grabkreuz das Bild der Großeltern wie in den Memoiren erkennen.