29. Dezember 2021

Feinsicherung flicken


Das ist eine »Feinsicherung«. Es handelt sich um eine Schmelzsicherung. Innen drin ist ein dünner Draht. Wenn da zuviel Strom durchfließt, wird er heiß und brennt (schmilzt) durch, der elektrische Strom kann nicht mehr fließen.  

Wann und wie die Sicherung durchbrennt, steht auf einer der beiden Blechkappen.
•  Erstens die Stromstärke in A, Ampere, und zweitens
•  die Geschwindidkeit, mit der die Sicherung »auslöst«,
    

    FF: Sehr flink
    F: Flink
    M: Mittelträge
    T: Träge
    TT: Sehr träge

Mehr zum Thema auf https://www.westfalia.de/static/informationen/ratgeber/technik/normen_und_kennzeichnungen/kennzeichnung_von_feinsicherungen.html

Ein Tutorial zu Strom spare ich Ihnen; sie sind eh im Internet. Gehen Sie bitte also z.B. auf https://www.teich-filter.eu/solartechnik/volt-watt-ampere-rechner/berechnen , und rechnen Sie sich aus, wieviel Strom eine alte 80-Watt-Birne gezogen hat. Lösung 0,35 A (Ampere). Dagegen eine LED-Leuchte, sagen wir mit sechs Watt (6 W): 26 mA, Milliampere, sozusagen nichts. Eine Vorsicherung für zwei dieser LEDs … Ich probiers später, wenn die Sicherungen kommen.   

Jedenfalls beruhten früher alle Sicherungen auf diesem Prinzip. Was ich hier schreibe, ist also auf alle Schmelzsicherungen anwendbar.

Meine Not-Flick-Anleitung ist aber nicht angeraten, oft sogar verboten. Ich übernehme keine irgendgeartete Verantwortung und distanziere mich völlig von soviel Leichtsinn.

Schon falsch, dieser Ansatz!

Was gar nicht geht, ist, die ganze Sicherung mit Alufolie aus dem Haushalt oder »Stanniolpapier« aus der Schokoladepackung einzuwickeln, und sie so wieder einzusetzen. 

Beschämend (für die »Sicherung«)!
Da können’s gleich einen Nagel nehmen …
No, no, no, nein halt halt!

Sie sichern dann nicht und nichts mehr. Im Störungsfall brennt stattdessen irgend etwas anderes durch, und zwar offen, nicht geschützt in einem Glasröhrchen.  

Man kann auch eine der Kappen der durchgebrannten Sicherung öffnen und Silberfolie hineinstopfen. Die Wirkung ist dieselbe: Eine Sicherung ist das dann nicht mehr, sondern Leichtsinn und Murks. Das zu Schützende im Gerät geht kaputt, und das ist gewiss teurer als die Sicherung.

»Dass man Sicherungen nicht einfach überbrückt, versteht sich von selbst. Damit würde man Menschenleben und Sachwerte gefährden und dabei grob fahrlässig bis vorsätzlich handeln – Schäden zahlen dann in der Regel auch Versicherungen nicht mehr.« – Zitat Westfalia

Die ist richtig, meistens, auch bei mir

So. Also erst reparieren, dann probieren. Und nicht mit einer überbrückten Sicherung.

Das Folgende ist also nicht empfohlen.

Der durchgebrannte Faden kann durch ein dünnes Stück Draht ersetzt werden, etwa eine Einzellitze eines Drahtes aus vielen Drähtchen. Wieviel Strom der durchlässt bis er aufgibt und schmilzt, das weiß man nicht. 

Am Einfachsten ist ein schmaler Streifen Alufolie, oder ein Lamettafaden.

Bei mir hat’s einmal funktioniert, da ist die Feinsicherung durchgebrannt (als Vorsicherung, in Reihe!), und die elektronische Zimmersicherung im Sicherungskasten der Wohnung ist nicht rausgeflogen. Die löst bei 16 A aus, das wären (W=V×A) 230 V × 16 A = 3860 W, mehr als eine Waschmaschine! Das ist in Deutschland so üblich. In Italien fliegt bei derart hohen Lasten die Hauptsicherung raus. So wird der Stromverbrauch des ganzen Landes geglättet, und der Strom kann billiger sein und ist es … Pfiat Gott Germania!

Zurück zum Thema. Mit einer Tabelle der richtigen Silberstreifenbreite kann ich leider nicht dienen. Gewiss  hängt die auch von den Wärmeabzugsmöglickeiten am Einsatzort ab. 

Ich empfehle, sich umgehend einen Satz richtiger, passender Feinsicherungen zu bestellen, etwa bei Pearl unter Bestellnummer NX-3881-913, für sechs Euro

AGT Sortiment Kleinteilebox:
Sortimentskasten Glassicherungen 6 × 30 mm, 5 - 30 A, 48-teilig. – Schade, die waren zu lang, …

Link zu diesem Post https://bit.ly/fj32Mks1i
 =
https://blogabissl.blogspot.com/2021/12/feinsicherung-flicken.html

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12. Dezember 2021

Fernbedienung Lichterkette Anleitung

Bedienungsanleitung Fernbedienung (remote control)
GP Golden Power remote control
Ningbo Golden Power Electronic Co., Ltd.
made in China

8 … normales Dauerlicht normal continuous light


Hinterseite, rear side, verso, einer unbenutzten Fernsteuerung. Lieferstatus, mit transparentem Batterieschutz, unten glänzend. 

• Den Batterieschutz muss man vor Gebrauch herausziehen, damit die Batterie Kontakt kriegt. 

• Eine Fernbedienung steuert alle gleichen Lichterketten (oder -kränze). Keine individuelle Kodierung.  

Mehr vielleicht später. Viel Spass!

Besucherzaehler
Link hierher https://bit.ly/fj3m0qIcD
   =

https://blogabissl.blogspot.com/2021/12/fernbedienung-lichterkette-anleitung.html

Die Original-Betriebsanleitung habe ich Ihnen auf
www.Siebenfahr.com/Lichterkette.pdf 

gespeichert, deutsch und englisch. Im Englischen, zweites Blatt, finden Sie unter “Feature” genau “8 Lighting Modes”: “* The led string lights with 8 modes (Combination, Inwave, Sequential, Sloglo, Chasing, Slowfade, Twinkle, Steady on)”. – Wichtig ist, siehe oben, eigentlich nur die letzte Möglichkeit: steady on, Dauerlicht, und das ist dann durchgezählt die 8. Möglichkeit. Bittesehr. Spielen Sie sich ruhig mit den verschiedenen Blinkmodi von 1 bis 7, nach Lust und Laune. Zum normalen Dauer-An, Dauerleuchten, »Ruhe am Schiff« kommen Sie immer wieder mit der letzten Möglichkeit, der Acht. 

24. November 2021

Simpliciter Et de Plano Ac Sine Strepitu Et Figura Iudicii

Ich habe Ihnen diesen seltsamen lateinischen Satz hier vollständig zitiert, damit Sie ihn wenigstens ordentlich googeln können als solchen 

 a fragment

Simpliciter Et de Plano Ac Sine Strepitu Et Figura Iudicii 

This sentence is quoted in full, so you can google it all along.

I’m no historian, and no man of law, especially not of canon law of olden ages. So I’ll tell you quickly and s.e.e.o. (»salvo errore et omissione», except for error and omission) a story. It might be true.

Here is another key word from AD (anno domini, in the year of the Lord) 1306 and later in the Middle Ages:

saepe si contingit or sæpe si contingit

Clemens V – Wikipedia

saepe
is the name of one of the «Clementines» by pope Clement V (1264–1314 https://en.wikipedia.org/wiki/Pope_Clement_V ) and later popes. Clement V moved to Avignon, you remeber?(https://en.wikipedia.org/wiki/Liber_Septimus#Constitutiones_Clementinae,_1314

Deutsch findet sich hier eine weitere Erklärung: http://hwb-eup2009.mpipriv.de/index.php/Einstweiliger_Rechtsschutz#2._Ursprung_und_Erscheinungsformen

Let’s look at how processes went, back in the 13th century,

The Enciclopedia jurídica explains: Es el origen, respecto del tipo de proceso, de la primacía del proceso de plena cognición (proceso ordinario).
   El proceso antiguo era unitario, pues solamente existía un solo tipo de proceso, para decidir todas las cuestiones litigiosas que se presentasen; sin embargo, el solemnis ordo iudiciorum privatorum tuvo que tolerar el nacimiento o la aparición de nuevos tipos de proceso, en los cuales se esbozaba la diferenciación de tramitación o de procedimiento, por el impulso de nuevas necesidades prácticas; pero es en el derecho Romano-Canónico donde se interpreta en toda de la vida comercial y política del momento, estructurando al lado del solemnis ordo iudiciorum, otro proceso más simplificado y ágil: el proceso sumario (o plenario rápido), que la Clementina «saepe si contingit», concreta en la frase: simpliciter et de plano ac sine strepitu et figura iudicii. El proceso ordinario o común continúa en su primado, pero en ciertos casos, sin que ello importe reducir el conocimiento pleno del juez, se reducen o simplifican sus complicadas tramitaciones, sin limitar por eso las pruebas o la defensa.
   Pero este proceso sumario es de excepción, y solamente podrá recurrirse a el cuando el legislador expresamente lo autorice, y refuerza este carácter una norma de remisión por la cual todo litigio que no tenga señalada una tramitación especial, se regirá por las normas del proceso de plena cognición. La extensión analógica de las normas reglamentarias de éste a otro tipos de proceso refuerza enormemente el primado del proceso de plena cognición, pero tiende a la cristalización formalistica de los procesos sumarios; por otra parte, impide la agilitación de litigios de relativamente sencilla resolución.
   La Clementina «saepe si contingit» da carácter legal a una situación que existía positivamente en la vida jurídica del siglo XIII. Chiovenda dice: «por su parte, el papa, al delegar en los jueces para la decisión de las causas particulares, desde hacia mucho tiempo solía dispensarles de esta o aquella formalidad del proceso ordinario... ». No es raro encontrar antecedentes anteriores al año 1306, fecha de la Clementina «saepe», Ver Gr., En el consulado del mar, como señala fairen Guillén, y en general en el proceso mercantil cambiario a través de los títulos constituidos.

Also have a look at the
   Reflexiones doctrinales en torno a las Clementinas Dispendiosam y Saepe contingit
– el proceso sumario a la luz del utriusque iuris at https://dialnet.unirioja.es/servlet/articulo?codigo=5845489

Summary procedure, resulting of extensive synergistic work carried out by the medieval legislators of both Laws, was an alternative process to the solemn, [was] more agile and faster. The Saepe Contingit constitution represents the paradigm that will reach its full scholarly maturation on the Bartolus de Sassoferrato’s study about the Constitution Ad Reprimendum. The article briefly explores the steps that lead to the appearance of the summary Rite on the medieval Ius Commune, highlighting the role of Canon law, and in particular the legislative interventions of Pope Clement V, in the making of this process, from the decretals Dispendiosam and Saepe Contingit up to the mentioned Bartolus’s study, as well as its reflection on the Italian statuti comunali

Story. Back in the late middle ages a catholic marriage was promised to be forever, like it is still today. As a result sometimes some of these marriages had to nullified, if a second marriage was on demand. We aren’t Muslims or Mormons. In many cases this demand was urgent: nine months were already too long. So court cases supposed to nullify the original marriage had to be sped up. Clement must have been a clever pope, pracital and common sense. In fact sæpe processes clarified trade disputes. They sped ap trade.
   The bilingual mercantile hub at Bolzano or Bozen boasted its USP: Disputes were cleared in three days, sometimes even by changing the original contracts, but always in good sense.

See the Mercantile Museum of Bolzano web site, auch in deutsch e italiano. They had “a special court founded in 1635 by the Archduchess of Austria Claudia de’ Medici. Its purpose was to resolve every commercial dispute that arose between the merchants during the four international trade fairs.” Normally in three days, even if the dispute continued at second level.
   And visit the museum, in case you come by! It’s in the very center of old town.
   The museum pointed me to the article of
Professor Andrea Bonoldi (Università degli Studi di Trento) «La presta espedittione [sic!] delle liti. Il magistrato mercantile alle fiere di Bolzano (1635–1850). Tra giustizia e mediazione.»
   Here the English summary:

ABSTRACT
This paper examines some issues concerning how controversies between merchants had been solved in the Middle Ages and Early Modern Age. In particular it points out how commercial players always tried to foster [fördern] courts with technical expertise as well as to encourage the adoption of simple and rapid processes. On the basis of literature which faced this topic from the point of view of economic history and history of law, this paper presents some results of a research project concerning the activity of the Fair Court
in Bolzano – the Magistrato mercantile, or Merkantilmagistrat – which operated from 1633 up to 1850. Starting from the analysis of a broad data-base of trial cases, this paper offers some reflections on the activity of this institution and how it worked.#

The article is stored for public access and download at https://www.academia.edu/44749173/Andrea_Bonoldi_La_presta_espedittione_delle_liti_Il_magistrato_mercantile_alle_fiere_di_Bolzano_1635_1850_tra_giustizia_e_mediazione

and locally by me (Joern) as own document (Eigene Dokumente) at
F:\\FA\Andrea_Bonoldi_La_presta_espedittione_de.pdf

Practically I was told: »Theoretisch dauerten die Verfahren in der ersten Instanz einen Tag und in der zweiten Instanz höchstens zwei weitere Tage. Oft wurde der Streit innerhalb der 14 Tage der Messe beigelegt, in Ausnahmefällen wurde er auf die nächste Messe verschoben.«

I summarized: » … Merkantilmagistrats, eines Sondergerichts, das 1635 von der Erzherzogin von Österreich Claudia de' Medici für die Schlichtung von Streitfragen eingerichtet wurde, die während der überregionalen Jahrmärkte unter den Kaufleuten auftraten. Die Verfahren dauerten planmäßig nur einen Tag in der ersten Instanz, notfalls noch zwei weitere Tage in der zweiten. Jedenfalls wurde versucht, einen Streit noch während der laufenden vierzehntägigen Messe zu beenden. Nur selten musste eine Streitigkeit bei der nächsten Messe wieder aufgegriffen werden.«
   Theoretisch dauerten die Verfahren in der ersten Instanz einen Tag und in der zweiten Instanz höchstens zwei weitere Tage. Oft wurde der Streit innerhalb der 14 Tage der Messe beigelegt, in Ausnahmefällen wurde er auf die nächste Messe verschoben.

More

https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/YB5HG7LRTTX3AU7WRJT7NSKJTUCT4Y3L

https://books.google.de/books?id=0IasfxMzCIAC&pg=PA189&lpg=PA189&dq=Simpliciter+et+de+plano,+ac+sine+strepitu+et+figura+iudicii&source=bl&ots=7qL_ZWmvwx&sig=ACfU3U32ZaV8IydKjzEJrEaJWOeb8DX6Rw&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwihofOCqoT0AhUa_rsIHRNBA1AQ6AF6BAgNEAM#v=onepage&q=Simpliciter%20et%20de%20plano%2C%20ac%20sine%20strepitu%20et%20figura%20iudicii&f=false

http://www.enciclopedia-juridica.com/d/solemnis-ordo-iudiciorum-privatorum/solemnis-ordo-iudiciorum-privatorum.htm

https://diccionario.leyderecho.org/simpliciter-et-de-plano-ac-sine-strepitu-et-figura-iudicii/ 

In short. I think: Pope Clement had given a “Clementine” (today a fruit only), as divorces went too slow and the fatherless children came faster. The speedy process was later applied in civil rulings. Having people of the trade as judges sped up and made rulings realistic. Would be a good idea for today.
   To speed up criminal cases in Italy I think you can accept all charges and let the judge just set the punishment. But that’s another subject. Fritz Jörn

https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/YB5HG7LRTTX3AU7WRJT7NSKJTUCT4Y3L
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9. November 2021

Gendern usw. Duden

Kurz gesagt:

1. Seit 1996 – der Rechtschreibreform – ist für die Rechtschreibung in Deutschland ein »amtliches Regelwerk« zuständig.
(Quellen https://gfds.de/duden-verbindlichkeit/ und https://www.rechtschreibrat.com/regeln-und-woerterverzeichnis/ und https://www.bundestag.de/resource/blob/691396/0fe6c9cce82af97036faec0bc3dcdf1c/WD-10-001-20-pdf-data.pdf )
2. Seither gab es kleine Änderungen.
3. Die gültige Rechtschreibung ist in offiziellen Kontexten (Behörden, Schulen etc.) verbindlich.
4. Eine Schreibung mit Sonderzeichen im Wort, etwa Bürger*innen usw., ist in der amtlichen deutschen Rechtschreibung nicht vorgesehen (also privat erlaubt, amtlich unzulässig).
5. Das generische Maskulinum gilt nach wie vor.

Langversion:

Meine Damen und Herren!

Gleich als erstes die Damen anzusprechen, wie hier, ist Höflichkeit. Auch aus dem Mantel darf man ihnen helfen. Nur ein Handkuss geht heutzutage nicht mehr, und ging früher auch nur korrekt, wenn die Dame saß. Tritt eine Dame in den Raum, so stehen die Herren »gefälligst« auf.

»Meine Komplimente,
Fräulein Prozessin*)
Die Hand zum Gruße, wenn überhaupt, reicht immer zuerst die Dame. Sonst ist eine kleine Verneigung richtig, mit dem Gedanken im Hinterkopf: »Meine Verehrung, Gnädigste!«. Ob heutige Frauen das wollen?

Jetzt die Rede, egal ob von einer Frau oder einem Mann gehalten. »Meine Damen, meine Herren!« Damit ist aber auch genug, genug der Floskeln. Die Rede soll überzeugen, erinnern, loben, erklären, auffordern – was auch immer. Wer sich angesprochen fühlt, bestimmt nicht der Redner. Manche Zuhörer schlafen ja auch ein.

Gendern verdünnt die Aussage

Bei einem verehrten Prediger lese ich: »Christinnen und Christen sind Bürgerinnen und Bürger der jeweiligen Gesellschaft, in der sie leben.« Ja schon, aber das klingt windelweich herumgeeiert. »Christen gehören zur Gesellschaft, in der sie leben«, oder »sind Teil der Gesellschaft«, das wäre eine klare Ansage. Oder, von mir aus: »der bürgerlichen Gesellschaft«. Gerade die Bibel mahnt in der Bergpredigt zu Kürze, allerdings im Zusammenhang mit Schwören, was die Bibel nicht mag. Stattdessen empfiehlt sie, etwa bei Luther (Mt. 5,37) : »Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel«. Modern klingt das noch kürzer: »Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein; alles andere stammt vom Bösen.«
   Wer »gendert« lenkt die Aufmersamkeit auf Geschlechtsunterschiede, auf eine zweigeteilte Gesellschaft, und damit natürlicherweise weg von der Sache selbst, vom Hauptthema. Meiner Meinung nach denkt der Mensch meist nur einen Gedankengang, entlang einem »roten Faden«, er oder sie »multitaskt« nicht im Gehirn (selbst wenn er vielleicht zwei Sachen gleichzeitig machen kann). Also fehlt der eine Gedanke, wenn ein anderer betont wird. Oder? Zudem berücksichtigt der Gendernde meist nicht die »Diversen«, die in Deutschland seit 2018 anerkannt sind, geschätzt mit Belegen
⅓ ‰ der Bevölkerung.
    Ausländer, für die die deutsche Sprache ohnehin schwierig ist, werden durch Gendern vom eigentlichen Inhalt der Aussage abgelenkt und verstehen die neuen modischen Bezeichnungen nicht (Studierender statt Student, wie international üblich), erst recht nicht Sterne im Text, zu denen die Fußnoten fehlen.
   »Ich geh’ mal beim Bäcker Brötchen holen«, das ist ein ganz normaler Aussagesatz. »Beim Bäcker oder der Bäckerin« wäre geschraubt. Und selbst »in der Bäckerei«, die grammatikalisch weiblich ist, ginge eine Sprachnuance verloren, die zwischen einem Bäcker und einer Bäckerei differenziert. Meist ist ja mit einem Bäcker eine Bäckerei gemeint. Für mich backt der Bäcker Brot und die Bäckerei – die mir immer nach Feinbäckerei klingt – die Plätzchen. Aber bitte: Feinheiten werden in »gendergerechter« Sprache weggehobelt, Hauptsache man wird der präsumptiven Selbstwahrnehmung des »zarten Geschlechts« gerecht. Ja, woher weiß denn der sprachwählerische Redner, wer sich im Publikum wie angesprochen fühlt. Frauen, hört nur auf die weibliche Form?
   Ich selbst, eher männlich, fühle mich bei der Endung -innen jedenfalls überhaupt nicht angesprochen. Warum sollte ich das?
   Das generische Maskulinum ist da zu weit weg, obwohl es im Deutschen erst einmal generell gilt, immer schon sehr praktisch war und ist, aktueller Gebrauch hin oder her. Auf Wikipedia kann man ausufernde Kontroversen dazu lesen. Kein Ausländer findet Sternchen und ausschließlich weibliche Formen im Lexikon oder gar in seiner Sprache. Muss er sich von einer Chirurg*in operieren lassen?
   Sprache ist, was einer sagt und der andere versteht, ist keine definierte Mathematik, wo 2 + 2 = 4 gilt. Ein Gendersternchen * ist kein Malzeichen, ×. Höchstens ein altmodischer Verweis auf eine Fußnote.

Pierre, Irène, Marie Curie
©Corbis

Ich hoffe, dass das Gendern eine Modeerscheinung bleibt. Marie Curie bekam ihre zwei Nobelpreise nicht, weil damals Gendern angesagt war. Ich bezweifle, dass Gendern Frauen etwas bringt, aber bitte, das ist Ansichtssache. Die Sprache jedenfalls verhunzt’s.  

BesucherzaehlerLink hierher https://bit.ly/fj3H9iV5a
 =  https://blogabissl.blogspot.com/2021/11/gendern-usw.html 

* Die Handkussszene stammt aus Topolino N.1533, Lire 1200, Story I 1533-A nella terra senza tempo, 2. Teil ©1985. Wie man in Blogs Fußnoten einbaut, steht auf https://blogabissl.blogspot.com/2024/03/sprunge-und-funoten-in-blog-posts.html

Pressemitteilung des amtlichen Rechtschreibrats https://www.rechtschreibrat.com/DOX/rfdr_PM_2021-03-26_Geschlechtergerechte_Schreibung.pdf

Man könnte unendlich viel sagen zu Gendern und zu modernen »Verbesserungen« von Texten, vom falschen Gebrauch einer Tätigkeitsform wie bei »Studierenden«, die vielleicht jobben oder feiern statt zu studieren, von »Lehrlingen«, die keine sein dürfen, von traditionell harmlos gemeinten Negern oder Zigeunern. Sehen Sie sich bitte meine »Neger«-Studie an: https://blogabissl.blogspot.com/2019/03/neger.html , mit interessanten Belegen.
   Lesen Sie das NZZ-Interview mit Elke Heidenreich vom 10.11.2021 https://www.nzz.ch/feuilleton/elke-heidenreich-ueber-shitstorms-literatur-und-gendersprache-ld.1654095 . Sie sagt deutlich: »Man kann nicht alle Menschen in jedem Satz erwähnen und glücklich machen. Diese Betroffenheitskultur finde ich völlig falsch« und meint konkret: »Das Wort ›Schriftsteller:in‹ ist idiotisch – akustisch, aber auch in schriftlicher Form ist es grammatikalisch falsch. Da schlägt die Hysterie gerade sehr weit aus. Ich glaube aber, dass sich das nicht durchsetzt, denn das ist eine bestimmte Gruppe, die das macht. Das Gendern ist nicht in der Bevölkerung verankert.«

Bei James Scotts “Against the Grain” blieb ich hängen an einem forager und musste ihn googeln:


Dass es im Deutschen ein vielgebrauchtes generisches Maskulinum gibt, übergeht hier Google. Erschrocken über das Gegendere, habe ich dann flugs auch den zugehörigen “hunter” aufgesucht:

Na schön (doch warum ist der Hunter groß? Weil ich’s so eingegeben hatte.) Sie können sich selbst vorstellen, was »Jäger und Sammler« dann heißen müsste, in Genderdeutsch. Nur gut, dass das Google nun doch nicht mitmacht:
Der richtige englische Ausdruck für Jäger und Sammler scheint hunter-gatherer zu sein.

Den On-line-Duden können Sie vergessen 

Der Duden, der dem Sprachgebrauch folgt und für viele damit verbindlich wird, hat seinen Umfang aufgebläht. Nicht, dass ich ein Duden-Beobachter wäre. Aber Schlagzeilen wie »Der Duden schafft das generische Maskulinum ab« fallen selbst mir auf, etwa hier: https://www.stern.de/gesellschaft/duden-schafft-generisches-maskulinum-ab--warum-das-anmassend-ist-9560662.html  . Das kann der Duden nicht und das darf er nicht, weil er die Sprache (und damit die deutsche Rechtschreibung) nur dokumentieren soll, statt daran herumzuschrauben. Er schafft nichts an und nichts ab. Etwas Demut täte diesen Sprachexperten gut.

Wenn ich sage: »Ich gehe zum Bäcker Brötchen holen«, dann wissen alle, was ich vorhabe. Nur der Duden nicht. Der definiert den Bäcker ausschließlich als »Handwerker, der Backwaren für den Verkauf herstellt (Berufsbezeichnung)«, siehe https://www.duden.de/rechtschreibung/Baecker , sprachliche Häufigkeit 2/5. Dass man mit Bäcker auch eine Bäckerei meinen kann, das weiß er nicht. 

Der Duden ist neuerdings online nur gegen Gebühr zugänglich,
vielleicht rührt das fehlende Bild daher. Mein Dank an den Duden.
So kommen weniger*innen an den Mist dran.

Dieser Kasten (inzwischen vermutlich von der Google-Zensur automatisch gelöscht), in dem einem ein Licht aufgehen soll, steht wohl bei jedem generischen Maskulin. Dazu kommt dann noch die weibliche Bezeichnung, die im Gegensatz zur »männlichen« nicht beides, ja alle meinen kann: Männlein und Weiblein und Diverse etc. Die Bäckerin ist grammatikalisch und genderlich – sagt man so? – immer weiblich. Sie ist im Duden eine »Handwerkerin, die Backwaren für den Verkauf herstellt (Berufsbezeichnung)« – freilich ohne Warnhinweis, ob sie divers sein darf. Häufigkeit 1/5.

Der Duden sollte sich da heraushalten. Er ist nicht dazu da, mir als Schreiber zu sagen, wie eindeutig ein Begriff ist oder wie flexibel. Vieles in der Sprache ist doppeldeutig, vom Föhn bis zum Messer. Leser sind doch nicht doof. 

Beim Reh sind Natur und Duden noch intakt: https://www.duden.de/rechtschreibung/Reh  

Probieren Sie statt dem Duden einmal das digitale Wörterbuch der deutschen Sprache: https://www.dwds.de/wb/B%C3%A4cker 

Im Übrigen ist der Duden zwar seit weit über hundert Jahren bekannt und beliebt – seit der Rechtschreibreform 1996 ist aber nicht mehr er, sondern das »amtliche Regelwerk« verbindlich, allerdings nur in »offiziellen Kontexten« wie »Schulen, Behörden usw.«, siehe https://gfds.de/duden-verbindlichkeit/ .
   Ich empfehle, sich direkt beim Rat für deutsche Rechtschreibung
schlau zu machen, https://www.rechtschreibrat.com/regeln-und-woerterverzeichnis/ . Soweit ich das verfolgt habe, sind Sternchen oder andere opportunistische, Aufmerksamkeit heischende Andersschreibungen wie Binnenmajuskeln – nicht zugelassen. Ämter, die dergleichen anwenden, tun das gegen das Gesetz. Mehr hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Binnenmajuskel#Schreibregeln . Das amtliche Wörterverzeichnis finden Sie hier: https://www.rechtschreibrat.com/DOX/rfdr_Woerterverzeichnis_2016_veroeffentlicht_2017.pdf 

Eine Idee: Wenn wir schon die Gesellschaft bei allen Glegenheiten spalten in Männlein und Weiblein, so könnten wir sie mit Fug und Recht in Junge und Alte trennen. Ich hab’ das einmal durchgerechnet, siehe https://blogabissl.blogspot.com/2019/07/alte-und-junge-gesellschaftsteilung.html .

––––––––––––––––––––

Hier die NZZ: https://www.nzz.ch/feuilleton/gendern-verschreckt-leser-wie-der-tagesspiegel-an-gendersprache-scheiterte-ld.1767903  

Feb. 2024. Fragt man alte Leute, dann mögen sie Gendern immer noch nicht:


PS. Siehe auch https://www.nzz.ch/meinung/ein-einziger-murks-gendern-ist-auch-keine-loesung-ld.1668929 

Siehe auch https://www.nzz.ch/international/streit-um-transsexualitaet-wann-ist-ein-mann-ein-mann-ld.1671305  Thema u.a. https://de.wikipedia.org/wiki/Tessa_Ganserer 

30.7.2022 https://www.nzz.ch/international/der-gender-gap-bleibt-vw-mitarbeiter-scheitert-mit-klage-auf-unterlassung-ld.1695767 

PS. Deutsche Texte laufen bereits ohne Gendern etwa ein Drittel länger als englische. Mit Gendern werden sie noch länger, denn z.B. »Bürger und Bürgerinnen« ist viel länger als »Bürger«, was dasselbe meint, aber über drei Mal mehr Buchstaben braucht. Selbst Bürger:innen wäre fast doppelt so lang.
   Dazu kommt, dass heute viel auf Smartphones gelesen wird, die dann aber keine automatische Silbentrennung können, die vermutlich bei Bürger:innen sowieso versagen würde: Bürger:-innen, Bürg-er:innen, Bürger-:innen, Bürger:in-nen, Bür-ger:innen? (Meine Blogs sind automatisch trennbar, siehe hier.)