25. April 2017

Brittings kleine Welt in Bayern

Noch bissl Britting? 
Jörn und Schuldt, 29.3.2010
   Hier Gedanken zur kleinen Welt in Bayern, ganz persönliche, von einem, der den Dichter noch gut gekannt hat. Hier erinnert er sich, wie ihm Brittings Witwe, die unvergessene Schauspielerin Inge Fröhlich, dieses Gedicht vortrug, in einer kleinen Konditorei im München: »So, wie sie las, bedurfte es keiner Interpretation, die war in der Diktion, der Sprache bereits enthalten«, schreibt unser Hans-Jochim Schuldt dazu – ein interessanter Mann übrigens, siehe https://www.myheritage.de/FP/genealogy-welcome.php?s=148230861.
   
Nun aber zum Gedicht und zu Schuldts Anmerkungen.
Ich hab’s etwas leichter lesbar gesetzt:


Die kleine Welt in Bayern

Der Himmel ist hoch und weit
über das Land gespannt,
dass alles unter ihm Platz hat:
die weiße Felswand,
der Kirchturm, Zigeunerpferde
mit farbigen Bändern
im Schopf, Hirsche, Nachtigallen und Stare
und der spiegelnde, blaue und klare
Waldsee mit den schilfigen Rändern.

[Bis hierher malt der Dichter ein Bild.]

Liegt ein Kerl im Moose,
schlägt die Augen auf, und im kleinen Stern
sammelt er alles, den Kirchturm, die Felswand,
den Himmel und sein Begehrn,
geht darüber und über den Himmel hinaus ins
Große und Grenzenlose.

 
[Hier schildert der Dichter, was der Kerl im Moos sieht und zu welchem Begehren das Gesehene Anlass gibt.]

»Die kleine Welt in Bayern«, gelesen von Fritz Jörn.
   Entstanden ist das Gedicht 1925. Warum aber Waldsee, Moos und Kerl (so sagt man aber nicht in Bayern) gerade in Bayern angesiedelt sind, noch dazu als »kleine« Welt, das weiß keiner; vielleicht »liegt da [bloß einfach] einer im Moos«, dann passt’s scho’. fj

[Was aber »über den Himmel hinaus ins Große und Grenzenlose« geht, das sagt er uns nicht, überlässt es der Phantasie des Lesers. Das kann auch das grenzenlose Universum sein und das Unbegreifliche der Schöpfung. 
   Warum aber betitelt der Dichter es mit der »kleinen« Welt in Bayern? Ist es der Kontrast zu der nicht zu begreifenden Unendlichkeit des Kosmos’ und zur Größe Gottes?]
   Nun ganz subjektiv: So verstand ich [Schuldt] das, als mir meine damals noch nicht meine Frau seiende Ingeborg das Gedicht in einer kleinen Konditorei in der Nähe vom Annaplatz vorlas. Es war, als würden sich Mikro- und Makrokosmos zu einer irdischen Einheit harmonisch vereinigen.

»So stehen sich zwei Gewitter ... gegenüber.« – sagt, eine Zeile Brittings zitierend 
 dein [Fritz Jörns] alter [na ja, 97, fj] Hans
[Aber es muss ja nicht gleich donnern. Geniessen wir die Spannung bis zum Geistesblitz.]

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Zu den Gewittern, die sich gegenüberstehen, mein Blog:

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