5. Januar 2018

Der erste Bozen-Krimi – ein Verriss

Durch Zufall geriet ich heute Abend in den ersten »Bozen-Krimi«: »Wer ohne Spuren geht« vom Jänner 2015, um in der örtlichen Diktion zu bleiben. Heute, am Freitag 5.1.2018 hat ihn das Bayrische Fersehen wiederholt.
   Hier Anpreisungen und Details: »Kurz nach ihrer Ankunft in Südtirol gerät Sonja Schwarz, die neue Kommissarin bei der Kripo Bozen, in eine Schießerei. Auch zu Hause fliegen die Fetzen. Ihr Mann Thomas will das verschuldete Weingut seiner ehemaligen Schwiegermutter Katharina übernehmen, und die ist nicht gut auf Sonja zu sprechen. Auch Thomas’ Tochter verbreitet schlechte Laune. Nebenbei muss Sonja noch zwei Morde aufklären.«

Erstens war es wenig Krimi, stattdessen überwiegend Beziehungsdrama der Frau Kommissarin (zweite im Bild, die jüngere Dame). Beides schwach, ohne Witz, ohne Spannung und total unglaubwürdig. Wie sich Lieschen Müller die Welt im Süden vorstellt. Dazu noch teils ungelöst; sozusagen ein Kliffhänger in den Dolomiten.
   Zweitens war das Gerede nach Art eines drittrangigen italienischen Restaurants im Hintertaunus, wo die Kellner immerzu «prego» sagen und sonst nichts. Gerade in Südtirol, wo man so auf die Sprache schaut – pardon: hört – und kein Deutscher (so werden die deutschsprachigen Ureinwohner dort immer noch genannt) einen wie auch immer uniformierten Deutschen italienisch mit «buongiorno» begrüßen würde, um dann hochdeutsch fortzufahren. Außerdem: »Frau Kommissario« klingt einfach nur blöd. Auf deutsch würde man in Südtirol einen deutschen Carabinieri-Chef (eher selten) nie als «Commissario» ansprechen, aber als »Polizeioberkommissar« auch nicht. Was bei Donna Leons Commissario Brunetti in Venedig noch ganz nett klingt, ist hier einfach nur peinlich. Und natürlich kann kein bundesdeutscher Schauspieler einen der südtiroler Dialekte. Das kann man auch nicht verlangen. Immerhin bemüht sich Gabriel Raab, Bayer, ein paar verbale Es dialektal wegz’lass’n, sozusagen von hinten her ein paar unhörbare Apostrophe still mitzusprechen. Das ist dann das Bozen-Kolorit.
   Mehr will ich nicht sagen, kann’s auch nicht. Wenn ich mich umgoogle, so finde in eine Kritik der Frankfurter Rundschau: »Erst mal jedoch lassen Jürgen Werner und Regisseur Marc Ulbricht alle Krimispannung fahren, weil sich der Film zum Familiendrama wandelt.« Zu Recht werden die Schauspieler gelobt: »Das gilt vor allem für Chiara Schoras, die vor allem das Gefühl der Entwurzelung sehr glaubwürdig vermittelt. Besonders gelungen ist ihr furchtbares Italienisch, dabei spricht sie die Sprache als Tochter einer Italienerin fließend.«
   Hier noch die Kritik des Hamburger Abendblattes.
   Mehr braucht’s nicht.

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https://blogabissl.blogspot.com/2018/01/der-erste-bozen-krimi-ein-verriss.html

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