30. November 2017

Die Katze in der Bibel

Ägyptische Mau
Die Universität Innsbruck und Google haben es offenbart. Die Katze kommt gerade einmal in der Bibel vor, im Buch Baruch im Alten Testament. Für die evangelischen Christen zählt das Buch Baruch zu den Apokryphen, gehört also nicht dazu. – Dann ist sie wieder ganz ’raus, die Katze …
Bar 6,21 Auf ihrem Körper und auf ihrem Kopf lassen sich Fledermäuse, Schwalben und andere Vögel nieder, ebenso auch Katzen.
Recht biblisch wirkt der Katzensatz nicht. Man muss schon ein wenig zurücklesen, um ihn zu verstehen. Schöner wird er dadurch auch nicht.

Die Nichtigkeit der Götzenbilder
Bar 6,7 Ein Handwerker hat ihnen eine glatte Zunge angefertigt; sie selbst wurden mit Gold und Silber überzogen; doch sind sie Fälschungen und können nicht reden.
Bar 6,8 Wie für ein Mädchen, das Schmuck liebt, nimmt man Gold
Bar 6,9 und fertigt Kronen für die Häupter ihrer Götter. Manchmal nehmen aber die Priester Gold und Silber heimlich von ihren Göttern weg und verwenden es für sich selber; sie geben davon auch den Dirnen in der Kammer.
Bar 6,10 Man schmückt sie auch, die Götter aus Silber, Gold und Holz, mit Gewändern wie Menschen. Diese Götter können sich aber nicht vor Schmutz und Wurmfraß schützen.
Bar 6,11 Sie sind in Purpurgewänder gehüllt
Bar 6,12 und doch muss man ihnen den Staub aus dem Gesicht wischen, der im Tempel aufwirbelt und sich dick auf sie legt.
Bar 6,13 Sogar ein Zepter trägt ein solcher Gott, wie ein Mann, der das Land regiert; doch kann er niemand töten, der sich gegen ihn verfehlt.
Bar 6,14 Er hat in der Rechten ein Schwert oder eine Streitaxt, kann aber nicht einmal sich selbst vor Krieg oder Räubern retten. So zeigen sie deutlich, dass sie keine Götter sind. Fürchtet sie also nicht!
Bar 6,15 Wie ein zerbrochenes Tongefäß unbrauchbar wird,
Bar 6,16 so geht es auch mit ihren Göttern, die in ihren Tempeln aufgestellt sind: Ihre Augen sind voll vom Staub, den die Füße der Besucher hineintragen.
Bar 6,17 Und wie die Höfe rings verschlossen sind, sobald ein Mann, der sich am König vergangen hat, zur Hinrichtung abgeführt werden soll, so sichern die Priester die Tempel der Götter mit Türen, Schlössern und Riegeln, damit sie nicht von Räubern geplündert werden.
Bar 6,18 Die Priester zünden Lichter an, mehr sogar als für sich selbst, doch die Götter können keines davon sehen.
Bar 6,19 Es geht ihnen wie einem Balken am Tempel: Ihr Inneres wird, wie man sagt, zerfressen. Sie aber bemerken nicht die Würmer, die aus der Erde kommen und sie selbst samt ihren Gewändern aufzehren.
Bar 6,20 Ihre Gesichter sind geschwärzt vom Rauch, der im Tempel aufsteigt.
Bar 6,21 Auf ihrem Körper und auf ihrem Kopf lassen sich Fledermäuse, Schwalben und andere Vögel nieder, ebenso auch Katzen.
Bar 6,22 Daran erkennt ihr, dass sie keine Götter sind. Fürchtet sie also nicht!

Auf diese nicht vorhandene Katze bezieht sich Georg Schneider und schreibt desto lyrischer über

die Katze.

Die Heilige Schrift verschmäht dich. Das allein kränkt mich ein wenig an ihr. Wie gut stündest du im Hohen Lied Salomonis, wie strichest du umher, das Köpfchen verdreht, verschämt und fordernd an die Hüften der Freundin geschmiegt, da doch der Freund bei ihr ist am Berge Gilead oder am Teich zu Hesbon! Deine Brüste sind wie zwei junge Rehzwillinge, o Sulamith, hast du mein Kätzchen nicht gesehen?
   Nein, die Heilige Schrift nennt dich nicht, du fehlst in ihren Berichten; denn du sahest zu stolz herab vom Thron der Pharaonen, du Ägypterin, in dich legten sie alle Rätselschönheiten ihrer Träume, du warst ihr Lieblings­tier, ihre königliche Sklavin, und vierzig Jahrhunderte schauen von ihren Pyramiden auf dich herab. Sphinx nannten sie dich und befragten deinen ruhig blinzelnden Blick. Du warst die Göttin, die Diva des Erbfeinds und bist es noch, gefeiert bis auf den heutigen Tag. Wunderst du dich, dass dich die Heilige Schrift verschmäht? Wir wollen nicht lästern, aber ein Unrecht ist es doch.
   In der Arche Noah musst du gewesen sein, Männlein und Weiblein, Königin und Nebenfrau, in der hintersten Ecke, einen Steinwurf weit weg von allem. Und es war kein zärtlicheres Liebespaar darinnen; denn niemand hat auf diese Erde soviel Liebeszauberworte geschnurrt wie du, soviel Schmeicheleien und Heimlichkeiten, soviel Ohrmuschelgeräusch.
   Du hast den Kristall geschmeidig gemacht. Deine kristallenen Augen kehren wieder in deinem kristallenen Fell, Ägypterin, Siameserin, in deinem Gang, in deiner Laune und Lauer, im Ansatz deines unwiderlegbar vollkommenen Sprunges. Du tönst lautlos wie Kristall, wie die Säule Memnons, wie das Licht und die Dunkelheit und die Nächte am Nil. Um deinetwillen erfand man die Zeitlupenaufnahme.
   Du hast die Nachtigallen der Dichter bejagt und gefressen. Nun geistert deine Stimme allein durch die romantischen Gärten ihrer Träume. Miau – eine Blüte, vom Mondschein bewegt.
   Judith warst du nie, und Sulamiths Rosenhaut zuckte nie zusammen unter dem kühlen Frühtau deines Näschens, das feucht wird wie eine Schwarz­beere, wenn die Nacht einbricht. Du warst Nofretetê, der porphyrne Stolz, und bist es geblieben. Du warst der Schatten Dianens, du warst die kristallene Kugel am Hirtenfeuer des Peloponnes, du warst Abuherriras Katze und knurrtest um den Herren, ein begünstigtes, ein heiliges Tier dennoch, das der Prophet gestreichelt.
   Aber da bist du doch in der Heiligen Schrift, wenn auch nur wie ein königlicher Schrei durch die Wüste. Jesaja hat deinen Vorfahr gehört in der Karawanserei seiner einsamen Seele und dem kommenden Frieden gelauscht: »Die Wölfe werden bei den Lämmern wohnen und die Parder bei den Böcken liegen. Ein kleiner Knabe wird Kälber und junge Löwen und Mastvieh miteinander treiben. Kühe und Bären werden auf der Weide gehen, dass ihre Jungen beieinanderliegen; und Löwenkätzchen werden Stroh essen wie die Ochsen.« Erschrick nicht, meine kleine Amazone, meine amethystene Statue, du sollst kein Stroh fressen müssen. Ich will dir alle Schleckereien der Erde bringen, aber lass mir meine Sperlinge in Ruhe, die vor deinem schleichenden Schritt wie zutoderschrockene Federbällchen vom Dach fallen in das Laub des Holunders vor meinem Fenster.

 

Jes 11,6 Dann wohnt der Wolf beim Lamm, / der Panther liegt beim Böcklein. Kalb und Löwe weiden zusammen, / ein kleiner Knabe kann sie hüten.
Jes 11,7 Kuh und Bärin freunden sich an, / ihre Jungen liegen beieinander. / Der Löwe frisst Stroh wie das Rind.

Das ist mir wieder allzuschön, ist mir aus einer alten Zeit recht bildungsbürgerlich. Katzen allerdings sind nach wie vor ungemein beliebt und die meistgeschauten Wesen in (der Bibel von heute?): auf Youtube.

Den Schriftsteller mit dem Allerweltsnamen Georg Schneider habe ich als »Georg Schneider (Politiker, 1902)« (1902—1972) in der Wikipedia gefunden, und natürlich öfters bei seinem Freund Georg Britting, recht typisch im Münchner Gasthaus Leopold. Dieser Schneider hatte seit 1933 im Dritten Reich Veröffentlichungsverbot, nach dem Krieg aber meinte Ingeborg Schuldt-Britting bewundernd: »Er konnte schreiben worüber er wollte, die Feuilletons der Zeitungen druckten ihn«. Ob er wirklich Nofretetê geschrieben hat, mit ê-Zirkumflex, weiß ich nicht. Genau so geschrieben kommt sie Google-gesucht weltweit nur genau zweimal vor (jetzt dann deimal), vielleicht ein I-Tüpfelchen eitler Noch-einen-Tick-besser-Wissenden. Den Text verdanke ich Hans-Joachim Schuldt.
Büste der Nofretete, Ägyptische Abteilung (Ägyptisches Museum Berlin) im Neuen Museum Berlin, Wikipedia
Link hierher:
 https://blogabissl.blogspot.com/2017/11/die-katze-in-der-bibel.html

Keine Kommentare: