11. Januar 2019

Blauärgern mit Blau

Mit einem kleinen, alten »mobilen Router« versuche ich unterwegs, für meinen Laptop und mein halbsmartes Phone (einen Blackberry Q10) ins Internet zu kommen. Das sollte dann überall gehen, wo Netz ist, und noch fürs Smartphone vom Kind und ein bis zwei ihrer Freundinnen reichen. Alles happy – oder was?
   Für meinen geplanten Krankenhausaufenthalt hab’ ich mir von Blau – so heißt der »Provider« – eine Pre-paid-Sim-Karte geleistet, Original-Slogan: »Karte registrieren, ins Smartphone oder Tablet einlegen und loslegen.« Die meisten Berichte im Netz waren gut. Das Angebot ist von Telefonica, genutzt wird das Mobilfunknetz von O2, und im Ausland soll’s auch gehen ohne Aufschlag. Konkurrenz ist Aldi-Talk, früher oft Fonic, immer wieder neue, egal.
   Inzwischen kann man bei Blau für zwanzig Euro in einem (knappen) Monat vier Gigabyte Daten aus dem Internt holen oder hineinschicken – jedenfalls habe ich das so vom Blau-Service empfohlen bekommen ( – und werde das Gefühl nicht los, dass einem im Einzelfall je nach Aufgewecktheit mehr oder weniger verrechnet wird. Tarife hier. Auch der Monat scheint flexibel zu sein: »Lieber Blau Kunde, für Sie wurde aktiviert: Blau Allnet L. Laufzeit: 08.01.2019 bis 04.02.2019.«)
   Aber.

Das »Registrieren« der Sim-Karte ist ein Albtraum. Die Sim-Karte ist das kleine Stück Plastik mit Goldkontakten, das man ins Handy oder Smartphone schiebt oder ins Tablet, bei mir in den handtellergroßen mobilen Router. Der W-Lan-Router hat ein Mobilfunk-Datenmodem drin.
   Blau kann nichts dafür. Unsere allregulierende Hoheit, der Staat, schreibt vor, dass die Mobilfunkgesellschaft – hier also Blau – den Besitzer der Sim-Karte kennt. Er oder sie oder es muss sich zeigen, mit Ausweis, und beim Akt der Registrierung persönlich mitwirken. Ich war schon im Krankenhaus, da wollte meine Frau das für mich machen. Das ging nicht.
   Diese Registrierung lässt sich ganz modern über ein Service-Zentrum von Blau machen. Man braucht aber eine Videotelefonieverbindung, damit der »Blaue« den Menschen und seinen Ausweis sehen kann. Also Kamera an, am PC, am Handy, und einmal auf weit gestellt für den homo sapiens und einmal nah für den Ausweis mit seinem untätigen Chip. Das ist ein böser Murks. Ich habe diese Prüfung nur ganz knapp geschafft (»Heben Sie nochmal den Kopf bitte!«), und erst nach dem zweiten Anlauf. Dauer insgesamt eine Stunde Fummeln.

• Ist die Karte erfolgreich registriert, so beginnt schon unweigerlich die Laufzeit für die Daten. Das mag ja schön sein. Ich wusste das nicht und hab’ mir die Gigabytes aufgespart für später (1 GByte = 1000 MByte = tausend Millionen Byte. Ein Foto ist wenige Megabyte groß.) – Das geht nicht! Wenn der Monat herum ist, sind die Gigabytes weg.
   Kurz zuvor schickt Blau eine SMS: »Lieber Blau Kunde, Ihre 10 MB Inklusivvolumen sind fast verbraucht. Ihr Blau Team« (02.01.2019 21:46:15)
· Diese SMS geht auf die Blau-Sim-Karte, und die steckt irgendwo, jedenfalls nicht im normalen Handy. Ich habe sie erst viel später gesehen. – Blau könnte einem vielleicht dieselbe Nachricht als E-Mail schicken, oder als SMS in sein normales Handy, und dazuschreiben, wie man den Kundendienst erreicht.
· Antworten kann man auf diese SMSen nicht.
· Schon eine Minute später kam: »Lieber Blau Kunde, Ihr Guthaben ist fast aufgebraucht! Bitte laden Sie Ihr Guthabenkonto auf. Ihr Blau Team« (02.01.2019 21:47:26)
Und noch eine Minute später: »Lieber Blau Kunde, Ihre 10 MB Inklusivvolumen sind verbraucht. Ab jetzt surfen Sie zu 0,24 Euro/MB. Ihr Blau Team« 
   Wieso 10 MB Inklusivvolumen, hab’ ich mich gefragt, ich hatte doch ein paar Gigabyte gekauft! Egal. Jedenfalls hätten mich »ab jetzt« 5 GB = 5000 MB die bescheidene Summe von 5000 × 0,24 € =  € 1200 gekostet, zwölfhundert, nicht zwölf! Oder? Hoppla.

• Von der kostenlosen Blau-Servicenummer 0800 4040410 bekam ich dann gesagt, dass ich zuwenig Kleingedrucktes gelesen hatte: Mein Guthaben war, ohne dass ich ein Byte verbraucht hatte, einfach weg, ab- und weggelaufen. Ich solle doch € 19,99 nachzahlen, dann ging’s wieder, als »Allent L«. (Eine weniger teure Variante bringt weniger Volumen.)
   Der Anruf brach dreimal ab, bevor ich beim vierten Mal durchkam. Man nehme sich ein Handy mit Lautsprecher, um die Wartezeit von (bei mir) zwanzig Minuten freihändig zu überbrücken.

Aufladen ist mühsam. Bar konnte ich im Schwarzwald kein Guthaben kaufen. Ich musste also ins Internet (was ich nur anderswo konnte!), um Guthaben zu überweisen. Über Blau ging das nicht, da hätte ich mich wieder erst identifizieren müssen. Nut gut, dass meine Volksbank Handy-Aufladen nur mit Angabe der Telefonnummer der Sim-Karte und dem Anbieter möglich macht.
   (Dass sich € 19,99 nicht laden lassen, sondern »nur« glatte 20, entspricht unserer großzügigen Zeit.)
   Später gingen – wieder nur auf der »blauen« Sim-Karte ein paar SMS ein, bis si voll war. Hier mal alle (Die Zeiten stimmen nicht, die Blau-Uhr geht 20 min vor!):


05.01.2019 12:56:00 »Lieber Blau Kunde, Ihr/e Blau Allnet L wurde leider noch nicht aktiviert! Bei Aufladung binnen 48 Stunden erfolgt die Aktivierung automatisch. Ihr Blau Team«

08.01.2019 16:38:51 »Lieber Blau Kunde, Ihr neues Guthaben beträgt: 20 ¬ und ist gültig bis 09.01.2020. Ihr Blau Team«

08.01.2019 16:39:03 »Lieber Blau Kunde, Ihr Guthaben ist fast aufgebraucht! Bitte laden Sie Ihr Guthabenkonto auf. Ihr Blau Team«

08.01.2019 16:39:17 »Lieber Blau Kunde, für Sie wurde aktiviert: 
Blau Allnet L. Laufzeit: 08.01.2019 bis 04.02.2019. Ihr Blau Team«

Verstehen Sie das? 

Der Vertrag ufert aus ins Unermessliche.
   Denn zugegeben: Ich hatte am 05.01.2019 13:11 eine ausführliche Bestätigungsmail mit vier knapp 500 MByte großen PDF-Anhängen zu lesen bekommen, seitenlang Kleingedrucktes. Allein die Preisliste ist 14 Seiten lang, »Fußnoten Seiten 11–14«. Daraus ging hervor, dass mein »Allnet L Fußnote 9« 4 GB »Inklusiv-Datenvolumen Fußnote 25« bringt. 
   Bittesehr, die Fußnoten:
»9) Blau Allnet L: 19,99 €/28 Tage. Option verlängert sich jeweils um weitere 28 Tage, sofern genügend Guthaben vorhanden oder sie nicht abbestellt wurde. Gilt erst nach Erhalt der Einrichtungs-SMS. Min./SMS Flat in dt. Fest- u. Mobilfunknetze. Inklusiveinheiten und Min.-/SMS-Preis gelten nur für nationale Standardverbindungen, nicht für Rufumleitungen ins In- und Ausland, Konferenzverbindungen, Mehrwertdienste und Sonderrufnummern oder SMS-Mehrwertdienste mit Premium-Billing. Weiter enthalten sind 4 GB Datenvolumen/28 Tage mit bis zu 21,6 Mbit/s im Download (Durchschnitt 14,4 Mbit/s) und bis zu 11,2 Mbit/s im Upload (Durchschnitt 8,8 Mbit/s); nach Ausschöpfen des Volumens bis zu 64 kBit/s. Zur Verfügung gestelltes Datenvolumen gilt für paketvermittelte Datennutzung innerhalb Deutschlands. Nach 24 Std. kann jeweils eine automatische Trennung der Verbindung erfolgen. Nicht verbrauchte Einheiten/ Datenvolumen verfallen am Ende der Optionslaufzeit und sind nicht auf die Folgelaufzeit übertragbar. Ruht die Option (z.B. mangels ausreichendem Guthaben) oder wurde abbestellt, gilt der Basistarif Blau 9 Cent mit 9 Cent pro Min/SMS sowie 24 Cent/MB (Taktung: 60/60 Sekunden bzw. 10 kB). Mit ausreichender Guthabenaufladung wird eine ruhende Option reaktiviert (Info-SMS abwarten). Die Leistungen/Konditionen dieser Option können auch im EU-Ausland genutzt werden. Bei übermäßiger Nutzung der Leistungen im Ausland werden Aufschläge gemäß der EUFair-Use-Policy erhoben. Infos hierzu siehe Seite 7«
»25) Die Leistungen/Konditionen des Tarifs/Packs (Sprachverbindungen, SMS, Datennutzung) können auch in der Ländergruppe 1 (EU-Ausland, Norwegen Island, Liechtenstein) genutzt werden. Dies gilt nicht für Leistungen, die nur im Telefónica Mobilfunknetzes zur Verfügung gestellt werden (z.B. „Onnet-Flats“). Die Nutzung wird durch Regelungen der angemessenen Nutzung (Fair-UsePolicy, „FUP“) begrenzt. Bei übermäßiger Nutzung der Leistungen im Ausland werden Aufschläge gemäß dieser erhoben. Infos hierzu siehe Seite 7.«
   Und so geht’s weiter in die Tiefe. Ein andermal vielleicht mehr.

• Dann kamen technische Probleme. In meinem Router, der sich freilich nicht vollautomatisch auf Blau einstellte, musste ich »Verbindung auch bei Roaming automatisch einstellen« Der Router wechselt dann fröhlich zwischen HSDPA (2G) und 3G, wobei mir erstaunlicherweise HSDPA reicht mit etwas mehr als einem Megabit je Sekunde beim Upload. In diesem »Funkloch« hier habe ich bur einen Strich Feldstärke.
   Pings klappen bei HSDPA (2G), nicht aber bei 3G. Sie bringen miese bis phantastische Zeiten, wobei die miesen richtig, und die phantastischen falsch sind, worauf ich aber erst unten komme.











Mein Problem war nun, dass das Internet es ein paar Minuten lang 1a geklappt hat, dann aber um’s Verrecken nicht wieder.

Sieht traurig aus, gell.
   Ich hab’ dann wieder beim Blau-Service angerufen. Die wussten nicht einmal, was ein mobiler Router ist, und erklärten mir, dass bei mir zu Hause keine Störung gemeldet sei. Ich darauf: »Aber ich bin nicht zuhause, das ist ein Mobil-Funk!«  Dann musste ich die genaue Straßenadresse angeben, doch auch da kategorisch: Kein gemeldeter Fehler. Bis zu einem helfenden Techniker drang ich nicht vor. Zwischendurch meinte sie, meine Einstellungen seien wohl falsch, die richtigen stünden auf www.Blau.De/Service/ Hardware-Logistik Reparatur unter manuelle Konfiguration. Ich erkläre ihr, dass ich nicht ins Internet komme, sodass ich da nicht drankomme … Unerfreulich.

Dann habe ich einfach nachgedacht: Ich bin im Netz, das zeigte mein Router an, ich komme aber nirgends hin. An keine Web-Adresse. Also liegt’s nicht an Blau, sondern an der Adressauflösung, Namensauflösung, dem DNS, dem Domänennamenserver, der z.B. aus Joern.De 217.160.223.53 macht, siehe erster Ping. Macht die 192.168.0.1 den DNS, so ist das offensichtlich eine W-Lan-interne Adresse (192.168.2.2—192.168.2.99), also ganz falsch für den Ping, und es kein Wunder, dass der Ping dann in 2 ms klappt. Da pingt er einen Server im Rechner an.
   Da ist schon besser, er sagt gleich, dass er mit der Adressauflösung nicht weiterkommt:




Laut Appdated gibt man bei Blau keine DNS an. »Sufstickvergleich« meint das auch, siehe hier links. Ipconfig /all zeigt mir auch nur eine interne Adresse für den DNS, 192.168.0.1.
   Vielen hat Googles schneller DNS geholfen: IP-Adressen 8.8.8.8 als primären DNS und 8.8.4.4 als sekundären DNS. Aber wie gesagt, wenn man das überhaupt selbst einstellen kann. Einiges dazu und viel Reklame drumrum in der PC-Welt.
   Ein Daaron meint 2014: »Der Fehler steckt in der IPv6-Auflösung. Sobald man im Windows IPv6 abschaltet, läuft alles wieder wunderbar. Alternativ hilft es auch, in den Windows-Einstellungen für IPv6 den DNS fest einzutragen, primär den Speedport (fe80::1) und sekundär n anderen IPv6-DNS (z.B. Google: 2001:4860:4860::8888 & 2001:4860:4860::8844)«
   Mein mobiler Router meldet mir bei schönstem Blau-Betrieb (unter Support, Fehlerbehebung, Diagnose) meine IP-Adresse 10.208.57.71 und als DNS-Server 194.25.2.19; sekundär 0.0.0.0  Die Adresse gehört der Telekom in Ulm.

Einloggen in »Mein Blau« und Statusabfrage
Der Krampf beginnt schon bei der Frage nach der Rufnummer beim Anmelden (nicht mit Freischalten zu verwechseln!). Gnadenlos und ohne die geringste »künstliche Intelligenz«, ohne Musterbeispiel, verlangt Blau die Nummer in der Form (Formal) 176…, nicht als +49176…, nicht als 0176… schon gar nicht als 0176-69670466, wie Blau selbst schreibt, wenn man erstmal drin ist. Bekanntlich können Computer keine Leerstellen vertragen oder selbst herausnehmen! Der Mensch passe sich gefälligst an. Mein Blau sähe anders aus.
   Zur Verbrauchsabfrage müssen Sie runterscrollen! Webseiten sind heute für Smartpones gemacht, nicht für PCs.

• Wenn das Datenkontingent alle ist, der »Monat« aber noch nicht, bekommt man erst einmal SMSen auf die Blau-Simkarte (die nur zehn SMS halten kann …). Eine Mail wäre praktischer, weil ich diese SMS im mobilen Router für gewöhnlich nicht sehe. Ist ja kein Handy.
   Im Einzelnen, Hervorhebungen von mir:
Datum: 19.01.2019 08:17:53
   Lieber Blau Kunde, das Highspeed-Datenvolumen Ihrer Option Blau Allnet L ist bereits zu 80% verbraucht. Sofern Sie kein weiteres Daten-Pack besitzen, surfen Sie jetzt bis zum 04.02.2019 mit reduzierter Surfgeschwindigkeit. Sichern Sie sich für diesen Zeitraum 3000 MB Extra-Datenvolumen für einmalig 11.99 Euro. Einfach auf diese SMS mit MEHR antworten und sofort weiter surfen. Angebot gültig bis 24.01.2019. Sie haben ein 14-tägiges Widerrufsrecht. Weitere Infos: www.blau.de/goto/login. Ihr Blau Team
   Drei weitere schnelle Gigabyte kosten also 12 Euro, müssen aber in den wenigen restlichen Tagen bis zum »Monatsende« verbraucht sein. Nicht erwähnt wird, dass man die vorher »aufladen« muss, oder wieviel mindestens (bei mir wohl € 11,99 - Guthaben von € 0,01 = € 11,88, ob das geht?).
Datum: 22.01.2019 05:20:56
   Lieber Blau Kunde, das Highspeed-Datenvolumen Ihrer Option Blau Allnet L ist vollständig verbraucht. Sofern Sie kein weiteres Daten-Pack besitzen, surfen Sie jetzt bis zum 04.02.2019 mit reduzierter Surfgeschwindigkeit. Sichern Sie sich für diesen Zeitraum 3000 MB Extra-Datenvolumen für einmalig 11.99 Euro. Einfach auf diese SMS mit JA antworten und sofort weiter surfen. Angebot gültig bis 27.01.201
Datum: 22.01.2019 05:20:59
   Sie haben ein 14-tägiges Widerrufsrecht. Weitere Infos: www.blau.de/goto/login. Ihr Blau Team
»gedrosselte« Geschwindigkeit
Für mich bedeutete »gedrosselt« weiters E-Mails in bescheidenen Größen, Whatsapp (auch im PC), sogar mit Bildern, aber kein Hochladen mehr von Fotos in Google-Fotoalben. Wie was gedrosselt wird, wurde mir nicht verständlich; der DU-Meter-Screenshot ist nur ein Beispiel.

• Wenn der Monat rum ist, »Laufzeit« war bis zum 4.2.2019, und es wurde kein frisches Guthaben eingezahlt – dann geht gar nichts mehr!
05.02.2019 08:18:05
   Lieber Blau Kunde, Ihr/e Blau Allnet L wurde nicht verlängert! Bei Aufladung bis zum 06.05.19 00:39 erfolgt die Verlängerung automatisch. Ihr Blau Team
Jetzt hab’ ich bis Anfang Mai, also satte drei Monate Zeit, aufzuladen und weiterzumachen … Sonst issa weg, der »Blau«!

– wird fortgesetzt –

Permalink hierher http://j.mp/2FpA11j
   = https://blogabissl.blogspot.com/2019/01/blauargern-mit-blau.html

Ganz nett aber eher unspezifisch schreibt Justin Pietsch auf Handytarif-Test.
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