Dienstag, 31. Juli 2007 – *** Pichlberg oberhalb Reinswald
Ja, das war der schönste Tag, auf jeden Fall der überraschend schönste. Gisela war ganb begeistert. Wir kannten beide Reinswald – ein Dorf in einem sarner Seitental – nur von einem Ausflug zu den drei Mühlen, schön, aber nicht riesig aufregend. Am Dienstag ist es uns eindlich gelungen, mit der Kabinenbahn weit darüber hinauf zu kommen. Nach einem eiligen Besuch im Dorf zur Sparkasse und zum Einkaufen – die Sachen waren übrigens am Nachmittag dann im Kofferraum wie gebraten – kamen wir noch vor zwölf zur Talstation. (Beim Einparken, nachdem ich einmal ausnahmsweise auf Giselas Rat gefolgt hatte, Carla: »Jetzt hat der Papa auch endlich kapiert!«) Also ließen wir uns von 1570 auf 2460 Meter heben. Bei angenehm kühlen 17 Grad dort oben wanderten wir ziemlich eben über Wanderweg 11 zur »Gertrum«-Alm (2094 m), die wir immer Gertrud-Alm nannten. Carla erst etwas nölig, dann, dank der vielen Gebirgsbächlein, fröhlich und verspielt. Von dort oben war der Blick ganz einzigartig. Man sah gerade über den Ritten hinweg – ganz in der Ferne das Rittnerhorn (2260 m) – auf das Schlern- und Dolomitenpanorama. Mitten vor einem das Rittner Horn. Und auf der anderen Seite Ortler und Umgebung. Alles ist schön dort oben, der sorgfältig gerichtete Weg (Fritz behauptete immer, mit seinen Lärchenstangen aus der Forst-Durchforstung), die Steine (Glimmer, Gneis, Marmor, halt feinstes »Urgestein«), die Bächlein, die stereo rauschten (mit dem talunteren Kanal etwas zu leiser herunterbalanciert), die Latschen, und immer wieder der Blick. Wir waren begeistert. Dass sich Gisela eine riesen Blase gelaufen hat, spürte sie erst anderntags. In den Bildern ein Blick nach Osten und dann einer nach Westen.
Es soll dort oben zwei besonders klare und kalte Gebirgsseen geben (Plattensee und Getrumsee), sogar Murmeltiere. Das haben wir und fürs nächste Mal aufgespart. Auf der Getrum-Alm haben wir ganz gut gegessen, dann aber den Fehler gemacht, den scheinbar kürzesten Weg hinunter nach Reinswald zu unserem Auto zu nehmen, den Siebener, genau den Auto-Güterweg auf die Alm. Entsprechend langweilig und staubig war der »Hatscher«, und wenn uns Carla nicht mit fortwährendem Geplapper unterhalten hätte, so wärs langweilig gewesen. Danach müde noch ein Eis etc. im Café bei der Talstation, so ein typisch hässliches Skifahrer-Großlokal in Sommeröde mit unpassend kartenspielenden Bauern drin und Touristen draußen und eher schlechter Bedienung dazwischen. Noch ein Schlenker über die Carabinieri in Sarnthein, die freilich zu hatten, und heim auf den Hof.
Hier hatten wir Albert und Linda eingeladen. Gisela überbot sich wieder mit Ossobuco auf Reis mit in eigenem Kofferraum gewelktem Salat, zum Nachtisch Pfirsiche und Weintrauben gebleicht (Grappa). Ein langer, ein schöner, der schönste Tag. Zum Abschluss haben wir die Wäschen zum Trocknen aufgehängt und in der M3-Wohnung die Käfervernichtungspatrone (»Bombe«) gestartet – woraufhin Igor halb angezogen herunterkam und meinte, das Kalb käme. (Das alte Holzbock-Mittel hieß übrigens Xylamon.)
Mittwoch, 1. August 2007 – Besuch bei den Leyrers, Ritten, abends Igor und Martina
Statt Frühstück fuhr Fritz um neun in den Wald zu den Holzfällern am Luttertrögl. Werner hatte sich den Haselbrunner mit seinem Traktor zur Hilfe geholt. Sie waren gerade beim Halbmittag. Holz war schon viel geschlagen, schönes, ein Baum dabei leider mitten durchgebrochen.
In der Früh um zehn hatten wir uns bei Leyrers in Wangen zum Gegenbesuch angemeldet, nicht ganz passend, denn am Vormittag müssen die Bauern arbeiten. Am Abend gehen sie allerdings auf die Jagd, denn ab 1. August ist selbige eröffnet ... Es war wieder sehr herzlich und schön, Carla fing sofort mit Stefanie zu spielen an, während wir den neuen Lärchenboden (aus durchgehend langen Brettern, verleimt, gebürstet) in der Stube bewunderten.
Wenn schon am Ritten (Wangen gehört dazu), so wollten wir doch richtig hinauf fahren. Wir drehten eine kleine Runde durch Klobenstein (Einkauf beim Despar, Besichtigung Bahnhof mit zwei alten Wagen, Gemeindehaus mit Forstamt am Hang, aber keine Zeitung) und fuhren dann hinauf zur Seilbahnstation. Das Gasthaus Tann ist übrigens umgebaut, ausgeweitet und sozusagen nicht mehr da. Obwohl noch müde von gestern – und Carla entsprechend unwillig – fuhren wir hinauf zur Schwarzseespitze (1530 m bis 2070 m). Hier der berühmte Blick vom Weg an der Schwarzseespitze Richtung Rittner Horn nach Gießmann und zu unserem Wald – der Shilouette hinter der Wiesen von Gießmann. Statt aber brav auf das Rittnerhorn zu pilgern, blieben wir in der Feldturner Hütte hängen (2033 m, 17°), aßen in der Sonne bei Quetschkommodenmusik, unterhielten uns mit ausgewachsenen Wandereltern aus Koblenz. Zurück auf die Schwarzseespitze versuchte ich einen »Panoramaweg«, der allerdings weit nach Osten und ziemlich hinunter ausholt. Ich gab es auf und querte durch ein wunderschönes, natürlich ganz einsames Hochtal, fast mit Hochmooren, umgeben von Latschen zurück zur Bergstation. Heiß und schön, touristenabseits.
Oben auf der Station hielten wir es noch lange in der Sonne mit dem Blick auf den Schlern usw. aus, Carla war ungeduldig-nölig, dabei war uns eine ostdeutsche Reisegruppe voraus, die sich einen »Sepp« als Bergführer genommen hatte (für diesen simplen Weg!). Eine rüstige Alte mit lindgrünem Pullover mit rhombenförmigem Goldflitter, Jeans-Leggings, ausgewachsener Dauerwelle und natürlichen den obligaten Wanderstöcken aber angeblich ohne Miniskus, erwähnte laut, dass sie erst vor zwei Wochen mit Hans Kammerländer zusammen war, und im übrigen müssten sie heute noch die Erdpyramiden besichtigen. Hier im Bild, dezent unkenntlich.
(Hier im Quellkode ein ausgedehntes Panoramabild vom Ritten. Als es sich vorhin partout nicht hatte zeigen wollen, musste ich den Rechner neu hochladen. Es war scheints zuwenig virtueller Speicher da. Aber bis man das herausgefunden hat!) Also nochheinmal richtig: Panorama von der Schwarzseesitze, oben echt, hier im Diagramm mit den Namen der Berge. Zum Lesen bitte drauf klicken.
Wir sind dann ziemlich müde auf den Hof zurück gefahren, nicht ohne in Wangen zu sehen, wie der Leyrer mit Frau und Bruder das Grummet einfuhr, von der großen Wiese mit Sarntalblick. Eine Gelegenheit, noch einmal Grüß Gott zu sagen, die Carla wg. Schlaf und Gisela wg. Carla versäumten. Im Bild mittig Leyrer Franz am Steuer (nicht zu sehen), rechts seine Frau Irmgard und links sein Jagdhund.
Am Hof hat dann wie versprochen Fritz Igor das Elektroschweißen gezeigt. Igor konnte es auf Anhieb besser als er ...
Zum Abend hatte Gisela Lasagne al Forno bereitet, wieder mit Salat, danach Joghurtcrème. Albert saß mit einem Jäger oben im Parade-Ansitz am Raut an, ein Schuss fiel, wir erschraken, weiter nichts. Die Szene wiederholte sich später akustisch etwas weiter hinter dem Stadl.
Und jetzt hoffe ich, nichts Wichtiges vergessen zu haben, bin ja schon überfällig. Den Roman »Gut gegen Nordwind« habe ich übrigens ausgelesen, wie einen Fotoroman halt, durchgehend. Das Ende ist wenig befriedigend, aber ganz pfiffig wie die ganze Konstruktion. Dass die aber selbst bei einfachen Repliken immer so lang brauchen, sich zu antworten, macht den Maildialog eher unglaubwürdig. (»50 Sekunden später AW: Keine Chance, liebe Emmi!«) Ich sollte hier weder italienische Fotoromane noch sonstige Nebenwelten aufsuchen, denn ich bin froh, dass ich da bin. Die Zeit ist eh kurz. Warum sie in Phantasiewelten leben?
Technik. Noch eine »Beschwerde«: Blogs eignen sich nicht als Reiseerinnerungen, wenn die Leser nicht täglich lesen beziehungsweise aktuellen Eintrag für aktuellen Eintrag. Die Reihenfolge – Neuestes zuoberst – mag für Intensivleser gut sein, nicht nachträglich oder für eine Übersicht. Außerdem verschwinden Blogs ungeplant in Archiven, die erst einmal aufgesucht werden wollen. Wie soll da wer wissen, dass es vor der aktuellen Nachricht schon eine gegeben hatte?
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