4.7.2012 (dpa) Wegen des Streits in der Ukraine um die Aufwertung von Russisch
zur zweiten Amtssprache ist Parlamentspräsident Wladimir Litwin
zurückgetreten. Litwin will sich damit offenbar seine Chancen auf ein
Direktmandat in der Westukraine bei den Parlamentswahlen im Oktober
stärken. Die Ukrainer seien nun »ein grösstenteils zerrissenes Volk«,
sagte Litwin am Mittwoch.
Es soll nun nicht gesagt sein, dass es seitens des ukrainischen
Parlaments der Weisheit letzter Schluss war, als die Behörde bei ihrem
ersten Zusammentreten nach der Entmachtung des früheren Präsidenten
Janukowitsch den Beschluss fasste, dem Russischen und weiteren Sprachen
in Gebieten mit ethnischen Minderheiten von mehr als zehn Prozent den
Status einer »offiziellen regionalen Sprache« zu entziehen. (NZZ 9. 3. 2014)
As of 2014, Iraqi Kurdistan is in dispute with the Federal Iraqi
government, on the issues of territorial control, export of oil and
budget distribution and is functioning largely outside Baghdad’s
control. With the escalation of the Iraqi Crisis
and fears of Iraq's collapse, Kurds have increasingly debated the issue
of independence. In June 2014, the Kurdish President announced plans to
hold an official independence referendum "within several months". (Wikipedia)
Eine Regionalisierung mit größerer lokaler Eigenverantwortung muss praktisch und völkerrechtlich möglich sein. Bei den Kurden regt sich niemand darüber auf, dass sich das Gebiet immer mehr vom Irak lossagt. Transnistrien mit rund einer halben Million Einwohner, das sich von der Moldau trennt, wird westlicherseits einfach übersehen (von der NZZ nicht ganz.) Die »Annektion« der Krim (ca. 2 Mio. Ew.) wird gebetsmühlenartig als »völkrrechtswidrig« dargestellt, dabei könnte man dies weitaus konkreter als »friedlich« bezeichnen.
Das Festhalten an Nachkriegsgrenzen und möglichst großen Staaten mag für Politiker und Publizisten praktisch sein, realistisch oder demokratisch ist es nicht. Die großen Kriegsmaschinerien, globale Hilfs- und Friedensorganisationen mögen in großen Konflikten mehr mediale Unterstützung finden, den Leuten »vor Ort« tun sie damit nichts Gutes.
Und vielleicht denkt schon einmal wer über Südtirol nach, dem es in Zukunft unter einer Römischen Zentralregierung eng werden könnte.
Ich wünschte mir eine differenzierte Betrachtung, und eine unpolemische, ohne Emotionalisierungen, altmodisch: sine ira et studio. Selbst die IS sollte nicht einfach immer nur als Terrormiliz bezeichnet werden, selbst wenn sie das ist. Putin nicht stets als Bösewicht, Russland weder als »strategischer Partner« noch als »kein strategischer Partner mehr«, alles blödsinnige Schubladeneinteilungen. Erst nachdenken, nachforschen, dann selbst urteilen, das sind wir uns selbst und den Resten der Demokratie hier schuldig.
PS. Das unpassende Karl-May-Bild zeige ich hier nur, weil alles Neuere urheberrechtlich bedenklich wäre. Es stammt aus der Wikimedia.
Inzwischen sinniert die NZZ auch schon über Parallelen zwischen der Ostukraine und Transnistrien: »Das Gespenst eines ›eingefrorenene‹ Konflikts« Und ich meine: Was Schottland erlaubt wird – über eine Trennung von Großbrittannien abzustimmen – darf im Osten nicht sein?.
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