26. November 2019

Tempora, Tempestas

Vor 1554 erweiterte Caspar Huberinus das Motiv Ovids, 
berichtet die Wikipedia:
   Tempora labuntur, tacitisque senescimus annis;
   Tempora mutantur, nosque mutamur in illis.


Langsam wird man alt, kann ich nur sagen. Wird pingelig. Das ist doch eine Passivkonstruktion, die Zeiten ändern sich nicht aktiv, non mutant, sie werden geändert, sed mutantur! Deshalb wohl ist der Klimawandel auch »ununtrennbar« mit dem Adjektiv menschengemacht verbunden. Oder haben Sie in letzter Zeit vom Klimawandel je »nur so« gehört oder gelesen, ohne das »Menschengemacht«, das diesen Wandel begleitet wie das Wohlverdiente den Ruhestand? Pustekuchen, beides.
   Zurück zu den Zeiten, zum Wandel, der Natur und dem Menschen.
   Die Natur ändert sich. Hier sterben Wesen aus, dort kommen andere, neue. Seit so den Achtzigerjahren haben wie Borkenkäfer in den Alpen, ich kann das bezeugen, und immer weniger Mücken auf den Windschutzscheiben, das auch. »Neophythen« wachsen bei uns am Berg, Akazien etwa, und wir haben sie sogar gepflanzt, weil sie Rutschgebiete (alte Muren) stabilisieren, was inzwischen verpönt ist, wie Douglasien. Nur nichts Fremdes. Die Natur will sich anpassen, der Mensch will, dass alles beim Alten bleibt, bloß das HIV soll aussterben. Dabei will die Natur gar nichts, sie kennt weder freien Willen noch überhaupt Planung und Ratio. Sie lebt nach Darwin und lässt den Fittesten überleben. Was übrigens sehr langsam geht.
   Der Mensch, der sich dank seines Geistes als Nicht-Natur, zumindest als Antagonist zu selbiger empfindet, als »Übertan«, der will das Gegenteil. Weil die Wirtschaft von staatlicher Förderung und gesellschaftlicher Meinung abhängt, wird am meisten und rasch investiert, wenn Altes abgerissen und Neues gebaut wird. Kaum hatte man die Laufzeiten der umweltfreundlichen Atomkraftwerke verlängert, wurden sie wieder »gewendet«. Jetzt sind die Kohlekraftwerke dran, und wenn sie noch so sicher sind und neu. Alle Energie soll direkt von der Sonne kommen und dem Wind. Dass Sonne und Wind nicht so recht regelbar sind, ist noch nicht aufgefallen. Kommt noch.
   Also: 
• Der Mensch will, dass die Natur gleich bleibt, oder besser noch, kühler, wie im letzten Jahrhundert.
• Die Natur will sich anpassen.
• Der Mensch will, dass Technik sich wandelt, von Atom zu Kohle, von Kohle zu Licht und Luft.
   Merke: Wenn was menschengemacht ist, kann das auch vom Menschen wieder rückgängig gemacht werden, genauso, nur umgekehrt. Hybris. Kein Merkstatz sondern Prämisse.

Ein Bekannter hat mich jüngst gefragt, wie sich denn vierzig Millionen Fahrzeuge allesamt über Nacht werden am deutschen Stromnetz laden werden können? Allein die Vorstellung! Ich konterte hybrid, und mit Wasserstoff. Dabei ist die Stromspeicherung in flüssigem Wasserstoff von allen »Akkumulatoren« (im weitesten Sinn) die mit dem schlechtesten Wirkungsgrad. Aber bitte: Sonne und Luft kosten ja nichts, und die Kredite für die Anlagen staatlicherseits auch nichts, weil ja die Zentralbank das Geld druckt. 
   Nur, dass wir noch keine Wasserstoffautos haben. Wie schwer die werden? Wie teuer?
   Strom ist entropiemäßig die edelste Form der Energie, hab’ ich gelernt, weil sich Strom leicht in jede andere Art von Energie umwandeln lässt. Also je weniger Zwischenträger wir zwischen Strom und Fortbewegung haben, desto besser, ja sogar direkt von Sonne und Wind zu Bewegung, das wäre optimal. Segelschiffe. 
O-Bus in Schaffhausen, Foto Stefan Baguette 2005, Wikip.
   Im Ernst: Für die Städte Oberleitungsbusse statt Akkus auf Rädern, für die Autobahnen am liebsten gleich auch. (Gyrobusse haben sich nicht durchgesetzt.) Und Privatleute Bahn fahren lassen, mit ihrem eigenen Auto.
   Und in die Stratosphäre Dreck.
   Und weniger menschengemachtes Bevölkerungswachstum
Erster deutscher O-Bus 1901 in Eberswalde
 ––––––––––––––––––––––––––––––––– für A.S.
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 = https://blogabissl.blogspot.com/2019/11/tempora.html
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