19. Juni 2018

Der Nullerste und oder. Sprachglosse

Am Nullersten April darf man Leute in den April schicken, und/oder wie? – Ja, was denken wir denn? Genauer: Was schreiben wir denn? Da regen sich die Leute über Anglizismen auf, und schauen nicht einmal auf ihre eigene Schreibe.
   Was man nicht lesen kann, soll man auch nicht schreiben, jedenfalls möglichst; versuchsweise laut lesen, meine ich. Die Schrift ist die Dienerin der Sprache, des gesprochenen Wortes, und warum? Weil das Verstehen an der Sprache hängt, die zuerst da war.
   Konkret heißt das, dass man alle unaussprechlichen Sonderzeichen, selbst gutgemeinte, bewusst setzen soll wie überhaupt alles. Freilich kann man Wortabstände und Satzzeichen nicht laut lesen, aber sie dienen seit Altersher dem leichteren Verstehen, sind Hinweise für den laut oder leise Lesenden. Jedenfalls post Latinum.
   Sternchen * gehören zu Unaussprechlichem.
   Aber auch Schrägstriche /, die sich in der Werbung mündlich wie »Släsch« anhören, weil »Schrägstrich« teure Reklamezeit fräße und sich überhaupt disruptiv anhörte. Da lob’ ich mir das Minus -, knapp und kurz und eindeutig. 
 HTML trennt die Domäne – den Servernamen – halt aber mit einem Schrägstrich vom Inhalt – Verzeichnis oder Datei –, und das ist fürn Computer wohltuend eindeutig, für Laien weniger, zum Beispiel in
www.general-anzeiger-bonn.de/news/wirtschaft/region/Ikea-und-Stadt-K%C3%B6ln-feilschen-um-zweite-Filiale-article109400.html. Aber so einen Link spricht mündlich ohnehin keiner.  
laut Wikipedia
   Zurück zum Nullersten, -zweiten, -dritten undsoweiter. Computer mögen in ihrer »künstlichen Intelligenz« Kalendertage nur immer zweistellig schreiben können, heute 19.06.2018, sprechen tut man das doch immer als neunzehnter Sechster Zwanzigachtzehn: 19.6.2018. 
   Bitte, bitte! Im Namen alter Briefe und Handschriften, im Namen von Sinn und Verstand, schreiben’s 19.6. – Von mir aus dürfen Sie sogar den Abstand nach inneren Punkten weglassen, was ich z.B. bei zum Beispiel auch tue, auf dass es sich kompakter lese.
   01.04. sei also 1.4. oder 1. 4., noch besser 1. April, besonders von Hand geschrieben. Dann freut sich das Auge und der Jörn. (Korr.: freuen, ein häufiger, aber lässlicher Fehler bei mehreren Subjektiven.) 
   Wer muss, kann sich natürlich an DIN 5008 halten: Allerdings müssen nur amtliche Stellen nach amtlicher Rechtschreibung schreiben, tun das aber auch oft nicht, siehe Binnen-I oder Sternchenschreibweise. 
http://www.rechtschreibrat.com/DOX/rfdr_PM_2018-06-08_Geschlechtergerechte_Schreibung.pdf

Anderes Thema: Und oder ist auch so eine modische Kombination Unentschlossener und oder Übergenauer: Wenn schon, dann schreibe ich das ohne Schrägstrich, diesen unaussprechlichen. 
   Also bitte: Sprache bewusst einsetzten, Sätze, Wörter, selbst Zeichen in der Schrift. – Danke.

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