Paul Manship: "The Flight of Europa", Zeus raubt Europa Indianapolis Museum of Art, Foto Emily Taylor |
Aber im Ernst. Europa wird immer nur aus seiner Vergangenheit heraus interpretiert. Dass wir hier Frieden haben, wird Europa zuargumentiert. (Ob es an der atomaren Abschreckung gelegen hatte, in den wirklich kritischen Momenten, an der Luftbrücke usw. sei dahingestellt. Außerdem hatten wir Krieg: Ungarnaufstand usw.)
Weiter gibt es nur Europagegner oder -befürworter. Was gemeint ist, ob ganz Europa, die Europäische Union, oder »nur« der Euroraum, das spezifiziert keiner. Man stelle sich vor, bei einer Bundestagswahl ginge es um Für und Wider Deutschland, mit oder vielleicht ohne Österreich.
Die Damen und Herren Europapolitiker machen es sich zu leicht. Nicht ob, sondern was sie wollen von und in Europa, das müssten sie endlich einmal herausfinden. Europa ist keine alte Tante, die sich durch ihre Meriten verdient gemacht hat und nun durch Stimmen geehrt wird.
So kommen wir nicht weiter. In England gibt es nach wie vor Pfunde statt Euros. Hätte das kleine Griechenland nicht auch aus dem Euro ausscheiden können, seine Währung abwerten, und schneller gesunden? Ist Zypern zu retten? Darf die Krim nicht kampflos wieder an Russland gehen – brauchen wir in der Ostukraine erst einen blutigen Bürgerkrieg? Ist die Ukraine, ist Russland Europa oder nicht?
Da reden wir lieber über gekrümmte Gurken, als dass wir Europa ernst nähmen. Aber bekanntlich sind gesellschaftliche Visionen seit Marx passé. Die wichtigsten Themen werden von der Melasse politischer Korrektheit überdeckt: ausgesuchte Einwanderung, Ausgleich (»Solidarität«) vs. Eigenverantwortung der Länder, Entschuldung durch Geldschwemme, Verordnungswut nicht nur in Brüssel, usw.
So wird das nichts werden, dieses »Europa«, weil keiner weiß, was es ist, schon gar nicht, was es sein will.
Ich kehre zurück zu angewandter Kunst:
Model Laurel Stovall, "dress and shoes by Oscar de la Renta" Foto David Jakle, von hier |
Max Bittrof: Fünf Mark, 1948 |
*) Metamorphosen, 2. Kapitel, 833—875 http://www.gottwein.de/Lat/ov/met02la.php#Europa =
http://www.gottwein.de/Lat/ov/met02de.php#Europa
http://gutenberg.spiegel.de/buch/1821/43 Ilias, 14. Gesang:
315 | Denn so sehr hat keine der Göttinnen oder der Weiber Je mein Herz … mir bewältigt: … |
Noch auch Phönix’ Tochter [Europa], des ferngepriesenen Königs, Welche mir Minos gebar, und den göttlichen Held Rhadamanthys; … | |