Talblick von der Ebenwies (HofOstern16(152).jpg) |
Wir konnten also mit einem Tag Einpackpause schon am Gründonnerstag, 24. März, in den Süden starten. Die lange Fahrt liegt und immer »im Magen«, weil auch wie uns wegen Carla an die Ferientermine Nordrhein-Westfalens halten müssen, knapp 18 Millionen Einwohner, doppelt so viel als Österreicher.
Gründonnerstag, 24. März 2016
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Um halb acht (7.40 Uhr km 106016) ging’s los in Bonn, 22 abzählbare Einzelstücke und unzählige weitere Reiseutensilien an Bord, bis die Abdeckplane des Audi nur mehr mit Gewalt zuging. Angenehmes Wetter, bewölkt bis ins Maingebiet, dann erst wieder im Allgäu Wolken. Schönes, weites Deutschland, Camberg, der Taunus, Wald vor Wiesbaden, startende Flugzeuge. In den Süden, d. h. das Rheintal hinunter (eigentlich hinauf), Neckar, bei Karlsruhe wieder hinauf in den Vorfrühling, vom ersten Grün (mit Magnolien) ins Grau des Winters und schwupp über die europäische Wasserscheide auf die Schwäbische Alm. Vor Ulm gab’s etwas Stau, wir folgten der Navigationsdame, wurden durch Ulm geleitet – eigentlich wie immer am Weg zum Fernpass. Benzin in Österreich noch billiger als in Deutschland, am Fernpass z. B. € 1,099 je Liter, siehe hier. (Italien siehe z. B. hier, »Senza Piombo« wählen, etwa 1,419 in Bozen, in Deutschland z. Zt. etwa Agip an der Raststätte Allgäuer Tor Ost € 1,369.)
Die Brenner-Videomaut hatte uns die Asfinag nach einer Mail auf das neue Kennzeichen umgebucht. Ich finde ja das in Südtirol gebräuchliche, italienische »Targa« schöner. Das Penser Joch natürlich noch geschlossen. So waren wir nach 794 Kilometern über Bozen um halb fünf am Hof, eineinhalb Stunden nach der ersten Hochrechnung in Bonn (15.05 Uhr). Knapp neun Stunden.
Es begrüßte uns der Pächter, verabschiedete sich dann aber in die Osterferien. Wir sind beauftragt, das Vieh zu füttern und die Katzen, vielleicht den Elektrozaun einzuschalten oder aus.
Karfreitag, 25. März 2016.
Am Karfreitag sind die Geschäfte hier nur am Nachmittag – Jesu Sterbestunde – geschlossen. Am Vormittag konnten wir problemlos einkaufen, Milch, Brot, Gemüse, Fleisch. Gisela ergatterte noch die letzten weißen Eier; die Sarner sind braun. Ich hatte mich mit Karl verabredet, um »meine« Belegexemplare seines Sarnerstraßenbuchs abzuholen (Erstauflage 800 Stück, bei ihm am Dachboden). Normal gibt es sie für dreißig Euro im Informationszentrum am Kirchplatz. Mehr siehe www.Sarner-Geschichtsverein.Org/Strasse. Karls Wohnung in einem Mietsblock gegenüber dem Despar musste ich lange suchen; mit den Hausnummern haben sie’s hier wie anderswo weniger.
Am Grab hatte scheint’s Mariandl ein bisschen aufgeräumt, ein Palmstrauß stand drauf.
Der Ofen in der Stube wird aus der Küche geheizt (HofOstern16(159).jpg). Video |
Richtig ausgepackt wurde nun auch. Dazu gab’s eine Gemüsesuppe mit Klütjes.
Das mobile Internet hatten wir nicht am Laufen, angeblich hatte der Elektroladen im Dorf gerade zum Mobilfunkbetreiber Wind keine Verbindung, und das bliebe auch so die nächsten Tage. Es zeigte sich aber, dass man die Sim-Karte ganz selbst betreiben kann. (Reaktivieren mit SMS an 4033 »3GB SI«, deaktivieren – wichtig! – bei kurzen Aufenthalten gleich wieder mit »3GB NO«. Guthabenabfrage an 4155 »SALDO« geht, Verbrauchabfrage »DATI« ging nirgends. http://www.wind.it/it/servizi/scheda115.phtml, http://italia-blog.de/tag/wind/, http://www.silbernagl.biz/Mobilfunk/MobilfunkauswahlSuedtirol.php#def;0;1270545.008169;5880687.941677;9, http://www.prepaidgsm.net/en/italia/wind.php) Nur gut, dass ich noch ein Analogmodem im Thinkpad habe und Rolmail einen Einwahlpunkt.
Die Damen haben Eier gefärbt, mit »deutschen« Farben, die aber nur auf heiße Eier gehen. Carla arbeitet an ihren Videos und an ihrem »Abschiedsbuch«, eine Art Poesiealbum vor der Übersiedlung nach Amerika.
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Die Damen fuhren nach Bozen, ergatterten den letzten Parkplatz beim Mondschein, luden die Wind-Sim-Karte, kauften für Carla eine Handtasche im Kofferradio-Look und saßen dann bei zwanzig Grad am Waltherplatz. Die Stadt voll.
Ich hatte einen ruhigen Tag am Hof. So ruhig, dass ich unseren Jagdpächter verpasste, der am Nachmittag vorbeigekommen war und extra zwei Flaschen Prosecco gebracht hatte, für den Jagdaufseher und für uns.
Nachmittags wurden dann Osterbrot gebacken, Kränze, Hasen und Igel. Die kamen in die vier selbstgemachten Osterkörbchen.
Ostersonntag, 27. März 2016
Erst einmal hatte uns die blöde Sommerzeitumstellung eine Stunde früher aufstehen lassen. »Wenn ich jetzt den Wecker auf acht stelle, seine automatische Zeitumstellung in der Nacht klappt aber nicht, komme ich dann zu spät?« – unlösbare Fragen. Alle Funkuhren haben’s aber geschafft! Und wir auch, ganz rechtzeitig feingemacht, um viertel nach neun in die Kirche gekommen; gerade noch rechtzeitig für Plätze in den Bänken. Eine volle, eine schöne Ostermesse. Der alte Pfarrer, der die Acht-Uhr-Messe gelesen hatte, zeigte sich sehr zufrieden: Zwei ganz volle Messen! Unser Zelebrant predigte über die Länge des Lebens, die Hetze, die uns das modere Diesseits bringt, und wie man sich doch angesichts der Ewigkeit – an die man dann allerdings glauben muss – eigentlich gar nicht zu beeilen braucht.
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Das Wetter war warm und sonnig, der ausgehende Winter, dieser erste Frühling mit ersten Blüten und noch recht braunen Wiesen, machte müde, und so wurde das Eiersuchen erst einmal verschoben.
Dafür gab’s ausgiebig ein Osterfrühstück, und die Ostergeschenke ohne Suche gleich hinterher. Richtig schön.
Nachmittags pflegen wir ein wenig zu ruhen, so auch am Ostersonntag. Aus der Suche im Freien ist dann nichts mehr geworden. Stattdessen muss täglich Holz für den Ofen geholt werden, frisch eingeschürt – meist nachmittags – nachgelegt.
Abends gab’s unser großes Osteressen: ein Kalbsrücken mit Kartoffelbrei und Karotten. Nachher schauten die Damen – wie danach jeden Abend – »Call the Midwife« von DVD.
Ostermontag, 28. März 2016
Um halb zehn kam der Jagdaufseher vom morgendlichen Pirschgang zurück, ohne »Büx«, denn es herrscht Jagdruhe bis zum 1. Mai, wenn »der Bock aufgeht«.
Wir hatten uns mit Str. zum Mittagessen verabredet, um halb zwölf in Bozen an der Abzweigung hinauf nach Jenesien. Mir fiel vorher noch ein, dass ich die Kühe füttern hätte sollen. Die armen Tiere waren schon recht heuhungrig, sind ja auch groß, und Heu ist dünn. Sieben sind’s. Und vier Katzen. Trotzdem: Wir kamen nur wenige Minuten später.
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Nachmittags saßen wir am Hof in der Sonne. Locher flog wieder.
Dienstag, 29. März 2016
Meran war vorgesehen und endlich ein Besuch von Schloss Tirol, auf den ich schon sehr »gelookforwardet« hatte. Dann sind doch nur die Damen gefahren.
Ich ging mit dem Förster in den Wald, wo gerade »in Regie«, also auf Tageskosten, ein gutes Stück Wald durchforstet wird, unterhalb vom Mitteleren Stall hinunter bis zur Ebenwies und hinein ins Tal bis zum Birkries, dies aber leider nicht inklusive. ’s ist ein Experiment; die Nettokosten sind noch unbekannt. Zwei bis drei Waldarbeiter, Brüder, Söhne unseres erfahrensten Holzarbeiters von Obersalmerg haben sich als »Forst-Tec« zusammengetan, hier (im Bildhintergrund links unser Hof).
Ziehen des Tragseils (HofOstern16(215).jpg) |
Einer musste noch unten bei der Ebenwies etwas holen, Baumbinden zum Schutz der Rinde vor dem Seil, und der nahm mich dann im Auto mit herunter, sodass ich bequem wieder zum Hof kam.
Die Damen kamen begeistert aus Meran zurück, hatten die Stadt genossen, Schloss Tirol aber aufgespart für mich … Mir haben sie wieder zwei Topolini mitgebracht. Es gibt inzwischen herrliche »historische« Wiederveröffentlichungen, wobei die Jahrhundertwende auch schon Geschichte ist, sonst halt die Siebzigerjahre. Die moderne Micky Maus kommt seit dem Krieg aus Italien, was nicht jeder weiß.
Weiße Pestwurz (HofOsternCarla(260).jpg) |
Am Abend hatten wir uns mit Karl zur Pizza verabredet, in der Kellerburg; Hofer hatte zu. Das war sehr nett. Die Damen hatten ihn nicht gekannt. Als geborener Sarner, Dr. jur. und Beamter in verschiedenen Positionen in Bozen kann er eine Menge erzählen, noch dazu als Hobby-Historiker beim Sarner Geschichtsverein.
G. ist fasziniert von blauen und weißen Blumen am Straßenrand: Leberblümchen, die schon Großvater schätzte, und weiße Pestwurz, wie sie nun herausfand (zur »Verwendung« mehr hier).
Mittwoch, 30. März 2016
Ruhetag am Hof. Berge verhangen, Windstille. Tagebuchschreiben. Fritz will am Nachmittag noch einmal ins Dorf, Milch und Geld »nachfassen«, die drei Exemplare Sarnerstraße von Karl, dem Autor, signieren lassen.Vor allem muss Müll weg. So war’s.
Dazu noch eine zufällige Begegnung unten an der Tanzbachbrücke, wo die Straße über unseren Grund führt. Zwei Männer, vielleicht meines Alters, mit mehr oder weniger wallendem Bart, eher wild als wohlgestalt, stehen neben ihren Autos und rauchen sich eine (Zigarette). Ich bleib’ stehen und rede sie an: Zigarettenpause? Weiter: »Seid ihr aus Sarnthein?« – Ja, und wo ich denn herkommen (mit Bonner Audi und deutlich fremdem Dialekt)? – Vom Siebenfahrhof! – Wie das? – Ich bin der Besitzer! – Staunen. »Dann sand Sie der »Gocki‹.« – Diesen Spitznamen hatte ich bis zu meinem zehnten Lebensjahr, familienintern, bis ich im Internat einen neuen bekommen hatte, zwangsweise, aber nicht unerwünscht. – Der Mann kannte mich aus der Zeit meiner Großeltern. Er war einer der Häuslerkinder auf der anderen Seite der Brücke. Die hatten uns jeden Mittag um zwanzig vor eins mittags für fünfzig Lire die Post in einem Schuhsack von der Straße über den Fuchssteig hinauf auf den Hof gebracht, später für hundert Lire. Wie ich erinnerte er sich noch genau daran. So hatte Großvater die Tagespost noch vor eins, dazu die Tageszeitung und die new York Herald Tribune, der Kurse halber und der Weltpolitik.
Dann kam noch ein Handwerker, bei dem ich Schulden hatte. Da ging wider Erwarten all unser Bargeld drauf. Fünfzig Euro bleiben als Schulden.
Am Abend kamen unser Jagdaufseher und Waldfaktotum mit seiner Frau. G. hatte ein fulminantes Abendessen bereitet: Vorspeise Vitello tonnato auf Feldsalat, Hauptspeise Lasagne al forno mit Spinat, als Nachtisch Orangen-Mascarpone aus dem Glas bezw. Kühlschrank.
Donnerstag, 31. März 2016
Die Raiffeisenkasse Sarnthein macht um acht Uhr auf. Ich also hin, Geld fassen, ans Grab, Semmeln, die »Dolomiten«, Sprudelwasser. Rechtzeitig vor neun war ich wieder am Hof.
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Wir waren früh fertig und fuhren traditiongemäß zu einem Mittagessen nach Bundschen. Freudige Begrüßung durch den Altwirt und die immer junge Wirtstochter, beim Bezahlen kleine Unterhaltung mit der mittagessenden Familie am Rande. Ansonsten widmete ich mich natürlich der Förster, meiner Frittatensuppe und dem Wiener Schnitzel mit Röstkartoffeln.
Noafer-Kastanien (HofOstern16(334).jpg) |
Die »Kestn« sind empfindlich. Die Bäume können »Krebs« kriegen, Wucherungen. Man sollte sie schneiden. Als junge werden sie oft veredelt, damit man eine bestimmte Sorte weiterzüchten kann, etwa mit besonders prächtigen, großen Kastanien. Aus Samen gezogene Pflanzen haben anderes Erbgut als die »Klone«. Ob man Kastanien erfolgreich aus Stecklingen ziehen kann – was ja auch Erbgutgleichheit garantierte – wussten wir nicht. Viele frisch gepflanzte und veredelte Pflanzen gehen z. B. an Fäule ein. »Pelzen« sagen sie hier zum Veredeln, mein’ ich, mehr hier. Dann gibt’s noch Gallwespen als Schädlinge, mehr hier.
Die Kastanien, samt Stachelschalen, legt der Bauer genau sieben Tage ins Wasser und schöpft dann alles, was schwimmt – Schalen, Blätter, Würmer – ab. Ins Kühlhaus kommen sie nicht, sollten aber nicht austrocknen. Kocht man die Kastanien, kann man sie gut schälen. Aus dem Kern lässt sich mit Zuckerwasser ein wohlschmeckener, nahrhafter Brei machen.
Wir sind dann noch etwas zusammengesessen. Es war südlich sonnig warm. Am Wangener Kreuz habe ich mir die bei uns an der Fitsch von der Straßenverwaltung gefällten Bäume angesehen.
Hier oben am Hof waren meine Damen schon länger aus Bozen zurück. Sie hatten im Batzenhäusl ausgiebig mit Freunden mittaggegessen.
Am Hof draußen dann Gespräch mit den Pächtern.
Ofen ein letztes Mal schüren, packen (G.), Reste essen (alle), letzter Abend.
Freitag, 1. April 2016
Im Tunell (HofOstern16(416).jpg) – etwa hier (Video) |
In Bozen war’s schon recht warm, Frühling.
Mir fiel auf, dass die Navi-Frau inzwischen gelernt hat, italienische Namen richtig italienisch auszusprechen. Aus nächstes sollte sie noch die deutschen Ortsnamen in Südtirol lernen. Das uralte Dorf Zwölfmalgreien, heute ein östlicher Stadtteil von Bozen, sprach sie richtig »Dodiciville« aus, mit tschi. (Die Übersetzung als solche ist, wie sehr oft, eine dumme, leichtsinnige Frechheit; historisch richtig wäre historisch »Le Malgreien« richtig.) Viele Straßen in Bozen wurden selbst nach dem Krieg noch mit Vorliebe an Italiener vergeben, etwa die St.-Johann-Straße, in der wir wohnten, in Cavour-Straße umbenannt. Allerdings gibt’s auch eine Andreas-Hofer-Straße, die dann bei der Navi prompt italienisch ausgesprochen zu einer »via Offer« wird. H, »accha«, können Italiener nicht sprechen, Franzosen auch nicht, das gab’s nicht bei den Lateinern.
G. fuhr über den »Bozner Boden« am Bauernbund vorbei, eigentlich die bessere Verbindung zur Autobahn als über St. Magdalena. Dann das Eisacktal hinauf, Verenakapelle, Klausen, Brixen, von dem man vor lauter Schallschutz nichts sieht, Brenner, rasch noch für zwanzig Euro »zwischengetankt«, richtig voll erst vor dem Fernpass. Sehr schön die Nordkette und überhaupt die Berge im Neuschnee, Zugspitze – wobei wir nie wissen, welche es ist. Danach dann leider staubedingt und naviberaten im Zickzack durch Deutschland: direkt hinauf Richtung Würzburg, dann aber doch links ab über Heilbronn, dort und ab dort viel Stau, erst wieder in der Pfalz und danach ruhige Reise in den Abend über der Eifel hinein. Ankunft in Bonn 20.10 Uhr mit km 107914 bei 12° – also nach zehn Stunden. Aus vorhergesagten 764 waren 825 Kilometer geworden – allerdings ist das Penser Joch geschlossen, über Bozen ist’s ein kleiner Umweg.
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