18. März 2012

Meine Reisen ins Morgenland
oder: So kam ich bis China.

Damit meine ich nicht meine Reise nach Bagdad, als dort noch Friede herrschte, dafür aber in Zypern derart gekriegt wurde, dass ich über Afrika nach Genf hatte zurückfliegen müssen. Das war 1974, ich war 32, lebte in Genf und machte mir nebenbei Gedanken, wie man Computerterminals das »arabische« Schreiben von rechts nach links beibringen kann. In Bagdad installierte ich beim Herumwarten (remember: Orient) unserem Vertreter im Büro die deutsche Telefonanalage, er schenkte mir dafür einen selbstgefertigten Dimmer, jahrelang tat er bei uns dann seine Dienste. Das sind vergangene Zeiten, frühere Leben, entfernt und zu Geschichten geworden durch die Zeit, die Zeitläufte.
···Heute reise ich noch viel weiter gen Osten; nach Thailand, Tibet, nach Kambodscha, Laos und Indien; bis ins moderne Myanmar hoffe ich heuer zu kommen. Mein fliegender Teppich ist das Internet, mein Steuermann Schorsch. Schorsch, bekannt als alter Schulfreund und Internatskamerad, ist ein exzellenter Reiseführer in diesen fernen Gegenden, besonders im Himalaya. Gelegentlich nimmt er kleinere und kleinste Gruppen ähnlich Ferngesinnter mit sich, und führt sie herum in den Bergen oder über die Flüsse. Heuer ist seine Gruppe nur eine, sein Fluss der Mekong, sein Ziel Burma. Doch so weit sind wir noch nicht.
···Nein, ich bin der eine nicht, der mitreist im Doppelzimmer – »immer mit eigenem Bad, sonst nehmen wir’s nicht«. Ich agiere als Schorschs Privatsekretär aus dem fernen Deutschland. Er schickt mir alle Nasen lang eine SMS oder gar eine Mail, schreibt, wo er gerade ist, was sie so tun (auf einer 125er-Miet-Honda mit Fahrer von Kompong Chan nach Kratie knattern), wie sein wertes Wohlbefinden so tut (ich verschweige das hier). Dann fülle ich seine Kurzmitteilungen auf mit Daten, Bildern und Geschichten aus dem Internet, meine Phantasie blüht auf, und der Bericht über seine Reise wird um ein Kapitel fortgeschrieben und an ein paar auserlesene Eingeweihte als PDF versandt; nur eine hat kein Internet und muss mit Papier versorgt werden. Schorsch hat was gegen das Internet, jedenfalls dann, wenn man sich darin auslässt über sich, und zeigt sich hierin als typischer Deutscher: »I bin I und net im Internet« – von Facebook ganz zu schweigen! Ich respektiere das, was den Vorteil hat, dass ich mich nicht sorgen muss um Abmahnungen deutscher Rechtsanwälte, die im Netz nach Landkartenausschnitten suchen und das Urheberrecht besser kennen als Richter die Web-Usancen. Doch ich schweife fort.
···Ich reise im Geiste mit. Erst suche ich die Käffer in der Wikipedia, notfalls in der englischen, die ist noch viel exotophiler. Man achte dabei auf die variierende Schreibungen. Bittesehr: Kompong Chan in der Wikipedia http://en.wikipedia.org/wiki/Kampong_Cham_District mit über dem Mekong untergehender Sonne. Ich verweile dann ein bissl dort – nicht so lang wie Schorsch – und sehe mich um. Auf Google-Maps (und genauso auf Google-Earth) gibt’s »Panoramio«-Fotos in abundanter Fülle. Schreibt Schorsch: »Alle Häuser stehen auf zirka sechs Meter hohen Stelzen«, finde ich das Bild dazu:





(Ich ärgere mich noch heute, dass mir die Zeitung meinen Artikel über die Panoramio-Erfinder nicht abgenommen hat.)

Ein Bild aus Kratie zu finden ist eine leichte Übung, stehen die besseren Häuser doch seit der französischen Kolonialzeit dort. Wer mehr sehen will, hier eine Auswahl. Selbst die knatternde Honda hab’ ich gefunden, man klicke hier und warte ein wenig, bis erst die Landkarte und dann das Gefährt auftaucht. (Wenn’s nicht klappt, bitte melden.)
···Besonders erlebnisreich war meine Fahrt auf dem Mekong, hinauf mit dem “Slow Boat”. Wer denkt da nicht an das “Slowboat to China”? Das höre ich mir dann genau hier an und lese von Frank Loessers, des Komponisten, Tochter: “I’d like to get you on a slow boat to China was a well-known phrase among poker players, referring to a person who lost steadily and handsomely. My father turned it into a romantic song, placing the title in the mainstream of catch-phrases in 1947.” So kam ich bis China. Und wieder einmal vom Hundertsten ins Tausendste. Wunderschöne Bilder gibt’s von dort. Die Touristen machen scheint’s alle dasselbe, besuchen dieselben Attraktionen, wie hier alle Japaner Beethovens Geburtshaus.
···Ich schließe mit einem ganz kleinen Video einer Fahrt am Mekong nach Laos, zwei Tage je sieben Stunden lang, hier knapp zwei Minuten:


Klicken genügt.

PS. Das Schöne sind, wie gezeigt, die Links, die sich in elektronischen Dokumenten unterbringen lassen. (Manche Links überleben die Umwandlung von Word zu PDF allerdings nicht, ich weiß nicht, warum.) Wer dagegen das »Dokument« nur ausdruckt, hat davon nichts. Der kann hier lange mit dem Finger auf das schräge Bildchen mit dem Boot zeigen, es tut sich nichts.
···Dagegen sind QR-Labels gedacht, Quick-Response-Etiketten. Diese Punktkodes erscheinen im Ausdruck am Papier. Man kann sie mit gängigen Fotohandys wieder »einlesen«. Sie führen einen dann – sofern man online ist – genau wie der originale Link zur vom Autor gewünschten Stelle:
Hier zum Beispiel der Link zum Youtube-Video vom Slowboat, http://www.youtube.com/watch?v=o3hrsCVLsWE. Erzeugt habe ich’s mit http://zxing.appspot.com/generator/, als Leser im Blackberry hat sich bei mir Scanlife bewährt. Das Punkteraster kann auch kleiner sein, bei gleichem Inhalt weniger Punkte haben (ist dann fehleranfälliger) oder nur einen Kurzlink enthalten. Der Online-Leser mag’s vom Bildschirm probieren. Ideal sind QR-Kodes, um Besuchern rasch Zugang zum eigenen W-Lan zu geben. (Unter QR-Kodes lassen sich sogar mit etwas Mühe ein wenig Farbe oder einem Bild hinterlegen, solange die Punkte noch einigermaßen hervortreten, hier mehr darüber.)

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