30. Juli 2007

Montag, 30. Juli 2007 – erst getrennte Wege, dann Wind, abends Ebners

Der Tag begann kühl, 19°, und windig. Am Vormittag ist Gisela mit Carla nach Bozen gefahren, ich bin in den Wald gegangen. Carlas Liebe zur Stadt, und hauptsächlich zu ihrer Mutter, überragt jeden natürlichen Tannenbaum. Und so viele Tannenbäume waren es auch nicht, genaugenommen gar keiner, denn die gängigen Nadelbäume heißen hier Fichten. Richtige Edeltannen haben wir nur auf der Schattseite. Ich aber bin auf die die Sonnseite gegangen, zum Schlag unterhalb vom Anreuthel. Dort haben wir drei Jahre hintereinander Käferbäume (immer Fichten) schlagen müssen und natürlich immer ein paar Bäume drumherum. Jetzt sieht der Schlag aus wie eine Erlenaufzucht mit Dornen, Lianen (»Judenstricken«, von Jutenstricken), zum Teil armdick. Wann da wieder Fichten kommen sollen, weiß der Himmel. Dafür ist der Blick schön und frei, hier hinüber zu den Sulfertalerhöfen. Übrigens: Das Holz an das hiesige Sägewerk zu verkaufen, war ich mir mit Igor schon gestern einig geworden. Ich musste nur Paris noch abtelefonieren, leider.

Zurück am Hof fiel mir auf, dass der Kleiderhaken aus einem einfachen fingerdicken Haselnussstock, den ich vor ein paar Jahren in ein Loch in der Stubentäfelung gesteckt hatte, vom Holzbock befallen war. Äußerlich war fast nicht zu sehen, unter der Rinde aber Gänge voller Sägespäne. Im Bild der halb freigelegte Stock. Eine Pest.

Gisela suchte nach Sarner Ohrringen – diesen typisch achteckigen – und Dingen für Carlas Schultüte, Pixi-Bücher, Kleinigkeiten. Carla bekam ein paar dunkelblaue Lackschuhe für siebzig Euro (angeblich statt hundertzwei).

Weil die Damen lange nicht aus der Stadt zurückkamen, fing ich an »Gut gegen Nordwind« von Daniel Glattauer zu lesen, einen E-Mail-Roman, den mir Michael Altenhövel vor lauter Begeisterung zugeschickt hatte. Liest sich gut, glatt. Wobei ich erwähnen sollte, dass ich in meinen gelegentlich schlafschwachen Nächten italienische Fotoromane lese, reduzierte, immer drei Romane für drei Euro fünfzig. Sie werden in Bozen von unter dem Ladentisch verkauft, obwohl sie garantiert jugendfrei und harmlos sind. Neu kosten die Dinger vielleicht 2,50 Euro das Stück, die Wiederauflagen sind dann viel billiger und bis zu acht Jahre alt, was den Reiz noch erhöht, modisch bezüglich beispielsweise Nabelfreiheit und technisch mit längst überholten Handys etwa. Auch diese Geschichten sind eher trivial, aber schöön. Im Übrigen ist mir meine Brille beim letzten Heuen ganz auseinandergefallen, sodass ich jetzt ohne herumlaufe und beim Lesen gelegentlich etwas eigene Phantasie einsetzen muss. Soweit die Literaturszene Siebenfahr.

Am Nachmittag ließ ich mit Carla hinter dem Stadl Drachen steigen. Der Wind war stark aber zu böig.

Abends kam Igors nette (italienische) Mutter zu Besuch bei Igor und Martina. Wir hatten Besuch von zwei der drei Brüder Ebner. Michl brachte ein schönes Buch mit, »Brauchtum in Südtirol« von Guido Mangold und Hans Grießmair, Toni Rotwein mit Schnauzer-Karikatur. Zum Draußensitzen war es zu kalt und windig, wir machten es uns in der Stube gemütlich, nachdem ich den beiden das Haus gezeigt hatte. Gisela hatte mit Carla Salat und zweierlei Quiche gemacht. Gute Unterhaltung, leider wieder zu kurz bezw. selbst zu viel geredet. Die alten Schlern-Hefte müssten jetzt digitalisiert sein, da muss ich einmal nachfragen. Und für Südtirol sollen Wiki-Seiten angelegt werden, ein Anschubprojekt, an dem Michls Tochter Cosima mitwirkt.

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