24. Mai 2014

Ein »linkes« Erlebnis

Freitag Nachmittag. Carla ist eben mit dem Bus zum Flughafen gefahren, ganz stolz, allein. Und so bin ich auch allein, was dann eher trivial ist. Ich nehme Carlas übriggebliebenes Fahrrad zum Fahrradladen in die Kaiserstraße, Reifen aufpumpen mit Druckluft. Da komme ich ins Gespräch mit einer Mathestudentin aus Bayern, den Batchelor hat sie schon, nun soll noch der Master her im nächsten Semester. Dann geht’s mit ihrem Freund nach Wien. Jedenfalls kann sie gut Fahrradschlauchflicken, schon zum zweiten Mal heute, sagt sie. Fesches Rennrad, sonst aber eher burschikos, was ich mag.
   Sie erinnert mich an den Wahlkampfauftritt von Sarah*) Wagenknecht am Friedenensplatz. Warum nicht? Ich schlendere die paar Meter hinunter zum Platz, wo auf Bierbänken vielleicht sechtzig Leute dem Vortrag des Bonner Kandidaten lauschen, und wie er eher auf die schöne Sarah warten. Eine Dreimannband spielt ganz hervorragenden Jazz, »Le Blech«. Die rotgeschmückte ältere Dame neben mir – ich hatte mir einen Platz in der ersten Reihe erspäht – klatscht fachgerecht nach jedem Solo. Insgesamt mögen es hundert bis hundertfünfzig hauptsächlich alte Leute gewesen sein, die zusahen.
   Mit nur einer Viertelstunde Verspätung tritt Frau Wagenknecht auf, eher klein, zierlich fast, sommerlich leger. Sie kann ihr Handwerk, da braucht sie kein Manuskript dazu. Die Emphasen bleiben halbmatt, kein Wunder, bei den Auftritten in endloser Folge. Aber immerhin, für gelegentlichen Szenenapplaus reicht es.
   Doch sonst: alles schön polemisch, populistisch könnte man sagen. Wagenknecht beginnt mit Kritik aller anderen, wonach dann einzig die Linke übrigbleibt. Wer will, dass sich was ändere, »muss uns wählen«. Nur leider haben das schon viele gesagt.
   Weiter folgt Kritik an allen nur möglichen Facetten der Innen- und Außenpolitik, wobei meist alles zu wenig und bei den Reichen und den Zockerbanken zu viel ist. Ein gelungener Slalom durch aktuelle Themen, stets rechtzeitig die Kurve kratzend, wenn’s dann um die Frage gehen müsste: Wie soll das gehen? In einem reichen Land wie unserem müssten doch fünfundvierzig Jahre Arbeit reichen für eine volle Rente. Warum nicht 46 oder 53? Oder einfach Arbeit bis zur statistischen Lebenserwartung minus zehn?
Sarah Wagenknecht, 44
Tonbeispiel 12"
   Der Kuchen müsste nur gerechter aufgeteilt werden, vor allem den Reichen weggenommen. Statt sparen zu wollen sollte der Staat die Steuern erhöhen, bei den Reichen, dann geht das.
   Und zehn Euro Mindestlohn müssten es mindestens sein.
   Und die Straßen sollen geflickt werden, aus der Staatskasse.
   Einzig Wagenknechts pazifistische Überzeugung hört sich geradlinig an, tiefsitzend. Doch dann soll der Frieden gerettet werden, indem Deutschland keine Waffen mehr exportiert. (Und nach China keine Küchenmesser, dachte ich.)
   Die populistischen Argumente sind elegant verpackt. Beispiel: Die Haftung der Banken sei neuerdings auf acht Prozent der Kredite beschränkt, sagt sie, und vergleicht das mit einem Privaten, der nur acht Prozent seiner Schulden zurückzahlen müsste. So fördert die Politik die Banken, indem sie nicht mehr fordert. Gemeint ist wohl die E­igen­ka­pi­tal­quote (oder die Kernkapialquote) der Banken nach Basel III, die meines Wissens noch nicht verabschiedet ist. Ohne Quote, ohne Leverage, könnten die Banken (vorneweg die Landesbanken) kein Geld mehr schöpfen. Eine »Echtgelddeckung« scheint mir nicht realisierbar, was jedoch einer weiteren Geldschwemme keine »mechanischen« Grenzen setzt. Das wäre für eine Wahlrede viel zu kompliziert.
   Dass Deutschland soviel Steuern einnimmt wie noch nie, sagt sie auch nicht. Auf jeden Fall soll mehr kassiert werden vom Staat und mehr verteilt.
   Schade. Ähnlich wie bei Gysi wünschte man sich, diese schlauen Köpfe wären in einer anderen Partei. Mir scheint aber, die politische Grundeinstellung eines Menschen ist familiär geprägt, sie vererbt sich über Generationen.
   Am Ende: Mich stört
• erstens die immerzu moralisch abwertende Chakterisiernung des Handelns anderer. Rechts ist immer »-radikal«, liberal immer »neo-«, Banken stets »Zocker-« und die Reichen immer »Super-«. Solche Polemik verstellt das Verstehen. Wir haben ein komplexes System, das erst einmal nüchtern verstanden werden sollte. Vielleicht geben die Reichen das Geld vernünftiger »aus« als die Rentner?
• zweitens dieses immer mehr Staat, immer mehr »Gerechtigkeit«, Umverteilung, Vorschriften statt Eigeninitiative und -verantwortung. Immer mehr Schulden.
• Europa wird über die fehlenden Grenzkontrollen und den gemeinsamen Euro schöngeredet, als ob man das nicht auch ohne »Europa«, Europabgeordente und zugehörige Gurkenkrümmungsvorschriften haben könnte.
• Dann die immer vielschichtigeren politischen Instanzen. Mir würde ein Abgeordneter reichen, der mich vertritt, unten in der Gemeinde. Dann könnte ich den oder die kennen. Steuern möchte ich der Gemeinde zahlen, die dann mit all den höheren politischen Etagen alles Weitere – vom Geld bis zu Entschlüssen – nach Bedarf regeln könnte. Das machte die ganze Geschichte auch transparenter und nicht einen Filz, in den jeder jedem hineinregiert. 
   Wir wählen zu viel (»Bei den Wahlen am Sonntag werden zunächst die Ergebnisse der Europawahl ausgezählt, dann die Stimmen der Landrats- und der Kreisratswahl und im Anschluss die der Bürgermeister- und Stadt- beziehungsweise Gemeinderatswahlen.« – Fehlt noch die Wahl des Integrationsbeauftragten, die ich als migrationshintergründiger vorm. »Vertriebener« mitmachte. ) Die »Granularität« unserer Vertretungen mit Fraktionszwang ist viel zu hoch! – 
   Und es wählen von uns zu wenige, zuletzt bei den Europawahlen 2009 43 Prozent, und das für Jobs mit über achttausend Euro im Monat. (Mehr z. B. hier. 750 Europaabgeordnete, desgleichen 620 Mitglieder des Bundestages.  
   Viel deutlicher hier … : »Alle EU-Parlamentarier streichen üppige Gehälter ein, doch Martin Schulz ist der Spitzenverdiener. Zusätzlich zum Grundgehalt sammelt der Präsident jeden Monat rund 18.000 Euro an steuerfreien Zuschlägen an, rechnet ein Verwaltungswissenschaftler vor. Wird Schulz Kommissionspräsident, verdient er sogar noch mehr.« – Bitte dort weiterlesen. ) 
   Hier genug. 

*) Zur Scheibweise von Sarah siehe z. B. Bild. »Sarah« geht auf die hebräische Schreibweise רָה zurück, bei der das letzte Zeichen (links) das hebräische He ה ist. Im Deutschen ist sowohl die Schreibweise »Sarah« als auch die Schreibweise »Sara« üblich. Die Schreibweise »Sahra« ساره
ist vielleicht in Persien verbreitet, hier eher eine Marotte.
   Ich vermute, dass 1969 das Namensrecht in der »Zone« noch strenger war als in »Westdeutschland« und die kolportierte Hebamme recht hatte: »Sahra gibt’s nicht!«. Bild hält sie noch 2009 für Sarah, die Süddeutsche 2010 schon für Sahra, ich gestatte mir das gängige Sarah. Dazu schreibt die Wikipedia: »Eine Änderung des Nach- und ggf. auch des Vornamens von einer deutschen Schreibweise in die Namensform in der Min­der­hei­ten­sprache ist Angehörigen anerkannter autochthoner Minderheiten in Deutschland (Sorben, Friesen, Dänen, Sinti und Roma) aufgrund des Min­der­hei­ten­na­mens­än­derungs­ge­setzes (MindNamÄndG) problemlos möglich.« – Na, und sind denn die Linken keine Minderheit?
Bei den Wahlen am Sonntag werden zunächst die Ergebnisse der Europawahl ausgezählt, dann die Stimmen der Landrats- und der Kreistagswahl und im Anschluss die der Bürgermeister- und Stadt- beziehungsweise Gemeinderatswahlen.

Feste Reihenfolge bei Wahl: Ergebnisse der Stadträte werden zuletzt ausgezählt | GA-Bonn - Lesen Sie mehr auf:
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Wagenknechts Homepage: http://www.sahra-wagenknecht.de/
Sarah Wagenknecht über Ludwig Erhard in der FAZ. Sie beruft sich überhaupt gerne auf Verstorbene, »die sich im Grabe herumdrhen täten«. Geht immer.
Sarah Wagenknecht 2011 über die Finanzkrise in der FAZ. Interessant, was sie (und manch anderer) damals über das inzwischen erfolgte »Fluten der Märkte mit Zentralbankgeld« meinte.
Gysis Homepage: http://www.gregorgysi.de/
 
Dieser Blog: http://blogabissl.blogspot.com/2014/05/ein-linkes-erlebnis.html

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