1. Dezember 2014

Twenty Fourty-One

Eine Anspielung an George Orwells »1984«, einem bewussten Zahlendreher von 1948, wie wieder einmal die Wikipedia sauber berichtet. Heutzutage ist 2041 ebenfalls weit genug weg; George Orwell ist früh gestorben; sein 1984 hat er nicht erlebt.
   Jedenfalls wieder eine unverbindliche Utopie.
   Wie mag das 2041 sein? Ich stelle einmal stichwortartig ein paar Utopien auf, weitere sind willkommen.

• Der Staat wird das wirtschaftliche Leben, vor allem im Privaten, noch direkter steuern als heute. Ein Kommunismus Orwellscher Bauart ist und wird nicht kommen, dafür aber wird der Staat die gesamte Kontrolle über die persönlichen Einnahmen seiner Bürger haben: Alle Gehälter, Verkaufserlöse usw. werden direkt nach Brüssel fließen, von dort wird dann ein Teil aufs Bankkonto zur freien Verfügung überwiesen. Das dient der Verteilgerechtigkeit, ebenso einer Verwaltungsvereinfachung. Die Leute werden sich höchstens über die sechs Wochen Verwaltungsverzögerung ärgern.

Religion und Familie werden reine Privatsache sein. Der Staat wird allerdings Familien als kleine Solidargemeinschaften fördern. Dazu wird die Ehe freigegeben, nicht nur zu gleich­ge­schlecht­li­chen Partnerschaften wie bereits heute, sondern auch zu Vielfachehen und sogar zu promiskuitiven Lebensgemeinschaften. Warum sollten sich zwei verheiratete Lesben nicht einen gemeinsamen Ehemann ins Haus nehmen, der die finanzielle Situation der ehelichen Kleingruppe weiter stabilisiert (allerdings möglicherweise auf Kosten gemeinsamen Ehefriedens)? Scheidungen sind nach der üblichen Kündigungsfrist von Flatrates nach 24 Monaten jederzeit möglich.
   In den Kirchen wird – schon wegen der teils geringen Teilnehmerzahlen – Kooperation vorherrschen. So werden Messdienerinnen und -er zwischen Katholiken, Protestanten und Muslimen ausgetauscht werden.

• Privacy und das Recht auf Vergessenwerden werden einen hohen Rang erreicht haben. Nur auf der Gemeinde beim Passamt wird eine streng vertrauliche Liste aller Aliasse (»Nicknames«) geführt werden, die ebenfalls die früheren Namen, etwa den Geburtsnamen, enthalten. Das gültige Namensgesetz wird mindestens sechstellige Namen mit mindestens einer Ziffer und einem Sonderzeichen vorschreiben, die von einem amtlichen Zufallsgenerator erzeugt werden. Wunschnamen kosten extra. Sichtbare Fotos werden aus den Ausweisen verschwinden und nur mit amtlichen Lesegeräten holografisch auslesbar sein. Die Zahl mitzuführender amtlicher Ausweise wird sich von zwei (Personalausweis und Führerschein) auf ungefähr neun erhöht haben, um unterschiedliche Europa-, Staats-, Länder- und Gemeindeprivilegien noch besser zu veranschaulichen.

Rappen aus der Wikipedia
• Bargeld und UKW-Sender sind abgeschafft, Preise, die nicht auf volle Euros gerundet sind, ebenso, weil ein Euro nur mehr 0,3 Cent wert sein wird. Nur die Schweiz wird ihr Verbot von Ein- und Zweirappenstücken aufrechterhalten (seit 2007).
   Radio wird nur mehr digital übertragen, alle UKW-Radiogeräte wurden 2022 als staatliche Spende nach Afrika versandt. Auf UKW 100,0 MHz sendet frequenzmoduliert europaweit nur mehr ein Sender, der in allen 36 (heute 24) Amtssprachen wiederholt: »Hier finden keine Sendungen mehr statt!«.  Die Rundfunkgebühr (inzwischen ja bereits Rundfunkbeitrag genannt) wird allerdings erhalten bleiben.

• Die deutsche Sprache wird sich gewandelt haben. Der ch-Laut wird zugunsten des sch weggefallen. Alle werden dann isch sagen für ich usw. Geschrieben wird das dann als ish, wie in stylish.

• Der Betrieb von Leuchtmitteln (vulgo Glühbirnen) in Lampen mit Schirmen ist untersagt; dergleichen historische Geräte dürfen keinen Anschluss an ein Stromnetz haben. Die Stromrechnung wird zusammen mit der Steuer zentral eingezogen; es fällt also nicht weiter auf, dass die heute enthaltene Kraft-Wärme-Kopplungsgesetzumlage und übrigens auch der Solidaritätszuschlag weiterhin bezahlt werden.

Adresse dieses Blogs: http://blogabissl.blogspot.com/2014/12/twenty-fourty-one.html