Donnerstag, 19. Juli 2007 – Wald und Verona
Ja, kurz vor halb acht ging’s mit Igor hinauf in den Wald, er in seiner Funktion als Förster und Kenner unseres Waldes, ich als Besitzer oder zumindest als Verwalter für die Besitzergemeinschaft und Ältester der »herrschaftlichen« Hof-Familie, beide tretend aus dem selben Haus. Eigentlich hatte Gisela währenddessen ins Dorf fahren wollen, wir brauchten aber das Auto.
Zuerst sind wir hinaufgefahren zum Italienerweg, herrlich schön und frisch in der Frühe. Igor zeigte mir in der S-Kurve noch einen Baum, in den frisch der Blitz eingeschlagen hatte. Dann haben wir uns den »schrägen« Schlag im obersten Engen Tal angesehen; also Auto abstellen, zu Fuß den Weg hinauf fast bis zum Höhenweg, und ohne Weg den alten, steilen Schlag hinunter. Ich mag ihn nicht, mir ist er zu diagonal gelegt, die Bäume im Dreieck darunter leiden und müssen später dann doch herausgenommen werden – q. e. d. Und steil ist’s dort, selbst Igor ist einmal ausgerutscht. Inzwischen steht dort ein halbes Dutzend dürrer Käferbäume herum (die man auf dem Foto – vom Italienerweg her etwas weiter oberhalb – etwa in Bildmitte leicht links sieht), andere sind angeschlagen (was man eben nur sieht, wenn man von oben nach unten geht), einer steht schief. Wir werden den Schlag wieder aufgreifen müssen. Ärgerlich, zumal alle Holzarbeiter hier ›overcommitted‹ sind, mehr versprechen, als sie halten können – oder sie sind deutlich teurer. Zum Schluss sind im besten Fall die Schlägerungen gänzlich unaufgeräumt, das Brennholz liegt noch herum, im schlimmsten Fall stehen die Bäume noch, und natürlich unverkauft. An einem Schlag vom vorigen Jahr hängt noch das Seil, sogar bis hinüber auf die andere Talseite des Osterbachs, weil noch Brennholz hochgezogen werden soll – wir sollten es nutzen, inzwischen dort gefallene Bäume zu holen. Dazu kommt, dass die Holzpreise stark gefallen sind ...
Danach haben wir die Stelle des von Igor vorgeschlagenen heurigen Haupthiebes besichtigt, erst von oben her vom Italienerweg (unterhalb der S-Kurve) und dann von unten her vom Spöglerweg. Die Seiltrasse für die Bringung soll mit einem weiteren zuständigen Förster am Dienstag früh passieren, da will ich mit dabei sein. Die eigentliche Auszeige (Aussuchen und Markieren der Stämme) passiert am Donnerstag im Beisein der höheren Experten aus Bozen. Dieser Schlag soll einerseits Endnutzung, andererseits Waldverbesserung sein. Die Bäume stehen zu dicht dort, wachsen nicht mehr richtig.
Ja, und dann denkt man natürlich wieder an Dr. Pauls Spinger sel., der voriges Jahr dort abgestürzt ist, immer noch unverstänldich.
Gegen elf waren wir am Hof zurück, eigentlich Zeit genug noch, um vor der Mittagspause um zwölf ins Dor zu kommen. Wir wollten aber beide nicht. Brot hatte Gisela selbst gebacken – das gab es dann reichlich als belegte Brote für Verona.
Der Tag wurde immer heißer, selbst am Hof hatte es 32° im Schatten auf der Sonnseite. Wir kamen um 15.15 Uhr los, navigationsgeführt: Bis zur Arena sollten es 167 Kilometer sein, die Ankunft war für 17.18 Uhr avisiert, also zwei Stunden zu fahren. Die elektronischen Prognosen stimmen erstaunlich gut, um 17.20 parkierten wir (»Schlüssel im Wagen lassen«) unter der Piazza Cittadella nahe der Arena. Erstes Eis. Die Temperatur in Bozen wie in Verona: 40°. Bis zum Beginn des Spettacolo um 21.15 Uhr hatten wir noch schön Zeit, kannten Verona auch schon von früheren Besuchen, also schlenderten wir stressfrei (nötig bei der Hitze!) zu Romeo um Julia. Emely und Carla klebten je einen Zettel an die Kaugummiwand (für mit Moritz resp. Lukas), dann die Schrägtreppe, Dante, Piazza Erbe und an der Arena in der überfüllten Bar Emanuel (kleiner Chef, bestens dressierte Ober) Tramezzini und letzte Getränke (viel Wasser – Marke »Kaiserwasser« aus Gossensass in Südtirol –, Chinotto für Fritz). Nett ein Ausruf Carlas: »Die Taube hat Junge!« – Die aber waren Spatzen.
Wir hatten uns erkundigt: Unser Block D in der Arena war zu 738/1661-tel gefüllt. Weitere Karten hätte es noch gegeben. (Barbiere die Siviglia, Gradinata Settore D, nominal je Euro 24,50, dazu Gebühren und Porto). Kurz vor acht waren wir noch ziemlich früh, und so genossen wir die erwartungsvolle Stimmung, das langsame Eintrudeln der Zuschauer. Die Kinder hatten für drei Euro Fächer bekommen. Bald aber fingen kleine blaue Halawachln an, die Reihen aufzufüllen, Unruhe bei Gisela, den Kindern sowieso, aber dann gings auch schon bald los, das Spettacolo.
Hier einen kleinen Abstecher – Rat – zur Positionierung in der Arena von Verona. Die steinernen Treppen, vielleicht dreißig Zentimeter hoch und ebenso tief, eignen sich zum Anlehnen nur in lümmelhafter Stellung, sprich gar nicht – zumal hinter einem schon wieder die Füße der Nächsthöheren stehen. Bei voller Besetzung, und die stellt sich zumindest an den besseren Stellen (keine Scheinwerfermasten im Blickfeld usw.) unweigerlich ein, hat man zu seinen Füßen wieder Leute sitzen, treppauf, treppab. Ein paar Treppen werden allerdings als Querdurchgänge genutzt. Dort sitzt dann niemand. Also hat sich Gisela mit Carla (in unserem Fall) eine Treppe weiter vor gesetzt, und schon hatte sie die Füße frei. Kenner mögen das freilich gleich so tun.
Herein strömen die unterschiedlichsten Gestalten, Reisegruppen voller Möchtegern-Hemingways (männlich) und Wellness-Norddeutschen (weiblich), sportiv bis feingemacht, mit Fotojacke (männl., Mähne) oder kleinem Schwarzen (weibl., Pferdeschwanz). Die Stimmung wird heiter, Nachbarn fangen an, sich kennenzulernen (neben Gisela eine Dame aus San Franzisko),
Die kleinen Kerzen waren gestiftet von der örtlichen Konditorei Vicenzi (»Eine Marke, die das italienische Geschmack behauptet.« – «Un nome che afferma il gusto italiano.» – Pathos führt in die Falle). Die Kerzen wurden freilich schon allzufrüh entflammt und hielten nicht immer die Ouvertüre durch, aber schön war es doch! Wer was gesungen hat, das muss erst einmal ein freundlicher Leser versuchen, im Internet herauszufinden. Es gab zwar »offizielle« Programme, ebenso CDs, aber nichts zur spezifischen Aufführung. Ein schönes, weitläufiges Bühnenbild, gute Sänger, lustige Einfälle (Dr. Bartolo springt Seil ...), begeistertes Publikum (eine Dame las im Schein ihres Handys die Partitur mit) – und über allem die glühende Hitze, die besonders Gisela recht zugesetzt hat. Unsere mitgebrachten Sitzkissen von der Siebenfahr-Stubenbank leisteten gute Dienste, bis wir auch darauf nicht mehr sitzen konnten.
In der Pause, gegen elf, haben wir dann das Weite gesucht bezw. die Kühle im Auto und sind zurückgefahren. Die Kinder hatten schon in der Arena zu schlafen angefangen, im Auto dann erst recht. Gespräche im Auto – nach dergleichen Stress besonders intensiv und förderlich. Um halb zwei waren wir zurück, und dann haben wir noch die Sterne bewundert ...
Freitag, 20. Juli 2006 – Dorf, Hitze, Osterbach
Ja, dazu noch ein Telefonat mit meiner Schwester oben auf der Lentsch. Es soll Subventionen für die jüngsten Unwetterschäden geben, da wollen wir mit Stücken des Höhenweges dabei sein. Mein Bruder Edgar kommt mit seinen Jungs erst morgen – zum Leidwesen unserer kleinen Damen. Und schon am Donnerstag ein langes Gespräch mit dem Raiffeisen-Rechenzentrums-Spezialisten für Funkversorgung ferner Dörfer (Dorf Tirol zählt auch dazu!), wo die Telekom kein DSL legen will, warum, weiß man nicht so genau.
Vormittags sind wir – eigentlich gar nicht so übermüdet – ins Dorf gefahren. Gisela gelang es, in der Hitze das Grab zu richten, und alles für die nächste Zeit Nötige einzukaufen. Der neue Spar (»Despar«) oberhalb des Friedhofs ist bestens sortiert und hat über Mittag offen – konkurrenzlos! Am Nachmittag bin ich dann mit den Mädels hinunter zum Osterbach Baden gefahren. Übrigens reichen die neuen 446-Megahertz-PMR-Funkgeräte (Modelle SP3381 von Pearl) so gerade bis zum Bach, erstaunlich, hier im Gebirge so »ums Eck«. (PMR: Public Mobile Radio; engl. Radio = dt. Funk, auch LPD low power device) Ja, und noch ein Wort zur Navigation im Auto (ich hab’ hier immer eine Menge Zeit für den Text, während die Bilder hochgeladen werden ...): Stellt man die Koordinaten als 46° 35' 51" Nord, 11° 23' 7" Ost ein, so wird man direkt zum hiesigen Siebenfahrerhof geleitet!
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