2. August 2007

Donnerstag, 2. August 2007 – ein langer letzter Tag am Hof

Nachdem es gestern Nacht mit all dem Internetten, dem Rechner, der neu hatte gestartet werden müssen, zwei Texten zum Überarbeiten und allerlei Sonstigem nicht hier her Gehörigen zwei Uhr früh geworden war, war ich heute für einen Tag ohne Großereignisse dankbar.

Gisela und Carla schliefen aus, ich fuhr nüchtern ins Dorf zu den Carabinieri. Am Weg traf ich unten an der Tanzbachbrücke eine kleine Jagdgruppe. Haselbrunn (Locher) Sepp, der nette Fernfahrer (auf Urlaub) hatte auf Brandtler einen Jährling geschossen, siehe Bild. Dazu Albert und – ebenfalls zufällig – der Dorfpolizist (Alberts Schwager) und der öffentliche Jagdverantwortliche – gewiss mit besserer, waidmännischerer Bezeichnung – und zugleich Bauamtszuständige auf Dienstfahrt. Ja, wegen der Brücke über den Osterbach, die neu gemacht wird, müsste ich den Bürgermeister persönlich ansprechen, der habe morgen Sprechstunde. Und wegen der Wasserleitung ist auch wieder jemand anderer zuständig – den wir ja schon einmal nach der Kirche in Tracht getroffen hatten. Mir blieb wirklich nichts zu tun, als zu den Carabinieri zu gehen. Sie hausen in einem normalen alten Wohnhaus in Sarnthein, nur der Zaun weist auf »militärisches Gebiet« hin. Man klingelt und wird eingelassen, sofern man von 8 bis 12.30 oder 13 bis 16 Uhr vorspricht. Ich bekam VIP-Treatment durch den Stationschef Berger, perfekt zweisprachig, der sofort seine Amtsgeschäfte liegen ließ, seinen »Kunden« vertröstete und mit mir im Hinterzimmer (simuliertes Wohnzimmer) einen Kaffee nahm. Er kennt mich von einer früheren Verlustanzeige, aber vor allem durch meine Internet-Einträge zum Sarntal. Wir sprachen über den Tod des sel. Dr. Springer, den er mit geborgen hatte, und so auch unseren Wald näher kennengelernt hatte. Dann half er bei meiner Fahrzeugpapiere-Verlustanzeige für den Traktor im Wald, die ausschließlich der Eigentümer machen kann. So wurde ich für kurze Zeit zum Generalerben des Traktors. Mein deutscher Personalausweis wurde eingegeben – die Formulare sind inzwischen europaweit gültig, jedenfalls theoretisch. Praktisch klappt so etwas nur ohne dasselbe und mit gutem Willen aller Beteiligten. Mein Geburtsort Brünn war nicht zu finden, Mähren, das ich frech als Land angegeben hatte, erst recht nicht. Also war Brünn eben in Deutschland, was für 1941 ja nicht ganz falsch ist. Während einer seiner rein italienischen Adlaten tippte, na ja, eher mit eineinhalb Fingern meinen deutschen Namen eingab (»Heinrich« ist so lang und ganz unitalienisch), konnte ich die Carabinieri-Heldenbilder an den Wänden bestaunen, bunt und mit viel roter Folklore oder klassisch schwarzweiß im Luis-Trenker-Verschnitt all’ Italiana. Ein Bild sah aus, als stamme es noch aus dem Abessinienkrieg. Die ganze Anzeige ist übrigens nötig, damit wir neue Fahrzeugpapiere bekommen können, und den Traktor nach vielen Jahren im Wald endlich legalisieren. Man bekommt dann verbilligten Kraftstoff und darf auf normalen Straßen fahren. Mal sehen, was weiter für Probleme auftauchen, bei meinem Oldtimer.

Nach getaner Amtstätigkeit ging ich ans Grab, eine Kerze anzünden. Leider negativ. Nicht nur, dass die billigen roten Kerzen nicht angingen und immer wieder verwehten, ich habe mir auch noch in einem Kreuz des Blechdeckels die halbe Daumenkuppe abgeschnitten. Danach bin ich erhobener Hand zur nahen Apotheke gegangen und habe mich bepflastern lassen. Das Grab blieb unbeleuchtet.

Zuhause gabs dann endlich ein schönes Frühstück draußen am Hof in der Sonne. Gisela hatte ihre Haare getönt, gepackt, und überhaupt einen gemütlichen Vormittag gehabt. Ich habe dann noch einen Schukostecker ans Schweißgerät montiert und so weiter und dann meine Damen zum Baden im Osterbach gefahren und mich selbst hinauf zur Schlägerung. Zum Thema Käfer könnte ich ja einmal ein Bild eines Stammes mit Käfer – außen blau – und ohne Käfer einblenden. Der Wertunterschied ist enorm – und der Käfer extrem schnell. Eine ähnliche Geschichte sind ja die Holzböcke im Haus. Auch das habe ich mir heute angesehen, im Keller. Vor allem neuere Hözer und Balken sind befallen.

Hernach habe ich noch Igor und Martina und einer Freundin von ihnen geholfen, am unteren Lehen Grummet zu rechen, in der Hitze des Tages. Gesund und schweißtreibend! Dann wieder Familie vom Bach abholen, Auto saugen, und wieder ein wenig ins Grummet – wobei wir Angst hatten, es könnte zu regnen anfangen. Der übliche Südwind hat dann aber Gott sei Dank den Regen verscheucht.

Am frühen Abend kamen noch Albert – er möchte auf der Ebenwies Sträucher und Bäume ausschneiden, »damit das Gras besser trocknet«. Vermutlich geht es um die Jagd, ist aber auch recht. Übrigens hatte der Schuss gestern am Raut, also vielleicht fünfzig Meter von unserem gemütlichen abendlichen Zusammensein entfernt, der Schuss hatte einem Jährling gegolten. Der alte Herr Eccel, 89, hatte allerdings danebengeschossen, was ihn dann nicht zuletzt selbst gefreut hat ... Ja, die jagdlichen Sentimente. Der Fietscher, ein netter Bauer aus dem Tal, etwa meines Alters, kam vorbei, machte einen Spaziergang. Michl Springer kam auch noch, übernahm die besagte Fahrzeugpapiereverlustanzeige – und freundlicherweise auch unseren Müll, der immer am Donnerstag unten an die Straße gestellt werden muss.

Gisela hat mit Carla noch Perlenketten gebastelt, Igor mir einen guten Durchforstungsvorschlag gemacht für etwa zwei Hektar Wald zwischen Spögler- und Italienerweg ganz am Anfang. Mit der Subvention und dem Holz für die Durchforster müsste es sich ausgehen. Jetzt zeigt Martina Gisela noch ihr Hochzeitsfotoalbum, inzwischen drinnen, weil es schon dunkel geworden ist. Die Mücken stechen (morgen soll Regen kommen), der Brunnen plätschert, die Grillen zirpen, ganz von weit hallt ein Flugzeug. Auch ich wills nun sein lassen. – Halb zehn: es gießt draußen. Was hatten die für ein Glück mit dem Grummet!

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