Man soll die Stecker abschneiden, meint ein Recycling-Ratgeber, wenn man Elektroartikel entsorgt; damit ja keiner versucht, alte Geräte wieder zum Laufen zu bekommen.
So fand ich nach der Sperrmüllentsorgung einen einsamen Eurostecker auf der Friedrichstraße in Bonn. Der gehört ja auch nicht zum Sperrmüll!
Aber das Ding ist so schön, transparent, man erkennt die Funktion und die effiziente Bauweise mit geklemmten Zuleitungen zu den Polen. Die Konstruktion, insbesondere der Abstand der Steckerpole, ist seit über hundert Jahren gleichgeblieben, die Spannung hat sich von 220 auf 230 Volt leicht erhöht. Je höher die Spannung, desto geringer die Ströme für die gleiche Leistung, dünner die nötigen Leitungen.
Weiß der Techniker.
Mit diesem »Europastecker« bin ich Europäer. Eigentlich nur mit dem. Geographisch verlaufen die Grenzen Europas irgendwo im Ural und quer durch die Türkei.
Dann gibt es noch Kleineuropa, oder soll ich polemisch sagen: Kleinlicheuropa, das blaue mit den vielen Sternen rundherum. Es ist ein Fleckenteppich, bei dem schon die Schweiz nicht dazugehört; man lese dazu meinen Blog: »Ich bin ein Schengener«.
Ich fühle mich eigentlich wohl mit meinem Eurostecker als Symbol Europas. ’s ist ein Handschmeichler; ich muss mich nur zurückhalten, ihn wo einzustecken. Denn er passt. Er passt in die meisten Steckdosen, und seien sie von anno 1930. Selbst in England, wo plumpe Stecker mit rechteckigen Stiften daherkommen, lässt sich ein Eurostecker elektrisch erfolgreich einschieben, wenn man der Dose oben mit einem Stift »Erde« vorgaukelt, auf dass sie sich den Steckern öffne. Genug Technik!
Mehr will ich gar nicht. Ich will’s praktisch haben, wenn’s geht. Und verstehen, wenn nicht.
Dazu gehört in Europa viel gemeinsame Geschichte, auch gegeneinander, dazu gehört, dass man die Sprachen wenigstens erkennt; das gibt schon etwas Vertrautheit. Man isst mit Messer und Gabel und schläft in Betten. Kinder bekommt man in Maßen, meist in Untermaßen, wenn die Fortführung der eigenen Art zählt und der »Generationenvertrag«, der übrigens auch nicht basisdemokratisch entstanden ist sondern heimlich und verschwenderisch aus dem Übermut der Staaten.
Unsere Staaten schrumpfen eher, als dass sie überbordeten an Leben. Das ist für mich ein anderes Problem. Es fehlen mir Optimismus (den wir bis in die Achtzigerjahre noch hatten), Abbau von Vorschriften zugunsten persönlicher Verantwortung, Zukunftsglaube, Zutrauen, Pläne und Ideen und vor allem die Kraft, das Nötige und Erhoffte denn auch zu tun: sog. Willenskraft. Europa ist längst schlaff geworden. Z.B. Klimaneutralität: Das Klima schert sich nicht drum. Erhöhung der Altersgrenze: Kriegen wir dann später. Sparen: Kommt vielleicht noch, Geduld. Nur schöne Reden, die gibt’s am laufenden Band.
Bitte: Nicht dass jemand meint, ich hielte »afrikanische Europäer« – um eine politisch korrekte amerikanische Bezeichnung zu variieren –, ich hielte sie für Leute, die nicht in Betten schliefen. Reinhold Messner nannte sich jüngst in der NZZ (am Sonntag 1.5.2016) einen Afrika-Kenner und »mindestens eine halbe Millionen Afrikaner«, die nach Europa wollen. In Sarnthein verkaufen sie bettelnd eine erstaunlich gute, zweisprachige Straßenzeitung (Zebra, € 2) oder stehen groß und stramm stundenlang vor dem Rott, für Almosen oder als Tütentragehilfe, durchaus wohl gelitten hier. Wir sind ja alle einschlägig aufgeforderte Christen.
Bei aller Liebe: Das »schaffen« wir nicht als Europa. Ich weiß auch nicht, ob wir’s wollen. Wie so oft sind uns einzelne Fremde willkommen, Menschen, die möglichst schon länger hier leben, denn es braucht ein bis zwei Generationen, um wo heimisch zu werden. Aber Millionen? Die in ihrer Heimat Afrika je Frau durchschnittlich mehr als vier Kinder bekommen, ohne zu wissen, was die alle überhaupt essen sollen, wenn sie denn groß werden. Klingt das jetzt »rechtsradikal«? Ich weiß nicht, wie ich’s anders sagen soll: vielleicht mit dem Gleichnis des Zugabteils, siehe meinen kurzen Blog dazu.
Wir tun Afrika nichts Gutes, wenn wir uns gegen Agrarimporte von dort abschotten, den Afrikanern aber mit finanzieller »Entwicklungshilfe« hineinregieren. Afrika muss sich selbst stabile Gemeinwesen schaffen, dort, in ihrer Heimat, und nicht fliehen nach anderswo, zu uns, wo wir uns selbst erst nach zwei Weltkriegen einigermaßen zusammengerauft haben, die wir die »Aufklärung« schon hinter uns haben, sie schon wieder vergessen, wie unseren Gott, den’s hier nicht mehr braucht, seit das Wetter aus dem Internet kommt und der Tod palliativ.
Schon demonstrieren bei uns (in Bonn) wöchentlich die Kurden. Oder die Armenier. Schwarzafrikaner nicht, die schaffen nicht einmal das. Nur: Wir, so friedlich mit gewerkschaftlichen Trillerpfeifen Angesprochenen, können diese ihre »Krisen« nicht lösen, wir, die wir uns nicht einmal die Gegend dort richtig vorstellen können, noch den Hass der einen gegen die anderen, wo auch immer sie nur Rache kennen und nicht Nächstenliebe, billiges Leid, anderen angetan, abgrundtief tödlich. »Big Lager«, UN-alimentiert, auf dass diese UN und andere Organisationen wichtiger werden.Siehe meinen Blog über Palästinensertlager.
Was glauben die Afrikaner, religiös, was wir? Die wir seit zweitausend Jahren die Nächstenliebe als oberstes Gebot propagiert bekommen – und selbst schon ganze Jahrhunderte lang dagegen verstießen.
Mitleid ist gut. Wir mögen in Sonntagspredigten darauf herumreiten, oder sagen wir: herumsitzen, wir können aber ein falliertes Afrika nicht so einfach ein- und untermischen wie den Schwarzen Peter in ein Kartenspiel. Dann wär’s schon einfacher, wir machten wieder Kolonien auf und exportierten staatliche Ordnung – wir müssen ja nicht gleich ausplündern, wenn unser sozialgerechtigkeitsgeschulter Feinsinn sich daran stößt, dass nichts von nichts kommt. Wir könnten zur Abwechslung Moral predigen, sie vorleben, Christentum aggressiv vorantreiben wie das sonst nur der Islam tut, ohne Eroberungen durch Kanonen, Bomben und Drohnen, aber doch deutlich als Bedingung unserer Hilfe, unserer Zuneigung. Und dann zum Vorteil unseres Landes, des jeweiligen Heimatlandes, der ganz bestimmten Situation bei uns, und dort, in Afrika, genau denen, die wir brauchen, in den Konsulaten Einwanderungs-Visa ausstellen.
Eine erfolgreiche Flucht ist eine teure Angelegenheit, daran verdienen nicht gerade steuerehrliche Schlepper große Summen. Die Mittel dazu wären besser regulär im Land investiert, und sei es in »Integration« in das eigene Land, Frieden im Land, Strukturen »vor Ort«, und nur ganz zum Schluss und teilweise als »Integration« in europäische Sprachen, Sitten, Wissen, so wie wir vielleicht Mandarin lernen mögen. (Eurostecker.doc)
Permalink http://blogabissl.blogspot.com/2016/07/europa.html
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