23. Januar 2022

Ihr aber seid der Leib Christi (1 Kor 12,12)

 Der eine Leib und die vielen Glieder

1 Kor 12,12Denn wie der Leib eine Einheit ist, doch viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obgleich es viele sind, einen einzigen Leib bilden: So ist es auch mit Christus.
1 Kor 12,13 Durch den einen Geist wurden wir in der Taufe alle in einen einzigen Leib aufgenommen, Juden und Griechen, Sklaven und Freie; und alle wurden wir mit dem einen Geist getränkt.
1 Kor 12,14 Auch der Leib besteht nicht nur aus einem Glied, sondern aus vielen Gliedern.
1 Kor 12,15 Wenn der Fuß sagt: Ich bin keine Hand, ich gehöre nicht zum Leib!, so gehört er doch zum Leib.
1 Kor 12,16 Und wenn das Ohr sagt: Ich bin kein Auge, ich gehöre nicht zum Leib!, so gehört es doch zum Leib.
1 Kor 12,17 Wenn der ganze Leib nur Auge wäre, wo bliebe dann das Gehör? Wenn er nur Gehör wäre, wo bliebe dann der Geruchssinn?
1 Kor 12,18 Nun aber hat Gott jedes einzelne Glied so in den Leib eingefügt, wie es seiner Absicht entsprach.
1 Kor 12,19 Wären alle zusammen nur ein Glied, wo bliebe dann der Leib?
1 Kor 12,20 So aber gibt es viele Glieder und doch nur einen Leib.
1 Kor 12,21 Das Auge kann nicht zur Hand sagen: Ich bin nicht auf dich angewiesen. Der Kopf kann nicht zu den Füßen sagen: Ich brauche euch nicht.
1 Kor 12,22 Im Gegenteil, gerade die schwächer scheinenden Glieder des Leibes sind unentbehrlich.
1 Kor 12,23 Denen, die wir für weniger edel ansehen, erweisen wir umso mehr Ehre und unseren weniger anständigen Gliedern begegnen wir mit mehr Anstand,
1 Kor 12,24 während die anständigen das nicht nötig haben. Gott aber hat den Leib so zusammengefügt, dass er dem geringsten Glied mehr Ehre zukommen ließ,
1 Kor 12,25 damit im Leib kein Zwiespalt entstehe, sondern alle Glieder einträchtig füreinander sorgen.
1 Kor 12,26 Wenn darum ein Glied leidet, leiden alle Glieder mit; wenn ein Glied geehrt wird, freuen sich alle anderen mit ihm.
1 Kor 12,27 Ihr aber seid der Leib Christi und jeder Einzelne ist ein Glied an ihm.
1 Kor 12,28 So hat Gott in der Kirche die einen als Apostel eingesetzt, die andern als Propheten, die dritten als Lehrer; ferner verlieh er die Kraft, Wunder zu tun, sodann die Gaben, Krankheiten zu heilen, zu helfen, zu leiten, endlich die verschiedenen Arten von Zungenrede.
1 Kor 12,29 Sind etwa alle Apostel, alle Propheten, alle Lehrer? Haben alle die Kraft, Wunder zu tun?
1 Kor 12,30 Besitzen alle die Gabe, Krankheiten zu heilen? Reden alle in Zungen? Können alle solches Reden auslegen?
1 Kor 12,31Strebt aber nach den höheren Gnadengaben! Ich zeige euch jetzt noch einen anderen Weg, einen, der alles übersteigt:

»Der eine Leib und die vielen Glieder«, so ist diese Ermahnung des Paulus überschrieben. Sie stammt etwa aus dem Jahr 55, mehr hier. Ich zitiere, oben, wieder einmal aus »Innsbruck«, das geht am schnellsten.
   Wir hörten diese Lesung am heutigen Sonntag, gut und nicht zu schnell vorgetragen, mit Freude und Spannung.

Zur Veröffentlichung des Münchner Missbrauchsgutachtens vor wenigen Tagen (Januar 2022), hat Julia Knop einen Kommentar geschrieben, beginnend mit »Wenn am Leib Christi ein Teil leidet, leiden alle anderen mit. So sollte es sein.« Den ganzen Beirag finden Sie vermutlich noch über https://www.facebook.com/search/top?q=%22wenn%20diesen%20kindern%20gewalt%20angetan%20wird%22 . Ich kopiere ihn nicht ein, weil ich mit dem Facebook-Urheberrecht nicht auskenne. Frau Professor hat das aber sehr gut ausgedrückt. Die alte Rede und die aktuelle Ergänzung sind rhetorische Meisterstücke, für mich.

Nun bin ich weit weg davon, ein Theologe zu sein, ein Kenner der Paulus-Briefe, der Zeit damals. Ich bin einfach ein trauriger Katholik, der sich u.a. an Marketing versucht hat.

Also: Für mich haben wir hier einen sehr schönen, überzeugenden biblischen Text und eine ebenso feine aktuelle Ergänzung von Frau Knop.

Die Vorstellung Paulus’.
   So schön der Gedanke ist, dass wir Christen ein Leib sind, noch dazu mit Christus zusammen, sie ist für mich leider, leider ein wenig »zu schön, um wahr zu sein«. Als Paulus sie entwickelte – oder von Jesus berichtete –, da mag das noch gestimmt haben.
   Es gab eine kleine Gruppe von Christen, die zusaamhielten, zusammenhalten mussten. Paulus motiviert sie. (Die adressierten Korinther scheinen gestritten zu haben). Ich hoffe, Paulus’ Aufrtag ging es nicht wie den heutigen, eher hilflosen Aufrufen zur Solidarität gegen Corona und zum Impfen. Die Taufe damals war ja nicht »invasiv« (höchstens für den Jordan :–).
   Inzwischen sind es weltweit über sechs Milliarden Christen geworden, etwa ein Drittel der Erdbevölkerung:


»Länder, in denen das Christentum die am meisten verbreitete Religion ist, sind violett (katholisch), blau (protestantisch) oder pink (orthodox) gekennzeichnet.«
Karte aus https://de.wikipedia.org/wiki/Christentum#Verbreitung

Dabei hat sich das Christentum vielfach aufgespaltet. Dazu kommt eine zunehmend individualistische Haltung der Leute. »Die Würde des Menschen ist unantastbar«, recht so, aber eben des und nicht der Menschen. Dieser Trend macht uns nicht bessere oder schlechtere Christen, vor allem die Bindung an Gott ist davon unabhängig. Kurz, das Bild von dem einen Leib ist zumindest unscharf. 

Und damit fällt auch die Replik Frau Knops, so eindringlich und richtig, treffend sie ist. Den katholischen Würdenträgern wird fehlendes Mitgefühl vorgeworfen – und Mitgefühl ist, ob es nun einen Leib gibt, oder ob das nur ein schönes Bild ist, immer gefragt. Nächstenliebe, nicht Zusammenhalt, ist für mich die primäre Forderung des Christentums. Auch nicht die Weisheit, die aus dem heutigen Evangelium.

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Den Artikel »Hat Papst Benedikt XVI. gelogen? Die Zerknirschungsrhetorik der katholischen Kirche tönt immer hohler« beendet  Hans-Jörg Friedrich Müller in der NZZ angesichts der Abwesenheit des Kardinals bei der Vorstellung der von ihm bestellten Studie mit der scharfen Bemerkung: »Die Abwesenheit des Bischofs fügt sich ins Bild einer Kirche, der es immer wichtiger war, den heiligen Schein zu wahren, als den Opfern Gerechtigkeit widerfahren zu lassen«. Benedikt hat inzwischen zugegeben, dass er bei besagtem Treffen dabei war, aber über die weitere Verwendung des Übeltäters haben’s nicht gesprochen. Und das soll jetzt einer glauben!

Standpunkt Thomas Arnolds, dem Leiter der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen: https://www.katholisch.de/artikel/32797-das-muenchner-missbrauchsgutachten-ein-weiterer-blick-in-den-abgrund

Link zum Wir sind Kirche-Reform-Ticker https://www.wir-sind-kirche.de/?id=755 

Bericht der Welt mit Video zum Thema Ratzinger https://www.welt.de/politik/deutschland/article236375781/Kirche-Staatsanwaltschaft-prueft-nach-Muenchner-Missbrauchsgutachten-42-Faelle.html 

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