YOUCAT – Jugendkatechismus der katholischen Kirche
AD 2010
»Die Österreichische Bischofskonferenz erteilte dem Werk am 3. März 2010 das Nihil obstat.« – Und ich hab’ diese Imprimatur gar nicht mitbekommen! Dass es überhaupt noch einen Katechismus gibt in der Kirche, Regeln, das wird lieber verschwiegen in diesem göttlichen Freizeitpark der Liebe, wo Gott sich vorstellt mit: »Hi, ich bin hier im Jammertal, einem Unesco-Weltkulturerbe, Gott, euer Animateur für die Zeit bis zur Abreise. Ihr dürft Vati zu mir sagen!«
XX Nein, ganz so locker geht’s im neuen Youcat, 13 Euro, nicht zu. »Der Jugendkatechismus behandelt in jugendgemäßer Sprache das Ganze des katholischen Glaubens, wie er im ›Katechismus der Katholischen Kirche‹ (KKK von 1997) vorgelegt wurde, ohne die dort gegebene Vollständigkeit anzustreben«, heißt es in der Gebrauchsanleitung. Gute, schlichte Sprache macht den Inhalt noch lange nicht schlicht und einfach.
XX »Darf die Eucharistie auch an nichtkatholische Christen gespendet werden?« – so fragt zum Beispiel Kapitel 222 auf Seite 132. Antwort: »Die heilige Kommunion ist Ausdruck der Einheit des Leibes Christi. … Es wäre ein Widerspruch, würde die Kirche Menschen, die den Glauben und das Leben der Kirche (noch) nicht teilen, zur Kommunion einladen. Die Glaubwürdigkeit des Zeichens der Eucharistie würde Schaden leiden. [1398–1401 (im KKK)]«
XX Für mich sind das unverständliche Defensivbehauptungen. Mit dem »Leib Christi« ist hier wohl nicht Christus sondern die Kirche gemeint, und nur, wer zu dieser Einheit gehört, darf mitessen. Niemand prüft die Ausweise. Die wenigsten der Gläubigen, die zum Altar gehen, haben höchstens lässliche Sünden oder sind die empfohlene Stunde lang davor nüchtern geblieben (Kapitel 220). Eine »Glaubwürdigkeit des Zeichens« soll wichtiger sein als der Leib Christi für Andersgläubige? Wieso litte da ein Zeichen, wo sollte wohl der Lack abgehen? Kleingläubige Überheblichkeit ist das, aber immerhin: Der Youcat spricht es an.
xx Ich will mich schnell im Original schlau machen – dank Internetlink ein Katzensprung – und finde etwa (hier als Zitate einkopiert):
• „Nehmet und esset alle davon“: die Kommunion (als unfreiwillig ironische Überschrift)
• 1388 Es entspricht dem Sinn der Eucharistie, daß die Gläubigen, falls sie die Voraussetzungen erfüllen, jedesmal kommunizieren, wenn sie an der Messe teilnehmen.
• 1400 Die aus der Reformation hervorgegangenen, von der katholischen Kirche getrennten kirchlichen Gemeinschaften haben „vor allem wegen des Fehlens des Weihesakramentes die ursprüngliche und vollständige Wirklichkeit des eucharistischen Mysteriums nicht bewahrt" (UR 22). Aus diesem Grund ist für die katholische Kirche die eucharistische Interkommunion mit diesen Gemeinschaften nicht möglich. (Doch kein Wort darüber, warum die nicht einseitig bei uns mitessen dürfen.)
• 1401 Wenn nach dem Urteil des Diözesanbischofs eine schwere Notlage dazu drängt, spenden katholische Priester die Sakramente der Buße, der Eucharistie und der Krankensalbung erlaubt auch den übrigen nicht in der vollen Gemeinschaft mit der katholischen Kirche stehenden Christen, die von sich aus darum bitten, sofern sie bezüglich dieser Sakramente den katholischen Glauben bekunden und in rechter Weise disponiert sind [Vgl. [link] CIC, can. 844, § 4].
Man sieht, die Sache ist verkorkst. Da hilft kein Youcat dagegen.
XX Hintertürchen und windelweiche Aussagen auch anderswo. Wobei man immer bedenken muss, dass wir uns hier auf Erden überlegen, was wohl der unendliche Gott am Jüngsten Tag in welche Waagschale wird werfen wollen. Ob er da immer auf das Urteil eines Diözesanbischofs wartet?
XX Ich suche gleich einmal ordentlich nach Sex – und feue mich, dass nicht wie sonst von Geschlechtsverkehr die Rede ist, was mich sprachlich immer an Nahverkehr erinnert: Sex vor der Ehe, 407. Nach ein paar mitfühlenden Worten über »kein größeres Geschenk als sich selbst« und einer Randbemerkung Johannes Pauls des II.: »Seinen Körper einem anderen Menschen schenken symbolisiert das volle Sichschenken an diesen Menschen«, kommt’s dann: »Weil die Liebe so groß, so heilig und so einmalig ist, bittet die Kirche die jungen Menschen eindringlich, mit der Aufnahme voller geschlechtlicher Beziehungen so lange zu warten, bis sie verheiratet sind.« – Bittet eindringlich? Gehen wir den Hinweisen auf KKK 2350 und 2391 nach:
• 2350 Die Brautleute sind aufgefordert, die Keuschheit in Enthaltsamkeit zu leben. Sie sollen diese Bewährungszeit als eine Zeit ansehen, in der sie lernen, einander zu achten und treu zu sein in der Hoffnung, daß sie von Gott einander geschenkt werden. Sie sollen Liebesbezeugungen, die der ehelichen Liebe vorbehalten sind, der Zeit nach der Heirat vorbehalten. Sie sollen einander helfen, in der Keuschheit zu wachsen.
• 2391 Manche, die zu heiraten beabsichtigen, beanspruchen heute eine Art Versuchsrecht. Wenn auch der Wille zur Heirat fest ist, besteht doch die Tatsache, daß verfrühte geschlechtliche Beziehungen „keineswegs die Aufrichtigkeit und die Treue der zwischenmenschlichen Beziehungen von Mann und Frau zu gewährleisten noch sie vor allem gegen Laune und Begierlichkeit zu schützen vermögen“ (CDF, Erkl. „Persona humana“ 7). Die leibliche Vereinigung ist nur dann moralisch zu rechtfertigen, wenn zwischen dem Mann und der Frau eine endgültige Lebensgemeinschaft gegründet worden ist. Die menschliche Liebe läßt den bloßen „Versuch“ nicht zu. Sie verlangt eine endgültige und ganze gegenseitige Hingabe der beiden Partner [Vgl. FC 80].
Da bleiben wir wirklich lieber bei der »eindringlichen Bitte« der Kirche und … ––––––––––––––––––––– · –––––––––––––––––––––
Youcat-Erstauflage 700 000 Exemplare
Ausführliche Youcat-Kritik beispielsweise hier
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen