Soweit der Titel. Lesen Sie’s! ’s ist kurz und klar. Und ärgern Sie sich nicht (gleich), siehe mein PS unten.
Als Meinung kommt das freilich sehr pointiert daher, sodass sich Markt, Kapital, Liberal- und andere -ismen in einem Topf zusammen wiederfinden. Wie sehr wir diesbezüglich an Vorurteilen kleben, uns gegenseitig belehren, beneiden und verwirren, liest man aus den spontanen Leserkommentaren unter dem Artikel.
Also gleich gesagt: Für mich ist inzwischen der reichste »Marktteilnehmer« der Staat, und er macht seine Arbeit im Vergleich zu sonstigen Reichen einfach schlecht (und nebenher wenig christlich). In Bonn besonders.
Da will ich der interessanten Bemerkung nachgehen: »Eine andere Ursache der Spannung ist die von Friedrich August von Hayek kritisierte Übertragung der Gesetze der kleinen Gemeinschaft auf die grosse Gesellschaft. Die ideale christliche Gemeinschaft ist nicht der Staat, sondern die Familie (mit ihren modernen Spielarten). In solchen Gemeinschaften können Liebe, Mitgefühl und soziale Verantwortung statt Macht und Hierarchie als Bindeglieder dienen. Hier kommt die Sozialnatur des Menschen zum Ausdruck, hier kann sogar Kommunismus herrschen, nicht dagegen in einer Stadt oder einem ganzen Land.«
Ich hab’ eben über schwäbische Auswanderer ins Zarenreich von 1816 gebloggt, die bis zu den Wirren der totalitär-kommunistischen Zeit hundert Jahre lang mit Andersgläubigen, Anderssprachigen, anders denkenden Völkern friedlich zusammengelebt haben, in getrennten Dörfern. Wär’ das nicht ein Modell für heute?
Ich bin ein Verfechter kleiner Solidargemeinschaften. Das geht – ein wenig scherzhaft – bei mir so weit, dass ich Vielweiberei empfehle und überhaupt Gemeinschaften bis zu, sagen wir, fünf Männlein und oder Weiblein als steuerbegünstigte »Lebenspartnerschaft« zuließe, da sie doch dem Staat so manche Sorge und Zahlung ersparen können, durch ihre Solidarität …
F.A.Hayek (1899—1992) 1981 |
Beim kantschen Imperativ, den inzwischen jeder Âtheist »unterschreiben würde«, müssten wir an der Regel arbeiten: »Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde«. Also: Wie allgemein? Im kleinen Kreis, in Familie, Gemeinde, Staat oder in halb Europa? Denn was im Kleinen gut und tragbar sein mag, ist’s nicht unbedingt im Großen.
Weitere Links:
http://blogabissl.blogspot.com/2017/03/solidaritat-zu-huhnern.html
http://www.libinst.ch/publikationen/LI-Studie-Prollius-Gerechtigkeit.pdf
https://shop.freiheit.org/download/P2@47/6598/22-Verfassung-Prollius.pdf
http://blogabissl.blogspot.com/2016/12/wunsche-die-kirche.html
Link hierher:
http://blogabissl.blogspot.com/2016/12/christen-und-kapitalismus-etwas-kant.html
PS. Die Replik gab’s prompt an derselben Stelle, ebenfalls als Meinung, von Thomas Wallimann-Sasaki und Josef Grosse Kracht: »Der Markt ist für die Menschen da«. Dieser Artikel ist allerdings nicht öffentlich im Netz zu lesen (oder inzwischen doch?), Zwischentitel: »Von daher ist die vermeintliche ›Unternehmerfeindlichkeit‹ der katholischen Soziallehre nicht haltbar.«
Wohl alle großen christlichen Kirchen haben sich in den letzten fünfzig Jahren einen Glauben gebastelt, der dem Menschen nichts abverlangt, und ihm einfach so den Himmel verspricht. Christentum soft. Eine Diskussion über Moral, »Morallehre«, gar »Soziallehre« wird da eher nicht geführt. Oder haben Sie bei aller Berichterstattung über Attentate irgendwo einen Apell an Moral gelesen? Die versuchen wir durch mehr Polizei zu ersetzen …
Ich erinnere mich noch an Diskussionen in meinem Schulunterricht der Fünfzigerjahre über die Zulässigkeit von Kamikaze-Flügen (keinen Wikipedia-Eintrag dazu gefunden).
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