Bitte lesen Sie selbst.
Schwarzer Bauer, design Howard Staunton. Foto Michael Maggs |
Ist das Verrücktsein
letztendlich ganz normal?
Warum verrückt man wen?
Ist der Verrückte dann verrückt?
So wie Figuren auf dem Schachbrett,
rückt man mal hier mal dort dich hin,
und das nur zu dem einen Zweck,
damit der Zug führt zum Gewinn.
Sind wir verrückt auf ein anderes Feld,
verändert sich im Spiel die Welt.
Noch eben stand der Bauer in der Kolonne Chor
dann zog man ihn, zwei Schritte nur, zum Angriff vor,
und opfert ihn, geplant als List und Strategie.
Das Pferd, das eben noch den Bauern schlug,
zwingt nun ein Läufer in die Knie,
bringt so die Dame in Gefahr.
Der Zug war klug.
So tobt der Kampf. Und kampflos liegt
als ein Geschlagener der Bauer auf dem Tisch.
Und neben ihm sich häufen die Geschlagenen,
im Kampf Gefallenen und zu Beklagenden.
Bis einer triumphieren ruft: Schach matt! –
Ob du nun warst ein schwarzer oder weißer Bauer.
Das spielt nun keine Rolle mehr,
noch wendet es das Blatt.
Das Spiel ist aus!
Auf welcher Seite die Figur auch immer seinen Zweck erfüllte,
das ist egal – dem Sieger wie dem Besiegten.
Sie diente ihnen doch nur.
Du warst ein Bauer nur,
erfülltest treu die Pflicht, die dir man auferlegte.
Mehr nicht – mehr nicht!
Du wurdest nur verrückt!
Doch zählt man dich
zum Sieger oder dem Besiegten.
Und was ist deiner Mühe Lohn?
Verlass dich drauf: Gelachter Hohn!
Die Moral von der Geschicht ?
Lass dich Figur nicht sein,
noch lasse dich verrücken,
Lass dich auf nichts mehr ein,
schau dir die Spieler an
und frage, was sie denn wollen.
Sagt einer, ich will verlieren lernen
um zu gewinnen, so denke dran,
„Das weiche Wasser besiegt den harten Stein“,
das sagte Laotse auf seinem Weg in die Emigration.
Und siegte David nicht auch gegen Goliath schon?
So lernen wir: Das Schwache wird das Starke besiegen!
Das ist es – was man lernen muß!
Das ist es, wirklich verrückt geworden sein!
Vom Bösen zum Guten,
vom Falschen zum Richtigen gerückt geworden sein.
Hans-Joachim das Schuldt
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„Gewalt zerbricht an sich selbst“, sagte Laotse im 6. Jahrh. vor Chr.
Und: „Wer andere besiegt, hat Kraft. Wer sich selber besiegt, ist stark.“
siehe auch: https://de.m.wikiquote.org/wiki/Laotse
– Darf ich, Herr Schuldt? Ich hab’ nur den »Laotsi« zum gewohnten »Laotse« zurückverwandelt, nach meinem alten Prinzip: Der Leser (ja, und auch die Leserin, die ich nicht extra erwähne, pardon!), der soll’s verstehen. Soll nicht an Unwichtigem hängen bleiben, und hier ewa rätseln, ob das ein anderer ist.
Sprachlich seh’ ich nicht, dass sich beim Schachspiel je »das Blatt wendet«. Das passiert eher beim Kartenspielen. Für mich passt das sprachliche Bild also nicht dazu. Prinzip: Nicht nur im übertragenene Sinn muss eine Bild stimmen.
Politisch bin ich als »Anarchist« in Anführungszeichen und realiter höchstens als Liberaler die stete Kapitalismuskritik leid. Der Seitenhieb, den ich empfinde, gehört nicht her: Man spielt ja gewiss nicht Schach des Gewinnes wegen, »damit der Zug führt zum Gewinn«. Zugegeben: Ich mag da allergisch sein, übersensibel, und Sie meinen bloß: einfach zum Gewinnen. Oder zum Sieg.
Mehr hätt’ ich nicht zu sagen, ich muss ja auch nicht. Genug der Ezzes, Ihr
Fritz Jörn
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