Trivialer: »Spiegelung« von achtern, die nennt sich verschämt Koloskopie, »Herkunft: fachsprachliche Wortbildung aus Kolo- von griechisch κόλον (kólon) = Dickdarm und -skopie von griechisch σκοπιά (skopiá) = Warte, Wachtturm hier mit der Bedeutung ›optische Untersuchung‹«. Wie Mikroskopie halt, nur größer. Corlorskopie mit r klingt geläufiger, und das würde auch stimmen.
Zur Sache. Schadet nicht. Tut nicht weh, da die eigentliche Facharzthandlung im Halbschlaf betäubt vonstattengeht.
Blöd nur, dass ich wiedereinmal meine Marcumar-Blutverdünnung aussetzen muß, was dem Stopp eines Frachtdampfers entspricht: Es dauert. Acht Tage vor der Untersuchung soll man mit dieser Art der Blutverdünnung aufhören, wohl weil Blut nicht so schnell dick oder auch wieder dünn wird. Vor der Untersuchung sollte man sich nochmal den Quick-Wert, spricht die Dick- oder Dünnflüssigkeit messen lassen und zu seiner Beruhigung dem Operateur vorlegen. Ich hatte das verabsäumt, nicht aber das »Absetzen«. Man kann die minder- oder unverdünnten Tage einfach »riskieren« oder stattdessen zweimal täglich »spritzen«, das tut hier aber wieder nichts zur eigentlichen Sache.
Die nötige Freiräumung des inneren Blickfeldes lässt Unangenehmes befüchten. Das macht man am Vortag und im Morgengrauen vor der Schlacht, äh: Untersuchung. Und da ist nichts dabei! Wirklich nicht! Tut nicht weh, kneift nicht, drückt und stinkt nicht, jedenfalls nicht bei mir. Ist nur eine feuchte Angelegenheit, Sturzbäche lösen sich, warme Wasserfälle.
Ich bleibe beim Allgemeinen. Was es braucht:
• Ein ruhiges Umfeld, »seine Ruh’«. Die hab’ ich. Das Kind, das kein’s mehr ist, hängt nur in seinen Gedanken und am Smartphone. Sonst möglichst halt keine Leute, auch nicht aus der Familie. Lektüre, ideal sind ein paar NZZ-Feuiletons mit Geschichten wie »Ein Road-Trip ausserhalb der Zeit«, gesponsert von illustren Hôtels aus alten Zeiten.
• Nicht zu kalt in der Wohnung, denn leichte Kleidung ist angesagt.
• Genug Klopapier.
• Ersatzunterhose, eventuell mit Einlage.
Links der unsägliche blaue Plastiktrinkbecher und die zwei Fläschchen Lösung |
Glaubersalz, ein sal mirabilis: »Das Natriumsulfat-Decahydrat (Glaubersalz) wirkt exzessiv abführend aufgrund einer kompetitiven Beeinflussung des Elektrolytehaushaltes«, rühmt die Wikipedia. Je Flascherl Lösung (Auslösung wär’ richtiger) sind’s jeweils 176 Milliliter, ein Trinkglas voll, das man eins zu eins zu einem Viertelliter glasklarer Brühe verdünnt, die entsetzlich schmeckt, nach schlimmsten Karlsbad. Deshalb kredenzt man sich die im hässlichsten Gefäß, das je Souvenierbierkrügen Konkurrenz gemacht hat und mit der Lösungen-Packung mitgeliefert wird, blassblaues Plastik in Form eines geschrumpften Kühlwassernachfüllbehälters unter der Motorhaube. Gekröpft. Man schmeckt laugige Mineralien, eher verkorkst-süß, aber ohne »Abgang« in der Verköstigung. Sonst schon.
Nur gut, dass die Spüllauge bald weg ist, schluckweise getrunken.
Dann kommt erlösend kühles Wasser oder sonstwas Normales. Weil ich Leitungwasser mag, Bonner stilles Nichtmineralwasser aus der Infrastruktur, empfinde ich es süß und »decorum« (Wenn Sie einst noch solcherart zitatbelehrt wurden). Wie schnell man das alles trinkt, erst den Viertelliter Lösung, dann den Liter Standardwasser, ist egal. In zwei Stunden sollte es halt weg sein. Auch innerlich läuft das so.
In der Praxis wird einem gleich eine Gästetoilette angeboten, brauchte ich gar nicht, und natürlich wieder ein käufliches Extra angeboten, für fünf Euro Sauerstoff. Angeblich flatuliert man dann weniger danach, weil der Darm mit Sauerstoff aufgebläht wird und nicht mit Luft. Ich finde das lächerlich, also die Extrakosten. Und sowas muss gesetzlich geregelt werden …
Link hierher kurz http://j.mp/2rhKZ49
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https://blogabissl.blogspot.com/2019/11/die-spiegelung.html
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