Am Samstag, 19. November 2016, las ich in der NZZ den Artikel »Zu oft im Gefängnis«. Zitat: »Wird der Faktor Alter herausgerechnet – Aborigines sind im Durchschnitt jünger als die Bevölkerung insgesamt, und Junge sitzen statistisch häufiger im Gefängnis –, so ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Aborigine im Gefängnis sitzt, 13-mal so gross wie bei einem Nicht-Aborigine.« In Westaustralien sollen Aborigine-Kinder sogar 53-mal häufiger im Gefängnis landen als Nicht-Aborigines. »Im Gliedstaat Victoria, in dem nur 1 Prozent der Bevölkerung Aborigines sind, machen diese 20 Prozent der Kinder aus, die vom Jugendschutz außerhalb ihrer Familie placiert werden. In fast 90 Prozent der Fälle sind laut einer aktuellen Studie Gewalt durch die Eltern und oder deren Alkohol- und Drogenmissbrauch der Grund dafür.« Und so geht es weiter. Als Grund wird vielerlei angegeben, Desinteresse, verheerende Zustände in den Gefängnissen, »Repression statt Reintegration«. Der Autor, Patrick Zoll in Cairns, gibt wenig Hoffnung, endet pessimistisch.
Australien hat etwas über 24 Millionen Einwohner, halb so viel wie Spanien. »Etwa drei Viertel der heute rund 464.000 Aborigines leben in Städten und haben sich weitgehend der modernen Lebensweise angepasst«. Diese knappe halbe Million Aborigines, das sind immer noch fast zwanzig Prozent aller Australier. Die Misere betrifft davon ein Viertel, die, die noch zuammen leben, und das wären dann etwa 116.000. Eine gehörige Minderheit, möchte ich meinen. Bei ihnen ist nicht einer gleich dem anderen, im Gegenteil. Es sind viele Gruppen, viele Stämme: »Je nach Definition und Quelle gab es vor der Ankunft der Briten etwa 400 bis 700 verschiedene Stämme der Aborigines.«
Quelle Histrorisches Hermannsburg, Wikipedia |
Ein paar australische Sprachen, von der aboriginalbibles.org.au-Website |
Man hat 200 bis 300 solcher Sprachen gezählt. Ob sie eine Schrift hatten? Ich vermute nicht.
Hier rechts zur Illustration auf »e-Baibul« eine Zusammenfassung von Sprachgebieten, für die es Bibelübesetzungen gibt.
Und nun?
Das Beispiel Aborigines mag ein Extrembeispiel sein. Erstens wird es dort noch ziemlich friedlich zuzugehen, ohne, dass sich die Staatsgewalt schon verflüchtigt hat. Zweitens sind anderenorts (ich denke da an Afrika) die zivilisatorischen Unterschiede wohl selten so krass.
Wie geht eine Integration, wie lässt sie sich wirkungsvoll, risikoarm und »minimalinvasiv« gestalten, liberal, mit möglichst wenig Zwang und unendlich langen Lageraufenthalten? Das müssen wir »ergebnisoffen« diskutieren, nicht auf der einen Seite von Re-Integration sprechen, von »alternativlos«, und von der anderen »Seite« bloß Sprachkenntnisse verlangen: Da müssen jahrhundertealte Traditionen über Bord geworfen werden, schwer, mühsam, über Generationen.
Link hierher: http://blogabissl.blogspot.com/2016/11/aborigines.html
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