21. November 2013

Georg-Britting-Lektüre

Georg Britting »Jugend an der Donau«, Ausgabe 1940
Ein Freund hat mir ein altes Heftchen geschenkt, auf billigem, vergilbten Papier, 1940 steht hinten drauf.
   In diesem »Münchner Lesebogen« findet man zwei Kurzgeschichten von Georg Britting: »Fischfrevel an der Donau« und »Lästerliche Tat«. Krimis also? Sich das zu fragen, erhöht noch den Reiz Lektüre in Fraktur, die erst 1941 verboten wurde (hier mehr dazu).
   Im Vorwort schreibt sein Freund Hohoff, mit dem er 1967 die »Lyrik des Abendlandes« herausgegeben hat:

GEORG BRITTING
   wurde am 17. 2. 1892 in Regensburg geboren, machte den ganzen [ersten] Weltkrieg an der Westfront mit und lebt als freier Schriftsteller in München.
   Britting schrieb Erzählungen und Gedichte, die aus einer unerhört nahen Beziehung zur Wirklichkeit gespeist, aus der Kraft des dichterisch verwandelnden Wortes, merkwürdige Zeugnisse reiner Dichtung sind. Eine erste Übersicht in Art und Stoffkreis Brittings gewährt der Auswahlband »Die kleine Welt am Strom« 1933, dem auch die beiden Geschichten dieses Lesebogens entnommen sind.
   »Das treue Eheweib« 1934, »Der bekränzte Weiher« 1937 und »Das gerettete Bild« 1938 enthalten Erzählungen. Der »Lebenslauf eines dicken Mannes, der Hamlet hieß« ist ein Roman, der in spannend-eigenwilligem Stil Wirklichkeit und Märchen verschlingt. Die beiden Gedichtbände »Der irdische Tag« 1935 und »Rabe, Ross und Hahn« 1939 offenbaren die dichterische Urkraft Georg Brittings am reinsten; die Lyrik ist ihr eigentliches Element!
   Alle Werke Brittings erschienen im Verlag Albert Langen/Georg Müller, München.
   Die Dramatik der Erzählungen, ihre thematische Reichweite vom Grausigen zum Komischen, vom Gemeinen zum Holden wird in den Gedichten gleichsam auf die Natur selber bezogen, indem Britting sie in ihrer Fülle, Pracht, in Schrecken und Schönheit zum Aufleuchten bringt durch die magische Kraft des dichterischen Wortes. Die beiden folgenden Erzählungen lassen etwas schmecken von der Weite dieses Lebensgefühls, von der Eigenart des Stils und der elementaren Gewalt dieses Dichters.
   Curt Hohoff

Hervorhebungen und Absätze sind von mir.
   Die Begeisterung, die Lesefreude, die stecken hoffentlich an. Brittings dichter und dichter werdender Erzählstil, seine typischen Retardierungen, seine griffigen Nachsätze, all das findet man beinahe schon in den ersten Worten: »Mein Vater, ich erinnere mich gut, war … «. Schlicht schreibt er, unprätentiös, und natürlich fern moderner Sprechblaserei und politischer Korrektheit. Meist geht es bei Britting um den Menschen in der Natur, die er ganz genau beobachtet, die er auf uns wirken lässt, expressionistisch in seinen frühen Werken und später überragend humorvoll, schlicht und in ihrer ganzen Fülle. Das lesen wir gern. Dichter geht’s nicht.

Die beiden Geschichten hier stehen – wie alles von Britting – im Netz. Anklicken genügt.
Georg Britting: »Fischfrevel an der Donau« 
und »Lästerliche Tat«

Wer sich das Heftchen kommen lassen will, der suche beispielsweise hier. Gibt’s samt Versand schon ab zwei Euro!

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