25. Februar 2016

Telegramm

Es gibt – durchsaus erwachsene – Menschen, die noch nie ein Telegramm aufgegeben haben. Und wenn’s so weitergeht, so werden sie auch nie die Gelegenheit dazu bekommen. Telegramme hat man verpasst – wie einen Flug mit der Concorde.
   Also kurz.
Man ging zum Postamt. Dort gab’s Formulare für Telegramm, etwa solche:




Auf das Formular schrieb man möglichst leserlich den Inhalt der gewünschten »Depesche« (ein anderes Wort für Telegramm), meist mit Blockschrift. Man achtetet auf die Zahl der Wörter, denn davon hing der Preis ab.
   Es gab normale Telegramme, die gleich nach Ankunft am Zielort dem Empfänger mit einem Telegrammboten zugestellt wurden. Billiger waren »Brieftelegramme«, die zwar elektronisch (na ja, eigentlich nur elektrisch) »über Draht« übermittelt wurden, dann aber mit der normalen Briefpost ausgetragen wurden. Diese kam bei uns anfangs nach dem Krieg noch dreimal am Tag … Solche ELT-Telegramme (European Letter Telegram) durften nur in »offener Sprache« abgefasst sein, das musste man hinten auf dem Formular bestätigen. Damit sollte verhindert werden, dass Leute Wörter schinden, indem sie sie zu Blöcken mit der Maximalbuchstabenzahl zusammenfügten (bis zu 15 Buchstaben) oder Kodes verwendeten.
Ausschnitt aus einer amerikanischen Kodetabelle. 1940er-Jahre, Quelle
Telegramme, die nicht ganz eilig waren, sandte man also als Brieftelegramme. Am längsten gehalten haben sich Schmuckblattelegramme zu besonderen Anlässen. Stets war es aber jedermann möglich, jedem überallhin ein Telegramm zu senden. Die Identität des Absenders wurde nicht geprüft.
   Für den Schalterbeamten gehörte es sich, dass er die Wörter von hinten her zählte, um den Inhalt (scheinbar) nicht mitzulesen.
  Angekommen sind die Telegramme als ein Blatt, das so beschnitten war, dass es zugefaltet werden konnte: Die Nachricht stand innen, der Empfänger war außen sichtbar.
Telegramm, wie es der Empfänger bekam.
Das Blatt wurde so gefaltet, dass es sich mit der oberen Lasche schließen ließ.
Der Empfänger stand dann für den Telegrfenboten lesbar auf dessen Rückseite.
(Dieses Telegramm entstammt einer traurigen Geschichte.)
Die aufgeklebten Streifen entstammen dem Telegrafen. Später wurden die Streifen auf normale, rechteckige Blätter geklebt und in einen Briefumschlag gesteckt. Solche spezielle Faltungen sind heute unbekannt, zuletzt gab es sie noch bei Luftpostleichtbriefen (»Aerogramme«).

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