Ein schönes Fest war’s, in herrlicher, vielen heimatlicher Umgebung. Es strahlte uns der Herbst. Goldener Oktober. Erst am Sonntag, ganz am Ende, gab’s Wolken und Regen, der aber erschien mir auch leicht – und grad’ schön melancholisch.
Von uns, Abituria 1961, waren da die drei Internen, die’s damals alle neun Jahre in einem Zug durchgestanden hatten: Uwe, Schorsch und ich. – Klaus B. war fest dabei, hoch anzurechnen einem Externen, aber auch Hermann S., als Neuling bei diesen raren Treffen. (Generell haben normale Schüler normaler Gymnasien, und bei uns die »Externen«, weniger das Bedürfnis, sich immer wieder g’rad dort zu treffen.) So waren diesmal besonders ganz alte Internats-Jahrgänge gut vertreten, bis zu Kriegs- und Nachkriegsgeneration, und dann wieder viel Jüngere.
Hohenaschau aus der Kampenwandseilbahn |
Das Internat, das »Heim«, hat nicht nur verbal an Bedeutung abgenommen. Genaue Zahlen hab’ ich nicht mitbekommen, stehen auch nicht auf der modernen Homepage, aber von insgesamt rund sechshundert Schülern sind vielleicht hundertzwanzig im Internat, ein Fünftel (hier Genaueres: 114:654). Viele steigen erst in der Mitte ein, da sei der Andrang am größten, »unten« am Anfang in die fünfte Klasse ist weniger Nachfrage. Die Gründe, ein Internat zu wählen, sind wohl öfter schulisch und erzieherisch, als wie einst äußeren Umständen zu verdanken. Dazu kommt die Situation an Wochenenden, zu denen heute viel, viel öfter »heimgefahren« wird als damals bei uns (nach den Sommerferien sechs, sonst vier Wochen fest im Heim). Aber ich schwafle ab …
Ich war schon Donnerstagabend gekommen, auch Uwe und Familie, in den preiswerten »Ott« in Egerndach, mein Zimmer vierzig Euro die Nacht. Zudem im Haus ein gutbürgerlich-gutbayrisches Speiselokal mit netten Leuten, stellte sich heraus.
Den Freitag nutzten wir zu Fahrten in die Umgebung, Chiemsee, Kampenwand, Natur. Schon Freitagabend, wie gesagt, im Zelt in Marquartstein, erste Begrüßungen, besonders von der treuen Sylvia Niedermeier, die im entscheidenden Moment ihre ganze Familie einspannt! Danke, danke! Als dann noch die Hinweise zum »Häusl« auf der Zeltplane »vor Ort« waren, stimmte alles. Gutes Buffet, € 13,50, ordentliches Bier, schnelle Bedienungen, gut »ge-catert« (sprich mit ä) aus Niederbayern.
Hans Mallinckrodt mit Sylvia Niedermaier |
Vorsitzender ist jetzt der Kiefernchirurg Dr. Dr. Klaus Ständer, pragmatisch-praktisch und ohne sehnsüchtigen Ballast alter Stimmungen. Dann aber – war an diesem Samstagvormittag nichts. Es gab schöne geführte Rundgänge und Ausstellungen, der Betrieb aber ruhte samstäglich in Schule und Heim. Wo sich bei den früheren Treffen die Schule zeigen wollte, wuselnd, werbewirksam, da waren wir Alten und Altinnen diesmal unter uns. Auch schön, ruhig, gut zum Unterhalten.
Der Bund hat im Schloss neue Türen spendiert, die mir gleich auffielen, jedenfalls im Erdgeschoss. Ich ging ein Stück alte Wendeltreppe, dachte an Peter Kraus (hier die Szene auf http://joern.de/Klassenzimmer.htm).
Das Achenhaus ist weg, tabula rasa, siehe Bilder – die stehen übrigens auf http://j.mp/ und danach der Schlüssel 2OEra0P. Bitte manuell herauskopieren oder genau abtippen.
Viele – unsere Klasse jedenfalls – haben sich traditionell am Samstagnachmittag bei der Streichenkapelle im Ausflugslokal getroffen, Essen, Aussicht, Gespräche, Sonne, und die einmalige Kapelle, aus dem dreizehnten Jahrhundert etwa. Schorsch gab uns eine Einführung, seht einen Ausschnitt im Video im Fotoalbum, danke! Danach sind alle wieder heruntergewandert; nur ich hatte mir bequem mit dem Auto eine Extratour geleistet, siehe die nachträgliche hoheitliche Erlaubnis in der PDF-Sammlung.
Am Samstagabend war das Festzelt bummvoll. Von uns waren da Uwe mit Familie, Schorsch mit Freundin, ich solo, Fage, Herneid, Hansl, Klaus und Hermann, Justus mit Frau, dazu Jan mit Frau und Klaus. Einige aber haben deutlich gefehlt wie Ludwig und Karl, mancher war entschuldigt wie Götz und die Oma. Volker aus Australien hatte ich ein paar Tage vorher allein getroffen; er war zur Photokina nach Köln gekommen, und ich wohne in Bonn; ein paar Bilder auf http://j.mp/ und dann 2xLoMeT . Henning sehe ich hier regelmäßig, siehe etwa http://bit.ly/ und 2zJS3cH .
Mit Fage kam ich als letzter gegen halb zwölf aus dem Zelt, der alte Pilot und der Schnitti (I) stocknüchern.
Ganz gefehlt haben uns leider die Lehrer, die zu den letzten Treffen noch gerne gekommen waren. Mögen sie ruhen in Frieden, in Gott, oder, wie Erich, der mir jetzt als schon zu gebrechlich geschildert wurde, daheim ihre Ruh’ haben von uns. Denn laut war’s schon im Zelt …
Am Sonntag kamen so zehn Handvoll alte Altmarquartsteiner zur Andacht in die Burgkapelle, im Sonntagsstaat, und sie hatten Familie und zum Teil ihre Kinder mitgebracht.
Ich hatte vorher noch einen Morgenspaziergang gemacht über Kapellenhaus, Nazipeter und dessen Wiese zum Berghof hin (mit Neubau daneben, siehe Bild im Album) und ins Schulgelände. Den Weg sind wir früher alle Tage gegangen vom Schloß (damals so) zur Burg, von der Burg zum Schloss in die Schule. Die Brücke im Wäldchen ist weg.
Die Andacht leitete ein (für uns) junger Altmarquartsteiner aus Reit im Winkl, seit zehn Jahren in Traunstein Seelsorger im Krankenhaus und Sterbebegleiter. Mir scheint, in Bayern sind die Katholiken pragmatischer: Ein guter Familienvater kann sogar »besser sein« als manch oft weit hergeholter Zölibatärer, der liebe Gott wird’s ihm vergelten, und die Gemeinde verdanken. Diakon zu werden hat sich der studierte Theologe geweigert, weil’s Frauen auch nicht dürfen, und so ist er halt bloß »Pastoralreferent«, hier. Seine Predigt war gut, persönlich und passend (siehe PDF), das Andenken ernst. Dazu edle, konzertante Harfenmusik.
Die Burg hatte für uns ein Tor geöffnet. So standen wir zum Abschluss zahlreich im Burghof herum. Mein Foto zeigt Kinderspielzeug unter den Lauben im Westen, dahinter die Türe – zu den einstmaligen Duschen: »Burschen, duschna!« Der Name des stimmgewaltigen Hausmeisters fällt mir gleich wieder ein … Ja, Wasmeier, auf a betont!
Ich bin dann noch nach Übersee zum Chiemgauhof gefahren, wo man schlecht und teuer isst aber schön und weit über den Chiemsee sieht. Danach habe ich mich mit dem Auto hinten angestellt nach München, Nürnberg, Würzburg, Frankfurt und so weiter. Vor lauter Stau habe ich nur acht Liter auf Hundert gebraucht. Um elf erst war ich zuhause.
Ich fürchte fast, das nächste Treffen wird erst wieder in zehn Jahren sein, 2028, wenn das Landschulheim dann runde hundert Jahre alt wird. »Wer in Deutschland als Mann die Schwelle von 65 Jahren erreicht hat, kann statistisch gesehen dann noch weitere 17 Jahre und zehn Monate leben«, schreibt (Anfang 2018) die FAZ. Wenn das so ist, dann können wir dann mit 83 schon nicht mehr kommen. Für mich wäre das dann bereits zu spät 1941 + 65 + 17 = 1941 + 82 = 2023 …
Kommentare und Korrekturen bitte an mich, Fritz@Joern.De.
Direktlink hierher, gern auch zum Weitergeben: http://j.mp/2pJxfeh
= https://blogabissl.blogspot.com/2018/10/marquartstein-2018.html
• Bilder auf http://j.mp/ und danach der Schlüssel 2OEra0P
• PDF-Datei mit Erinnerungen und Dokumenten: www.Siebenfahr.com/ und dann MStein2018.pdf
• Übersicht über frühere Treffen und unseren Jahrgang auf www.Joern.De/MStein.htm (Groß- und Kleinschreibung hier egal, läuft bei 1&1)
• Die Ehemalige und aktive freie Journalistin Christiane Giesen aus Grassau hat in zahlreichen regionalen Artikeln über das Landschulheim berichtet:
· Aktuell: »Von Kanada, London, Oslo und Paris angereist – Jubiläumstreffen zum 90-jährigen Bestehen des Staatlichen Landschulheims Marquartstein und Tag der offenen Tür«, Traunsteiner Tagblatt, 8.10.2018, siehe www.Siebenfahr.com/ und dann MStein2018.pdf (Danke, Henning, für die Kopie!)
· »Im Rahmen des Jubiläumstreffens zum 90-jährigen Bestehen des Staatlichen Landschulheims Marquartstein gab es Neuwahlen beim Bund der Altmarquartsteiner (BAM)«.
· Gute Übersicht: »Marquartstein – Voraussichtlich werden 654 Schüler im kommenden Schuljahr das Staatliche Landschulheim Marquartstein besuchen.«
· »Ein großartiges Wandrelief aus Keramik am Staatlichen Landschulheim Marquartstein« (bei mir Datei lshWandrelief.doc, auf Anforderung), »Über sieben Jahre hinweg haben fast 50 Schüler aus der Kollegstufe unter Leitung von Werklehrerin Majlis Dobel, die zugleich akademische Bildhauerin und Keramikerin ist, im Kurs ›Kunst am Bau‹ daran gearbeitet. Jetzt ist das Werk vollendet«. Hier ihr ähnlicher Bericht online.
· »Aus den Originalakten der Staatssicherheit der DDR, Ausstellung und Gespräch mit Zeitzeugen im Landschulheim« (lshStasi.doc). Siehe diesen Online-Bericht.
· »Eine Zeitreise auf Spuren der alten Römer. Fünfzig Schüler des Staatlichen Landschulheims fuhren nach Carnu[n]tum« an der Donau bei Wien (lshLateinfahrtColonia.doc). Text bei Interesse auf Wunsch.
· »In die fremde Welt Saudi-Arabiens eingetaucht. Haifaa Al Mansour besprach mit Schülern ihr Buch ›das Mädchen Wadjda‹« (lshLesungArabi.doc). Hier der ähnliche Bericht online.
· Achenhaus-Abriss
Die Festschrift zum neunzigjährigen Bestehen des staatlichen Landschulheims Marquartstein vom Oktober 2018 ist – solange Vorrat reicht – für zehn Euro (eventuell plus Porto) erhältlich über Sylvia Niedermeier, Sylvia.Niedermeier@me.com. Foto Ständer. Inhaltsverzeichnis hier.
• LSH: Meine Polemik über Abkürzungen siehe http://j.mp/2IMd73P#OGS, bau’ ich noch aus.
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