Die Wikpedia wird in aller Welt gefeiert. Ihre Verdienste sind unbestritten. Ich erlaube mir, ein wenig Kritik zu üben:
• Die Wikipedia folgt seit ein paar Jahren dem Zeitgeist und will sich kritisch, ja nachgerade emotional zeigen. Gern wird gemäkelt, der oder die könnte ja Dreck am Stecken haben, da könnte was Böses dahinterstecken, und wer in der Nazi-Zeit gelebt hat und nicht Widerstand geleistet hat, ist eh suspekt.
Wahrheit findet sich nur mit Verstehen (Empathie), nicht bloß in Belegen.
• Denken, Plausibilisieren ist out. Alles muss wo schon wo geschrieben worden sein.
Beispiel: Ich wollte mal einen Eintrag über Womanizer machen, weil ich echt keine Ahnung hatte, was mir da in der Fernsehwerbung angepriesen wurde und bei Google fast elf Millionen mal gefunden wird. Ist eine interessante technische Erfindung aus Deutschland, patentiert, wird aber selten in seriösen Quellen vorgestellt. Deshalb wurde der Eintrag abgelehnt. Mein zarter Ersatzeintrag auf der amerikanischen Begriffserklärungsseite zu Womanizer: “An electropneumatic gadget for autostimulation” wurde eine Zeitlang wohl übersehen und dann getilgt.
Als Techniker halte ich eigeners Denken und Plausibilisieren für eine durchaus erwägenswerte Herangehensweise an die Welt. Dass 2+2 vier ist, müsste man Wikipedia erst durch Quellen belegen.
• Wikipedia, besonder die deutsche, wird besserwisserisch bis zur Unverständlichkeit. Schnelle, einfache Erklärungen, wie sie etwa ein Schüler sucht, gibt es selten. Beispielo: Was ist ein Dreieck? »Ein Dreieck (veraltet auch Triangel, lateinisch: triangulum) ist ein Polygon und eine geometrische Figur. Es handelt sich innerhalb der euklidischen Geometrie um die einfachste Figur in der Ebene, die von geraden Linien begrenzt wird. Seine Begrenzungslinien bezeichnet man als Seiten.« – Nur gut, dass ein Bild dabei ist.
• Mit Biografien aus dem Dritten Reich (bei Wikipedia immer in Anführungszeichen, wie einst DDR in der Bundesrepublik bis ein paar Jahre vor der Wiedervereinigung, als ob »das« was brächte) ist die Wikipedia besonders verdächtigend und pointiert. So erfahren wir Erhart Kästners siebenstellige NSDAP-Mitgliedsnummer, wozu? Dass der Münchner kriegsversehrte Dichter Georg Britting 1936 zu einem Treffen der »Dichter des Krieges« nach Berlin fuhr und dort ein Telegramm an Hitler geschickt haben soll, geht in Wirklichkeit nur auf die »Sondernummer« vom 7. 10. 1936 des »Nachrichtendienstes der Amtleitung der NS-Kulturgemeinde und des Amtes für Kunstpflege beim Beauftragten des Führers für die gesamte geistige und weltanschauliche Erziehung der N.S.D.A.P.« zurück, ist aber recht unwahrscheinlich. Wir erfahren es in der Wikipedia süffisant als »fortdauernd ambivalent«, freilich aus der Zunge eines Dritten und nicht von der Wikipedia. Das ist schlicht übler Nachruf.
Nicht was wer über was gesagt hat ist richtig, sondern direkte, selbst verantwortete Aussage, bis auf besseres Wissen. »Der hat gesagt« ist Hörensagen und verschiebt die Verantwortung auf andere.
• Schnell wird von den Wikipedia-Insidern »revertiert«, d. h. gelöscht, ohne Begründung. Nur gut, dass man die Diskussionen lesen kann, oft noch lange Zeit!
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