22. Dezember 2006

Da ist doch der Wurm drin. Vorne in einer Schlange haben die Leute die Ruhe weg, hinten wird gedrängelt. Der Erste, der bereits an der Kasse des Buchladens Begleichende, zählt ruhig seine Cents, sucht unter P im Handy-Adressbuch fummelig seine Scheckartengeheimzahl, oder bittet um Geschenkverpackung samt Scherenschneidekräuseln beider Maschenenden. Der Zweite träumt staunend dahinter, phänomenologisch saturiert. Der Dritte ist bereits indifferent. Danach wird’s bewegter, innerlich. Äußerlich sind wir ja alle gebildet, Buch-gebildet, und drängeln nicht. Hinten murrt’s, im Schwanz der Schlange. Zuweilen schwenkt der Schwanz auch aus, es bilden sich Tributarien, jedenfalls bis zu den ersten Protesten aus den anderen Nebenflüssen. Technisch ist die Psychologie der Schlange natürlich kontraproduktiv, denn so wird sie gestaucht statt gestreckt und dadurch ge- statt entspannt. Ein selbsterzieherischer Effekt findet nicht statt, der vielleicht den kassierischen Handreichungen extra Schwung verliehe. Man hat die Ruhe weg, am Ziel. Völkerkundlich-evolutionär gesehen fragt man sich natürlich, warum die Ur- und Allmacht Evolution die Warteschlange nicht vorgesehen hat. Hat der Ureinwohner, has das Mammut nie angestanden? Ist immer nur gedrängelt worden? Hieß Darwin dreistes Dreinschlagen? Die Zivilisation mit ihren Buchpräsenten zum Fest scheint so schrecklich jung zu sein, dass es nur hinten hippelt.

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