7. März 2017

Solidarität – zu Hühnern?

Ich bin ein Verfechter kleiner »Solidargemeinschaften«. Solidarität ist für mich ein modernes Wort für Mitgefühl, möglichst für tätiges Mitgefühl. Eine »Solidargemeinscht« sollte so groß sein, dass Unglücksfälle untereinander ausgeglichen werden können. Solidarität ist zumindest eine »Versicherung auf Gegenseitigkeit«, mutual, wie die Amerikaner sagen.
   »Maximal« wird Solidarität meiner Meinung nach nicht besser. NRWler sind nicht doppelt so solidarisch miteinander wie Österreicher, nur weil es da doppelt so viele Einwohner gibt. 
   Meine Solidarität zu achtig Millionen Deutschen ist inzwischen unsolidarisch. Warum soll einer in Erfurt genau so leben wie ich hier in Bonn? Ein Münchner wie ein Hamburger? Nur ein Holländer darf (etwas) anders leben? »Europa« ist noch verquerer mit seiner Super-Solidargemeinschaft, von Griechenland bis Litauen (seit 2004 dabei)? Ich bin ein Schengener nur wider Willen. Mir tun die Menschen aus Aleppo mehr leid als »Europäer« aus Italien. (Deswegen bin ich noch lange nicht gegen die EU – als »EWG« –, auch nicht gegen den Euro, nur gegen Niederlassungsfreiheit in ganz »Schengenland«.)

»Aus Solidarität … 10 frische Eier aus Bodenhaltung
(mit Wintergartenauslauf). • Vorübergehend zum
Schutz unserer Legehennen • Zur Unterstützung
der gesetzlichen Stallpflicht.« für 1,59 € –
Bernd Hennes GmbH, Euskirchen
Gestern entdeckte ich in meinem Supermarkt »Solidaritätseier«. »Aus Solidarität … « sollte ich sie kaufen. Gemeint ist vermutlich die solidarische »Unterstützung  der gesetzlichen Stallpflicht«.
   Ich hatte das Gefühl, nun schon solidarisch zu Eiern, oder bestenfalls zu Hühnern sein zu sollen. Die sind zwar »aus der Region« – Euskirchen ist nicht weit weg – aber durch meinen Kauf müssen sie nur noch mehr Eier legen oder sich noch zahlreicher am Boden aufhalten.
   Von unserem Hof in Südtirol weiß ich, dass sich freilaufende Hühner gern gegenseitig am Po aufhacken, der Milben halber, und mir deswegen nicht glücklicher (aber auch nicht unglücklich) erscheinen als im Euskirchener »Wintergartenauslauf« oder vielleicht in Käfigen. Ich weiß es nicht. Natürlich habe ich meine tierästhetischen Anschauungen, die eher von Kinderbüchern geprägt sind als von einem Wissen über Huhnbefindlichkeit. 
   Nun, früher gab’s Soleier. Heute werden in Kuchenheim stündlich bis zu hunderttausend Eier gekocht und bunt lackiert (steht hier).

Link hierher, bitte weitergeben:
http://blogabissl.blogspot.com/2017/03/solidaritat-zu-huhnern.html

Zum Thema Solidarität ein früherer (gern gelesener) Blog: 
 http://blogabissl.blogspot.de/2016/12/christen-und-kapitalismus-etwas-kant.html#Hayek
Ich zitiere da Friedrich Hayek, der ebenfalls für kleine Soldidargemeinschaften plädiert.

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