27. Mai 2014

Europa wird geraubt

Paul Manship: "The Flight of Europa", Zeus raubt Europa
Indianapolis Museum of Art, Foto Emily Taylor
Zeus (ein schön speckiger Stier) raubt sich hier*) die nackerte Europa; Cupido und Wikipedia waren dabei. Was dann weiter auf Kreta passierte, mag man sich nicht ausdenken. Ihre Kinder jedenfalls wurden allesamt tapfere Männer.

Aber im Ernst. Europa wird immer nur aus seiner Vergangenheit heraus interpretiert. Dass wir hier Frieden haben, wird Europa zuargumentiert. (Ob es an der atomaren Abschreckung gelegen hatte, in den wirklich kritischen Momenten, an der Luftbrücke usw. sei dahingestellt. Außerdem hatten wir Krieg: Ungarnaufstand usw.)
   Weiter gibt es nur Europagegner oder -befürworter. Was gemeint ist, ob ganz Europa, die Europäische Union, oder »nur« der Euroraum, das spezifiziert keiner. Man stelle sich vor, bei einer Bundestagswahl ginge es um Für und Wider Deutschland, mit oder vielleicht ohne Österreich.
   Die Damen und Herren Europapolitiker machen es sich zu leicht. Nicht ob, sondern was sie wollen von und in Europa, das müssten sie endlich einmal herausfinden. Europa ist keine alte Tante, die sich durch ihre Meriten verdient gemacht hat und nun durch Stimmen geehrt wird.
   So kommen wir nicht weiter. In England gibt es nach wie vor Pfunde statt Euros. Hätte das kleine Griechenland nicht auch aus dem Euro ausscheiden können, seine Währung abwerten, und schneller gesunden? Ist Zypern zu retten? Darf die Krim nicht kampflos wieder an Russland gehen – brauchen wir in der Ostukraine erst einen blutigen Bürgerkrieg? Ist die Ukraine, ist Russland Europa oder nicht?
   Da reden wir lieber über gekrümmte Gurken, als dass wir Europa ernst nähmen. Aber bekanntlich sind gesellschaftliche Visionen seit Marx passé. Die wichtigsten Themen werden von der Melasse politischer Korrektheit überdeckt: ausgesuchte Einwanderung, Ausgleich (»Solidarität«) vs. Eigenverantwortung der Länder, Entschuldung durch Geldschwemme, Verordnungswut nicht nur in Brüssel, usw.
   So wird das nichts werden, dieses »Europa«, weil keiner weiß, was es ist, schon gar nicht, was es sein will.
   Ich kehre zurück zu angewandter Kunst:

Model Laurel Stovall,
"dress and shoes by Oscar de la Renta"
Foto David Jakle, von hier
Max Bittrof: Fünf Mark, 1948
Link zu diesem Blog: http://blogabissl.blogspot.com/2014/05/europa-wird-geraubt.html

*) Metamorphosen, 2. Kapitel, 833—875 http://www.gottwein.de/Lat/ov/met02la.php#Europa =
http://www.gottwein.de/Lat/ov/met02de.php#Europa
 


http://gutenberg.spiegel.de/buch/1821/43  Ilias, 14. Gesang:
315  Denn so sehr hat keine der Göttinnen oder der Weiber
Je mein Herz … mir bewältigt:
Noch auch Phönix’ Tochter [Europa], des ferngepriesenen Königs,
Welche mir Minos gebar, und den göttlichen Held Rhadamanthys;

24. Mai 2014

Ein »linkes« Erlebnis

Freitag Nachmittag. Carla ist eben mit dem Bus zum Flughafen gefahren, ganz stolz, allein. Und so bin ich auch allein, was dann eher trivial ist. Ich nehme Carlas übriggebliebenes Fahrrad zum Fahrradladen in die Kaiserstraße, Reifen aufpumpen mit Druckluft. Da komme ich ins Gespräch mit einer Mathestudentin aus Bayern, den Batchelor hat sie schon, nun soll noch der Master her im nächsten Semester. Dann geht’s mit ihrem Freund nach Wien. Jedenfalls kann sie gut Fahrradschlauchflicken, schon zum zweiten Mal heute, sagt sie. Fesches Rennrad, sonst aber eher burschikos, was ich mag.
   Sie erinnert mich an den Wahlkampfauftritt von Sarah*) Wagenknecht am Friedenensplatz. Warum nicht? Ich schlendere die paar Meter hinunter zum Platz, wo auf Bierbänken vielleicht sechtzig Leute dem Vortrag des Bonner Kandidaten lauschen, und wie er eher auf die schöne Sarah warten. Eine Dreimannband spielt ganz hervorragenden Jazz, »Le Blech«. Die rotgeschmückte ältere Dame neben mir – ich hatte mir einen Platz in der ersten Reihe erspäht – klatscht fachgerecht nach jedem Solo. Insgesamt mögen es hundert bis hundertfünfzig hauptsächlich alte Leute gewesen sein, die zusahen.
   Mit nur einer Viertelstunde Verspätung tritt Frau Wagenknecht auf, eher klein, zierlich fast, sommerlich leger. Sie kann ihr Handwerk, da braucht sie kein Manuskript dazu. Die Emphasen bleiben halbmatt, kein Wunder, bei den Auftritten in endloser Folge. Aber immerhin, für gelegentlichen Szenenapplaus reicht es.
   Doch sonst: alles schön polemisch, populistisch könnte man sagen. Wagenknecht beginnt mit Kritik aller anderen, wonach dann einzig die Linke übrigbleibt. Wer will, dass sich was ändere, »muss uns wählen«. Nur leider haben das schon viele gesagt.
   Weiter folgt Kritik an allen nur möglichen Facetten der Innen- und Außenpolitik, wobei meist alles zu wenig und bei den Reichen und den Zockerbanken zu viel ist. Ein gelungener Slalom durch aktuelle Themen, stets rechtzeitig die Kurve kratzend, wenn’s dann um die Frage gehen müsste: Wie soll das gehen? In einem reichen Land wie unserem müssten doch fünfundvierzig Jahre Arbeit reichen für eine volle Rente. Warum nicht 46 oder 53? Oder einfach Arbeit bis zur statistischen Lebenserwartung minus zehn?
Sarah Wagenknecht, 44
Tonbeispiel 12"
   Der Kuchen müsste nur gerechter aufgeteilt werden, vor allem den Reichen weggenommen. Statt sparen zu wollen sollte der Staat die Steuern erhöhen, bei den Reichen, dann geht das.
   Und zehn Euro Mindestlohn müssten es mindestens sein.
   Und die Straßen sollen geflickt werden, aus der Staatskasse.
   Einzig Wagenknechts pazifistische Überzeugung hört sich geradlinig an, tiefsitzend. Doch dann soll der Frieden gerettet werden, indem Deutschland keine Waffen mehr exportiert. (Und nach China keine Küchenmesser, dachte ich.)
   Die populistischen Argumente sind elegant verpackt. Beispiel: Die Haftung der Banken sei neuerdings auf acht Prozent der Kredite beschränkt, sagt sie, und vergleicht das mit einem Privaten, der nur acht Prozent seiner Schulden zurückzahlen müsste. So fördert die Politik die Banken, indem sie nicht mehr fordert. Gemeint ist wohl die E­igen­ka­pi­tal­quote (oder die Kernkapialquote) der Banken nach Basel III, die meines Wissens noch nicht verabschiedet ist. Ohne Quote, ohne Leverage, könnten die Banken (vorneweg die Landesbanken) kein Geld mehr schöpfen. Eine »Echtgelddeckung« scheint mir nicht realisierbar, was jedoch einer weiteren Geldschwemme keine »mechanischen« Grenzen setzt. Das wäre für eine Wahlrede viel zu kompliziert.
   Dass Deutschland soviel Steuern einnimmt wie noch nie, sagt sie auch nicht. Auf jeden Fall soll mehr kassiert werden vom Staat und mehr verteilt.
   Schade. Ähnlich wie bei Gysi wünschte man sich, diese schlauen Köpfe wären in einer anderen Partei. Mir scheint aber, die politische Grundeinstellung eines Menschen ist familiär geprägt, sie vererbt sich über Generationen.
   Am Ende: Mich stört
• erstens die immerzu moralisch abwertende Chakterisiernung des Handelns anderer. Rechts ist immer »-radikal«, liberal immer »neo-«, Banken stets »Zocker-« und die Reichen immer »Super-«. Solche Polemik verstellt das Verstehen. Wir haben ein komplexes System, das erst einmal nüchtern verstanden werden sollte. Vielleicht geben die Reichen das Geld vernünftiger »aus« als die Rentner?
• zweitens dieses immer mehr Staat, immer mehr »Gerechtigkeit«, Umverteilung, Vorschriften statt Eigeninitiative und -verantwortung. Immer mehr Schulden.
• Europa wird über die fehlenden Grenzkontrollen und den gemeinsamen Euro schöngeredet, als ob man das nicht auch ohne »Europa«, Europabgeordente und zugehörige Gurkenkrümmungsvorschriften haben könnte.
• Dann die immer vielschichtigeren politischen Instanzen. Mir würde ein Abgeordneter reichen, der mich vertritt, unten in der Gemeinde. Dann könnte ich den oder die kennen. Steuern möchte ich der Gemeinde zahlen, die dann mit all den höheren politischen Etagen alles Weitere – vom Geld bis zu Entschlüssen – nach Bedarf regeln könnte. Das machte die ganze Geschichte auch transparenter und nicht einen Filz, in den jeder jedem hineinregiert. 
   Wir wählen zu viel (»Bei den Wahlen am Sonntag werden zunächst die Ergebnisse der Europawahl ausgezählt, dann die Stimmen der Landrats- und der Kreisratswahl und im Anschluss die der Bürgermeister- und Stadt- beziehungsweise Gemeinderatswahlen.« – Fehlt noch die Wahl des Integrationsbeauftragten, die ich als migrationshintergründiger vorm. »Vertriebener« mitmachte. ) Die »Granularität« unserer Vertretungen mit Fraktionszwang ist viel zu hoch! – 
   Und es wählen von uns zu wenige, zuletzt bei den Europawahlen 2009 43 Prozent, und das für Jobs mit über achttausend Euro im Monat. (Mehr z. B. hier. 750 Europaabgeordnete, desgleichen 620 Mitglieder des Bundestages.  
   Viel deutlicher hier … : »Alle EU-Parlamentarier streichen üppige Gehälter ein, doch Martin Schulz ist der Spitzenverdiener. Zusätzlich zum Grundgehalt sammelt der Präsident jeden Monat rund 18.000 Euro an steuerfreien Zuschlägen an, rechnet ein Verwaltungswissenschaftler vor. Wird Schulz Kommissionspräsident, verdient er sogar noch mehr.« – Bitte dort weiterlesen. ) 
   Hier genug. 

*) Zur Scheibweise von Sarah siehe z. B. Bild. »Sarah« geht auf die hebräische Schreibweise רָה zurück, bei der das letzte Zeichen (links) das hebräische He ה ist. Im Deutschen ist sowohl die Schreibweise »Sarah« als auch die Schreibweise »Sara« üblich. Die Schreibweise »Sahra« ساره
ist vielleicht in Persien verbreitet, hier eher eine Marotte.
   Ich vermute, dass 1969 das Namensrecht in der »Zone« noch strenger war als in »Westdeutschland« und die kolportierte Hebamme recht hatte: »Sahra gibt’s nicht!«. Bild hält sie noch 2009 für Sarah, die Süddeutsche 2010 schon für Sahra, ich gestatte mir das gängige Sarah. Dazu schreibt die Wikipedia: »Eine Änderung des Nach- und ggf. auch des Vornamens von einer deutschen Schreibweise in die Namensform in der Min­der­hei­ten­sprache ist Angehörigen anerkannter autochthoner Minderheiten in Deutschland (Sorben, Friesen, Dänen, Sinti und Roma) aufgrund des Min­der­hei­ten­na­mens­än­derungs­ge­setzes (MindNamÄndG) problemlos möglich.« – Na, und sind denn die Linken keine Minderheit?
Bei den Wahlen am Sonntag werden zunächst die Ergebnisse der Europawahl ausgezählt, dann die Stimmen der Landrats- und der Kreistagswahl und im Anschluss die der Bürgermeister- und Stadt- beziehungsweise Gemeinderatswahlen.

Feste Reihenfolge bei Wahl: Ergebnisse der Stadträte werden zuletzt ausgezählt | GA-Bonn - Lesen Sie mehr auf:
http://www.general-anzeiger-bonn.de/region/kommunalwahl/rhein-sieg-kreis/Ergebnisse-der-Stadtraete-werden-zuletzt-ausgezaehlt-article1357348.html#plx1100650909
Bei den Wahlen am Sonntag werden zunächst die Ergebnisse der Europawahl ausgezählt, dann die Stimmen der Landrats- und der Kreistagswahl und im Anschluss die der Bürgermeister- und Stadt- beziehungsweise Gemeinderatswahlen.

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Bei den Wahlen am Sonntag werden zunächst die Ergebnisse der Europawahl ausgezählt, dann die Stimmen der Landrats- und der Kreistagswahl und im Anschluss die der Bürgermeister- und Stadt- beziehungsweise Gemeinderatswahlen.

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Bei den Wahlen am Sonntag werden zunächst die Ergebnisse der Europawahl ausgezählt, dann die Stimmen der Landrats- und der Kreistagswahl und im Anschluss die der Bürgermeister- und Stadt- beziehungsweise Gemeinderatswahlen.

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Bei den Wahlen am Sonntag werden zunächst die Ergebnisse der Europawahl ausgezählt, dann die Stimmen der Landrats- und der Kreistagswahl und im Anschluss die der Bürgermeister- und Stadt- beziehungsweise Gemeinderatswahlen.

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Bei den Wahlen am Sonntag werden zunächst die Ergebnisse der Europawahl ausgezählt, dann die Stimmen der Landrats- und der Kreistagswahl und im Anschluss die der Bürgermeister- und Stadt- beziehungsweise Gemeinderatswahlen.

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Wagenknechts Homepage: http://www.sahra-wagenknecht.de/
Sarah Wagenknecht über Ludwig Erhard in der FAZ. Sie beruft sich überhaupt gerne auf Verstorbene, »die sich im Grabe herumdrhen täten«. Geht immer.
Sarah Wagenknecht 2011 über die Finanzkrise in der FAZ. Interessant, was sie (und manch anderer) damals über das inzwischen erfolgte »Fluten der Märkte mit Zentralbankgeld« meinte.
Gysis Homepage: http://www.gregorgysi.de/
 
Dieser Blog: http://blogabissl.blogspot.com/2014/05/ein-linkes-erlebnis.html

23. Mai 2014

Technik verstehen

Bahnhof Bozen, 1928:
Franz Ehrenhöfer,
Allegorie der Elektrizität,
Foto Jörn

»Technik verstehe ich nicht!« – ein lässlicher Kavaliersdelikt, den vor allem Alte (»Senioren«) und Frauen (»Genderrelevante«) vor sich her tragen. Wie bei Mathematik und Physik, von Chemie ganz zu schweigen: »Das hab’ ich nie verstanden«.
   Im Gegenzug gibt’s ein Heer von Fachleuten, Spezialisten, Beratern, Kennern, Lobbyisten, Insidern und berufenen Kreisen, die für uns Technik und ihre Folgen beurteilen, meist natürlich warnend. Stets fordern sie weitere Forschung, Studien, Diskussionsrunden und Talk Shows. Hauptsache sie haben Arbeit.
   Als simpler Techniker bin ich da sauer. Und versuche seit Jahrzehnten, Technik einfach darzustellen (siehe »Warum ich über Technik schreibe«, etwa aus dem Jahr 1995).
   Dabei braucht man beim Technikverständnis nur immer gerade so weit zu gehen, dass man sich eigenständig Wirkungen, Folgen erklären kann. Kann ein Handy der Gesundheit schaden, wenn es während des Telekonats am Ohr nullkomma… Watt an Energie abstrahlt, weniger als ein Fahrradrücklicht, und gewiss weniger als ein Haarföhn mit über tausend Watt? Überhaupt hilft oft schon diese Energiebetrachtung, wenn man Wirkungen abschätzen will (dazu kommt die Übertragbarkeit, die »Anpassung«).
   Kann Kuhmilch böse sein, wenn die Kuh Klonmais wiedergekäut hat? Abgesehen davon, dass sie Mais nicht mag. Ich liebe einfache Erklärungen. In Mathematik und Technik ist das Einfache meist das Richtigere – wie die barbusige Allegorie, die sich hier den entscheidenden Teil eines Elektromotors oder -genrators, den »Läufer«, als Feigenblatt vorhält.
   Am Notwendigsten ist Technikverständis für eine Riskoabschätzung. Sowas sollte ein Schulfach sein! Wie wahrscheinlich ist es, dass … ? – diese Frage sollte man sich immer wieder stellen. Selbst wenn man sie nicht genau beantworten kann, sollte einem allein schon die Frage größenordnungsmäßig ein Gefühl dafür geben. Wie wahrscheinlich es ist, in einer Lotterie zu gewinnen, steht sogar in der Wikipedia. Um bei »Sechs aus neunundvierzig« mit etwas über vierzig Prozent Wahrscheinlichkeit zu gewinnen, müsste man sechs Millionen Lottoscheine ausfüllen. Mit vierzehn Millionen Scheinen gewinnt man gewiss.
   Weitere Beispiele gäb’s Myriaden. Ein Sicherheitsschloss lässt sich in ein paar Minuten knacken, das zeigen unzählige Videos:


Sollten wir nun regelmäßig alle Türschlösser wechseln? Vielleicht. Bei elektronischen Schlössern empfehlen Experten allerdings gerne eine ein wenig »überhöhte« Sicherheit, Beispiel: »Ihr eigener W-Lan-Schlüssel sollte aus mindestens zwanzig Zeichen bestehen (Groß- und Kleinbuchstaben, sowie Sonderzeichen und Ziffern). Verwenden Sie eine zufällige Kombination aus Buchstaben und Zahlen. Vermeiden Sie Namen und Geburtsdaten. Diese sind oftmals leicht zu erraten.« Und dann kommt ein Freund zu Besuch und möchte sich in Ihren W-Lan einloggen. Können Sie ihm dann den Kode sagen? Und wissen Sie überhaupt, vor wem und warum Sie Ihren W-Lan »schützen« sollen?
   Zum Schluss ein Beispiel, sogar von einer Site »Technik-verstehen.com«: »In Hinsicht auf die IT-Lösungen in Bezug auf die Schaffung firmeninterner Netzwerke und bezüglich des sogenannten Cloud-Computings gewinnen sogenannte Thin Clients zunehmend an Bedeutung.« – Kann man abschreckender schreiben? Hier wird einem schon vor jedem Inhalt die »Hinsicht« vergällt, der »Bezug« bleibt auf der Strecke.

Link zu diesem BloG hier: http://blogabissl.blogspot.com/2014/05/technik-verstehen.html

14. Mai 2014

spdns statt DynDNS

DynDNS hat seinen kostenlosen Dienst eingestellt; unter $ 25 / Jahr tun sie’s nimmer. Damit ist die alte Außenadresse meines Rechners Fritz.Serveftp.com tot.
   Auf der Suche nach einem neuen kostenlosen Adressdienst stieß ich auf spdns der Securepoint in Lüneburg. Die hatten eine schöne neue Adresse für mich: Joern.spdns.De. Danke! Gleich nach der Anmeldung klappte darüber schon der Zugang zu meinem Rechner.
   Nun aber erklärt: Wer seinen Rechner oder andere Geräte am DSL-Anschluss oder Kabel-Internet-Anschluss (wie bei mir) von außen zugänglich machen will, muss die richtige IP-Adresse (»URL«) à la 178.202.233.155 kennen und nehmen. Diese IP-Adresse ändert sich aber, weil der Internet-Dienstleister diese knappen Adressen immer mal wieder neu verteilt. Es ist, als bekäme dasselbe Reihenhäuschen immer mal wieder eine andere Hausnummer, was den Postboten verrückt macht. Ohnehin steuert man lieber eine Namensadresse an, als eine bloße Nummer. (Die Namensadresse wird beim Zugriff vom DNS-Server zur Nummernadresse umgebaut.)
   Will man seinen Rechner immer mit demselben Namen ansprechen (hier: Joern.spdns.De, Groß- und Kleinschreibung meist egal), und das will man, so braucht’s so einen Dienst, der bei joern.spdns.de immer die richtige, aktuelle IP-Adresse hinterlegt. Das hatte mir DeeEnEs für DynDNS prima gemacht, aber nur für Konten bei DynDNS. Jetzt macht’s mir spdns
   Wie aber sagt mein Rechner den spdns-Leuten in Lüneburg, dass sich meine »Hausnummer« wieder einmal geändert hat? Denn »von oben« finden die mich sonst im Meer der IP-Adressen nie wieder.
   Dieses Updating, altdeutsch Ajournierung oder Aktualisierung, muss schon ich aus meinem System heraus machen! Hat man einen Fritz-Router oder sonst ein modernes Stück dran, dann geht’s damit. Ich muss den IP-Update mit einem regelmäßig laufenden Progrämmchen machen. Leider bietet spdns da selbst nichts – aber man sollte nicht den ganzen Arm verlangen, wenn man schon den Finger gereicht bekommt.
   Ich habe mir den ddclient geholt, von hier. Und dann lang gebastelt, bis der Update klappte. Programm ddclient.exe und Konfigurationsdatei ddclient.conf habe ich gemeinsam in einem Unterverzeichnis, bei mit auf H:\ddclient\. Hier, wie meine Konfigurationsdatei ddclient.conf aussieht, samt Kommentaren hinter Rauten (#):

# Diese Datei ddclient.conf im selben
#  Unterverzeichnis wie ddclient.exe belassen.
# Felder durch Komma und oder Zeilenwechsel trennen.
# Alle Parameter auf http://sourceforge.net/apps/trac/ddclient/wiki/Usage.
# Alle Fehlermeldungen - sorry, dazu nichts gefunden.
# Irgendwelche Installationen und Registry-Einträge 

#  sind nicht nötig.
# Aufruf als: ddclient.exe -file ddclient.conf
# Testen in der Dos-Box, dann sieht man, was passiert.
#  Dabei daemon mit Raute davor ausschalten, 

#  sonst hängt’s (dann raus mit Strg-C).
# Nach erfolgreichem Test in den Autostart.
# Warnungen, wonach Dateien "must be accessible only to
#  its owner (fixed)", ignorieren.
# Die Datei ….cache (am Ende der Welt, siehe Warnmeldung)
#  enthält lesbare Log-Informationen.
# • Ein Ende mit z.B. "SUCCESS updating joern.spdns.de:
#   good: IP address set to 178.200.247.59"
#  zeigt, dass erfolgreich mit einer NEUEN IP aktualisiert wurde.
# • Ein Ende OHNE diese SUCCESS-Meldung zeigt,
#   dass IP bereits stimmte und sich nichts änderte.
# Fritz@Joern.De, 14. Mai 2014
#
# Mit 'Daemon' bleibt das Programm bewusst hängen 

#  und läuft alle z. B. 5 m = Minuten:
# daemon=5m # Zahlen ohne was: Sekunden, m: Minuten
# Statt Dämon in Windows Geplanten Task aufgesetzt.
# Ist hier den Dämon an, gibt’s "can not firk"-Fehlermeldung.
# Erst die aktuelle IP holen und in web speichern:
use=web, web=checkip.dyndns.org # oder web=checkip.spdns.de
# Jetzt geht’ an den (ev. nötigen) Update:
server=spdns.de # Für Adressen mit ….spdns.de immer das eintragen.
protocol=dyndns2
# Jetzt der individuelle Teil:
login=FritzinBonn, password=xxxxxxxx

joern.spdns.de # Das ist der "Hostname", Joern NICHT großscheiben!
mail-failure=Fritz@Joern.De # Nachricht, wenn’s nicht klappt

  
Die Geschichte mit dem mail-failure hab’ ich nicht getest, da könnten alle paar Minuten Mails herauskommen, Achtung.
   Wichtiges habe ich fett hervorgehoben, nur mein Passwort ausgeixt. Am wichtigsten ist der Aufruf der ddclient.exe mit dem Parameter -file ddclient.conf, damit das Programm nicht vergeblich seine Konfigurationsdatei irgendwo sucht (unter einem etc/). Ergebnis:
So sieht das dann in der Dos-Box aus (Windows: Ausführen, Command oder cmd), zunächst, wenn in der Tat eine neue, geänderte IP-Adresse hochgesandt wird, und wenn das (danach) nicht mehr nötig war. Also nicht erschrecken!
   Wenn das alles klappt nicht vergessen entweder den »Dämon« heißzuschalten oder im Betriebssytem über Systemsteuerung, geplante Tasks alle paar Minuten H:\Programme\ddclient\ddclient.exe -file ddclient.conf ausführen zu lassen, samt dem -file-Parameter! (H: ist eher ungewöhnlich, bei Ihnen wird’s auf C: sitzen.)
   Übrigens merkt sich ddclient die IP-Adresse in der Datei ddclient.cache. Nur wenn sie sich geändert hat, wird der spdns-Server behelligt. Dieses Verfahren sichert den Betrieb von ddclient sowohl als Dämon, als auch als immer wieder von Windows ausgeführtes Programm. Möchte man zu Testzwecken einen Update erzwingen, so kann man die IP-Adresse im Cache ändern, wird dann aber zurecht gemahnt:
Wenn man unbedingt will, kann man von Hand ändern, beschrieben hier.
   Wenn ich meine IP wissen will, so gehe ich mit dem Browser auf WieistmeineIP
   Wenn ich wissen will, ob Joern.spdns.de die richtig drin hat, gehe ich in die Dos-Kommandozeile und gebe nslookup joern.spdns.de ein:

Stimmt! Noch einfacher ist Trace Route: tracert Joern.spdns.de.

Die ddclient-Parameter: http://sourceforge.net/apps/trac/ddclient/wiki/Usage

Link hierher: http://blogabissl.blogspot.com/2014/05/spdns-statt-dyndns.html

11. Mai 2014

Berber – müssen sie politisch korrigiert werden?

Dreisprachiges Hinweisschild in Tizi Ouzou
bezw. Wikipedia. Foto Vermondo
Berber, Volksstamm im Atlas-Gebirge, hatte ich im Hinterkopf. Nun klärte mich ein großer NZZ-Artikel, hier, gleich zu Anfang auf, dass sie die Bezeichnung Berber nicht mögen, weil die an Barbaren erinnert. »Imazighen« wollen sie heißen, in der Einzahl »Amazigh«. Wie man’s spricht, darüber lässt sich die Autorin Astrid Frefel nicht aus, ob wie Ziege oder einfach wie amazing. Der gebildete Schweizer weiß das (:–). Im ganzen Artikel wird denn auch brav immer nur über diese »-zigh« geschrieben – außer in der Überschrift, die wäre sonst wohl zu lang: »Die Imazighen kämpfen gegen die arabische Dominanz«.
   Am Foto in der NZZ steht übrigens ⵉⵎⴰⵣⵉⵖⴻⵏ gleich Imaziɣen (so kann man’s auch schreiben) gleich barbarisch, pardon berberisch. Die Barbaren, ob die schon geschrieben haben?
   Was sagt die populärwissende Wikipedia dazu? »Ob der Name Berber aus dem Arabischen stammt (vom Plural Barābira) oder sich vom griechischen Wort bárbaros ableitet, ist umstritten. Heute bezeichnen sich einige Berber, insbesondere in Marokko, als imazighen ›Freie‹, um sich in einer eigenen, in ihrer Muttersprache gefassten Volksgruppenbezeichnung wiederzufinden«. Noch ausführlicher erklären es die Engländer oder Amerikaner. Besonders in den USA geht es ja poltisch noch korrekter zu als hierzulande.
   Hier bei uns stellt sich wieder einmal die Frage, ob wir etwas – hier immerhin Leute! – so bezeichnen, dass wir alle gleich wissen, worüber wir reden, oder den (oft auch wechselhaften) Wünschen der Beteiligten nachgeben und uns politisch korrigieren, von Bombay zu Mumbai, von der Tschechei zu Tschechien (sprich Tschechiën, nicht Tschechíhn), von Eskimos zu Inuit und Yupik,von Zigeunern zu Sinti und Roma. Als Süddeutscher weiß ich, dass ein Begriff wie Preuße bezw. Preiß erst durch die Ausspache, durch den Zusammenhang – etwa die Vorsilbe Sau- – abfällig wird oder neutral bleibt. Berber habe ich beispielsweise noch nie als Barbaren empfunden, Zigeuner nicht als abgewertet und Eskimos nicht als schlimm. Die Namensgeschichten sind ohnehin meist komplexer. Wikipedia: »Die von Inuit gegründete Nichtregierungsorganisation Inuit Circumpolar Council möchte den Begriff ›Eskimo‹ allgemein durch ›Inuit‹ ersetzen. Dieses Wort kommt jedoch nicht in allen Eskimosprachen vor und bezeichnet auch nur die kanadischen und grönländischen Volksgruppen, weshalb die Yupik und Inupiat ihre Eigenbezeichnung verwenden oder sich dem ›Volk der Eskimos‹ zugehörig fühlen.«
   Dazu kommt noch die berberische Pluralbildung, womit wir unsere Bildung zeigen können, die aber nicht ins Deutsche gehört. Eingedeutschte Begriffe werden nach den Regeln deutscher Rechtschreibung behandelt, so etwa Babys nicht zu Babies, Handys nicht zu Handies usw. Wenige sehen das. Müssen Suchmaschinen künftig bei »Amazigh« auch nach »Imazighen« suchen? Wie soll das gehen? Ich bleibe einfach bei der Berber, die Berber.
   Kurz: Ich plädiere wieder einmal für’s »Schreiben für den Leser« statt für’s »Schreiben für den ⵉⵎⴰⵣⵉⵖⴻⵏ«. Die NZZ ist halt ein Bildungsblatt, politisch korrekt (selbst die Elfenbeinküste kommt dort immer nur als Côte d’Ivoire vor).
   Servus beinand! – Erinnert den Lateinschüler aber an Diener, also nicht.

Link hierher: http://blogabissl.blogspot.com/2014/05/berber-mussen-sie-politisch-korrigiert.html

10. Mai 2014

Mehrfach dieselben Icons in Word-Symbolleisten

Haben Sie sowas schon gesehen?
Die Word-Symbolleisten »Standard« (obere) und »Format« (untere) mit mehrfachen gleichen Befehlen
Stottert Word? Vermehrt sich da gerade ein Virus? Gewiss nicht. Aber richtig draufgekommen bin ich nicht, hab’s einfach nur wegbekommen.
• Alte Fortmatvorlagen nicht nur durch Umbenennen des Dateinamens reversibel unkenntlich machen – etwa normal.dot zu normalAlt.dot, sondern die Endungen versauen, etwa zu normal.XXXdot. Dann greift Word die so ausgeschalteten Formatvorlagen nicht mit auf beim Start.
• Den Speicherort (Ordner) für Formatvorlagen (Word, Extras, Optionen, Speicherort für Daten, Benutzervorlagen) möglichst so lassen, wie die Installation das wollte. Word hat dergleichen gerne an einem sichern Ort, nicht gerade in Eigenen Dateien.
• Zum seltenen Thema »Datei-Fehlermeldungen bei Word-Start« lese man
http://support.microsoft.com/kb/2501584/de und führe die dort anklickbaren Patches aus. (»Word kann dieses Dokument nicht öffnen«, »Word kann diese Dokumentenvorlage nicht öffnen« [zu schwache Umbenennung, s. o.], »Office hat ein Problem bei dieser Datei erkannt. Zum Schutz des Computers kann die Datei nicht geöffnet werden.«, »Die globale Dokumentenvorlage ist …« usw.)
   Hernach läuft Word wieder wie »ein Wort«!

Link zu diesem Eintrag: http://blogabissl.blogspot.com/2014/05/mehrfach-dieselben-icons-in-word.html

Firefox nutzt die oberste blaue Zeile als Menüleiste.

Für alle, die vom neuesten Firefox überrascht sind und das Menü suchen.
   Firefox, rechts das Symbol mit den drei Balken anklicken, um das »Menü zu öffnen«, dann ganz unten auf »+ Anpassen«, und wieder ganz unten links:

• Die »Titelleiste« hat entweder oben einen eher schmalen dunklen Streifen wie hier, oder einen eher breiten. Hin- und Herschalten tut man durch Anklicken dort unten. Je nachdem verschwindet die Menüzeile bezw. zieht sich in die alleroberste, die blaue Programmzeile zurück. Dort gibt es dann je nach Länge des dort von Windows Angezeigten ein Durcheinander oder nicht. Ich nutze Title Time (http://www.pcwelt.de/downloads/TitleTime-582619.html), ein uraltes, pfiffiges Progrämmchen, das heute noch läuft. Da hab’ ich gerne dort kein weiteres Durcheinander. Mit der Alt-Taste kann man sich kurzzeitig das Menü zeigen lassen. Vernünftiger ist meist die Anzeige mit extra Menüzeile.
• Klickt man auf »Symbolleisten ein-/ausblenden«, ist da wohl die »Menüleiste« an- und die »Lesezeichenleiste« aus. Die Menüleiste ist die mit Datei, Bearbeiten, Ansicht, Chronik, Lesezeichen, Extras und Hilfe. Die Lesezeichenleiste kann man sich sparen, wenn man bei Bedarf auf »Lesezeichen« in der Menüleiste klickt, aber bitte.

Link zu diesem Eintrag: http://blogabissl.blogspot.com/2014/05/firefox-nutzt-die-oberste-blaue-zeile.html

4. Mai 2014

Beichten in Regensburg

Regensburg, zwischen Ingolstadt und Passau an der Donau, dort, wo sie am nördlichsten fließt, ist eine Reise wert. Und mehr: um mehr zu sehen und zu erleben. Erst war ich allein dort, im September 2012, dann ausgiebig mit der Familie im Oktober 2013 (Bilder und Tagebuch) und jetzt wieder im April 2014. Man sieht, meine Begeisterung für Regensburg ist groß. Sie ist noch größer geworden, und das kam diesmal vom Beichten.
   Katholisch gesehen bin ich zwar nicht besonders fromm, jedoch so erzogen; ein altmodischer Mensch halt. Mir ist da noch erinnerlich, dass man zu Ostern beichten soll:

»Katholischer Katechismus Zum Gebrauche Der Schlesischen und anderer Schulen Deutschlandes
nach der Fähigkeit der Jugend in drey Klassen ausgetheilet«

Als ich hier in Bonn einmal zwei mir wohlbekannte ältere Priester in der Stiftskirche auf die frommen Polen hingewiesen hatte, die vor den Beichtstühlen Schlange standen, hatte man mir fast von oben herab beschieden, das sei bei uns hier nicht mehr üblich. Kein Wunder, dass ich (trotz Beichtgelegenheit im Bonner Münster), heuer nicht zum Beichten gekommen war.
   Anders in Regensburg.
Ich spaziere da am Weißsonntag, den 27. April, an einem fast regnerischen Morgen früh durch die Maximilianstraße Richtung Altstadt, eine breite Fußgängerzone, noch ohne Fußgänger. Nur ein kofferrollender Reisender kommt mir entgegen auf dem Weg zum Bahnhof. Und zwei alte Frauen, eher beleibt, eine mit Hündchen an der Leine, beide mit Fahrradanhänger, eine rechts, eine links gegenüber, stets auf gleicher Höhe bleibend, laut sich im Dialekt unterhaltend über die Neuigkeiten der Stadt. Sie trugen Gratiszeitungen aus.
   Ich mache schnell, und wie so oft fast schon zu spät, ein Foto und wandere weiter.
   Rechts die barocke Karmeliterkirche. In den Bänken zu dieser Zeit eine Handvoll still Betende, und rechts ein Schild »Beichtgelegenheit an Werktagen von 9 bis 11 und von 15 bis 17 Uhr, an Sonn- und Feiertagen von 7.45 bis 10 Uhr«. Es war kurz vor neun. Bis zum Hochamt im Dom hatte ich gut Zeit, bin also den gewiesenen Weg gegangen rechts hinaus aus dem Kirchenschiff in einen langen Gang, vielleicht einem Teil früheren Kreuzgangs. Dort gab’s ein Armesünderbänkchen bezw. eine lange Bank, immerhin gepolstert. Gegenüber große, vom Ansehen her kunsthölzerne Kabinen, die mir mehr nach Verrichtungsboxen als nach Beichtstühlen aussahen und nicht mehr in Gebrauch waren.
   Gebeichtet wurde am Nordende des Ganges hinter einer normalen Türe, die in einen begehbaren Vorraum führte mit undurchsichtigem Beichtfenster hinüber zum Priester nebenan. Fünf Leute warteten, darunter vorneweg ein junger Pater und eine Mutter mit einem vielleicht vierjährigem Kind. Der Pater stellte sich als Ablösung heraus. Die Mutter nahm ihren Sprössling mit zum Bekenntnis ihrer Sünden, harmlose wohl oder gewiss jugendfrei formulierte. Schnell ging’s, ungewohnt schnell. Von Bonn bin ich gewohnt, dass die Beichtväter weniger auf die individuellen Sünden eingehen und bei solcher Gelegenheit eher ihre (zu lange) Sonntagspredigt üben. Das kann je Sünder zwanzig Minuten dauern.
   Die Regensburger Karmeliter aber, die können es noch. Die wissen, was sich vor Gott und vor allem vor den armen Sündern gehört: Eine klare, rasche Absolution, eine einfache Buße und ein österlicher Beichtzettel zum Beweis der guten Tat.

Osterbeichtzettel 2014, Karmeliterkirche Regensburg
Laufend kamen weitere Sünder nach, eine Mutter mit wohl ihrer erwachsenen Tochter, alte und junge Leute, »schamlos« sich bekennend als gefallene – oder doch nur lässlich gestolperte? – Sünder.
   Ohne viel Belehrung, aber »absolviert« und mit einem Vaterunser zur Buße, ging ich dann von hinnen. Später hatte ich sogar noch Zeit für ein ordentliches Frühstück im Angesicht des Doms, ließ die Herren Zelebranten in ihren wallenden Soutanen die steinernen Treppen vorauslaufen, und kam dann noch zurecht zum Hochamt.
   Später habe ich in Regensburg die Geschichte noch ein paar Mal zum Besten gegeben. Es stellte sich heraus, dass die Beichtspezialität der Karmeliter stadtbekannt ist und alle ganz offen über ihre Beichterfahrungen sprechen. Nur in den Reiseführeren ist diese Attraktion nicht vermerkt. Dabei vierdiente sie drei Sterne im Baedeker!

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