Aus dem Vollen schöpfen – das tut unsere öffentliche Hand. Erst greift sie uns in die Tasche, so tief, dass mehr als die Hälfte daraus weg ist. Dann wird das Geld genommen, um allerlei Allotria zu betreiben. In unserer Friedrichstraße – siehe Webcam*) – wird mittelalterliches Kopfsteinpflaster gelegt und feinste Bodenplatten. In der Parallelstraße fährt die Straßenbahn. Da wird zum zweiten Mal in wenigen Jahren die Stromzuführung erneuert, im Bild ein Stück Schaltstange, vermutlich zur Stromtrennung im Notfalle. Und bei der Bahn, ob Straßen- oder Deutsche Bahn, da ist ja dann ganz gewiss jedes Stück von Hand gefertigt, aus dem Vollen, damit selbst Technik+) historisch aussieht. Die Schalteinrichtungen, aus Stahl und Messing und edlem Kupfer, wirken tatsächlich wie von 1904 oder früher. Das kommt nicht von Toyota. Serienteile unerwünscht. In jeder deutschen Stadt sieht die Tram anders aus, denn das sind wir unserem Image schuldig. Da wird noch geschraubt, gefräst und gehämmert. Bringt ja alles Arbeit! – Genug. Vielleicht stimmt das alles nicht, und ich habe nur einen polemischen Blick. Man sehe sich halt Öffentliches einmal mit offenen Augen an und überlege: Was sind Serienteile, was Sonderanfertigung.
Übrigens habe ich in der Bonner Straßenbahn, die sich streckenweise U-Bahn nennt, noch nie einen Fahrkartenkontrolleur erlebt. Das wäre ja auch – um eine Aufregung von heute aufzugreifen – ein Angriff auf die von der Verfassung garantierte »Unschuldsvermutung«. Denn vom Kontrollierten nähme man ja an, er führe möglicherweise schwarz, sei also schuldig. Dafür erlebte ich gestern die Zollfahndung, selbdritt in Uniform und mit dem Wagen im Parkverbot, auf der Suche nach Schwarzarbeit in Ulla Popkens Laden.
+) Technik: ohnehin ein rotes Tuch hier
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen