25. November 2013

Arme Palästinaflüchtlinge

Bekanntlich wurden die Pälästinenser aus Israel vertrieben, jedenfalls die, die dort lebten. Nach dem zweiten Weltkrieg.
Palästinensisches Flüchtlingslager Jaramana, Syrien, 1948.
Wenn ich genauer hinsehe, so schreibt hier die Wikipedia von über etwa einer Million »vor dem Palästinakrieg (1948; nach Schätzung der Vereinten Nationen 711.000) und später im Sechstagekrieg (1967; ca. 300.000 Flüchtlinge) geflohenen Palästinensern. Die Flüchtlinge und ihre Nachkommen leben heute in Jordanien, Libanon und anderen arabischen Staaten, unterstützt vom Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten, in Flüchtlingslagern und bilden in den jeweiligen Ländern eine Minderheit, die, außer in Jordanien, als Staatenlose keine staatsbürgerlichen Rechte besitzt und teilweise systematisch diskriminiert wird. Von den arabischen Staaten werden sie als Druckmittel gegen Israel im Nahostkonflikt eingesetzt.« – Die Hervorhebungen sind von mir, die Links von der Wikipedia. Besser ist noch der englische Wikipedia-Artikel, dem ich das Bild entnehme.
   Die Flüchtlinge werden also seit ihrer Vertreibung UN-betreut. Anlässlich des Wechsels an der Spitze des Hilfswerks sah die Neue Zürcher Zeitung am 22. November 2013 »Frischen Wind für Palästina – UNRWA unter neuer Leitung«. Und berichtete über interessante Fakten.
   Das genannte Uno-Hilfswerk nennt sich UNRWA, United Nations Relief and Works Agency.  Es hilft »rund fünf Millionen Palästinaflüchtlingen und [hat] eine Verwaltung mit 30 000 Angestellten. Sitz des UNRWA-Generalkommissars ist Jerusalem. Das Jahresbudget bewegt  sich bei 1,2 Milliarden Dollar [knapp 900 Mio. €]. Das Hauptproblem der UNRWA ist ihre prekäre Finanzlage. Die USA und die Europäer tragen die Hauptlast des Budgets. … Im Gründungsjahr 1950 stand die Nothilfe für die damals 914 000 registrierten Palästinaflüchtlinge in Cisjordanien, im Gazastreifen, in Libanon, Syrien und Jordanien im Vordergrund. … Die Palästinaflüchtlinge sind in den Gastländern unterschiedlich willkommen. In Libanon etwa ist ihnen der Zugang zum Arbeitsmarkt fast ganz verwehrt, in Syrien ist ihre Integration am weitesten fortgeschritten. … Die Einbürgerung von Palästinaflüchtlingen und deren Nachkommen ist in Israels Nachbarländern nur in Ausnahmefällen möglich. Das von der Uno postulierte Recht auf Rückkehr ist Teil der Verhandlungsmasse, um die sich die Gespräche zwischen Israel und der palästinensischen Autonomiebehörde drehen. In akuter Notlage befinden sich derzeit Tausende von in Syrien registrierten Palästinensern, die als Kriegsopfer in Libanon und in Jordanien das Elend einer zweiten Vertreibung erleben.«
   Soweit Auszüge aus dem Bericht.
   Bei dieser Geschichte platzt mir der Kragen und ausnahmsweise kommt blanker Revanchismus zutage. Ich zitiere wieder aus der Wikipedia: »Die offizielle Abschiebung der deutschen Bevölkerung aus der Tschechoslowakei begann im Januar 1946. Während dieses Jahres wurden rund 2.256.000 Menschen ausgesiedelt, großteils nach Deutschland, zu einem kleinen Teil auch nach Österreich.«
   Man stelle sich vor, die würden noch heute mit Kind- und Kindeskindern in UN-gesponserten Flüchtlingslagern im Bayrischen Wald leben. Und selbstgebastelte Raketen auf Prag abschießen.
   Ich meine: Unrecht muss nach, sagen wir, zwanzig Jahren verjähren. Völkermord, Vertreibungen, Kriegsgräuel müssen innerhalb einer Generation von Schuld und Sühne zu Geschichte werden, so schwer es den Beteiligten fallen mag oder so sehr es sie reinwäscht. Dazu sind wir Christen. »Vereinte Nationen«, die bis zum Sankt-Nimmerleinstag Flüchtlingslager alimentieren, gehören reformiert.

PS. Ich bin 1941 in Brünn geboren. Danach hat mich Gottlob niemand in Lagern gehalten. Für mich gibt es Brünn schon längst nicht mehr.

Link zu diesem Eintrag: http://blogabissl.blogspot.com/2013/11/arme-palastinafluchtlinge.html

Aktualisierung NZZ 1.3.2017 »Hasstiraden von Hilfswerks-Mitarbeitern«
   Heute sorgt es [das Uno-Hilfswerk für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) mit 30.000 Mitarbeitern] für über fünf Millionen Menschen, die als palästinensische Flüchtlinge registriert sind, egal, ob in Jordanien, in Libanon, Syrien, im Westjordanland oder im Gazastreifen. Es bietet Bildung, medizinische Hilfe und Sozialleistungen. …
   Obwohl der Rechtsstreit [um das Rückkehrrecht der Palästinenser] nie beigelegt worden ist, lässt sich sagen, dass keine andere Flüchtlingspopulation weltweit derart viel Sympathie für ihre Forderung nach Rückkehr genießt wie die Palästinenser. Die Vertriebenenverbände in Deutschland mögen wehmütig ihrer einstigen Heimstätten in Osteuropa gedenken – auf die Idee, sie ihnen zurückzugeben, käme niemand. Die politische Moral ist nicht auf ihrer Seite.
   Meine Meinung: Gebt den Palästinensern ihren Staat mit eigener Souveränität – und lasst sie selbst entscheiden, wer dort leben darf.

Akualisierung NZZ 22. Mai 2018 »Willkommener Schweizer Tabubruch, Bundesrat Cassis’ Kritik am Uno-Holfswerk für Palästinaflüchtlinge ist ein Dankanstoss zur rechten Zeit«: http://j.mp/2IFEyLS = https://www.nzz.ch/schweiz/bundesrat-cassis-gibt-mit-seiner-kritik-an-der-unrwa-einen-verdankenswerten-denkanstoss-ld.1387177 .
   »Die israelische Regierung, ebenso aber auch fast alle Parteien halten die UNRWA wie Cassis für das Problem und nicht für die Lösung der Flüchtlingsfrage. Die UNRWA operiert auf der Basis von zwei zentralen Prämissen, dem Rückkehrrecht und der Vererbbarkeit des Flüchtlingsstatus. Während der Nakba, der ›Katastrophe‹ der Vertreibung, flohen rund 700 000 Araber aus dem früheren britischen Mandatsgebiet Palästina. Heute betreut die UNRWA mehr als 5 Millionen Menschen. Viele leben in Lagern, oft in Quartieren grösserer Städte Gazas, Cisjordaniens, Jordaniens, Syriens und Libanons. Cassis moniert die ungenügende Integration der Flüchtlinge und kommt zu einem klaren Schluss: ›Indem wir die UNRWA unterstützen, halten wir den Konflikt am Leben. Es ist eine perverse Logik. Denn an sich wollen alle den Konflikt beenden.‹«
Israel hatte die Palästinenser gewarnt: Wer den Grenzzaun beschädige oder israelische Soldaten und Zivilisten angreife, der setze sein Leben aufs Spiel, hieß es in einer Mitteilung der Armeeführung. (Bild: Mohammed Salem / Reuters)

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