12. März 2018

Der Anschluss

Die Neue Zürcher Zeitung erinnert heute (12.3.18, in der internationalen Ausgabe) ausgiebig an den »Anschluss« Österreichs an das Deutsche Reich vor achtzig Jahren. Hier der Artikel online.
   Besonders schön fand ich die Geschichte des Fahrrad-Stoßtrupps von sechs Soldaten in Passau am 12. März 1938, die zurückgekehrt erleichtert berichteten: »Begeisterter Empfang, Bevölkerung nationalsozialistisch!«
   Der NZZ-Artikel ist meiner Meinung nach recht ausgewogen. Und das Bild – das ich hier zitiere – ist auch schön.
   Ich muss selbst einmal rekapitulieren:
• März 1938 Anschluss Österreichs
• Anfang Oktober 1938 Einmarsch ins Sudetenland (Quelle)
• März 1939 Einmarsch in die Rest-Tschechei (Quelle)
• 1. September 1939 Überfall auf Polen, Beginn des Zweiten Weltkriegs
   Und nun ganz persönlich. Ich bin Österreicher und Deutscher und lebe in Nordrhein-Westfalen und Südtirol. Familiär bin ich durch meinen sel. Großvater »großdeutsch« geprägt. Eine »österreichische Nation« halte ich für einen Witz, zumal ich im nahen Bayern aufwuchs und von einer »bayrischen Nation« auch noch nie etwas gehört habe.
   Inzwischen haben ja Nationen eher ausgedient, es geht um »Europa« und um »Regionen«, wenn man nicht als Rechter ebgestempelt werden will.
   In Großvaters Memoiren ist die damalige Zeit aus seiner persönlichen Sicht nachzulesen: http://www.joern.de/hoedl.htm#Hitler. Eine Passage möchte ich zitieren (von hier):
   Ich bin nicht und war nie ein nationaler Chauvinist. Ich habe aber das Recht der Deutschen auf Erreichung ihres nationalen Zusammenlebens und auf Erhaltung ihrer Volkstumsgrenzen immer und mit tiefer Überzeugung vertreten. Ich glaubte damals und glaube noch heute, daß wir Deutsche, wie jede andere Nation, mit allen Kräften die Vereinigung aller Deutscher in einem Staate anzustreben haben. Das, was für Franzosen, Italiener, Russen eine Sebstverständlichkeit ist, ist auch für uns Deutsche gutes Recht. Adolf Hitler hat sich dieses Traums der deutschen Einheit bemächtigt, um damit uns alte »Großdeutsche« zu fangen. Er hat diesen berechtigten Wunsch durch seine Untaten so beschmutzt, daß heute seine Verwirklichung auf Jahrzehnte zurückgeworfen ist – an eine dauernde Verunmöglichung mag ich nicht glauben. In meiner Jugend glaubte die Mehrzahl von uns deutschen Studenten an das Ideal des geeinten Großdeutschen Reiches; noch 1919, nach dem Zusammenbruch Österreichs und Deutschlands, erklärten die frei gewählten Abgeordneten den Anschluß von »Deutsch-Österreich« an das Deutsche Reich. Und heute würde es schlechten politischen Geschmack beweisen, vielleicht sogar zu strafrechtlichen Konsequenzen führen, wenn man unter den »schwarzen« und »roten« Österreichern dieses Thema überhaupt berühren würde... Ich werde die Ideale meiner Jugend nicht aufgeben, auch wenn Hitler sie für seine Zwecke mißbraucht hat.
   Dazu wieder ein paar Fakten:
• Einwohner Kalifornien: 40 Millionen
• Einwohner Nordrhein-Westfalens: 18 Millionen
• Einwohner Bayerns: 13 Millionen
• Einwohner Österreichs: 9 Millionen
   Käme Österreich zu Deutschland, so wäre das – wie jede Grenzänderung – »völkerrechtswidrig«. Wobei man wissen sollte, dass das Völkerrecht letztlich eine Frage der Abstimmung im UN-Sicherheitsrat ist. Mehr dazu hier.

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»Im Anschluss« zu lesen: Carl Zuckmayers Flucht aus Wien gleich am 14. März 1938:
   https://www.nzz.ch/schweiz/dem-hexensabbat-des-poebels-entkommen-ld.1365017

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