25. Mai 2021

Drahtstifte


Nägel, also solche, die man wo reinklopft und nicht Fingernägel, solche Nägel sind in den allermeisten Fällen keine Nägel mehr. Sie sind »Drahtstifte«. Im Bild links immer noch angeblich sog. »Zimmermannsnägel« aus der Wikipedia.
    Klassische Nägel werden geschmiedet. Deshalb sehen sie eher eckig aus. Im praktischen Leben kommen sie nicht mehr vor, tut mir leid. Da muss man schon beim Behufeneines Pferdes dabei sein (hier ein Video von mir) und sich einen Nagel erbitten, der dann vielleicht so aussieht:

Ein Bleistift und ein moderner Hufnagel – Foto Jörn

Behufen, aus einer südtiroler Nachkriegs-Schulfibel

Die Wikipedia beschreibt noch rührend, wie Nägel vom Nagelschmied gemacht werden, aber den möcht’ ich sehen. Auch die Wikipedia gibt zu: »Heute werden Nägel aus Draht durch Kaltumformung gefertigt.« 

Drahtstifte

Moderne »Nägel« sind also Drahtstifte. Weil sie aus Metalldrähten gemacht werden. Das Metall ist weich, damit der Drahtstift nicht bricht, sondern sich im Zeifelsfall biegt (Ausnahme Bildernägel mit Messingkopf). Ja, was ein Häkchen werden will, das krümmt sich beizeiten – altes Sprichwort. Außerdem ist es dann leichter, bei der Herstellung einen Kopf dranzubekommen, durch Stauchen, Pressen. Wie das geht, beschreibt das Lexikon (Quellenangabe unten) ganz einfach so:

Herstellung der Drahtstifte. Das Material für die Drahtstifte ist hartgezogener Stahldraht von nicht zu großer Härte, damit die Kopf- und Spitzenbildung nicht zu schwierig wird. Die zur Herstellung der Drahtstifte dienenden Maschinen unterscheiden sich zunächst dadurch, daß die Kopfbildung entweder durch den Schlag eines von einer Feder betätigten Stempels (Drahtstift[schlag]maschinen) oder durch den ruhigen Druck eines von einer Kurbel bewegten Stempels erfolgt (Drahtstiftpressen). Die Leistungsfähigkeit der Drahtstiftpressen ist eine wesentlich größere als diejenige der Drahtstift-(schlag-) maschinen.

Eine Maschine, welche das Schneiden und Kopfanstauchen ausführt, ist in Fig. 2230 dargestellt. Von der Kurbelwelle a aus wird durch Kurbelscheibe b mit Zapfen und Pleuelstange c der Arm d des um den Spitzzapfen e e schwingenden Haupthebels f bewegt. Letzterer trägt das Obermesser g, welches in Gemeinschaft mit dem Untermesser h vom Blechstreifen i einen Nagel t abschneidet, der niederfällt und von dem um k1 schwingenden, mittels Feder angepreßten Hebel k erfaßt und an den Schieber l1 (Fig. 29) im Karten l angedrückt wird. Gleich darauf wird die um u1, schwingende Feder u von der Kurbelwelle aus durch Daumenscheibe x, Hebel w und Stangen v v so verdreht, daß sie den Nagel t vorläufig festhält, ehe das Obermesser g in die Höhe geht. Von der Kurbelwelle a aus wird nun durch Daumenscheibe m der zweite, um Spitzzapfen o1 o1 schwingende Haupthebel o gehoben, welcher seine Klemmbacke p der festen Klemmbacke p1 (Fig. 30) unterhalb des Untermessers h entgegenführt. Dadurch wird der Nagel festgeklemmt. Während der Arm d des ersten Haupthebels f niedergeht, geht dessen Arm f1 aufwärts und dreht durch Bolzen q den dritten Haupthebel r um seine Achse r1 aufwärts. Derselbe trägt den Stempel s, welcher durch Stauchen den Nagelkopf bildet.[572]

Maschine, die Drahtstifte herstellt, Details oben, AD 1905

Ich lasse es erst einmal gut sein. Zumal die Drahtstifte immer mehr durch Schrauben verdrängt werden. Das spart den Hammer, später einmal die Zange, und geht vor allem auch elektrisch rein und raus.

Schrauben

Schrauben sind moderne Befestigungsmittel. Nur Klebstoff ist moderner (meine Meinung). »Im Unterschied zu Nägeln haben Schrauben ein Gewinde, welches es ermöglicht, lösbare Verbindungen zu schaffen«, schreibt die vorbildliche Dachdeckerwiki, hier: http://www.dachdeckerwiki.de/index.php/Schrauben_und_N%C3%A4gel .  
   Ich gehe nur auf den Schaubenkopf ein, genauer, auf die Art und Weise, wie man die Schraube schraubt. Klar, werden Sie sagen, mit dem Schraubenzieher, und falsch sagen die Neunmalschlauen Ingenieure: mit dem Schraubendreher, weil er ja die Schrauben nicht zieht wie eine Zange, sondern nur anzieht, was aber wiederum zu sehr nach der Textilbranche riecht. Deutsche Sprach’ mit deinen zusammengesetzten Wörtern, besonders oben im Norden, wo Weichseln Sauerkirchen heißen. Doch ich schweife ab in den Süden.

So haben’s ausgeschaut, die Schrauben früher – Foto Jörn
Herstellungtechnisch genügt ein eingefräster Schlitz, fertig ist der Schraubkopf. Auf geht so eine Schraube notfalls mit dem Messer aus dem Essbesteck.
Kreuzschraube, “Phillips” (zwei l) im Englischen, Patent 1933 – Foto Jörn
Nach dem Krieg kamen diese Kreutschrauben auf. Mit dem richtigen Schraubenzieher gehen sie gut auf und zu, eventuell mit dem falschen auch. Ich empfehle für zwei Euro den universellen Elektroschraubenzieher von Conrad.
»Torx«-Schraube im Außeneinsatz – Foto Jörn
Torx-Schrauben sind so ungefähr das Modernste von gängig, 2021. Mit dem richtigen Werkzeug, und nur mit dem, dreht man sie ein und aus, ohne dass das Werkzeug raus tendiert; da gibt es keine schrägen Flanken. Deutsch genormt heißt Torx »Innensechsrund«. Vor allem lassen sich diese Torx-Schrauben mit der Pistole einschrauben, selbst am Dach mit einer Hand:
Torx-Schrauben-»Trockenbauschrauber« – Bild Bosch

Es gibt noch eine Menge anderer Schraubköpfe, zum Schutz vor laienhaftem Öffnen, zur Monopolisierung des Herstellers, zum Ärger des Beschraubten … Das lasse ich weg. Unten weitere Links.

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Link zu diesem Blogeintrag http://j.mp/fj3oKxCD6
 = https://blogabissl.blogspot.com/2021/05/drahtstifte.html

Schrauben und Nägel in der Dach-Wiki
   http://www.dachdeckerwiki.de/index.php/Schrauben_und_N%C3%A4gel

Muster Drahtsifte
   https://www.bauhaus.info/drahtstifte/c/10002173?redirected=true&adb_search=drahtstifte

Muster Holzschrauben
   https://www.bauhaus.info/holzschrauben-spanplattenschrauben/c/10000004?redirected=true&adb_search=holzschrauben

Muster Torx-Holzschraube
   https://www.bauhaus.info/holzschrauben-spanplattenschrauben/profi-depot-mehrzweck-schraube-turbo-drill/p/20089593

Muster Spax-Schraube
   https://www.bauhaus.info/holzschrauben-spanplattenschrauben/spax-universalschraube/p/10077514
   https://www.spax.com/de/service/technisches-lexikon/spax/
   https://de.wikipedia.org/wiki/Spax_(Schraube)

T-Star-Plus Schraubkopf
   https://www.spax.com/de/service/technisches-lexikon/spax-t-star-plus/

Nagelherstellung im klassischen Lexikon der gesamten Technik von Otto Lueger 1904
   http://www.zeno.org/Lueger-1904/A/Nagelherstellung+%5B1%5D

Und jetzt die Ergänzung meines Freundes HvB

Lieber Fritz,
   das ist er, der Schraubenzieher so um 1910, der noch eine Klinge hat:


Den Begriff „Zieher“ find ich deshalb stimmig, weil die eigentliche Schinderei oft gerade das Herausdrehen der Schrauben ist, da darf die „Klinge“ vorn nicht stumpf sein.

Ein englisches Modell, aus neuerer Zeit, etwa 30 Jahre alt:

Und dann der Klassiker heute, der Schaft der Klinge geht durch den ganzen Griff, mit sechskantiger Verstärkung:

Jetzt die Klassiker bei den Holzschrauben – mit Senkkopf und Rundkopf:

Später dann, im Weltreich der Akkuschrauber, die Legionen der Torx- oder Kreuz-Köpfe, selbstschneidend, selbstsenkend, auch aus Edelstahl, so verlegt man heute Riesenterrassen oder die hässlichen Metallbeschläge bei Carports: einfach reinpfeifen. Dafür das Vorbohren, ein eigenes Kapitel, hier ein Aufsatz mit Tiefenbegrenzung und Senkfräser:


 
Üben, üben ist also angesagt, sprich vorher wissen, wann das Holz reißt, und vieles mehr.
– Soviel von meinem Freund und Holzbearbeiter. 



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