9. August 2017

Konrad Beikirchers Kindheit in Südtirol

Es geht um das 2012 herausgekommene Buch von Konrad Beikircher (nicht Beikirchner): »Eine Kindheit in Südtirol«, ISBN 978-3-462-04783-7, neun Euro in Deutschland, zehn in Österreich, 175 Seiten, nett zu lesen.
   Nur eine kurze Bemerkung zur Sprache.

Beikircher, geboren 1945, ging von 1950 bis 1957 (wenn ich mich nicht verrechne) in Bruneck in die Volksschule, ich ein paar Jahre früher in Bozen, 1946 bis 1951. Seitdem hat sich die deutsche Sprache, die Hochsprache entscheidend geändert. Und Beikircher schreibt natürlich hochdeutsch, sogar nach neuer Rechtschreibung, wie sich’s gehört, mit dialektalen und italienischen Zitaten zwischendurch.
   Man kann heute nicht mehr über »Buben« und »Mäd(e)l« schreiben. Zum hiesigen »Gitschen« hat der Duden nur die verachtliche Gegenfrage: »Meinten Sie Glische?«
   Da gibt es bloß »Jungs« und »Mädchen«, so wie »nichts« leicht und locker zu »nix« mutiert. Eine »Bande« – heute anrüchig – wird zur »Gang« und vieles mehr, ich hätt’s mir anstreichen sollen. Selbst das Modewort »mediterran« muss vorkommen, und sei’s im Klappentext (»aus seiner fast schon mediterranen Heimat« – Was für ein Spruch!). Das Hochdeutsche ist noch norddeutscher geworden, und beileibe nicht nur bei Beikircher. »Lecker« ist gängig geworden, das praktische »Tschüss!«, »oh keh«. »Pfiat enk!« (»Behüt’ euch [Gott]«) und »pfiati« hört man nur mehr im Dialekt, und auch da nicht durchgehend.
   Selbst das hier von mir frech einkopierte Titelbild von Tamara Jung-König von der zweiten Auflage ist ein Etikettenschwindel: Beikircher war trotz Südtirol ein Stadtkind, der Vater E-Werk-Chef. (Empfehlung mit Bild der ersten Auflage hier.)
   Für mich – Südtiroler höchstens als alter Heimatvertriebener oder moderner »Mi­gra­tions­hin­ter­gründ­ler ohne eigene Migrationserfahrung«, siehe »Übersiedlung nach Bozen« – für mich war’s ein schönes Buch, mit ein paar ganz ähnlichen Erinnerungen, eher ländlichen aber, waldwirtschaftlichen, und weniger musikalischen, leider.

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