Deutsche Aufenthaltserlaubnis 1969 |
Wir waren aus Genf nach Sindelfingen gekommen.
Danach lebten wir in Frankfurt am Main.
Natürlich hatte ich auch in Genf eine »Aufenthaltsbewilligung« für die Schweiz gebraucht, die damals schwer zu bekommen war. Ich blende einmal den rosa Antrag ein; von der Bewilligung selbst habe ich nur eine schlechte Kopie, weil ich das Original bei der endgültigen Ausreise aus der Schweiz hatte abgeben müssen (wehmütig).
Ich bekam jedenfalls die schweizer Aufenthaltsbewilligung Typ B mit:
»Stellen- und Berufswechsel ohne ausdrückliche Bewilligung der zuständigen Behörde sind untersagt. – Interdiction de prendre un logement non meublé sans autorisation expresse du bureau cantonal du logement, rue du Nante 6«
Schweizer Aufenthaltsbewilligung B und … |
… zugehöriger Antrag auf Aufenthaltsbewilligung durch die Firma |
Soviel zu persönlichen Erinnerungen – klickbar, um sie zu verdeutlichen.
Diese Aufenthaltsbewilligungen haben mich fast ein Leben lang begleitet. Ich könnte eigentlich noch die für Südtirol (Italien) einblenden, den »Soggiorno indeterminato«, für den mein sel. Großvater, wie er mir erzählte, zum ersten Mal in seinem Leben nach dem Krieg einen Beamten hatte bestechen müssen; sehr zu seiner Scham.
Ein Jahrhundert lang war es in Europa entscheidend, was man für einen Pass hatte. Das gilt ganz selbstverständlich noch heute für den größten Teil der Welt. Und das wird auch hier wieder kommen.
Kein Land kann es sich leisten, jeden beliebig her- und wegziehen zu lassen. Schon gar nicht eine »Solidargemeinschaft«, für die sich moderne Staatsbürger halten. Aber das wäre wieder ein anderes Thema: »Das neue Nationalgefühl heißt Solidargemeinschaft.«
»Schengenraum« blau |
»Mit 76 Prozent sei die Personenfreizügigkeit [im Schengen-Raum] die große Dominante in Deutschland, sagt Liebig [von der OECD]. Das bedeutet: Drei von vier Leuten [Einwanderern] seien aus der erweiterten EU nach Deutschland gekommen. Hierdurch erwartet die OECD für 2014 mehr als 500.000 dauerhafte Zuwanderer. Auch wenn nun die Flüchtlingszahlen deutlich anstiegen und immer mehr Menschen aus humanitären Gründen nach Deutschland kämen, bliebe die innereuropäische Zuwanderung, die sich durch die Freizügigkeit ergibt, der wichtigste Faktor, sagt die OECD.«
Die Masse der Einwanderer sind also keine Flüchtlinge. Sie kommen aus der EU.
Das Phänomen war schon vor der aktuellen »Flüchlingskrise« bekannt, so z. B. im Mai im Spiegel. Diese starke Zuwanderung mag gut sein, schlecht sein, von Fall zu Fall gut oder schlecht, jugendbringend oder bandenbildend. Ihre Steuerung und Kontrolle, kurz: die Einschränkung der Freizügigkeit wie im letzten Jahrhundert, wäre meines Erachtens nicht undemokratisch oder inhuman. Dazu allerdings bräuchte es politisch Mut.
– Aber Arbeitsverbote für Asylanten, das schaffen wir! Hier Näheres.
Nicht bloß »stemmen«, auch steuern!
Ein Gastkommentar in der NZZ vom 30. September 2015 von Toni Stadler »Migration ist nicht die Lösung« (nicht im Netz) schreibt etwa: »Die grosszügige permanente Aufnahme von Kriegsvertriebenen ist langfristig keine Lösung. Das schlechte Gewissen wegen der Verfolgung von Minderheiten während der Nazizeit und die koloniale Schuld Europas sind untaugliche Ratgeber für die Gegenwart. Der Migrationsdruck auf den Westen ist nicht mit der Flüchtlingssituation während und nach dem Zweiten Weltkrieg vergleichbar.« … »Was es heute braucht, ist ein Ende der sektiererischen Konflikte im Nahen Osten, in Afghanistan und ein Ende inkompetenten Regierens, zum Beispiel in Eritrea oder in mehreren Sahelländern, damit möglichst viele Kriegsvertriebene und Wirtschaftsmigranten sicher zurückkehren können –- plus eine wirtschaftliche Entwicklung in ganz Afrika, die diesen Namen verdient.«
Links zu »Flucht und Vertreibung«, »Gewaltmigration«, »Neusprech« mit mir als »Migrationshintergründigem ohne eigene (bewusste) Migrationserfahrung«
Nachgedanken http://blogabissl.blogspot.com/2015/10/migration-im-groraumwagen.html
Link zum Weitergeben: http://blogabissl.blogspot.com/2015/09/migration.html
PS. Im Leitartikel der NZZ-Wochenendausgabe vom 10./11. Oktober 2015 schreibt Eric Gujer vom Nutzen und Wert der Grenzen und schließt: »Barrieren und Zugangsbeschränkungen bleiben notwendig, auch wenn viele Menschen diese überwinden werden und dann eine menschenwürdige Aufnahme verdienen. Aber solch ein unvollkommenes System ist allemal praktikabler als die Schimäre einer schrankenlosen Willkommenskultur oder deren dialektisches Gegenstück, die Panikmache.«
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