9. Januar 2017

Agnus Dei – nimmst du alle Sünden hinweg?

Enkaustische Kachel »Agnus Dei«. Quelle.
Robert Minton Taylor, Tile Works,
Fenton bei Stoke-upon-Trent
Agnus Dei, qui tollis peccata mundi, dona nobis pacem.

Lamm Gottes, das du hinwegnimmst die Sünden der Welt, gib uns (deinen) Frieden.

Beim Dona nobis pacem ist da der Friede im deutschen Gebrauch schon ein wenig eingeschränkt. Es heißt: Gib uns deinen Frieden. Da wird dann wohl der bloße Seelenfrieden gemeint sein.
   Mir hat der uneingeschränkte Sündenerlass zu denken gegeben. In einem Zeitalter, in dem man seine Sünden vertuscht – etwa, wenn man geblitzt worden ist und einen fremden Fahrer angibt –, oder sich einer Terrortat rühmt, in einer Zeit, in der keinen mehr seine Sünden drücken, da frage ich mich: Vergibt Gott alle Sünden? Jedem? Immer? Im praktischen Gebrauch geht heute – wenn er’s überhaupt tut – der brave Katholik zur Messe und lässt sich im Kyrie am Anfang die Sünden stornieren: Nachlass, Vergebung und Verzeihung unerer Sünden gewähre uns der allmächtige und barmherzige Herr. (Wobei mir auffällt, wie auch am Ende beim Segen, dass hier immer nur ein Wunsch geäußert wird. Ob Gott diesen Wunsch dann auch erfüllt, bleibt offen.). So geläutert nimmt sie oder er die Kommunion, egal, wieviel Sünden in Petto sind.
   Zusammengefasst und spitz formuliert:
   Darf man Fahrräder klauen? Die Sünden nimmt dann das »Schaf Gottes«.
   Ich finde, mit dieser Haltung macht man den Allmächtigen – der gewiss die Sünden vergeben kann – zum dummen Schaf.

Link hierher
http://blogabissl.blogspot.com/2017/01/agnus-dei-nimmst-du-alle-sunden-hinweg.html

Siehe auch den Film »Fahrraddiebe« aus dem Jahr 1948. Auf Youtube finden Sie den vollen Film, italienisch, knapp 1½ Stunden; nur nach « ladri di biciclette » suchen, z.B. hier mit englischen Untertiteln.

Situation heute: https://youtu.be/YwAl7XDpp7Y

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