Mittwoch, 2. Mai 2007 – Bozen-Tag
Vormittag schön, ab Spätnachmittag kalt und regnerisch am Hof, kurz vor sechs am Abend hinterm Stadl 12 Grad. Die Berge oben in Wolken, das verregnete Grün darunter desto satter. Vom Vollmond werden wir nichts sehen – nachdem er sich gestern hinter wallenden Wolken über dem Sam geheimnisvoll vervollständigt hatte.
Früh um acht wurde ich erst einmal von Doris aus dem Haus gescheucht. Draußen stehen Leute, wollen was und machen Lärm ... Unser Auto steht im Weg zum Haselbrunn, woher Durchforstungsholz geholt werden soll, das wir gestern am alten Weg gesehen haben.
Nach dem Frühstück sind wir dann nach Bozen gefahren. Zuerst zur Altstadt, Parken Hotel Mondschein. Ich erkundige mich in der Bindergasse im Messergeschäft nach einer Fahrradwerkstatt und werde in die Cavourstraße verwiesen, zu einem »Engel«, gegenüber unserer alten Wohnung; »der früher Motorräder hatte«, sag ich. (Laut Telefonbuch: Engl, Cavour-Str. 29, Tel. und Fax 0471-978114, www.Zweirad-Engl.It, Zweiradengl@DNet.It) Ich brauche ja noch einen vorderen Simplex-Kettenumwerfer (derailleur) aus den fünfziger Jahren, siehe http://bianchi.com/community/forums/post/1512.aspx.
In Bozens ältestem Schuhgeschäft (»Palma«, Lauben 18A, klein, schöne Gewölbe) bekommen die Kinder für 55 Euro feine Bergschuhe, gleiches Modell, nur Größe 32 für Monique und 33 für Carla. Monique passen sie angeblich nicht, Doris schafft es trotzdem, zum Glück. Die Dame, die uns bediente, erzählt uns, sie verkaufe hier schon sechzig Jahre lang Schuhe, und erkannte mich als Einheimischen. »Dann muss ich nach einem Rabatt fragen«, sag ich darauf, und bekomme. Ich hätte fragen sollen, ob sie sich noch meiner sel. Großeltern erinnert und dann indirekt mir, wie so mancher hier. Sponsor your local dealership! Im Elektronia-Palast am alten Rathausplatz ist ja jetzt der »Sportler«. Dort waren uns die Schuhe zu teuer – zu unrecht vermutlich. Dann Eis am Waltherplatz, neue Fotoromane für mich. Spontan bin ich zu unserem Steuerberater im vormaligen Hotel Greif gegangen, wirklich nur zwanzig Schritte von unserem Stammkaffeehaus am Waltherplatz entfernt. Er war da, hatte Zeit. Interessantes, langes Gespräch zu Max’ gewünschtem Ausscheiden – bloß auch keine Patentlösung. Morgen Nachmittag bin ich beim Bauernbund angemeldet.
Monique bekam in der Madonnen-Apotheke – der schönsten des Landes – vorschriftsmäßig einen Schiefer gezogen. Beim Warten fragte ich vermutlich den Seniorchef – erkennbar als einzigen in Zivil statt weiß – nach dem »ung« auf den alten Arzeneien, das sei wohl Latein. Wie ich hat er aber wohl nicht gleich gewusst, was das heißt (unguentum, Salbe, Salböl – Google findt’s!).
Bozen in dieser kühlen Jahreszeit mit wenig Fremden ist halt einfach schön, »triestartig« schön. Die Mondscheinstube ist fertig renoviert. Wir haben aber dann ambulant gespiesen, zwei Leberkässemmeln und ein halbes Hendl, erstanden beim Bäcker gegenüber dem Messergeschäft in der Bindergasse, verzehrt auf Treppen des Rathausplatzes.
Danach der Standard-Großeinkauf beim Spar in der Industriezone und zurück zum Hof. Nachmittagsspaziergang den Schwammerlweg hinein. Zu Anfang sind die Kinder schnell noch gemeinsam die Wegböschung am hinteren Weizacker hinuntergestiegen, ihre neuen Schuhe testen. Am hinteren Ende des Wegs, oberhalb der Straße, wurde jüngst Holz geschlagen. Die Kinder durften die Keilstücke der gefällten Stämme zum jeweiligen Stock puzzeln und dann raten, in welche Richtung der Baum gefallen ist. Einen haben wir ausgezählt: hundert Jahre, ab dem zwanzigsten rasantes Wachstum, klimabedingt? Schließlich Aufstieg zum Hochstand auf der Ebenwies – nur die Kinder – und abenteuerlicher Rückweg für sie. Sie halten sich gut! Dann noch etwas heuhüpfen, Montage der blauen Hängematte oben beim ehemaligen Göpel (Fritz sagt nein, Carla versuchts trotzdem, Doris vollendets).
Werner, unser Holzarbeiter von gegenüber, kommt vorbei, will Igor sprechen, wo die Setzlinge sind und wo er ab morgen pflanzen soll. Ich weiß das auch nur teilweise. Wir erreichen Igor am Telefon. (Und ich muss aufpassen, dass ich hier nicht Werner mit Luis usw. durcheinanderbringe.)
Zu Abend gibt es Quarkspeise. Jetzt basteln die Kinder aus den Schuhkartons Häuser für ihre neuen Stofftiere, Zweizimmerchalets (weils ja jeweils einen Deckel gibt, s. Bild), spielen voller Freude und Phantasie – Doris mag sie gar nicht ins Bett bringen.
Technisch noch ein Wort zu dieser Bloggerei als Tagebuch. Ich weiß nicht, ob die Leser wissen, dass man sich benachrichtigen lassen kann, wenns da Neues gibt. Dazu kommt, dass die Lesereihenfolge »rückwärts« läuft, und die Zäsuren mehr davon abhängen, wann ich Zeit habe, wieder ein Stück ins Web zu stellen, als vom Ende eines Kapitels. So muss ich mich bemühen, feste Tagesportionen zu bieten. Mühsam ist für mich hier das Hochladen von Bildern, ätzend langsam wegen dem Analogmodem (dabei 20 bis 30 kbit/s). So brauchte das Bild vom alten Strohhächsler oben (mit neuem Motor, ursprünglich war er transmissionsgetrieben, siehe am Hof vor 1950), 1,07 MByte, 7 Minuten (das wären 2,55 kByte/s oder etwas über 20 kbit/s). Ich weiß nicht einmal, ob die Bilder vor oder erst nach dem Hochladen komprimiert werden, ob es also hilft, sie nur klein zu veröffentlichen. Ich will später einmal ein extra Bilderalbum zum Tagebuch machen.
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