Katholisch gesehen bin ich zwar nicht besonders fromm, jedoch so erzogen; ein altmodischer Mensch halt. Mir ist da noch erinnerlich, dass man zu Ostern beichten soll:
»Katholischer
Katechismus Zum Gebrauche Der Schlesischen und anderer Schulen
Deutschlandes
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Anders in Regensburg.
Ich spaziere da am Weißsonntag, den 27. April, an einem fast regnerischen Morgen früh durch die Maximilianstraße Richtung Altstadt, eine breite Fußgängerzone, noch ohne Fußgänger. Nur ein kofferrollender Reisender kommt mir entgegen auf dem Weg zum Bahnhof. Und zwei alte Frauen, eher beleibt, eine mit Hündchen an der Leine, beide mit Fahrradanhänger, eine rechts, eine links gegenüber, stets auf gleicher Höhe bleibend, laut sich im Dialekt unterhaltend über die Neuigkeiten der Stadt. Sie trugen Gratiszeitungen aus.
Ich mache schnell, und wie so oft fast schon zu spät, ein Foto und wandere weiter.
Rechts die barocke Karmeliterkirche. In den Bänken zu dieser Zeit eine Handvoll still Betende, und rechts ein Schild »Beichtgelegenheit an Werktagen von 9 bis 11 und von 15 bis 17 Uhr, an Sonn- und Feiertagen von 7.45 bis 10 Uhr«. Es war kurz vor neun. Bis zum Hochamt im Dom hatte ich gut Zeit, bin also den gewiesenen Weg gegangen rechts hinaus aus dem Kirchenschiff in einen langen Gang, vielleicht einem Teil früheren Kreuzgangs. Dort gab’s ein Armesünderbänkchen bezw. eine lange Bank, immerhin gepolstert. Gegenüber große, vom Ansehen her kunsthölzerne Kabinen, die mir mehr nach Verrichtungsboxen als nach Beichtstühlen aussahen und nicht mehr in Gebrauch waren.
Gebeichtet wurde am Nordende des Ganges hinter einer normalen Türe, die in einen begehbaren Vorraum führte mit undurchsichtigem Beichtfenster hinüber zum Priester nebenan. Fünf Leute warteten, darunter vorneweg ein junger Pater und eine Mutter mit einem vielleicht vierjährigem Kind. Der Pater stellte sich als Ablösung heraus. Die Mutter nahm ihren Sprössling mit zum Bekenntnis ihrer Sünden, harmlose wohl oder gewiss jugendfrei formulierte. Schnell ging’s, ungewohnt schnell. Von Bonn bin ich gewohnt, dass die Beichtväter weniger auf die individuellen Sünden eingehen und bei solcher Gelegenheit eher ihre (zu lange) Sonntagspredigt üben. Das kann je Sünder zwanzig Minuten dauern.
Die Regensburger Karmeliter aber, die können es noch. Die wissen, was sich vor Gott und vor allem vor den armen Sündern gehört: Eine klare, rasche Absolution, eine einfache Buße und ein österlicher Beichtzettel zum Beweis der guten Tat.
Osterbeichtzettel 2014, Karmeliterkirche Regensburg |
Ohne viel Belehrung, aber »absolviert« und mit einem Vaterunser zur Buße, ging ich dann von hinnen. Später hatte ich sogar noch Zeit für ein ordentliches Frühstück im Angesicht des Doms, ließ die Herren Zelebranten in ihren wallenden Soutanen die steinernen Treppen vorauslaufen, und kam dann noch zurecht zum Hochamt.
Später habe ich in Regensburg die Geschichte noch ein paar Mal zum Besten gegeben. Es stellte sich heraus, dass die Beichtspezialität der Karmeliter stadtbekannt ist und alle ganz offen über ihre Beichterfahrungen sprechen. Nur in den Reiseführeren ist diese Attraktion nicht vermerkt. Dabei vierdiente sie drei Sterne im Baedeker!
Link hierher: http://blogabissl.blogspot.com/2014/05/beichten-in-regensburg.html
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