Warum warum?
Fangen wir bei Adam und Eva an. Im Paradies standen sie nackt im Schatten eines Baumes und sollten ja nicht von dessen Früchten naschen. Für Eva ging es um einen Apfel, für spätere Interpreten um die Erkenntnis von Gut und Böse. Und heute? Äpfel gibt es billig in jedem Supermarkt. Die Erkenntnis von Gut und Böse interessiert höchstens ein paar Moraltheologen. Derart freistehende Moral haben wir mit Kant hinter uns gebracht. Seit seinem »Imperativ« ist Moral zu einer soziostatistischen Frage geschrumpft. Soweit, so gut – oder schlecht, egal. Uns geht es um Technik. Sie boomt. Doch den Konsumenten – und sind wir nicht alle Konsumenten, nur Konsumenten? – interessiert nicht einmal die Erkenntnis von Ursache und Wirkung. Wir wollen wissen, wozu etwas gut ist, wie wir es benutzen können, und was es kostet. Warum es so geht oder nicht – oder doch – oder anders, ob aus gutem Grund oder weil jemand das halt so gemacht hat, was sich der gedacht hat, die Kette von Ursache und Wirkung und wieder Folge und Urfolge, all das ist uns zu kompliziert geworden. Gründe wollen wir nicht wissen, nur – um im Bild zu bleiben – eine schöne Oberfläche sehen. Natürlich wird die Welt fortschreitender Technik immer komplizierter, schon dank grenzenlos ausufernder Software, formbar, kopierbar, innerlich voller Sprünge und offener Enden. Trotzdem wird nur der Technik beherrschen, der ihre Ursachen, ihre Abläufe, ihre inneren Gänge versteht – und seien sie scheinbar zufällig gewählt worden wie ein Passwort oder acht statt sechs Bit für ein Byte. Technik nur als Klick zu verwenden, sie sich dienen zu lassen wie eine Magd aus niederer Kaste, das mag vornehm sein, bequem und für wahre Denker nötig. Moderne Menschen sollten sich freuen, wenn sie das Warum verstehen, sollten sich mühen darum, schon als Jogging für den Geist. Erkenntnis heiße für uns zu wissen warum. Erkenntnis sei uns kein hoher Baum, eher ein Wanderstab auf dem weiten Weg des Wissens.
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