Ein Feriendienstag – Das ägyptische Museum in Bonn
Carla sollte mittags nach Limperich gebracht werden, das ist auf der anderen Rheinseite, südöstliches Beuel. Es ist regnerisch. Also fuhren wir mit der Straßenbahn. Die aber fährt nicht. Mitten in Beuel ist große Baustelle, ein neues Schienenbett wird gelegt, Schwellen, die nach Karbolineum riechen, blitzende Schweißarbeiten, kunstvolles Teeren, ein Bild hoher Kosten, wie es sich für das mittellose Bonn und dieses rein öffentliche Verkehrsmittel gehört. »Schienenersatzverkehr« war angekündigt, dessen Haltestellen nicht zu finden, jedenfalls nicht für mich Gelegenheitsverkehrsverbundenen. Also haben wir die Beueler City zu Fuß gequert, sind am alten Beueler Bahnhof wieder eingestiegen in die Linie, und dann aus unbändiger Fahrfreude gleich noch eine Station zu weit gefahren. Carla ging nur unter Protest wieder zurück. (Bild links: Uschebtis und Gesicht einer Königsfigur, Fayence, Spätzeit und neues Reich, um 600 und 1200 v. Chr., mit Blick auf die Adenauerallee; rechts: Frauenfigur auf einem Bett, bemalter Kalkstein, Neues Reich, ca. 1550—1290 v. Chr, im Hintergrund der schöne Kopf einer Grabstatue eines hohen Beamten, Altes Reich, ca. 2300 v. Chr.)
Ich bin dann zur Strafe ganz zu Fuß zurückgegangen von Beuel-Limperich nach Bonn, zwischendurch eine Schiffsreise mit der Fähre. Eine Stunde. Schön, erlebnisreich – große Wiesen, zwei reife Brombeeren, ein Wegkreuz (das, wo Birte ihren Radunfall hatte), an der Anlegestelle ein sehnsüchtiger Anschlag mit der Suche nach der am 29. Juni verlorenen »wunderschönen Frau. … Zuerst trafen sich unsere Blicke, als ich auf einer Bank saß, und dann einige Minuten später an der Fähre. …« Da wird einem doch gleich warm ums Herz. Mögen sie sich treffen und mögen.
Oben im Hofgarten hatte ich immer noch nicht genug »Exkursion«. Ich suchte mir das ägyptische Museum. Ein großer, schöner Saal im ersten Stock des Palais, Eingang östlich der Durchfahrt der Adenauerallee vom Park aus. Eine wahre »Musterausstellung«: genug für Reminiszenzen, ein bisschen Bildung, nicht zu viel für eine kurze Visite. Ein viertausend Jahre alter Holzsarg, Modelle wie Spielzeug, die Eleganz bescheidener Mittel, künstlerisch und handwerklich perfekt bearbeitet. Eine wilde Schlachtszene als großes Platten-Halbrelief. Katzen (Bilder: Mumienmasken, Karton bemalt, vergoldet, ptolomäisch, 3.—1. Jh. v. Chr.) Ewiges Leben. Für mich eine Erinnerung an Berlin, Pergamon (noch DDR-verstaubt), 6×6-Schwarzweißfotos mit der Mamiyaflex. Nun, da höre ich jetzt hier aus dieser meiner Studentenzeit dazu Chanson pour l’Auvergnat etc.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen